Cover-Bild Die Katze und der General
30,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 750
  • Ersterscheinung: 31.08.2018
  • ISBN: 9783627002541
Nino Haratischwili

Die Katze und der General

Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los. Die dunkelste ist jene an die grausamste aller Nächte, nach der von der jungen Tschetschenin Nura nichts blieb als eine große ungesühnte Schuld. Der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen. Nino Haratischwili spürt in ihrem neuen Roman den Abgründen nach, die sich zwischen den Trümmern des zerfallenden Sowjetreichs aufgetan haben. »Die Katze und der General« ist ein spannungsgeladener, psychologisch tiefenscharfer Schuld-und-Sühne-Roman über den Krieg in den Ländern und in den Köpfen, über die Sehnsucht nach Frieden und Erlösung. Wie in einem Zauberwürfel drehen sich die Schicksale der Figuren ineinander, um eine verborgene Achse aus Liebe und Schuld. Sie alle sind Teil eines tödlichen Spiels, in dem sie mit der Wucht einer klassischen Tragödie aufeinanderprallen.

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018

»Was ›Die Katze und der General‹ leistet, ist ein gnadenlos exakter Blick auf Russland in der Umbruchzeit der neunziger Jahre, als die kommunistische Entindividualisierung umschlug in eine Raubtiergesellschaft, die noch auf den alten Strukturen basierte und dadurch umso grässlichere Hierarchien schuf: Fast alle wurden dabei zu Niemanden. (...) eindrucksvoll.« Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Ich verschlinge das Buch, kann nicht aufhören, lebe mit den Figuren, bange mit ihnen, will nur lesen und nichts anderes machen. Großartig! Und darüberhinaus ist dieser Roman auch noch klug aufgebaut. Nino Haratischwili ist eine begnadete Erzählerin.« Heide Soltau, NDR Info

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2018

Eindringliche Geschichte mit beeindruckender Erzählweise, die mich betroffen machte

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Die junge Georgierin Katze lebt in Berlin und arbeitet als Schauspielerin. In ihrem Leben läuft vieles gerade nicht nach Plan: Sie steht kurz vor der Trennung, das Verhältnis zu ihrer Familie ist belastet, ...

Die junge Georgierin Katze lebt in Berlin und arbeitet als Schauspielerin. In ihrem Leben läuft vieles gerade nicht nach Plan: Sie steht kurz vor der Trennung, das Verhältnis zu ihrer Familie ist belastet, sie muss ihre Wohnung räumen und hat noch kein nächstes Engagement in Sicht. Da wird sie von einem Handlanger Alexander Orlows, genannt „Der General“, angesprochen. Der russische Oligarch will sie für ein Video engagieren, in dem sie ein totes Mädchen spielt, dem sie zum Verwechseln ähnlich sieht. Gemeinsam mit dem Journalisten Onno Bender, der seit Jahren die Wahrheit darüber veröffentlichen will, welches Verbrechen Orlow im Tschetschenien-Krieg tatsächlich begangen hat, ist sie bald Teil eines umfassenden Plans rund um Abrechnung, Schuld und Sühne.

Beim Blick aufs Buchcover fällt sofort der abgebildete Zauberwürfel auf. Er spielt im Buch eine zentrale Rolle, denn er gehört Nura, die man im Prolog kennenlernt. Im Jahr 1995 lebt sie mit ihrer Familie in Tschetschenien in einem abgelegenen Tal bei Grosny. Den Zauberwürfel hat sie von der Lehrerin Natalia erhalten, einer zugezogenen Russin, die zu ihrer Vertrauten wird. Diese ist es auch, die Nura in ihrem Wunsch bestärkt, das Tal und im selben Zug das Mittelmaß eines Tages hinter sich zu lassen. Doch dann kommt der Krieg in ihr Dorf.

Lange erfährt man keine Details über Nuras Schicksal. Stattdessen lernt man in der Gegenwart drei zentrale Personen kennen. Der Schauspielerin Katze fehlt eine Orientierung, wie es für sie weitergehen soll. Vieles läuft nicht so, wie sie es gern hätte, doch in was soll sie ihre Energie stecken? Das Angebot des Generals klickt merkwürdig und gefährlich, aber auch verlockend. Er scheint bereit, ihr für ihre Mitarbeit eine große Summe zu zahlen, die ihr eine neue Perspektive gibt. Davon kann sie jedoch erst Onno Bender überzeugen. Der auf Russland spezialisierte Journalist möchte seit Jahren ein Buch über Orlow schreiben, was im Tschetschenien-Krieg tatsächlich vorgefallen ist und warum dieser sich selbst anzeigte und es doch nie zu einem richtigen Prozess kam.

Das Buch nimmt sich Zeit, die drei Protagonisten ausführlich vorzustellen und ihre Vergangenheit zu beleuchten. Man erfährt zum Beispiel, dass der General nie in den Krieg wollte und dass seine Verachtung für Onno nicht nur von dessen Buchambitionen herrührt, sondern viel tiefer greift. Sehr interessant fand ich auch die Einblicke in Katzes Kindheit in Georgien und das Leben von ihr und ihrer Familie als Einwanderer in Berlin. Es machte mir begreiflich, warum sie Orlows Angebot annimmt und Nura für sie bald nicht mehr nur die Person ist, die sie in einem Video verkörpern soll, sondern viel mehr.

Die Sprache der Autorin ist klar und feinfühlig, während sie den Leser allmählich mit der grausamen Wahrheit konfrontiert. Sie nimmt den Leser mit in die Vergangenheit nach Tschetschenien, wo die russische Armee lagert und der Oberst die ausbleibenden Kämpfe nicht aushält, überall Verschwörer sehen will. Ein schreckliches Verbrechen und weitreichende Vertuschungsversuche werden beschrieben, die meinen Wunsch nach Gerechtigkeit immer weiter stärkten. Was genau hat der General nun mit seinem Video an die Personen vor, die mit ihm in die Sache verstrickt sind?

Der Plan des Generals bleibt undurchschaubar, Otto eine Schachfigur auf seinem Feld, Katze eine unberechenbare Variable, die eine Ahnung zu haben scheint. So strebt die Geschichte unaufhaltsam einer Konfrontation mit ungewissen Ausgang entgegen. Auf dem Weg dahin sog ich jedes Wort auf, um die Konsequenzen der über ein Jahrzehnt zurückliegenden Schicksalsnacht zu begreifen. „Die Katze und der General“ ist eine eindringliche, dramatische Geschichte, die mich betroffen machte und deren Erzählweise mich beeindrucken konnte. Ich gebe eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.02.2019

Die Katze und der General

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Klappentext:
Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg ...

Klappentext:
Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und von allen »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Ersten Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los. Die dunkelste ist jene an die grausamste aller Nächte, nach der von der jungen Tschetschenin Nura nichts blieb als eine große ungesühnte Schuld. Der Zeitpunkt der Abrechnung ist gekommen.

Nino Haratischwili hat nach ihrem Mega-Roman „Das achte Leben - Für Brilka“ schon einen Mega-Roman geschrieben und das beziehe ich nicht nur auf die hohe Seitenzahl sondern auf deren Inhalt. Mit ihrem aktuellen Buch „Die Katze und der General“ hat sie an diesen Erfolg anknüpfen wollen und ich muss sagen: Ja! Sie hat es geschafft! Die Art und Weise wie sie uns nach Russland entführt ist unfassbar gut. Sie hat so viel Tiefsinn hier reingelegt, das man manchmal das Buch aus der Hand legen muss, und erstmal alles sacken lassen muss. Und wie viele Kritiker schon schrieben: ja, es ist ein moderner Schuld- und Sühne-Roman über den Krieg. Nur spielt dieser eben nicht nur in den Ländern sondern ganz intensiv auch in den Köpfen der Menschen statt. Und gerade die wollen doch nur eines: Frieden! Haratischwili dreht ihre Protagonisten und auch die Nebendarsteller wie nur sonst etwas. Da kann einem fast schwindelig werden. Sie weiß ganz genau wie sie Gefühl, die Denkweisen und die Gedankengänge einbauen muss, um den Leser aufrecht zu halten. Dann verfliegen die Seiten nämlich wie im Flug. Dieser besondere Roman hat es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2018 geschafft und ich kann nicht verstehen warum er nicht weiter gekommen ist. Haratischwili ist keine leichte Kost und sie ist ehrlich und, zum Teil, kantig in ihrer Erzählweise, aber sie weiß genau warum sie das ist und nutzt das für sich aus. Sie soll bitte diesem Stil treu bleiben!
Ein bemerkenswertes Buch das gelesen werden muss! Allein schon wegen Nura...sie wächst einem ans Herz und berührt dieses an den empfindlichsten Stellen.

Dieses Buch erhält eine klare Leseempfehlung!

Ich danke dem Verlag für das Leseexemplar!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Mehr, als ich lesen wollte

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Das kennt jeder: Man sitzt im Zug, möchte in Ruhe lesen, aber das Gegenüber verwickelt einen in ein Gespräch und erzählt einem die ganze Lebensgeschichte. Ungefragt. Kaum ist der Störenfried ausgestiegen, ...

Das kennt jeder: Man sitzt im Zug, möchte in Ruhe lesen, aber das Gegenüber verwickelt einen in ein Gespräch und erzählt einem die ganze Lebensgeschichte. Ungefragt. Kaum ist der Störenfried ausgestiegen, kommt der nächste und drängt einem erneut seine Lebensgeschichte auf. Es gibt Tage, da ist das in Ordnung; es gibt aber auch welche, da möchte ich am liebsten unhöflich sein: "Interessiert mich nicht."

Mit Hartischwilis Roman ging es mir genauso. Ich mochte die Geschichte, weil sie sich nach einem Racheplot anhörte, der ausgefallen wirkte, zudem vor dem Tschetschenienkrieg, also einem brisanten Thema einschließlich kaukasischem Völkergemisch. Und dann drängt uns die Autorin ständig die Lebensgeschichten ihrer Nebenfiguren auf, verliert sich in der Verzweigungen der Vergangenheit und verlässt immer wieder ihren eigenen Erzählfluss.

Schade. Meines Erachtens nicht preiswürdig.