„Ich habe wirklich versucht, dich zu vergessen. Aber es gelingt mir einfach nicht. Ich mag dich, Prinzessin. Auch wenn ich es nicht wahrhaben will, sogar jeden Tag ein bisschen mehr.“
(Jay zu Tara in Road Princess)
Worum geht’s?
Tara und Jay könnten nicht unterschiedlicher sein. Sie ist die Tochter des Bürgermeisters und lebt ein Leben auf der guten Seite. Er ist in einer Motorradgang, muss sich jeden Tag Gewalt stellen und um sein Überleben kämpfen. Als sich ihre Wege kreuzen, wissen sie, dass sie sich voneinander fernhalten sollten. Denn ihre Familien haben gemeinsame Vergangenheit, die alles zerstört hat. Und Taras Vater und Großvater werden alles dafür geben, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Auch wenn das bedeutet, Taras Herz zu brechen…
Road Princess ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Nach einem zeitlich nicht eingeordneten kurzen Prolog in der Erzählerperspektive springt die Geschichte in die Gegenwart und wird fortan chronologisch aufgebaut. Das Buch wird ausschließlich von Tara in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, die sprachliche Darstellung ist stets verständlich. Im Buch enthalten sind nicht explizite Intimszenen, außerdem wird Gewalt thematisiert. Die Inhalte sind jedoch jugendgerecht aufgearbeitet.
Meine Meinung
Road Princess ist mein zweites Buch von der Autorin und hat mich zwar mit dem Klappentext etwas ansprechen können, das Cover hat mich aber ehrlich gesagt abgeschreckt. Überraschend habe ich vom Verlag ein Exemplar zugesendet bekommen und dachte mir, dass ich dem Buch einfach mal eine Chance geben sollte. Das habe ich getan – und ich bereue nichts. Denn Road Princess hat mir wider Erwarten überraschend gut gefallen.
Im Buch geht es um Tara und Jay. Tara ist nicht das typische reiche Mädchen, sie arbeitet ehrenamtlich im Tierheim und strebt auch eine Karriere in dem Bereich an. Da ihr Vater und auch ihr Großvater jedoch Bürgermeister waren, erwartet die Familie eine politische Ausrichtung. Am College trifft sie zufällig auf Jay, den sie auf Anhieb sympathisch findet. Als Jay jedoch erkennt, dass er die Tochter des Bürgermeisters, eine Owens, vor sich hat, nimmt er Reißaus. Tara versteht anfangs nicht, wieso Jay ihr gegenüber so abweisend ist und Jay ist nicht bereit, die Karten auf den Tisch zu legen. Schnell merkt man jedoch, dass der Schlüssel in der Vergangenheit liegt. Denn Taras Familie verteufelt die Motorradgang Road Kings, zu der Jay gehört, regelrecht. Und die Road Kings hingegen hassen die Owens. Und das nicht nur, weil Taras Vater rigoros gegen die Kings vorgeht. Langsam versucht Tara, das Familiengeheimnis zu lüften. Gleichzeitig entwickelt sich aber mit jedem Tag in Jays Gegenwart ein Kribbeln in ihr. Je besser sie Jay kennenlernt und auch Kontakt zu den Kings hat, desto mehr erkennt Tara, dass ihre Familie ein völlig falsches Bild hat. Aber Taras Vater denkt nicht einmal daran, seine Tochter einem Road King zu überlassen – und schneller als gedacht scheint die Vergangenheit sich zu wiederholen.
Ein Badboy auf einem Motorrad und das liebe, unschuldige Mädchen. Eine gute Grundkonstellation und eine, die mich immer kriegt – wobei Road Princess mein erstes Motorradgang-Buch ist. Es ist ein Sub-Genre, mit dem ich mich bisher nie befasst habe. Besonders gespannt war ich darauf, wie das Autorin eine jugendgerechte Version von einer Motoradgang gestalten möchte, ohne dass es lächerlich wirkt. Und ich kann wirklich sagen, dass es Nica Stevens gut gelungen ist. Von Anfang an ist man in der Geschichte und sie lässt einem so schnell nicht mehr los. Wollte ich anfangs nur 100 Seiten lesen, hatte ich schnell über 200 hinter mir, ohne es zu merken. Zwar hat das Buch jetzt nicht übermäßig viel Handlung, aber es geht vor allem um die Entwicklung von Taras und Jays Beziehung sowie die langsame Enthüllung der Vergangenheit. Zwischenzeitlich fand ich Tara hin und wieder ein wenig anstrengend und vielleicht auch etwas zu gutmütig-naiv, trotzdem habe ich sie in mein Herz geschlossen. Jay hingegen konnte mich direkt begeistern. Er ist etwas undurchschaubar, aber gleichzeitig herzensgut. In dem Buch wird viel mit Klischees und Vorurteilen gearbeitet, die dann zum Teil demontiert und zum Teil bestätigt werden. Für einen großen Spannungsbogen sorgt das „Familiengeheimnis“, was zum Zerwürfnis der Familien führte. Sobald einigermaßen klar ist, was passiert ist, geht es vor allem darum, ob sich die Geschichte wiederholen wird oder ob die Familien daraus gelernt haben, was passiert ist. Besonders das letzte Drittel des Buches ist hierbei sehr spannend und die Ereignisse überschlagen sich.
Einen großen Teil der Geschichte macht das Thema Road Kings und „halte dich von den Road Kings fern“ aus. Anfangs denkt man noch, dass es daran liegt, dass die Gang kriminell sein soll. Schnell erfährt man aber, dass dies mehr Hörensagen als Realität ist. Die Road Kings sind wie eine große Familie, die zusammenhält und füreinander einsteht. Zwar gibt es hin und wieder auch Gewalt, hierbei geht es aber vor allem darum, die Mitglieder zu beschützen. Mir hat gefallen, dass die Autorin einen Mittelweg gewählt hat. Die Kings sind sympathisch, aber gleichzeitig auch nicht komplett lieb und unschuldig. Ich hätte mir tatsächlich sogar noch mehr Einblicke in das Gangleben, das Miteinander und die Machenschaften gewünscht. Zwar wird schon einiges angedeutet, aber ich denke schon, dass man für die Tiefe noch ein wenig mehr hätte einbringen können. Der Hass der Familie Owens gegen die Road Kings bzw. eher gegen Jays Familie Silver entfaltet sich im Laufe immer weiter und der Leser kann langsam gemeinsam mit Tara das schreckliche Familiengeheimnis enthüllen. Tragisch, traurig und vor allem fast schon sinnlos hat dieses Ereignis die Familien für immer entzweit. Und dank Jay und Tara scheint sich jetzt, Jahrzehnte später, die Geschichte zu wiederholen.
Jay und Tara als Liebesgeschichte funktionieren gut. Es ist wie eine moderne Romeo und Julia-Variante, bei der Romeo auf einem Motorrad sitzt und Julia deutlich mehr gegen ihre Familie auflehnt. Von Seite 1 an merkt man, dass zwischen den beiden Chemie herrscht, im Laufe kommt Faszination dazu und nach anfänglichen Vorbehalten auf beiden Seiten geben sich die beiden eine Chance – was dann zu Gefühlen führt. Vor allem Jay versucht Tara auf Abstand zu halten, auch um sie zu schützen, da er weiß, was damals passiert ist. Doch Tara ist schon zu sehr drin. Und so kommt es auch zu der ein oder anderen Situation, wo sie sich unbewusst in Gefahr begibt, um Jay zu schützen. Zwar hätte ich mir auch bei der Liebesgeschichte hier und da noch etwas mehr gewünscht und vielleicht ist es an der ein oder anderen Stelle auch etwas zu übertrieben und zu schnell, abholen konnte es mich trotzdem. Man hat mit den beiden mitgelitten, mitgeflucht und für sie gehofft.
Ein paar Abzüge gibt es für mich leider beim Ende des Buches. In einem dramatischen Finale überschlagen sich die Ereignisse. Nicht nur, dass sich die Vergangenheit wiederholt und man als Leser Angst davor hat, was wohl passieren könnte (immerhin nahm es einst kein gutes Ende), es führen auch viele Storylines zusammen. Das macht das Buch einerseits sehr spannend, gleichzeitig aber auch ein wenig unübersichtlich. Denn auf einmal muss Tara gegen ihre Familie kämpfen, Jay gegen eine große Bedrohung und beide dann noch gegen die Macht ihres Vaters. Als schlussendlich das wahre Geschehen der Vergangenheit enthüllt wird, ändern sich die Fronten. Und hier ist der Punkt, wo mir definitiv ein Mehr gefehlt hat. Taras Vater ändert sehr schnell seine Meinung, lässt seine Beziehungen spielen und wünscht sich von seiner Tochter Vergebung. Leider läuft alles so schnell ab und dann ist das Buch schon vorbei. Ich wünschte mir wirklich, die Autorin hätte sich für das Finale mehr Zeit gelassen und den Problemen etwas mehr Raum zur Klärung überlassen. Der Epilog, der drei Jahre später spielt, fällt für mich entsprechend spärlich aus und es bleiben noch einige Fragezeichen.
Mein Fazit
Road Princess ist eine moderne Variante von Romeo und Julia. Eine spannende Story, ein aufzudeckendes Familiengeheimnis und sympathische Charaktere machen das Buch zur Lesefreude. Hier und da hätte ich mir etwas mehr Input gewünscht und das Finale war mir etwas zu schnell, trotzdem konnte mich das Buch sehr catchen und ich bin froh, es gelesen zu haben. Lockere Unterhaltung, die sich schnell lesen lässt und gleichzeitig fesselt.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]