Die Geschichte von Citra und Rowan geht weiter ...
"Das war es, was die anderen Scythe nicht verstehen konnten. Sie waren so konzentriert auf den Akt des Tötens, dass sie nicht begriffen, was den Akt des Sterbens ausmachte."
"Scythe - Der Zorn der Gerechten" ...
"Das war es, was die anderen Scythe nicht verstehen konnten. Sie waren so konzentriert auf den Akt des Tötens, dass sie nicht begriffen, was den Akt des Sterbens ausmachte."
"Scythe - Der Zorn der Gerechten" ist der zweite Band der dystopischen Scythe-Trilogie von dem amerikanischen Autor Neal Shusterman. Nach dem fantastischen Ende vom ersten Teil war ich schon sehr gespannt wie die Geschichte von Citra und Rowan weitergehen wird. Zu Beginn war ich etwas enttäuscht von der Fortsetzung, das Ende war aber so überraschend und hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe, so dass ich am Ende doch wieder begeistert war.
Inhalt: Nachdem aus Rowan der dunkle und gefürchtete Scythe "Luzifer" wurde, ist das gesamt Scythetum hinter ihm her. Während Rowan es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Scythe, die ihre Macht missbrauchen, auszulöschen, versucht Citra die Scythe der neuen Ordnung mittels Vernunft und Politik in die richtige Richtung zu lenken. Somit stehen Rowan und Citra nun auf unterschiedlichen Seiten, obwohl ihr Herz eigentlich im Gleichtakt schlägt.
Die künstliche Intelligenz, "Der Thunderhead", weiß, dass sich die Welt dem Abgrund zuneigt, doch darf er sich nicht in die Angelegenheiten der Scythe einmischen. Der Zukunft der Welt droht eine dunkle Bedrohung, doch kann diese überhaupt noch verhindert werden?
Cover und Design: Das Cover des zweiten Bandes passt sehr gut zum Inhalt der Geschichte. Wir sehen Rowan und Citra, die zwar beide in verschiedene Richtungen blicken, aber doch gemeinsam gegen eine flammende Bedrohung im Hintergrund beisammen stehen. Mir gefallen die Cover der Taschenbücher sehr viel besser als die der Hardcover, weil darin viel mehr Bedeutung ersichtlich ist und ich bin sehr froh, dass der Verlag für die Neuauflage der Taschenbücher das original-amerikanische Design gewählt hat.
Meine Meinung: Die Fortsetzung von Scythe beginnt ungefähr ein dreiviertel Jahr nach dem Ende des ersten Bandes. Rowan macht als schwarzer Scythe "Luzifer" seinem Wahlnamen alle Ehre und beendet das Leben vieler machtmissbrauchender Scythe, während Citra sich mittlerweile in das Leben und den Aufgaben als Scythe "Anastasia" eingefügt hat. Doch wie bereits im ersten Teil aufgebaut, nimmt die Geschichte einen politischen Lauf, der die Grenzen zwischen Gut und Böse stark verschwimmen lässt. Wenn das Leben zwischen Schwarz und Weiß aufgeteilt werden muss, dann befindet sich dieses Buch ganz klar in der Kategorie Grau, denn obwohl Rowans Wege falsch sind, kann man ihn total verstehen und feiert ihn sogar für seine Taten. Der Autor manipuliert den Leser gekonnt, so dass die Grenze zwischen Richtig und Falsch ständig verschwimmt. Ganz klar im Vordergrund: der Fanatismus. Fanatismus ist immer gefährlich, egal in welche Richtung und auch in Scythe spielt das eine große Rolle. Über all diesen moralischen Themen, steht die künstliche Intelligenz "Der Thunderhead" der vor etlicher Zeit von der Menschheit erschaffen wurde und für die Regierung der Welt auserkoren wurde. Das Thema künstliche Intelligenz finde ich sehr interessant. Normalerweise artet die "KI" irgendwann ins negative aus, hier wird der "Thunderhead" aber als neutrale Intelligenz dargestellt, das die Welt systematisch, logisch und ohne Ungerechtigkeiten jeglicher Art oder aufkeimenden Größenwahn regiert.
Das Buch ist sehr ähnlich aufgebaut wie der erste Band der Reihe, doch anstatt Tagebuchauszüge berühmter Scythe, gibt es hier vor jedem Kapitel eine Nachricht bzw. Erklärungen des Thunderheads zu lesen. Diese Nachrichten fand ich unglaublich interessant und sie haben sehr viel dazu beigetragen die Vergangenheit und den Aufbau der Welt und das System des Scythetums besser zu verstehen. Mir haben die Gedanken des Thunderheads noch viel mehr zugesagt als die Tagebuchauszüge und man bekommt einen sehr viel besseren Einblick und Verständnis für die dystopische Welt der Scythe.
Leider muss ich sagen, dass mich die Fortsetzung zu Beginn doch sehr enttäuscht hat. Nach dem unglaublichen Ende des ersten Bandes war ich schon sehr gespannt, wie die Geschichte, vor allem rund um Rowan, weitergehen wird. Doch vor allem Rowans Teil hat mich enttäuscht, weil sich die Geschichte in eine andere Richtung gedreht hat und Rowan eher in den Hintergrund geraten ist. Dafür tritt ein neuer Protagonist ins Bild, mit dem ich zwar zu Beginn nicht unbedingt viel anfangen konnte, der im Verlauf der Story aber langsam immer präsenter wurde. Irgendwann habe ich dann bemerkt wie wichtig mir dieser Charakter geworden ist und dass er sich langsam einen Platz in mein Herz geschlichen hat. Ich bin schon sehr gespannt, wo sein Platz im Finale stehen wird. Ich bin mir sicher, dass er noch eine prägende Rolle spielen wird.
Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass die Liebesgeschichte zwischen Rowan und Citra in den Hintergrund gerückt ist und anstatt Liebe tiefe Freundschaft und Loyalität spürbar war. Das hat mir sehr viel besser gefallen als die seichte Lovestory aus dem ersten Band weil diese düstere Dystopie sehr viel besser ohne diese Liebestudelei auskommt und dadurch auch viel glaubhafter und noch bedrohlicher wird.
Auch wenn das Buch zwischendurch seine Längen hatte, war das Ende wieder absolut bombastisch. Es war unvorhergesehen, schockierend und unglaublich spannend. Auch wenn alles auf einen bestimmten Punkt hinausläuft, war die Umsetzung dieses Punktes absolut unglaublich. Der Autor hat wieder einmal mit allen Klischees aufgeräumt und das Buch so enden lassen, wie es keiner erwarten würde. Dabei darf natürlich ein gemeiner Cliffhänger nicht fehlen.
Auch wenn meine sehr hohen Erwartungen zum Teil nicht erfüllt wurden und langatmige Szenen die Mitte füllten, hat das Ende das Buch doch wieder zu einem kleinen Highlight werden lassen und ich kann es wirklich jedem Sci-Fi und Dystopie-Fan empfehlen.
Hat es mir besser gefallen als der erste Band? - Schwierig zu sagen. In der Mitte des Buches hätte ich definitiv Nein gesagt, weil es da für mich doch einen starken Abstieg zum ersten Band gab, nach diesem Ende aber, das mich noch lange nach Beenden des Buches beschäftigt, kann ich kein klares Nein mehr äußern.
Natürlich muss Band Drei so schnell wie möglich her, denn dieses Ende kann man nicht einfach so auf sich sitzen lassen. Ich erwarte mir dafür sehr viel Dramatisches und Weltbewegendes - da der Autor ein Händchen für erstklassige Enden hat, freue ich mich auf ein fulminantes Finale.