Es war einmal… so beginnen viele Märchen.
So auch “Der Dieb ohne Herz”.
Ein Märchen über Magie, Illusion und der Suche nach dem eigenen Ich.
Und natürlich von der Liebe, die alles verändern oder gar retten kann.
Denn letztendlich siegt sie doch immer ,oder?
Aber vielleicht ist dieses Märchen ja anders und Liebe spielt keine Rolle.
Denn letztendlich ist es ein Märchen, nicht wahr?
Ich liebe diese Idee dahinter.
Die magischen Masken, das zarte und zerbrechliche Mädchen und ihr Retter, der sich nicht als solchen sieht.
Malina hat mir sofort unglaublich gut gefallen. Ney Sceatcher hat es verstanden, ihr so viel Sanftheit, Verletzlichkeit und ein Hauch Naivität zu verleihen, dass man sie beschützen möchte. Ein Mädchen ,das ihren Weg sucht, aber alleine niemals zum Ziel findet.
Im krassen Gegensatz dazu sehen wir den Dieb ohne Herz.
Durchtrieben, rau, düster und geheimnisvoll.
Er erfüllt seine Rolle perfekt und ich war sehr fasziniert von ihm. Weil er immer wieder neue Attribute von seinem Sein zum Vorschein brachte, dass man nie sicher sein konnte, was er wirklich im Schilde führte.
Der Autorin gelingt es perfekt, diese beiden ausdrucksstarken, aber dennoch völlig gegensätzlichen Charaktere in den Fokus zu rücken und damit eine einzigartige Atmosphäre zu zaubern, die kaum zu durchdringen ist. Sie beleben die Handlung, indem sie sich immer wieder wandeln und sich mit der Handlung weiterentwickeln.
Ich fand sie großartig, lebendig und greifbar und dennoch hat mir hier in der ersten Hälfte die Fülle an Emotionen gefehlt, damit ich es intensiver und bahnbrechender fühlen konnte.
Diese bittersüße, schmerzvolle Gefühl, dass mich in Trauer versinken lässt, aber sich dennoch nicht völlig entfalten kann.
Stattdessen erlebte ich Ruhe, eine Trostlosigkeit, die sich wie ein lähmendes Gefühl über alles legt und immer mehr Schatten hervorlockt, die die Macht an sich reißen.
Aber dann erlebte ich Charaktere, die ihre Rolle fast völlig erfüllten.
Namina und Laqua war nur einige von Ihnen. Namina war für mich absolut greifbar.
Bei Laqua dagegen wäre noch so viel mehr möglich gewesen, eher ein Schatten ihrer selbst, der kaum wahrzunehmen ist, aber dennoch existiert.
Ich begegnete so vielen unterschiedlichen Charakteren, dass die Handlung sehr abwechslungsreich wurde, aber auch niemals langweilig.
Doch diese Trostlosigkeit wollte nicht weichen und zeigte mir einen tiefen Abgrund.
Der unüberwindbar schien.
Und trotzdem war ich fasziniert und freudig erregt, weil die Handlung langsam intensiver und schmerzhafter wurde.
Nein, es ist nicht immer ein schönes Märchen, was uns offenbart wird.
Malina und auch der Dieb ohne Herz treten eine ganz besondere Reise an, die erst am Ende ihre ganze Fülle entfaltet und all die Tragik und Dramatik spüren lässt.
Richtig gut fand ich, dass man dabei Malinas Perspektive erfährt, wodurch sie einfach um ein vielfaches mehr greifbarer wurde.
Dagegen ist die hauptsächliche Handlung fast ein Nebenprodukt,aber zeigt dennoch, dass nicht immer alles ist, wie es scheint.
Mir haben die märchenhafte Atmosphäre, das Setting und vor allem die Masken unglaublich gut gefallen.
Weil hinter allem eine Geschichte steckt, wo bei jeder einzelnen immer wieder Wendepunkte eintraten, die als solche nicht immer erkennbar waren. Und ich demzufolge immer wieder überrascht wurde.
Insgesamt ein zwar ruhiger, aber dennoch fesselnder Roman, der sich erst in der zweiten Hälfte so richtig entfaltet und seinen wahren Zauber versprüht.
Davor gab es leider so einige Längen, die mir das Weiterkommen erschweren.
Dennoch wurde ich mit einer letztendlich zauberhaften und magischen Geschichte verwöhnt, bei der dennoch deutlich mehr möglich gewesen wäre.
Manchmal sind es nicht die wahren Märchen, die uns klar sehen lassen. Sondern die Monster dahinter, die alles in den richtigen Fokus rücken.
Fazit:
“Der Dieb ohne Herz” punktet mit einer grandiosen Idee dahinter.
Eine spannungsvolle und faszinierende Geschichte, in der man seiner eigenen Vergangenheit auf den Grund geht und entdeckt, dass es manchmal nicht wichtig ist, wer oder was man ist.
Denn das Herz macht keine Unterschiede.
Es fühlt und entscheidet auf diese Weise.
Sehr märchenhaft, tragisch und dramatisch.
Eine Geschichte, die mich absolut fasziniert und nicht losgelassen hat, ihre ganze Fülle und Intensität an Emotionen und Durchschlagskraft jedoch erst in der zweiten Hälfte erreicht hat.
Das ist enorm schade, denn hier wäre so viel mehr möglich gewesen.