Interessant aber distanziert
"Die Deutschen haben die Demokratie so schnell vergessen, wie eine Vokabel aus ihrer Schulzeit. Das hier hat sich besser durchgesetzt, gefressen werden muss immer." (S. 261)
Dies ist ein Buch über Magda ...
"Die Deutschen haben die Demokratie so schnell vergessen, wie eine Vokabel aus ihrer Schulzeit. Das hier hat sich besser durchgesetzt, gefressen werden muss immer." (S. 261)
Dies ist ein Buch über Magda Göbbels aber es ist auch kein Buch über Magda Göbbels. Und um eins vorwegzunehmen, es ist keine Biographie.
Was wusste ich zuvor über diese Frau. Das sie die Frau an der Seite Josef Göbbels war. Dass sie Hitlers deutsche Vorzeigefrau und -Mutter war. Dass sie ihre Kinder umgebracht hat. Über die Zeit vor Josef Göbbels und vor dem Nationalsozialismus wusste ich wenig.
Das Buch setzt früh an, wir erfahren von dem jüdischen Stiefvater, von ihrer Ehe mit Industriellen Quandt, von ihren Liebeleien außerhalb der Ehe. Dennoch bleibt Magda in diesem Buch eine Randfigur, die mal mehr, mal weniger Raum einnimmt.
Erzählt wird aus Sicht von Hans. Hans, der die Quandts bereits als Kind kennenlernt und sich in Hellmuth verliebt, seinen Schulkameraden und Stiefsohn Magda Göbbels, damals noch Quandt. Hans ist auch von der Stiefmutter fasziniert, die zwar den Prestige der reichen Ehe genießt aber sonst in ihr nicht glücklich zu sein scheint. Von Anfang an ist da eine fehlende Wärme von dieser Frau zu spüren. Wobei es vermutlich auch gar nicht möglich ist, etwas über sie zu lesen und dabei unbelastet zu sein.
Hans unerwiderte Verliebtheit zu Hellmuth nimmt ein vorzeitiges Ende, als Hellmuth einer verschleppten Krankheit erliegt. Hans und Magda entwickeln ein Verhältnis miteinander, bis Josef Göbbels in Magdas Leben tritt. Der Kontakt zu Magda bleibt dennoch über die Jahre bestehen.
Die Beziehung, die die beiden miteinander haben, lässt sich nur schwer definieren. Und auch Hans bleibt mir als Leserin distanziert. Man erahnt, dass seine Homosexualität zur Gefahr werden könnte, aber diese wird selten greifbar. Zu sehr scheint es, dass er doch ein recht privilegierten Leben führen kann. Für mich bleibt es unverständlich, wie trotz des Wissen was um ihn herum geschieht, weiter als Beamter für das System arbeiten kann.
Hans hat es so nicht unbedingt gegeben. Die dichterische Freiheit dieser Person ist passend.
Der Schreibstil ist literarisch aber dennoch flüssig. Ich fand es interessant zu lesen und habe viel erfahren. Für mich ein gutes Buch etwas über Magda Göbbels zu erfahren, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Für mich an Wissen tatsächlich auch ausreichend, für andere schließt sich vielleicht besser eine Biographie ein.
Ob es für sie Shortlist reicht, kann ich nicht sagen. Mir fehlen (noch) die Vergleiche.