»Ein erschütternd eindringliches und wichtiges Buch.« Elke Heidenreich | Die literarische Sensation aus Frankreich, ausgezeichnet mit sechs Literaturpreisen
Michaela Meßner (Übersetzer)
»Man muss ihr zuhören und sie lesen, denn ihre Erzählung wird uns für immer verändern.« Beata Umubyeyi Mairesse
Das Buch, über das ganz Frankreich sprach, der Überraschungs-Bestseller, mit
sechs Literaturpreisen
ausgezeichnet, u. a. dem Prix Femina und dem Premio Strega Europeo 2024.
»Dieses Buch macht Angst, bevor man es gelesen hat; wenn man es dann liest, verliert man die Angst sofort.«
Aus der Begründung der Schüler:innen-Jury für den Prix Goncourt des lycéens
Eine in ihrer radikalen Ehrlichkeit außergewöhnliche Schriftstellerin.
Als Kind immer wieder sexueller Gewalt ausgesetzt, erzählt Neige Sinno von einem Familienleben, das um Lügen und Täuschungen herum gebaut ist. Und von den vielen Facetten von Erinnerung, den vielen Gesichtern eines Menschen in Ungeheuerlichkeit und Banalität. Wie werden wir zu denen, die wir sind? Kommt vor Gericht zur Sprache, was in Familien ungesagt bleibt? Neige Sinno erzählt vielstimmig, nähert sich ohne Pathos der Wahrheit.
Ein kristallklarer Stil, ein so kluges wie Mut machendes Buch, das in Frankreich die Herzen von Hunderttausenden von Leserinnen und Lesern eroberte.
"Trauriger Tiger" der Autorin Neige Sinno ist der erschreckend und bedrückende Versuch, den eigenen sexuellen Missbrauch, dem sie als Kind jahrelang ausgesetzt war, aufzuarbeiten.
Neige Sinno wächst quasi ...
"Trauriger Tiger" der Autorin Neige Sinno ist der erschreckend und bedrückende Versuch, den eigenen sexuellen Missbrauch, dem sie als Kind jahrelang ausgesetzt war, aufzuarbeiten.
Neige Sinno wächst quasi abgeschieden mit ihrer Mutter, Stiefvater und Geschwistern auf. Dies macht es für den Stiefvater, der als zugewandt und charismatisch gilt, noch einfacher seine Taten auszuführen.
Mich hat die drastische Beschreibung der Geschehnisse sehr bewegt. Der Schreibstil ist für mich sehr schwer einzuordnen, und passt in keine Kategorie, die ich bisher in Zusammenhang mit dieser schweren Thematik gelesen habe. Schon sehr schnell wurde ich als Leserin detailliert mit dem Missbrauch durch den Stiefvater konfrontiert, die Schilderungen sind nur sehr schwer zu ertragen und auszuhalten. Manches wird subtil beschrieben und eingestreut, ohne dabei an Gewalttätigkeit zu verlieren. Erstaunlich empfand ich die Auseinandersetzung mit dem Täter: Ich möchte verstehen, was in seinem Kopf vorgeht.
Dafür hat die Autorin sehr gut in der Literatur recherchiert und verweist immer wieder auf andere Fälle und wirft damit ein Bild auf die Täter, die sich herauszureden versuchen, aber immer nur auf Macht aus sind.
Insgesamt lässt mich das Buch etwas gespalten zurück, kann es aber weiterempfehlen
"Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat." (Jean Paul Sartre)
Mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester und den Hippie-Eltern ...
"Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat." (Jean Paul Sartre)
Mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester und den Hippie-Eltern wächst Neige Sinno in einem kleinen Ort in den französischen Alpen auf. Als die Mutter einen anderen Mann kennenlernt, lässt sie sich scheiden, um mit dem attraktiven Bergführer und den beiden Kindern, so wie zwei weitere kommen bald hinzu, auf einem heruntergekommenen Bauernhof zusammenzuleben. Sieben Jahre lang wird Neige Sinno während dieser Zeit von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht. Ihr Martyrium beginnt, als sie ungefähr sieben Jahre alt ist. Genau jedoch kann sie sich nicht mehr erinnern. Erst mit 21 Jahren zeigt sie ihren Peiniger an und geht vor Gericht. In ihrem Buch nähert sich die Autorin jener Vergangenheit, in der sie Parallelen und Ähnlichkeiten aus der Literatur wie z. B. "Lolita" von Vladimir Nabokov sucht. Ausgezeichnet mit einigen Literaturpreisen hat dieses Buch zahlreiche Herzen in Frankreich berührt.
Meine Meinung:
Ich will ehrlich sein, mich hat dieses Buch leider viel zu wenig berührt. Der beschwerliche Schreibstil und die vielen Passagen zu literarischen Werken überfordern mich leicht. Ebenso wenig gefällt mir, dass sie doch recht knapp und gefühlskalt über ihre eigene Vergangenheit und das eigentliche Anliegen berichtet. In diesem Buch werden eher die Familie, die Tat im Allgemeinen und der Täter durchleuchtet als das eigentliche Opfer. Gestört haben mich außerdem die zahlreichen Wiederholungen von einzelnen Passagen. Natürlich kann ich verstehen, warum die Autorin in diesem Buch nur wenige Details über ihren eigenen Missbrauch eingeht. Doch warum dann dieses Buch, frage ich mich, wenn sie im Grunde nicht groß auf sich selbst eingeht? Hätte ich zuvor gewusst, dass die Autorin eine studierte Literaturwissenschaftlerin ist, hätte ich sehr wahrscheinlich Abstand davon genommen. Allerdings muss ich dem Satz zustimmen: "Dieses Buch macht Angst, bevor man es gelesen hat; wenn man es dann liest, verliert man die Angst sofort." Natürlich überlegt man, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht, werde ich das wohl verkraften. Doch in diesem Buch ist es definitiv der Fall, denn die Autorin geht nur gering auf detaillierte Beschreibungen von damals ein. Im Gegenteil, sie versucht auf eine ganz andere Art und Weise als sonst, sich diesem Thema zu nähern. Für Neige Sinno jedoch steht fest: Kindesmissbrauch ist keine Prüfung, kein Zwischenfall im Leben, sondern eine Erniedrigung, die die Grundfesten eines selbst zerstören. Wer einmal Opfer war, der ist immer Opfer. Selbst wenn es einem irgendwann gut geht, wird man diesen Makel nie wieder ganz loswerden. Sie fragt sich: Wer sind diese Täter, die so etwas ihren Opfern antun? Schade finde ich allerdings, dass sie viel zu sehr verallgemeinert, statt wirklich über ihre eigenen Gefühlswelt zu berichten. Wahrscheinlich ist dies genau der Grund, warum ich zu Buch und Autorin nie einen richtigen Zugang finde. Fassungslos macht mich außerdem, wieso ihre eigene Mutter nichts davon gewusst haben soll und warum sie nach der Anzeige ihrer Tochter noch ein Jahr lang bei ihm geblieben ist. Natürlich sind ihre beiden jüngsten Kinder noch zu jung und sie mitten in der Ausbildung, trotzdem bleibt es für mich unbegreiflich. Während der Täter dann nach 9 Jahren Haft wieder freikommt und eine neue Familie gründet, wird sein Opfer die Taten lebenslang nicht vergessen. Überrascht haben mich allerdings die vielen Beispiele aus der Literatur zum Thema Missbrauch. Einiges finden wir im oben erwähnten Werk „Lolitas“ Nabokov, Virginia Woolf, Christine Angot oder Emmanuel Carrère. Immer wieder zieht sie aus diesen Werken Schlüsse und stellt sich selbst die Frage, wie sie überhaupt über ihre eigenen Erfahrungen erzählen soll. Andererseits widert es sie an, überhaupt über diese Vergangenheit zu berichten. Wahrscheinlich sind ihre Gefühle deshalb im Buch so knapp bemessen. Mich hat es leider nicht vollständig überzeugt, weshalb ich nur 3 Sterne vergebe.
Zuerst, als mir dieses Buch vorgeschlagen wurde, hat es mich noch gar nicht so angesprochen. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte immer noch nicht, aber ein Satz, der blieb hängen.
>> [...] ein ...
Zuerst, als mir dieses Buch vorgeschlagen wurde, hat es mich noch gar nicht so angesprochen. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte immer noch nicht, aber ein Satz, der blieb hängen.
>> [...] ein so kluges, wie mutmachendes Buch, das in Frankreich die Herzen von Hunderttausend von Leserinnen und Lesern eroberte.<<
Immer wieder musste ich dann doch an dieses Mädchen denken, der so Schlimmes widerfahren ist und habe deswegen einen Tag später die Email wieder geöffnet, und mich für das Buch entschieden. Ob es auch mein Herz erobern kann?
𝙆𝙡𝙖𝙥𝙥𝙚𝙣𝙩𝙚𝙭𝙩:
Als Kind immer wieder sexueller Gewalt ausgesetzt, erzählt Neige Sinno von einem Familienleben, das um Lügen und Täuschungen herum gebaut ist. Und von den vielen Facetten von Erinnerung, den vielen Gesichtern eines Menschen in Ungeheuerlichkeit und Banalität. Wie werden wir zu denen, die wir sind? Kommt vor Gericht zur Sprache, was in Familien ungesagt bleibt? Neige Sinno erzählt vielstimmig, nähert sich ohne Pathos der Wahrheit. Ein kristallklarer Stil, ein so kluges wie Mut machendes Buch, das in Frankreich die Herzen von Hunderttausenden von Leserinnen und Lesern eroberte.
𝙀𝙞𝙜𝙚𝙣𝙚 𝙈𝙚𝙞𝙣𝙪𝙣𝙜:
Für dieses Buch habe ich mir, aufgrund der Thematik, wirklich Zeit genommen. Nicht immer ganz einfach erzählt Neige Sinno darin ihre Geschichte und das auf eine sehr intensive Art.Teils schonungslos, manchmal melancholisch nachdenklich, traurig und auch irgendwie klug. Dabei zieht sie oft Vergleiche zu anderen Werken.
Zu Beginn, habe ich dafür eine gewisse Faszination entwickelt, nicht für das was geschehen ist, sondern genau für diese Art. Habe die Sätze aufgesogen, verinnerlicht und mit Post-it-Zettel, interessante Gedankengänge, festgehalten. Aber nicht immer konnte ich die zeitlichen Zusammenhänge nachvollziehen. Mal wurde davon gesprochen, dass sie 7 war, als es losging, in einem Zeitungsartikel wurde berichtet, sie war 9. Und das erging mir öfter so. Erst viel später wurde diese zeitliche Abweichung genauer erklärt, was mich dennoch, bis dahin, immer wieder verwirrt hatte.
Was Neige Sinnos Buch aber von anderen dieser Art unterscheidet, ist, dass sie uns anbietet, hinter ihre Fassade zu schauen und dabei auch nicht den Blickwinkel des Gegenübers außer Acht lässt.
Mitleid spielt dabei eine große Rolle, für sie! Wut und Ekel kommen für den Täter auf.
Das, was mich anfänglich noch so fasziniert hat, nämlich ihre Art zu erzählen, verlor mich aber nach hinten raus. Ich glaube, da hat sie sich verstrickt, in Wiederholungen und, für mich, unwichtigen Details. Ich wusste nicht, worauf diese Geschichte eigentlich hinauslaufen soll. Was möchte sie beim Leser letztendlich bewirken und was für sich? Für mich hatte ich schon nach 200 Seiten alles erfahren. Was geschehen ist wie sie es erlebt hat, wie sie heute darüber denkt, wie sie damit lebt und wie sie ihre Tochter darin stärkt, dass ihr nicht so etwas Schlimmes widerfährt. Mein Herz hatte sie bereits erobert, aber war das ihre Intention? Die Herzen zu erobern? Ich glaube nicht.
Die letzten 100 Seiten empfand ich einfach als zuviel.
Fakt ist, Neige Sinno erzählt ihre Geschichte, die sie nie erzählen wollte, weil etwas passiert ist, was ebenfalls nicht hätte passieren sollen. Sie wollte ein normales Leben, doch das wurde ihr durch den Stiefvater verwehrt. Nachdem sie den angezeigt hatte und er verurteilt wurde, gab es für die Geschworenen und den Richter das passende Urteil. War das Gerechtigkeit und die Erlösung? Für Neige wird es nie aufhören. Die bösen Geister kann man nicht vertreiben, auch nicht mit einem Urteil. Eine Therapie hat sie nie gemacht. Ist das der Grund dieses Buch zu schreiben? Sie selbst sagt, so einfach geht das nicht. Und da kommen wir an dem Punkt, den ich letztendlich auch nicht verstanden habe. Das Warum! Die allerletzten Sätze geben zwar nochmal kurz Aufschluss, bezüglich ihrer Intention, aber ich selbst empfand es als schwierig, mich da hineinzuversetzen.
Was bleibt, sind traurige Zeilen, die mich mich berührt und schockiert haben und vor allem diese Faszination um ihre Wortgewalt. Gedankengänge, die auf alle Fälle zum Nachdenken anregen. Somit hat sie, mit diesem Buch, wohl alles richtig gemacht, wenngleich es mir persönlich etwas zu lang war.
𝙁𝙖𝙯𝙞𝙩:
Schockierend, traurig, klug und sprachgewaltig. Mir persönlich, etwas zu ausschweifend. Regt aber zum Nachdenken an.