"Sternenstaub" ist der dritte und somit der letzte Teil der Sternen-Trilogie, bei dem die sechs Wächter auf der Suche nach dem dritten Stern – dem Eisstern – sind und somit ihre Reise und ihren Krieg gegen die Göttin Nerezza beenden. Nachdem ich Band eins und Band zwei so überzeugend und mitreißend fand und für mich auch die besten Nora Roberts Bücher in der letzten Zeit waren, war ich auf den Abschlussband mehr als gespannt.
Nachdem in "Sternenregen" der Zauberer Bran und die Seherin Sasha zueinander gefunden haben und "Sternenfunken" den Reisenden Sawyer und die Nixe Annika zusammengebracht hat, war es eigentlich nicht wirklich schwer, zu erraten, wer die Hauptrollen im dritten Band einnehmen wird: Die Wolfsfrau Riley und der Unsterbliche Doyle. Mit diesen beiden Figuren konnte ich zugegebenermaßen bisher am wenigstens anfangen, was nicht daran lag, dass sie mit ihren Fähigkeiten weniger wichtig oder weniger spektakulär wirkten, sondern, weil Doyle eher ein miesepetriger und pessimistischer Zeitgenosse ist und Riley mit ihrem Tatendrang und ihrer andauernden Ruhelosigkeit einem doch schon auf die Nerven fallen kann. Und auch wenn ich diese Ansätze, die ich aus den letzten beiden Büchern gewinnen konnte, auch diesmal in den Charakteren wiedererkennen konnte, hat es mich doch nicht ganz so gestört, wie ich erwartet hätte.
Gerade am Anfang hatte ich so meine Probleme, in das Buch richtig reinzukommen. Dadurch, dass Riley Archäologin ist und sie die Informationen für das weitere Abenteuer aus Büchern, Legenden und Geschichten nimmt, wirkten gerade die Szenen in der Bibliothek doch sehr langatmig und langweilig auf mich. Da mich die ersten beiden Bände aber doch so überzeugt hatten, habe ich durchgehalten und es hat sich gelohnt. Wie bereits zuvor stürzen sich die sechs in Kämpfe, in Abenteuer und zumindest Doyle muss sich seiner unangenehmen Vergangenheit stellen, was ihn traurig und verletzlich macht. Der Verlauf der Geschichte fand ich dabei sehr logisch aufgebaut und die kleinen emotionalen Momente des harten und unnahbaren Doyle haben mir sehr gut gefallen. An die liebevollen und erotischen Momente zwischen ihm und Riley musste ich mich zwar erst noch gewöhnen (für mich persönlich haben die beiden am Anfang nicht wirklich zusammengepasst), was mir aber im Laufe des Buches doch mühelos gelungen ist.
Auch das Ende der Trilogie finde ich gelungen und schön sowie spannend aufgebaut. Typisch für Nora Roberts bekommen all ihre Charaktere ein Happy End, was schon schwer in Kitsch und Klischees übergeht, für mich aber einfach zu einem Buch der Autorin dazu gehört. Schließlich haben sie alle mehrfach ihr Leben bei dieser Reise und ihren Abenteuern riskiert. Weshalb es mich noch mehr gefreut hat, dass es am Ende allen gut geht, alle ihr Glück gefunden haben und zu einer eingeschworenen Familie geworden sind.
Wie oben beschrieben hatte ich anfangs meine Probleme mit den Charakteren. Riley ist als Wolfsfrau zwar ein sehr interessanter und ausbaufähiger Charakter, aber die Autorin legt in "Sternenstaub" den Fokus mehr auf ihre Berufung als Informationssammlerin und Archäologin. Das fand ich zwar ein bisschen schade, da sie aber diejenige ist, die auch in den Büchern zuvor, die Geschichte immer wieder mit ihren Einfällen und Strategien vorangetrieben hat, hatte ich das schon erwartet. Obwohl sie einige Verletzungen davonträgt, ist sie weiterhin die starke und taffe Frau, die mit ihren Verbindungen glänzt und mehrfach wie das Oberhaupt des Trupps wirkt.
Doyle ist aufgrund seiner Unsterblichkeit der für mich am wenigsten spannende Charakter (zumindest an seiner Fähigkeit gemessen), aber die Autorin hat es geschafft, dass er mich einnehmen konnte. Er hat mich im Laufe der Geschichte zunehmend an Daryl aus "The Walking Dead" erinnert, der mit seiner verschlossenen, sturen, aber cleveren Art seine Leute beschützt und sie niemals im Stich lässt. Vielleicht ist der Vergleich mit einer Figur aus dieser Erfolgsserie zu weit hergeholt, aber ganz ehrlich: ein miesepetriger, unnahbarer Kerl auf einem Motorrad, der unerbittlich für seinen Trupp kämpft ... da musste ich einfach sofort ein Daryl denken.
Zusätzlich zu den beiden Hauptprotagonisten brillieren auch die anderen Charaktere wie immer. Alle Figuren entwickeln sich, bleiben im Großen und Ganzen aber noch die gleichen, so dass man sofort wieder eine Verbindung zu ihnen aufnehmen kann, wenn man (so wie ich), ein paar Monate hat ins Land gehen lassen, bevor man den nächsten Teil liest. Ich liebe die Zusammenarbeit der sechs, wie sie füreinander einstehen, sich keiner wichtiger sieht, als der andere und sich alle auf einander verlassen können. Einer für alle, alle für einen.
Auch den Schreibstil fand ich wieder mal überzeugend. Ich bin in eineinhalb Tagen durch das Buch geflogen, weil ich einfach wissen wollte, ob die Gruppe sich gegen Nerezza durchsetzen und den Stern finden kann. Nora Roberts Sprache finde ich immer wieder sehr einnehmend und ausgesprochen bildlich, was mich sowohl in ihren Liebes- und Fantasyromanen, als auch in ihren Krimis immer wieder überzeugt. Ich bin gespannt, wann die nächste Trilogie der Autorin erscheinen wird.
Fazit
"Sternestaub" ist wieder einmal ein tolles Buch der Bestseller-Autorin, der mit einigen waghalsigen Abenteuern und dem Krieg gegen Nerezza glänzt. Obwohl ich mit den beiden Hauptprotagonisten vor dem Buch nicht viel anfangen konnte und obwohl ich sehr schwer in das Werk gestartet bin, bin ich doch sehr gut mit ihnen zurechtgekommen und habe mich von der Geschichte mitreißen lassen. "Sternenstaub" bietet damit den perfekten Abschlussband und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung für alle, die Magie und Romantik lieben.