Cover-Bild Liebten wir
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 26.06.2015
  • ISBN: 9783548285771
Nina Blazon

Liebten wir

»Fotos verraten alles. Sie zeigen das, was gezeigt werden soll – aber darüber hinaus zeigen sie die Lücken in den Familien, die schadhaften Stellen am Haus.« Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Mündern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2017

Roadtrip in die Vergangenheit

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Liebten Wir ist eines jener Bücher die einfach nur Spaß machen zu lesen, weil einfach alles darin zu finden ist: Drama, Liebe, Hoffnung, Herzschmerz, Selbstfindung und vor allem Humor.

Es geht darin um ...

Liebten Wir ist eines jener Bücher die einfach nur Spaß machen zu lesen, weil einfach alles darin zu finden ist: Drama, Liebe, Hoffnung, Herzschmerz, Selbstfindung und vor allem Humor.

Es geht darin um zwei starke Persönlichkeiten. Hauptfigur ist Mo- eine Photographin, die die Gabe hat den Bildern all ihre Geheimnisse zu entlocken, dabei hat gerade sie selbst wohl eines der größten Geheimnisse, das immer mal wieder angerissen wird, aber sehr lange auf seine Lüftung wartet. Mo als Person mochte ich sehr gern. Eine toughe Frau, die auf dem zweiten Blick doch sehr verletzlich wirkt.

Ihre unfreiwillige Partnerin auf ihrem Road Trip nach Helsinki ist Aino. Eine alte, wie es scheint verdatterte Greisin, die kein nettes Wort auf den Lippen zu haben scheint. Immer hochgradig kratzbürstig. Lustige Szenen zwischen ihr und Mo sind da vorprogrammiert, mit viel Wortwitz, aber auch tragischen Momenten die mich regelrecht zum Weinen gebracht haben.

Die Geschichte an sich ist auch mysteriös: als eine Familienfeier im Desaster endet, haut Mo ab und findet sich im Auto mit Aino wieder, die Mo dazu bringt nach Helsinki zu fahren, weil Aino dort etwas zu erledigen hat. Mo gerade erst tief verletzt, schließt sich ihr an und kümmert sich um Aino- was wahrlich kein Zuckerschlecken ist.

Ich glaube ich wäre schon lange ausgerissen, wenn ich an der Stelle von Mo gewesen wäre. Sie lässt ziemlich viel über sich ergehen. Aber sie braucht Aino auch gerade für ihren seelischen Halt.
Weitere Charaktere sind die Schwester von Mo und Figuren aus der Vergangenheit. Viele Szenen werden in Rückblenden erzählt, die kursiv vom normalen Text unterschieden sind. Ein zurechtfinden des Lesers in der richtigen Zeit gelingt so ohne Probleme. Generell machte es mir einfach Spaß die zwei konträren Frauen auf ihrem Weg durch das neue und alte damals kriegsgebeutelte Finnland zu begleiten.

Ich fieberte mit Ihnen, war genauso verletzt, enttäusch und doch voller Hoffnung. Auch zum Ende hin habe ich diverse Taschentücher voll geweint, einfach weil es die Autorin so glänzend verstanden hat, mich zu Beginn der Geschichte an die Hand zu nehmen und mich durch alle Höhen und Tiefen bis hin zum finalen Paukenschlag zu begleiten. Ich wusste schon, warum ich diese Autorin so mag: Nina Blazon schafft mit ihren Worten eine ganz andere, realistische und tiefberührende Welt! Ich hätte weiter in ihr verweilen mögen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Buch das mich überrascht und begeistert hat

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Mo ist auf der Suche nach einer Familie. Mit Leon, den sie vor drei Monaten kennengelernt hat, denkt sie, kann sie Teil einer glücklichen Familie werden. Alles spricht dafür. Sie hat sich die Fotos in ...

Mo ist auf der Suche nach einer Familie. Mit Leon, den sie vor drei Monaten kennengelernt hat, denkt sie, kann sie Teil einer glücklichen Familie werden. Alles spricht dafür. Sie hat sich die Fotos in seiner Wohnung angesehen und ist sich sicher.

Mo ist Fotografin und schaut gern hinter die Bilder. Beim genaueren Betrachten der Bilder fallen ihr Einzelheiten ins Auge, die andere Menschen nie bemerken würden. Sie kann ihre Schlüsse daraus ziehen. Und „…Kameras lügen nicht…“.

Und Mo hat scheinbar ein Geheimnis. Sie ist nicht nur auf der Suche nach einer glücklichen Familie, die sie quasi adoptiert, auch scheint mit ihrer eigenen Familie so gar nichts zu stimmen. Sie hat zwei Handys in ihrer Tasche, wovon in dem roten Handy nur 2 Nummern gespeichert sind und es klingelt auch nicht, sondern vibriert nur. Eine der beiden Nummern ist die ihrer Schwester, sie sie seit 5 Jahren nicht gesprochen hat.
Was ist da los? Wie geht es weiter? Warum sucht Mo so unbedingt eine glückliche Familie, die sie auch noch aufnimmt?

Auch die Art und Weise, wie Mo ihre eigenen Fotos betrachtet und quasi hinter die Kulissen schaut, gefällt mir.
Das waren meine ersten Leseeindrücke. Ich ahnte nicht, was alles noch passierte und da war so Einiges. Nicht nur, dass Mo plötzlich auf der Flucht vor Leons Familie ist, nein sie hat quasi scheinbar auch noch seine Oma Aino entführt und beide sind auf dem Weg nach Finnland. Was es mit der Entführung auf sich hat und warum der Weg nach Finnland führt und überhaupt, wie alles endet - das empfehle ich jedem unbedingt zu lesen.

Dieses Buch war für mich eine riesige Überraschung. Ich habe nicht geahnt, worauf ich mich einlasse und war fasziniert. Fasziniert von der Geschichte, den Protagonisten und überhaupt die Art und Weise, wie alles geschrieben und passiert ist.

Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, um den Umgang in der Familie miteinander und auch um die Auf- und Verarbeitung von Geschehnissen in der Vergangenheit. Auch werden hier Situationen - z. B. der Umgang von Geschwistern untereinander - so treffend beschrieben, dass ich die Emotionen von Mo gut nachvollziehen konnte.

Für mich war auch die Autorin eine Überraschung. Ich habe bisher noch kein Buch von ihr gelesen. Sie hat bisher mehr Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Der Wechsel in ein anderes Genre ist ihr überaus grandios gelungen. Ich hoffe, es gibt noch mehr davon.

Für mich ist "Liebten wir" ein Buch, was mich tief beeindruckt hat. Ich werde es irgendwie noch lange in mir tragen und immer wieder drüber nachdenken. Eine unbedingte Leseempfehlung an alle!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fotos sind mehr als Momentaufnahmen

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Taschenbuch: 560 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (26. Juni 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3548285771


Fotos sind mehr als Momentaufnahmen

Inhalt:
Moira ist Fotografin. Ihre geliebte Kamera ist ...

Taschenbuch: 560 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (26. Juni 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3548285771


Fotos sind mehr als Momentaufnahmen

Inhalt:

Moira ist Fotografin. Ihre geliebte Kamera ist immer und überall dabei. Moira, auch Mo genannt, hat einen Blick für Zusammenhänge, vor allem bei anderen, weniger bei sich selbst. Sie liest aus ihren Fotos ganze Geschichten heraus.

Ihre eigene familiäre Situation ist ein Drama. Deshalb ist sie sehr nervös, als sie die Familie ihres Freundes Leon auf der Geburtstagsfeier von Leons Vater kennenlernen soll. Und prompt geht die Sache schief. Plötzlich findet sich Moira zusammen mit Leons finnischer Großmutter Aino auf der Flucht.

Meine Meinung:
Ich habe Nina Blazon als Autorin von Jugendbüchern kennen- und lieben gelernt. Nun ist ihr erster Roman für Erwachsene erschienen, und ich muss sagen, auch in diesem Genre konnte Nina Blazon mich überzeugen.

Erzählt wird die Geschichte von zwei ungleichen Frauen. Moira ist Ende zwanzig und wünscht sich nichts mehr, als von einer Familie geliebt zu werden. Ihre eigene Familie ist total zerrüttet, und Mo hat gegen etliche Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Dabei nimmt sie es nicht unbedingt sehr genau mit der Wahrheit, belügt sich auch gerne selbst.

„Sollen wir?“, frage ich mit einem Lächeln, so echt wie eine Fata Morgana. (S. 41)

Die eigensinnige Aino ist 85 und wird von ihrer Familie mehr als Kostenfaktor gesehen denn als geliebte Mutter bzw. Großmutter. Sie hat in Helsinki noch eine Rechnung aus Kriegszeiten offen, die sie unbedingt begleichen will. Ihr Gesundheitszustand ist nicht der beste und so bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Es dauert eine gute Weile, bis die beiden Frauen sich auf ihrer seltsamen Reise zusammenraufen und einander schätzen lernen.

Nina Blazon schreibt sehr detailliert. Zuweilen war es mir fast ein bisschen zu viel, zu ausufernd, vor allem zu Beginn. Aber immerhin ist eine wirklich tolle Story dabei herausgekommen, da kann ich darüber hinwegsehen. Und vielleicht braucht es auch einfach so viele Worte, um eine entsprechende Tiefe der Charaktere zu erreichen. Später habe ich es auch nicht mehr als ausufernd empfunden, sondern nur noch als fesselnd. Es hat mir auch gut gefallen, dass hin und wieder etwas Humor aufblitzt und die eigentlich sehr ernsthafte Handlung auflockert.

Nach und nach lernen wir als Leser die beiden Frauen, die anfangs ja selbst nichts voneinander wissen und sich nicht einmal mögen, sehr gut kennen. Die Abgründe in Moiras Vergangenheit tun sich immer weiter auf. Und auch Aino hat ihre Geheimnisse, die sie nicht gerne der Öffentlichkeit und auch nicht Moira preisgibt. Hier hält die Autorin manche Überraschung bereit. Immer wenn man denkt, man wüsste jetzt, was damals geschehen ist, belehrt sie einen eines Besseren.

Auch die finnische Lebensart ist ein großes Thema dieses Romans. Ich wusste über die finnischen Eigenheiten so gut wie gar nichts und fand es sehr interessant, darüber etwas zu erfahren.

Fazit:
Ein großartiger Roman über eine Reise nach Helsinki, eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise zu sich selbst.

★★★★★

Veröffentlicht am 05.11.2017

einmal Vergangenheit und zurück

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„Die Wahrheit? Hier? Jetzt? Einfach so? Aber ich muss wirklich noch viel lernen. Zum Beispiel, dass es manchmal leichter wird, wenn man Geheimnisse preisgibt, so traurig und beängstigend sie auch sein ...

„Die Wahrheit? Hier? Jetzt? Einfach so? Aber ich muss wirklich noch viel lernen. Zum Beispiel, dass es manchmal leichter wird, wenn man Geheimnisse preisgibt, so traurig und beängstigend sie auch sein mögen.“


Moira, von allen nur Mo genannt, lebt für ihre Kamera und die Fotographie. Besonders die Momente, in denen sich die Menschen unbeobachtet fühlen, zeigen deren wahre Natur und Geheimnisse, so glaubt sie. Vor allem auf Familienfeiern, Hochzeiten etc. gibt es mehr davon zu sehen als man denkt. Als sie selber mit ihrem neuen Freund zu deren Familienfest eingeladen ist, endet dies in einem Desaster. Ein toter Vogel, Fahrerflucht und die scheinbar senile, mürrische 85ig jährige Aino auf dem Beifahrersitz, mehr hat Mo nicht gebraucht um einfach auf´s Gaspedal zu drücken. Die alte Dame zwingt sie auf eine Fähre nach Finnland. Was Mo nicht ahnt, ist, dass diese unfreiwillige Reise nicht nur die Vergangenheit von Aino ans Licht bringt, sondern das sich auch Mo ihren tief ins Unterbewusstsein verdrängten Dämonen stellen muss.


Nina Blazon hat mit „Liebten wir“ eine gemeinsame Reise zweier Frauen dargestellt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So scheint es im ersten Moment. Doch beide verbindet eine Vergangenheit, die viele Jahre tief in ihrem Innern ruhte. Sei es durch die Jahre in Vergessenheit geraten oder aufgrund von Verdrängung. Mo und Aino erinnern ein wenig an Thelma und Luise mit ihrem Road Trip nach Helsinki. Im Laufe des Buches entwickelt sich zwischen den Beiden eine Art Freundschaft, aber auch Hassliebe. Mehr und mehr entdecken beide die Geheimnisse des jeweils anderen. Aino nimmt Mo mit auf eine gedankliche Reise in das Helsinki der 1940iger Jahre, als der Krieg die Stadt und auch Aino´s große Liebe zerstörte. Beide Frauen machen sich auf die Suche nach dem letzten Portrait dieser Liebe und treffen auf dessen Enkel Aarto. Mo verliert sich zunächst in der Suche nach Aino´s großer Liebe. Doch nach und nach rückt auch ihre Pandoras´s Box aus der Vergangenheit immer mehr in die Gegenwart und Mo muss sich den Dämonen ihrer unglücklichen Kindheit stellen.


Wenn man nur vom Cover ausgeht mit dem Pink und dem Titel „Liebten wir“, so mag das Buch im ersten Moment vor allem als simpler Liebesroman durchgehen. Doch vielmehr ist es eine Reise in die Vergangenheit mit all seinen schönen, aber auch hässlichen Facetten. Es ist eine Aufarbeitung von Gefühlen, die lange unterschwellig weiterlebten und dabei unterdrückt wurden. Gepaart mit der Melancholie, die Nina Blazon Helsinki ausstrahlen lässt, taucht man als Leser mit ein in die Stimmung des finnischen Tangos und der unterirdischen Bunker zu Kriegszeit.


Immer wieder streut die Autorin auch finnische Wörter mit in die Gespräche der Protagonisten ein, die mitunter nicht näher erläutert werden. Dies mag für manchen etwas irritierend sein, aber ich empfand es eher als passend für die Handlung. Da Mo ja überhaupt kein Finnisch spricht, passt es zu der Fremdartigkeit, die Helsinki zunächst auf sie Ausübt. Mit der Zeit lernt auch Mo die Sprache und viele Dinge erschließen sich besser für den Leser.


Auch vom Handlungsverlauf empfand ich das Buch als Gelungen. Es war nicht zu vorhersehbar und bis zum Ende spannend. Das Ende mag für manch einen zu offen sein, es ist aber dennoch stimmig mit dem generellen Ton des Buches.


Alles in allem ist „Liebten wir“ ein spannendes Buch, welches einen als Mensch, der gerne auch hinter die Fassade der Leute blickt, einige schöne Lesestunden bietet.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Tiefgründiges Roadmovie mit wunderbarem Schreibstil

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Ein neues Buch von Nina Blazon und noch dazu eines ohne Fantasyelemente? Das hat mich sofort gereizt und ich wollte den Titel unbedingt lesen. Er hat mich wirklich nicht enttäuscht, sondern meine Erwartungen ...

Ein neues Buch von Nina Blazon und noch dazu eines ohne Fantasyelemente? Das hat mich sofort gereizt und ich wollte den Titel unbedingt lesen. Er hat mich wirklich nicht enttäuscht, sondern meine Erwartungen zum größten Teil erfüllt.
Ich muss gestehen, die Figuren haben wirklich etwas ganz eigenes, das man mögen muss. Mit Mo musste ich erst einmal warm werden, bevor ich mich ganz in sie hineinversetzen konnte. Doch dann konnte ich gar nicht mehr aufhören damit und ihre emotionale Achterbahnfahrt hat mich durch die ganze Geschichte hindurch mitgerissen. Man erkennt bald, wie vielschichtig sie ist, was sie wirklich antreibt und warum sie so handelt und auf bestimmte Situationen und Menschen so reagiert. Die Entwicklung, die sie durchmacht, ist mit viel Fingerspitzengefühl und ohne die Holzhammermethode geschrieben, die einem Leser keinen Spielraum für eigene Interpretationen lässt. So leidet und liebt man ab einem bestimmten Zeitpunkt immer mit ihr bis zum Schluss.
Unterstützt wird sie von sehr lebendigen und speziellen Nebencharakteren, die zwar oft nicht sehr sympathisch, aber dafür auch keine platten Stereotypen sind, allem voran Aino, der perfekte Gegenpol zu Mo. Keiner von ihnen ist vollkommen, sondern voller Fehler, ungelöster Geheimnisse und menschlicher Beweggründe, die sich nicht alle erschließen, was wirklich realistisch gestaltet ist.


Der Schreibstil ist wie die Protagonisten etwas Besonderes, kraftvoll mit ungewöhnlichen, aber stimmigen Vergleichen, einem trockenen, nie zu plumpen Humor und gespickt mit so anschaulichen Bildern, dass man sich nicht nur die Schauplätze erstaunlich gut vorstellen, sondern auch die Empfindungen der Hauptheldin spürbar nachvollziehen kann. Die Kulisse Finnland passt da perfekt dazu und wird mit seinem Lokalkolorit und allen Eigenheiten genial eingebunden. Man erfährt einiges über das Land, seine Bewohner und die Hauptstadt Helsinki, was häufig mit einem Augenzwinkern, aber nie abfällig porträtiert wird. Ich habe sofort selbst Lust bekommen, mal dorthin zu reisen und die beschriebenen Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.
Die eigentliche Handlung konnte mich mit ihren verrückten Szenen und unerwarteten Wendungen in ihren Bann ziehen. Am Anfang braucht sie ein paar Kapitel, um in die Gänge zu kommen und auf den letzten hundert Seiten überschlagen sich die Ereignissen für meinen Geschmack ein wenig zu sehr, gerade was das Aufdecken neuer Zusammenhänge angeht, während anderes, wesentlich Wichtigeres bis zum Ende im Unklaren gelassen wird.


Fazit

Nina Blazons Ausflug in die Sparte Erwachsenenliteratur ist meiner Meinung nach mit Liebten wir wunderbar geglückt. Ihre ganz eigenen Figuren voller Tiefe und realistisch gestalteten Wesenszügen, der humorvolle, bildliche und zugleich emotional sehr kraftvolle Schreibstil, die zur Atmosphäre passende Szenerie und die mit verrückten Begebenheiten und unerwarteten Wendungen gespickte Handlung sprechen auf alle Fälle für das Buch.
Nur manches Interessante bleibt weiterhin im Dunkeln und die Längen zu Anfang erschweren den Einstieg ein wenig.
Wer die Werke der Autorin wegen ihrer Besonderheiten schätzt, das skandinavische Flair liebt und sich gerne von ungewöhnlichen Charakteren mitreißen lässt, der sollte diesen Roman einmal näher ins Auge fassen.

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