Cover-Bild Das goldene Palais
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 23.07.2019
  • ISBN: 9783463407012
Natasha Solomons

Das goldene Palais

Martin Ruben Becker (Übersetzer)

Ein opulenter Roman über eine jüdische Bankiersfamilie, die nicht zufällig an die Rothschilds denken lässt. Eine packende Saga über Macht, Liebe und Familienbande

Wien, 1910. Die alte, über ganz Europa verteilte Familie Goldbaum hat ihren enormen Reichtum Bankgeschäften zu verdanken. Greta, das jüngste Kind, ist ein eigenwilliges Wesen. Ihr droht eine Ehe mit Albert, dem Spross des englischen Zweigs der Familie, von dem es heißt, er sei spröde und sauertöpfisch, noch dazu ein leidenschaftlicher Schmetterlingsjäger. Doch Greta beschließt, die Sache auf sich zukommen zu lassen – und tut gut daran.
Während das private Glück unverhofft über Greta hereinbricht, zeigen sich immer bedrohlicher die Vorboten eines großen kriegerischen Konflikts. Ein Konflikt, in den die Goldbaums als Teil der politischen Aristokratie und Finanziers von Waffengeschäften tief verstrickt sind …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2019

Gut erzählte Geschichte und viele historische Zusammenhänge

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Allgemeines:

Natasha Solomons legt mit Das goldene Palais ihren fünften Roman vor. Ihre Großeltern sind 1936 vor dem Naziregime von Berlin nach England geflüchtet. Ihren ersten Roman schrieb sie über ...

Allgemeines:

Natasha Solomons legt mit Das goldene Palais ihren fünften Roman vor. Ihre Großeltern sind 1936 vor dem Naziregime von Berlin nach England geflüchtet. Ihren ersten Roman schrieb sie über die Integration jüdischer Flüchtlinge in die englische Gesellschaft; für ihn erhielt sie 2010 den „Galaxy Book Award New Writer of the Year‘“. Der Roman wies autobiografische Züge auf, denn ihrem Großvater gelang diese Integration. Das goldene Palais ist ein Familienroman, der das Leben der Familie Goldbaum im beginnenden 20. Jahrhundert und während des Ersten Weltkriegs erzählt. Das goldene Palais erschien am 23.07.2019 im Rowohlt Verlag als Hardcover und umfasst 605 Seiten.

Inhalt:

„Ein opulenter Roman über eine jüdische Bankiersfamilie, die nicht zufällig an die Rothschilds denken lässt. Eine packende Saga über Macht, Liebe und Familienbande.

Wien, 1910. Die alte, über ganz Europa verteilte Familie Goldbaum hat ihren enormen Reichtum Bankgeschäften zu verdanken. Greta, das jüngste Kind, ist ein eigenwilliges Wesen. Ihr droht eine Ehe mit Albert, dem Spross des englischen Zweigs der Familie, von dem es heißt, er sei spröde und sauertöpfisch, noch dazu ein leidenschaftlicher Schmetterlingsjäger. Doch Greta beschließt, die Sache auf sich zukommen zu lassen – und tut gut daran.

Während das private Glück unverhofft über Greta hereinbricht, zeigen sich immer bedrohlicher die Vorboten eines großen kriegerischen Konflikts. Ein Konflikt, in den die Goldbaums als Teil der politischen Aristokratie und Finanziers von Waffengeschäften tief verstrickt sind …“ (Quelle: Rowohlt Verlagsseite)

Meine Meinung:

Natasha Solomon legt mit ihrem Roman eine Geschichte vor, die das Leben der jüdischen Bankiersfamilie Goldbaum zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien und dem übrigen Europa zum Inhalt hat.

Im Mittelpunkt steht die junge Wienerin Greta, die mit dem aus England stammenden Albert, der zu dem britischen Teil der Goldbaums gehört, verheiratet werden soll. Greta ist eine für die damalige Zeit emanzipierte Frau, die sich traut, sich gegen die herrschenden Konventionen aufzulehnen. Sie entscheidet sich sehr bewusst für die Ehe mit dem ihr völlig unbekannten Albert.

Das für mich eigentlich Interessante an Solomons Roman ist der historische Kontext, der rund um die erzählte Handlung eine wichtige Rolle spielt. Solomon hat genau recherchiert und gibt einen guten Einblick in das jüdische Leben des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Als Bankiers und Geldgeber hoch geachtet, in anderen Belangen aber gesellschaftlich oft unerwünscht und zurückgewiesen, so sieht das Leben der Familie Goldbaum – stellvertretend für das vieler jüdischer Familien – aus. Das folgende Zitat sei hierfür ein Beispiel (Henri, Banker und ein Mitglied der Familie Goldbaum möchte nach Russland reisen, um den Winterpalast zu sehen. Zudem haben die Goldbaums geschäftliche Beziehungen zu Russland.):

„Am folgenden Nachmittag erhielt Henri einen unangenehmen Besuch vom russischen Botschafter. Claire Bouchard [Anm.: Henris Lebensgefährtin] wäre als Gast von Nikolaus, dank der Gnade Gottes Herrscher und Regent aller Russen, willkommen. Henri Louis David Goldbaum allerdings nicht. Juden, und seien sie noch so reich, war die Einreise nach Russland nicht gestattet.“ (S. 74)

Schauplätze des Romans sind Österreich, Frankreich, die Schweiz, Russland und England. Bis auf Russland Länder, in denen die weitverzweigte Familie Goldbaum lebt. Solomons erzählt chronologisch, lässt aber unterschiedlich viel Zeit zwischen den unterschiedlichen Kapiteln vergehen, das ist ein wohltuender Stil, da die erzählte Geschichte sich so auf Wesentliche Ereignisse fokussiert. Mit Beginn der Kriegshandlungen 1914 bis hin zum Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika verdüstert sich das Schicksal der Goldbaums parallel zum Kriegsgeschehen: Der Antisemitismus nimmt zu. Die Fremdenfeindlichkeit der Engländer gegen die Deutschen aber auch, was Greta, obwohl Österreicherin, empfindlich zu spüren bekommt. Die Geschichte der Goldbaums ist wirklich bewegend, zeigt sie doch, dass das Schicksal dieser großen Bankiersfamilie mit dem Zeitgeschehen eng verquickt ist. Das alles erzählt Solomons, ohne Schuldzuweisungen vorzunehmen. Sie hat vielmehr intensiv bezüglich der historischen Geschehnisse recherchiert und baut auf Fakten, die sie ausgesprochen glaubwürdig als Rahmen ihres Romans nutzt. Somit liest man nicht nur ein wirklich packendes Buch, sondern lernt eine Menge über finanzielle Verstrickungen von Bankhäusern und Politik, gegenseitige Ausbeutung und auch Verrat. Die Einblicke in das jüdische Alltagsleben und die damit zunehmend verbundenen Ängste, haben mich sehr beeindruckt. Zudem sind die verschiedenen Lebensentwürfe der Goldbaums ein gutes Beispiel für gegenseitigen Respekt und Toleranz.

Fazit:

Ein Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich nicht nur für eine gut erzählte Geschichte, sondern auch für historische Zusammenhänge interessiert.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Der beste Roman, den ich seit langem gelesen habe - berührend, zärtlich und bittersüß

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Die Autorin Natasha Solomons führt die Leser zurück in eine längst vergangene Zeit, als die Damen noch Korsetts trugen und die Herren ihre Koteletten wachsten.

Wien, 1910. Greta, das jüngste Kind der ...

Die Autorin Natasha Solomons führt die Leser zurück in eine längst vergangene Zeit, als die Damen noch Korsetts trugen und die Herren ihre Koteletten wachsten.

Wien, 1910. Greta, das jüngste Kind der Bankiersfamilie Goldbaum ist eigenwillig und aufmüpfig. Ihr älterer Bruder Otto ist ihr Verbündeter gegen die strenge Mutter und schmuggelt sie mit in Vorlesungen und geht mit ihr zur Jagd. Um die Macht der Familie zu vergrößern soll Greta den ihr unbekannten Cousin Albert heiraten.

«Wenn ich Mutter bin, werde ich nicht so sein wie du. Ich werde meine Kinder jeden Tag sehen. Und ich werde sie küssen und in den Arm nehmen und zulassen, dass sie auf meinen Schultern kleine Fäden von Rotz hinterlassen wie eine Schneckenspur. Und sie werden auch wissen, dass ich sie liebe.» Greta küsste ihre Mutter auf die Stirn und ließ sie allein in ihrem dämmrigen Zimmer.


Von dem eleganten Elternhaus in Wien, über das moderne Paris, folgen wir Greta nach England in ihre Ehe.

"Wenn Wien die alte Tante in ihrer Krinoline war, die für das Kaiserreich die Anstandsdame spielte, dann war Paris die Cousine, die Greta ein Glas Champagner in die Hand drückt."


Trotz der konservativen Traditionen der englischen Gesellschaft, erkämpft sich Greta ein kleines Fleckchen Freiheit und bringt es zum Blühen.
Sie entdeckt ihre Wünsche und schließlich auch die Liebe.

Vor dem Hintergrund des kommenden Ersten Weltkriegs bahnt sich ein Umbruch in der Gesellschaft an. Erfindungen wie die Schreibmaschine und das Telefon, die Streiks der Arbeiter und die wirtschaftlichen Turbulenzen haben Auswirkungen auf das Bankhaus Goldbaum.

Auf über 600 Seiten bescheibt die Autorin die Erlebnisse und Gefühle ihrer liebevoll gezeichneten Charaktere.
Was geht in dem jungen Ehemann Albert vor, der sich scheinbar mehr für Käfer und Schmetterlinge interessiert, als für seine Frau Greta?
Wovon träumt sein älterer Bruder Clemens, der einmal das Bankhaus übernehmen soll, jedoch keinerlei Talent für Geschäfte hat?
Und wer ist der Waisenjunge Karl, der in den Kanälen unter dem Wiener Palais lebt?
Wie ist seine Geschichte mit der der Goldbaums verwebt?

Eine Erzählung, schimmernd, wie ein zartes Seidengewebe. Viele Seiten verströmen den Duft eines sonnenbeschienenen englischen Gartens, lassen mich in eleganten Bildern schwelgen. Mit meisterhaften Metaphern hat die Autorin eine Atmosphäre geschaffen, die mich in ihren Bann gezogen hat.

"Greta mochte diese Anschlagzettel. Die Bäume im Park waren voll von ihnen, wie von einer bestimmten Art weißer Vögel. Sie waren Botschaften aus einer anderen Welt – aus der gewöhnlichen Welt, in der Menschen zu kämpfen hatten, Schnaps aus der Flasche tranken, Schnitzel und Würste zu Abend aßen und eine überschaubare Anzahl Hosen besaßen. Die Zettel an den Bäumen betrafen verloren gegangene Hunde, Zimmer zur Miete oder Damen niederen Ansehens, die ihre Dienste anboten. Die verzweifeltsten waren auch die faszinierendsten: ein Geiger, der im Tausch für ein anständiges Essen und einen Eimer Kohlen Unterrichtsstunden anbot, zum Beispiel. Das Gewöhnliche und das Alltägliche war in Gretas Augen voller Glanz."

Eine Geschichte voll stummer Sehnsüchte, die mich mehrmals aufseufzen ließ.
Berührend und zärtlich und bittersüß.

Absolute Leseempfehlung für Fans von "Downton Abbey" und Gartenliebhaber.
Wenn Sie dieses Jahr nur ein Buch lesen - lesen Sie dieses!

(Laut der Internetseite der Autorin wurden die Fernseh-Rechte von "House of Gold" verkauft. Es ist geplant eine internationale TV-Serie zu drehen.)

Veröffentlicht am 18.07.2019

Eine Familiensaga über Liebe und Macht

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Inhaltsangabe: Quelle Rohwolt-Verlag
Ein opulenter Roman über eine jüdische Bankiersfamilie, die nicht zufällig an die Rothschilds denken lässt. Eine packende Saga über Macht, Liebe und Familienbande
Wien, ...

Inhaltsangabe: Quelle Rohwolt-Verlag
Ein opulenter Roman über eine jüdische Bankiersfamilie, die nicht zufällig an die Rothschilds denken lässt. Eine packende Saga über Macht, Liebe und Familienbande
Wien, 1910. Die alte, über ganz Europa verteilte Familie Goldbaum hat ihren enormen Reichtum Bankgeschäften zu verdanken. Greta, das jüngste Kind, ist ein eigenwilliges Wesen. Ihr droht eine Ehe mit Albert, dem Spross des englischen Zweigs der Familie, von dem es heißt, er sei spröde und sauertöpfisch, noch dazu ein leidenschaftlicher Schmetterlingsjäger. Doch Greta beschließt, die Sache auf sich zukommen zu lassen – und tut gut daran.
Während das private Glück unverhofft über Greta hereinbricht, zeigen sich immer bedrohlicher die Vorboten eines großen kriegerischen Konflikts. Ein Konflikt, in den die Goldbaums als Teil der politischen Aristokratie und Finanziers von Waffengeschäften tief verstrickt sind …

Meine Meinung zur Autorin und Buch :
Es ist mein erster Roman von Natascha Solomons, und ich bin mehr als angenehm überrascht.
Sie hat eine sehr packende Geschichte über die jüdische Bankiersfamilie Goldbaum geschrieben, es geht hier um starke und unerschütterliche Familienbande, Macht, Reichtum und natürlich auch die Liebe. Das Imperium der Familien ist über die ganze Welt verstreut, mit eigenen Kurieren, sogar wurde untereinander geheiratet im 3. Grad, das alles in den Händen der Goldbaums blieb. Die Saga, ähnelt den der Rothschilds, wenn man ein wenig googelt. Man spürt mit wie viel Leidenschaft und Herzblut sie das ganze geschrieben hat. Sie nimmt einem an der Hand und entführt uns in das geschehen, das man ein Teil des ganzen wird, mit den Goldbaums, sich freut, bangt und hofft. Alles ist sehr Bildhaft erzählt, das man das ganze als Leser nicht vergessen wird. Ihre Figuren kommen wie aus Fleisch und Blut daher, auch lässt sie uns tief in die Seelen und Charaktere der einzelnen Protagonisten blicken. Eine Geschichte bei der man sich wünscht das sie enden würde.

Ich habe mich von Anfang an in Greta verliebt, die sehr starrköpfig, übermütig und reizbar sein konnte, und sich den Konventionen der Gesellschaft widersetzte. Aber sie kann auch sehr loyal sein, und hat ein großes Herz, für die armen und gebeutelten Mitmenschen. Ich habe sie für jeden ihrer Schritte bewundert. Sie stellt ihren Reichtum nie zur Schau. Es erstaunte mich, das sie Albert in England heiratete, ich hatte mehr Eigensinn erwartet, denn sie muss ihr geliebtes Wien verlassen. Ich muss sagen, sie lebte sich recht schnell in England ein, und verstand auch ihren Willen durchzusetzen. Berührend wie sich Albert und Greta annäherten, und ihre Liebe langsam aber stetig zu einander wuchs. Auch ihre Schwiegermutter Adelheid , ist ein Feinfühliger Mensch. Als das Glück unendlich scheint, wirft der große Krieg seine Schatten voraus, auch die Bankiersfamilie Goldbaum ist weltweit darin verstrickt, als Geldgeber für die Kriegswaffen. Gretas Bruder Otto, an dem sie sehr hängt, geht anstatt nach New York, nach Russland in den Krieg . Auch ihr Mann Albert, muss in den Krieg, ihn verschlägt es nach Frankreich. Ob Greta, ihre Geliebten Menschen, wieder in ihre Armen schließen kann ? Man bekommt tiefe Einblicke in die Aristokratische, und Poltische, Finanzwelt, und den großen Krieg. Wie alles mit einander verknüpft und verbunden ist, auch die Finanzwelt die voller Risiken für die Goldbaums sind. Eine Familie die man ins Herz schließt, und mit Greta, durch ihre Englische Gärten wandert, und teil hat am Wachsen und gedeihen. Eine Geschichte die mich sehr berührt und bewegt hat, ein spannungsreicher Geschichtsunterricht.

„Eine Facettenreiche Familiensaga über Liebe und Macht, die einem verzaubert „

Veröffentlicht am 09.11.2019

Opulente Familiensaga vor und während des großen Krieges

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Der opulente Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien und weiteren europäischen Metropolen und erzählt die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie Goldbaum, dessen Familienmitglieder in ganz ...

Der opulente Roman spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Wien und weiteren europäischen Metropolen und erzählt die Geschichte der jüdischen Bankiersfamilie Goldbaum, dessen Familienmitglieder in ganz Europa verstreut sind. Mich erinnerte doch so einiges an die legendäre Familie Rothschild, die in Östereich vor den Weltkriegen riesige Besitztümer hatten.

Die Lebenswege der reichen Familienmitglieder sind damals vorgezeichnet. Gut florierende Bankhäuser in ganz Euopra erinnern sich an die Heiratspolitik der Habsburger und nehmen sich diese zum Vorbild. So auch die jüdische Bankiersfamilie Goldbaum.


Im Mittelpunkt des Romans von Natasha Solomons steht die 20jährige Greta Goldbaum aus Wien, die ihren Cousin Albrecht aus dem englischen Zweig der Familie ehelichen soll. Albert ist als Langweiler bekannt, der Schmetterlinge und Käfer sammelt. Er wäre gerne Entomologe geworden und passt so gar nicht zur quirligen Greta, die sich trotz der Verwandtschaftsverhältnisse nicht persönlich kennen. Viel lieber wäre Greta eine Verbindung zu ihrem französischen Cousin Henry eingegangen, mit dem sie sich sehr gut versteht. Zu ihrem Bruder Otto, der sich für das Weltall und für Physik interessiert, hat Greta abenfalls eine sehr enge Verbindung. Doch auch die beiden Männer sind in ihrer Familienpolitik eingeschränkt und müssen sich den Wünschen ihrer Väter beugen, ebenso wie Alberts älterer Bruder Clemens, der einmal die Bankgeschäfte übernehmen soll, aber so gar kein Händchen fürs Geld hat.


Greta hat sich in den Kopf gesetzt ihre Ehe nicht auf ein Nebeneinander aufzubauen, sondern möchte ihr eine Chance geben. Die britische Insel ist ihr jedoch sehr fremd und Greta langweilt sich schnell. Man erwartet von ihr nichts anderes, als für Nachwuchs zu sorgen. Ihre Schwiegermutter versucht ihr durch ihre eigene Liebe zum Garten zu helfen und so findet Greta bald Freude an der Gartenarbeit. In späterer Folge versucht sie mittellose Frauen zu unterstützen und richtet ein Gebärhaus auf dem Grundstück ein, wo die Frauen bis zur Geburt im Garten helfen und ein klein bisschen Lebensmut wiederfinden. Als Albert anfängt sich Greta langsam zuzuwenden, bricht der Große Krieg aus und Greta wird in ihrem neuem Heimatland plötzlich zum Feind...


In einem weiteren Erzählstrang lernen wir den obdachlosen Jungen Karl kennen, der in den unterirdischen Kanälen Knochen sammelt, um sie den Seifensiedern zu verkaufen. Damit verdient er sich ein paar Heller, um zu überleben. Größtenteils hält er sich in den Kanälen in der unmittelbaren Nähe des Goldbaum Anwesens auf. Beim Lesen fragte ich mich die ganze Zeit, warum wir aus seiner Perspektive lesen, doch im letzten Drittel nimmt Karl einen wichtigen Part ein und leztendlich schließt sich der Kreis.

Solomon erzählt aber nicht nur aus der Sicht von Greta und Karl, sondern auch aus anderen Perspektiven.


Der Kaiser war ein alter Mann. Er war der älteste Kaiser der Welt. Rings um ihn wandelte der Tod im Kreis, im Kreis und mähte und mähte. Schon war das ganze Feld leer, und nur der Kaiser, wie ein vergessener silberner Halb, stand noch da und wartete. ZITAT BUCHANFANG -Joseph Roth, Radetzkymarsch-


Der Roman spielt in der Zeit von 1910 bis 1917. Schauplätze der Familiensaga sind Österreich, Großbritannien, Frankreich, die Schweiz und Russland. In all diesen Ländern - mit Ausnahme Russlands, wo Juden nicht gern gesehen waren - lebte mindestens einer aus dem Familienzweig der Goldbaums. Geld regiert zwar die Welt, aber es verheißt nicht automatisch Glück. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erleiden die Goldbaums ebenso Verluste und Leid, wie ihre armen Mitmenschen. Das Grauen nimmt keinen Umweg, sondern erreicht alle Menschen, ob jung oder alt, arm oder reich.


Der geschichtliche Hintergrund vor und während des Ersten Weltkrieges ist hervorragend recherchiert und in die Familiengeschichte eingeflochten. Solomon gibt Einblicke in das jüdische Alltagsleben und in den gesellschaftlichen Umbruch. Auch Gustav Klimts Geliebte Emilie Flöge, deren Kleider Greta trägt und die damit auf Korsagen pfeift, findet Erwähnung, genauso wie der Untergang der Titanic.

Die Protagonisten sind sehr vielschichtig und lebendig gezeichnet. Greta ist eine moderne und unkonventionelle junge Frau. Sie findet in ihrer arrangiert Ehe schlussendlich Glück und Geborgenheit und in der Gartenarbeit Kraft und neuen Lebensmut.

Fazit:
Eine umfangreiche Familiengeschichte einer jüdischen Bankiersfamilie, die wunderbar in die historischen Begegebenheiten vor und während des Ersten Weltkrieges eingeflochten wurde. Die vielen Seiten sind schnell gelesen, denn der Sog des Romans hält einem sehr schnell gefangen. Auch hier kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Packend und stark

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Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils ...

Die Familie Goldbaum erinnert irgendwie an die Rothschilds Der Roman beginnt stark, es werden besonders die Hauptfigur Greta, aber auch ihr Bruder Otto und späterer Gatte Albert beleuchtet. Größtenteils dreht es sich um das Bankhaus, das nur deswegen so groß ist, weil die verschiedenen Zweige der Familie so vernetzt mit- und untereinander sind. Mit beleuchtet wird ab dem zweiten Drittel zunehmen die unterschwellige Position als jüdisches Bankhaus. Dabei kommen auch historische Fakten auf den Tisch, immer wieder wie nebenbei unterfüttern sie die Story.

Stark besonders in den ersten zwei Dritteln des Buches, danach nimmt der Erste Weltkrieg gefühlt das Heft in die Hand. Und man verliert Greta ein wenig aus dem Blick. Abgesehen davon erscheinen die zuletzt beschriebenen Ereignisse eher trivial. Denn alles andere wird blass und davon profitiert der Roman an sich überhaupt nicht. Das Ende kommt ziemlich abrupt und ist zwar verständlich und anrührend. Es bleibt eine kleine Leere bei mir zurück und die Frage, ob es das jetzt war oder ob noch ein zweiter Teil folgen wird?

Der Schreibstil ist hervorragend von Anfang bis Ende. Der Erzählstil ist locker, lässt Lesenden genügend Raum, um selbst mitzudenken und verzichtet auf überflüssiges Geschwurbel. Ich konnte mir die Personen gut vor dem inneren Auge vorstellen ebenso ihre Handlungsweisen. Es gibt immer Unterschiede, je nachdem welcher Familienzweig gerade besucht wird - ob in Wien, Paris oder London - jedes Mal fließt das typische des jeweiligen Landes mit hinein. Sei es im Umgang mit Juden speziell oder von der Lebensart her. Das macht diesen Roman neben der eigenwilligen Hauptperson Greta sehr besonders.