Cover-Bild Zusammenkunft
(29)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 113
  • Ersterscheinung: 14.02.2022
  • ISBN: 9783518430460
Natasha Brown

Zusammenkunft

Roman
Jackie Thomae (Übersetzer)

Nach oben kommen. Das war immer der Plan. Seit Jahrhunderten. Dafür hat sie, dafür haben alle vor ihr gekämpft. Und als Schwarze Frau stand ihr letztlich nur ein Weg offen: Völlige Verausgabung, Oxbridge, Londoner Hochfinanz, ein Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire. Doch als sie endlich eingeladen wird, Mitglied einer Familie, Angehörige einer Klasse, Teil eines Landes zu werden, muss sie am eigenen Körper erfahren, dass die erlittenen Ungerechtigkeiten tiefere Wurzeln geschlagen haben. Wie kann sie sich retten? Wie mit dem Erbe der Geschichte leben?

Mit Zusammenkunft ist Natasha Brown die literarische Sensation gelungen: ein virtuoser, verdichteter Roman über die Anstrengungen der Gegenwart und die toxische Wirkung der Vergangenheit in unseren Worten, Werten, Besitztümern. Natasha Brown stürzt Schuld und Schönheit und Menschlichkeit ununterscheidbar ineinander, mit elektrisierenden Folgen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2022

Ein Buch voller Poesie

0

"Zusammenkunft" ist ein Buch, das man nicht "mal eben zwischendurch" liest. Es verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration vom Leser, doch dafür wird man von Autorin Natasha Brown mit einem fast schon poetischen ...

"Zusammenkunft" ist ein Buch, das man nicht "mal eben zwischendurch" liest. Es verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration vom Leser, doch dafür wird man von Autorin Natasha Brown mit einem fast schon poetischen Schreibstil belohnt. In kleinen Fragmenten erzählt sie die Geschichte einer schwarzen Frau in Großbritannien, so komprimiert und verdichtet, dass auf den 114 Seiten wirklich nur das Nötigste erzählt wird.
Natasha Brown greift dabei dennoch auf eine tiefgründige Art und Weise schwerwiegende Themen wie Rassismus und Sexismus auf, die subtil, aber dennoch in schonungsloser Ehrlichkeit von der Protagonistin geschildert werden. Dabei werden auch immer wieder Fragen aufgeworfen, die in einem größeren gesellschaftlichen, historischen oder politischen Zusammenhang stehen und den Leser zum Nachdenken anregen. Somit bleibt das Buch lange im Gedächtnis und "hallt nach", wenn man sich darauf einlässt.

Insgesamt ist Natasha Brown hier ein ganz wunderbares, großes Debüt gelungen, das ich jedem, der sich mit dem Thema Rassismus und Sexismus auseinandersetzen möchte, nur wärmstens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 23.01.2022

Aufstiegsschwierigkeiten in der britischen Klassengesellschaft

0

Das Cover mit den runden, grünen Buchsbaumkugeln und dem übergroßen Titel in schreiendem rosa fällt sofort ins Auge und könnte ein Nachobenkommen durch eine schmale Schnittstelle symbolisieren. Auf jeden ...

Das Cover mit den runden, grünen Buchsbaumkugeln und dem übergroßen Titel in schreiendem rosa fällt sofort ins Auge und könnte ein Nachobenkommen durch eine schmale Schnittstelle symbolisieren. Auf jeden Fall kann es auf abstrakte Weise “wachmachen”.
Dieser Roman erzählt von der namenlosen schwarzen afrobritischen Protagonistin, die an ihrer Karriere und somit an ihrem sozialen Aufstieg bis zur Erschöpfung und Selbstaufgabe gearbeitet hat. Überall ist sie mit Rassismus, sozialen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten in der postkolonialen britischen Gesellschaft, die Profit aus Kolonisierung und Sklaverei gezogen hat konfrontiert. Sexismus beherrscht ihr Leben und die “feindliche Umgebung” am Arbeitsplatz lässt sie verzweifeln, denn ihr Aufstieg in die Londoner Hochfinanz wird von erzkonservativen Mitbürgern durch “affirmative action”, also der Förderung von Diversität, erklärt. Ihr vernichtendes Streben nach Anerkennung bekommt einen Knick, als bei ihr eine schlimme Krankheit diagnostiziert wird, und sie desillusioniert zurücklässt. Sie gerät in eine Krise der Selbstidentifikation, will aber die Kontrolle über lebensnotwendige medizinische Eingriffe hinterfragen.
Die “Zusammenkunft” bezieht sich auf eine Einladung zu einer Geburtstagsparty auf den ererbten Familienlandsitz ihres reichen, weißen Freundes. Dort wird sie einmal mehr mit der britischen Klassengesellschaft konfrontiert, denn das weiße Establishment mit dem “alten” Geld beherrscht das Leben in England.
Zu Natasha Browns Werk mit möglicherweise autobiografischen Zügen, gehört, neben der soziospezifischen Anklage, die dort, nebenbei bemerkt, durchaus auch auf weiße Kinder aus der Unterschicht zutreffen könnte, eine sprachlich herausragende Aufbereitung. Ihr Schreibstil ist nicht linear narrativ, sondern spiegelt den seelischen Ausnahmezustand der Protagonistin wider, indem sie, wie in einem Bewusstwerdungsstrom, einzelne ihrer Gedankenblitze darbietet. Sie erinnert mich an die “Molly Bloom” von James Joyce. Diese moderne Erzähltechnik ist aber nicht jedermanns Geschmack. Auf etwas mehr als hundert Seiten wird in komprimierter Form die Problematik aufgerollt. Das Werk liest sich schnell, regt stark zum Nachdenken an, erfordert also geistige Mitarbeit. Von daher ist ein großer Erfolg in der britischen Mittelschicht zu erklären. Als Englandkenner konnte ich ihre Anklage gut nachvollziehen, jedoch bezweifle ich einen sehr großen Erfolg in Deutschland, eher in den USA.
Ich kann eine gute Leseempfehlung abgeben.

Veröffentlicht am 17.01.2022

Starkes Debüt

0

„Zusammenkunft“ ist das Debüt der Autorin Natasha Brown, die zuvor über zehn Jahre im Londoner Finanzsektor arbeitete.

Dieses Buch ist kein Roman im klassischen Sinne. Es sind viel mehr zahlreiche kurze ...

„Zusammenkunft“ ist das Debüt der Autorin Natasha Brown, die zuvor über zehn Jahre im Londoner Finanzsektor arbeitete.

Dieses Buch ist kein Roman im klassischen Sinne. Es sind viel mehr zahlreiche kurze Szenen, in denen die Autorin Einblicke in ihr Leben gibt. Das Leben einer schwarzen Frau in einer rassistischen Gesellschaft. Zwischen den einzelnen Sequenzen gibt es auf den ersten Blick keinen Zusammenhang. Natasha Brown erzählt über ihre Arbeit, ihre Kollegen, ihre Vergangenheit, die Familie ihres Freundes und vieles mehr. Dennoch gehört alles zusammen, die verschiedenen Situationen geben nach und nach ein rundes Bild einer Gesellschaft, in der nichts rund ist. Einer Gesellschaft, in der Menschen wie Natasha Brown tagtäglich mit Vorurteilen kämpfen und sich diesen stellen müssen.

Auch wenn das Buch nur 113 Seiten hat, es lässt sich nicht schnell lesen. Der Schreibstil ist eindringlich und intensiv. Viele der geschilderten Szenen musste ich erst einmal für mich sortieren und einordnen. Es ist gleichermaßen dramatisch und traurig wie dominant und herablassend sich Weiße gegenüber Schwarzen und Männer gegenüber Frauen verhalten.

Natasha Brwon nimmt klein Blatt vor den Mund, sie scheut sich nicht wichtige gesellschaftliche Themen wie z.B. Sexismus, Rassismus und vererbte Privilegien anzusprechen und damit auf Missstände aufmerksam zu machen.

Mich hat das Debüt der Autorin sehr beeindruckt und ich hoffe, dass es von zahlreichen Menschen gelesen wird und zum Nachdenken anregt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.03.2022

Ohnmacht

0

„Zusammenkunft“ ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil seines Titels – hier wird nichts vereint, gelöst, versöhnt. Die Friedlichkeit, die das Wort suggeriert, ist kein Teil der Handlung. Der einzige ...

„Zusammenkunft“ ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil seines Titels – hier wird nichts vereint, gelöst, versöhnt. Die Friedlichkeit, die das Wort suggeriert, ist kein Teil der Handlung. Der einzige Aspekt von Zusammenkunft, der auf den Inhalt des Textes zutrifft, ist der eines flüchtigen, vielleicht auch gleichgültigen, Zusammentreffens von Menschen, denn an der Erzählerin ist eigentlich niemand wirklich interessiert – seltsamerweise auch sie selbst nicht, denn für sich selbst (wie auch für viele andere) ist sie „nichts“, wie immer wieder betont wird. Ihre Haltung sich selbst gegenüber ist distanziert bis unbeteiligt, um nicht zu sagen apathisch.

Und das ist eigenartig befremdlich, denn insgesamt ist der Roman eine Wutrede, eine ohnmächtige Anklage gegen den Status quo, gegen Sexismus, Rassismus und Marginalisierung, Vorurteile, Privilegierung, Oberflächlichkeit, Kolonialismus, das Klassensystem, Seilschaften, gesellschaftliche Normen. Es ist ein deprimierender Text mit schmerzhaften Wahrheiten, vorgetragen mit brutaler Offenheit, der sich an der Frustration abarbeitet, dass sich weder an der Geschichte noch an der Gegenwart und vermutlich auch nicht an der Zukunft etwas ändern lässt.

„Zusammenkunft“ bietet auf seinen 113 Seiten unendlich viele Interpretationsansätze – am eingängigsten und besonders markant ist wahrscheinlich die Krebsmetapher: die Krankheit, die sich mäandernd und einem Kraken gleich durch den Organismus frisst, an immer neuen Stellen auftaucht und das System unheilbar vergiftet. Wie ein Krebsgeschwür verdammt die spezifische Mischung aus Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht und sozialer Klasse die Erzählerin zu einer Identität, die von Einschränkungen und Unfreiheit bestimmt wird. Sie versteckt sich hinter gewünschten, erwarteten sozialen Rollen und enthüllt so bestechend die Notwendigkeit der Assimilation. Auf diese Weise vereint das Buch einen Katalog verschiedenster Elemente postkolonialer Ansätze und demonstriert seine Klugheit, seinen Zorn, die Unzulänglichkeiten der Welt und die Härte und Schwere der Umstände, die auch durch das britische Empire entstanden sind. „Zusammenkunft“ ist ein anstrengendes, forderndes und anspruchsvolles Buch, das über den gezielten Einsatz des Fragmentarischen Identität gleichsam untermauert und in Frage stellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.02.2022

Neue Perspektiven und die Frage nach Zugehörigkeit

0

Da das Buch wirklich sehr kurz und der Sprachstil angenehm ist, habe ich es sehr schnell durchlesen können. Anfangs hat es ein bisschen gedauert, bis ich in der Story drinnen war. Durch die voneinander ...

Da das Buch wirklich sehr kurz und der Sprachstil angenehm ist, habe ich es sehr schnell durchlesen können. Anfangs hat es ein bisschen gedauert, bis ich in der Story drinnen war. Durch die voneinander unabhängigen Szenen habe ich eine Weile gebraucht, um den Kontext und den Zusammenhang zu verstehen, Aber umso länger ich in dem Buch gelesen habe, umso genialer fand ich den Aufbau.

Augenblick um Augenblich – Szene um Szene – wächst so das Bild einer Gesellschaft, die sich Schritt für Schritt als unsere Realität entpuppt. Durch das gezielte Auslassen von Szene wird der Fokus auf das scheinbar Selbstverständliche gerichtet und Aspekte unseres Zusammenlebens beleuchtet, die sonst untergehen.

Meine Lebensrealität unterscheidet sich gravierend von dem Leben der Protagonistin und ich konnte ihre Handlungen nicht immer verstehen, aber sie wirkte wie eine authentische Protagonistin, die mir eine neue Perspektive eröffnen konnte. Die Stimmung wirkte auf mich schwermütig, fremdgesteuert, als würde die Protagonistin die Welt durch eine Glasscheibe betrachten. Als wäre sie dabei, aber kein Teil dieser Gesellschaft. Das hat mich sehr nachdenklich gestimmt.

In „Zusammenkunft“ wird die Frage nach Zugehörigkeit und Identität gestellt. Verschiedene Gedankengänge und neue Perspektiven werfen eine Menge Fragen auf, die ich auch nach dem Lesen noch immer nicht beantworten kann und lassen mich auch ein bisschen unbefriedigt zurück.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es für mich ein komplett neuer Stil war und, obwohl das Thema ernst ist, konnte mich die schöne Sprache und die sensiblen Gedankengänge von dem Buch begeistern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere