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Veröffentlicht am 21.05.2024

Quantenphysik - einfach und humorvoll aufbereitet

Quanten-Bullshit
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Ich bin eigentlich kein Sachbuchleser und bleibe oft im ersten Drittel hängen. Aber bei diesem Buch haben mich der Aufhänger für den Titel und die sehr humorvolle Leseprobe doch neugierig gemacht. Und ...

Ich bin eigentlich kein Sachbuchleser und bleibe oft im ersten Drittel hängen. Aber bei diesem Buch haben mich der Aufhänger für den Titel und die sehr humorvolle Leseprobe doch neugierig gemacht. Und tatsächlich habe ich das Buch durchgelesen und auch das ein oder andere über die Quantenphysik gelernt.

Chris Ferrie gelingt es, die komplexe Quantenphysik sehr weit runter zu brechen auf ein einfaches Niveau und Begriffe, die man mal gehört hat aber nicht erklären könnte mit recht lebensnahen Vergleichen anschaulich zu erklären - Heisenbergs Unschärferelation, Schrödingers Katze, Wellenfunktion… So würde ich jetzt nicht behaupten, dass alles hängen geblieben ist, aber einiges dann doch und vor allem war es spannend, sich nach so vielen Jahren mal wieder intensiv mit der Physik auseinanderzusetzen. Insbesondere hat mir gefallen, dass Ferrie am Ende des Buches darauf eingeht, wo genau Quantenphysik uns schon heute wichtige Dienste leistet und wo die Reise hingeht (z.B. Quantencomputer).

Der Stil des Autors ist dabei einfach aber auch voll bepackt mit Zynismus, Sarkasmus und hin und wieder Selbstdarstellung. Das muss man echt mögen. Insbesondere schießt er dabei immer wieder gegen die große (esoterische) „Industrie“, die das Wörtchen „Quanten“ gerne nutzt, um ihren wirkungslosen Verfahren Seriösität zu verpassen. Absolut zurecht, stellt sich nur die Frage, ob das Buch dann die richtigen erreicht.

Der Humor war es, der mich anfangs gepackt hat und ich musste auch häufig schmunzeln, aber gegen Ende wurde es mir dann echt etwas zu viel. Ich hatte dann auch hin und wieder das Gefühl, dass diese spaßigen Zwischensequenzen es mir erschwert haben, dem fachlichen roten Faden zu folgen.

Ich habe die Lektüre nicht bereut und einiges für mich mitgenommen - nicht zuletzt, dass die Physik wirklich ein spannendes Fach ist und komplexe Theorien - wenn richtig vermittelt - auch für nicht-Nerds nachvollziehbar sein können. Nur in Sachen Humor wäre etwas weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Über innere und äußere Schönheit

Die Schönheit der Rosalind Bone
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Bildgewaltige und symbolstarke Erzählung - atmosphärisch sehr dicht erzählt. Ein außergewöhnliches Büchlein.

„Die Schönheit der Rosalind Bone“ ist eine wirklich außergewöhnliche Erzählung. Angesiedelt ...

Bildgewaltige und symbolstarke Erzählung - atmosphärisch sehr dicht erzählt. Ein außergewöhnliches Büchlein.

„Die Schönheit der Rosalind Bone“ ist eine wirklich außergewöhnliche Erzählung. Angesiedelt ist die Handlung in dem kleinen walisischen Dorf Cwmcysgod, in dem ehemals Bergbau betrieben wurde. Sehr dankbar bin ich in diesem Kontext für die kurze Einführung in die walisische Aussprache zu Beginn des Buches. Eine wirklich sehr hilfreiche Ergänzung, dank derer ich weiß, das man den Ort „Kumkasgod“ ausspricht.

In diesem Ort leben allerhand verschiedene Menschen ein recht klischeehaftes Dorfleben - im übelsten Sinne: Tratschen, wegsehen, verurteilen, übergriffig werden, Ausweglosigkeit, Einsamkeit…alles existent. In kurzen Kapiteln wechseln wir zwischen verschiedenen Personen und deren Erzählperspektive und erfahren so allerhand über das Dorf, seine Bewohner und die titelgebende Figur Rosalind Bone. Ein junges Mädchen, das mit einer fast übermenschlichen Schönheit … ja, man muss sagen gestraft ist.

Insgesamt spielt der Begriff der Schönheit eine wichtige Rolle. Die Gegensetzlichkeit der oberflächlichen, äußeren Schönheit und welches Leid diese verursachen kann sowie der Stärke innerer Schönheit wird symbolstark in Szene gesetzt. Insgesamt steckt in dem eigentlich recht kleinen Büchlein unfassbar viel Handlung und Aussagekraft.

Der Erzählstil ist flüssig, dicht und etwas distanziert. Ich würde sagen, das passt gut zu der Erzählung hat mir am Anfang aber etwas Schwierigkeiten bereitet warm zu werden mit den handelnden Personen. Auch das Bild, das von den Dorfbewohnern - insgesamt, aber vor allem auch von den Männern - gezeichnet wird ist alles andere als wohlwollend. Es trägt sicherlich dazu bei, die Aussage zu stützen und zu intensivieren - aber ich hoffe dann doch, dass es auch in kleinen, abgehängten Dörfern noch etwas mehr Menschlichkeit gibt.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Abenteuer in der Welt der Träume und Götter

Of Dreams and Gods
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In dem romantischen Fantasy-Abenteuer „Of Dreams and Gods“ hat die Autorin ein sehr spannendes Thema in den Mittelpunkt der Handlung gestellt und dieses sehr einfallsreich umgesetzt.

Protagonistin Malie ...

In dem romantischen Fantasy-Abenteuer „Of Dreams and Gods“ hat die Autorin ein sehr spannendes Thema in den Mittelpunkt der Handlung gestellt und dieses sehr einfallsreich umgesetzt.

Protagonistin Malie ist Klarträumerin, das heißt sie kann sich während des Träumens klar werden, dass sie träumt und ihre Träume nach ihren Wünschen gestalten - auch bekannt als luzides Träumen. So nutzt sie die Zeit am liebsten, um ihren verstorbenen Vater zu treffen.

Bis plötzlich Traumgott Phynn auftaucht und sich auch in der realen Welt die Anzeichen mehren, dass mit der Traumwelt der Menschen irgendwas so ganz und gar nicht stimmt. So begibt sich der Leser mit Malie auf eine einzigartige Abenteuerreise - von der Traumwelt bis in die Unterwelt.

Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet und es bleibt lange geheimnisvoll, welche Ziele verfolgt werden. Dabei wird die ganze Geschichte sehr phantasievoll erzählt und zieht einen schnell in seinen Bann. Für Jugendliche wichtige Themen - wie Freundschaft, Zusammenhalt, Trauer, Vertrauen und die erste Liebe - werden aufgegriffen und empathisch und gefühlvoll einfließen gelassen.

Sehr schade finde ich, dass gegen Ende des Buches ein Punkt erreicht wird, an dem man das Gefühlt hat, dass der Autorin die Puste ausgegangen ist. Auf einmal geht alles ganz schnell und auch die Entwicklung des Antagonisten ist leider nicht mehr nachvollziehbar. Insgesamt finde ich das Buch sehr stimmig zu Ende gebracht - aber leider wurde der Handlung hier nicht genug Raum gegeben, da wäre definitiv noch Potential für mehr Spannung vorhanden gewesen..

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Drei Frauen - drei Generationen

Unter dem Moor
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„Unter dem Moor“ hat mich sehr berührt und bis zum Schluss gefesselt. Es zeichnet das Schicksal dreier Frauen im Kontext deutscher Geschichte und greift dabei tragische gesellschaftliche Begebenheiten ...

„Unter dem Moor“ hat mich sehr berührt und bis zum Schluss gefesselt. Es zeichnet das Schicksal dreier Frauen im Kontext deutscher Geschichte und greift dabei tragische gesellschaftliche Begebenheiten und deren Auswirkungen am Beispiel von Einzelschicksalen auf: Das Landjahr für junge Mädchen im Dritten Reich, das Miteinander in der ehemaligen DDR und die Auswirkungen der heutigen Leistungsgesellschaft auf die Menschen.

Dabei sind die Schicksale der drei Frauen miteinander verwoben - doch wie genau, das zeigt die Autorin dem Leser nur langsam. In zwischen den Zeiten wechselnden Kapiteln lernen wir die drei Protagonistinnen Stück für Stück kennen und man wird als Leser in Bezug auf die in die Geschichte eingebetteten Verbrechen doch auch das ein oder andere Mal in die Irre geführt.

Dabei liegt der Fokus nicht auf der Kriminalhandlung sondern auf der Entwicklung der Frauen. Es sind starke Frauen, die auf die ein oder andere Weise auf die Begebenheiten reagieren und ihren Umgang damit finden müssen. Dabei haben sie einige Tiefen zu bewältigen. So skizziert das Buch das wahre Leben und präsentiert keine Wohlfühl-Oase mit glänzendem Happy End. Doch genau das macht das Buch so berührend.

Immer wieder lässt die Autorin auch kurze Passagen einfließen, in der die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt der mecklenburgischen Moorlandschaft beschrieben wird - eine Landschaft, die einerseits fast bedrohlich wirkt aber auch ruhig, schön und einzigartig ist.

Ich habe das Hörbuch gehört und bin sehr begeistert. Verena Wolfien hat eine sehr angenehme Stimme und hat es geschafft, die Tragik sowie die Hoffnungsschimmer einfühlsam zu vermitteln. Die verschiedenen Charaktere imitiert sie nur dezent, aber sehr passend. Je weiter das Buch fortgeschritten ist, desto mehr war ich gefesselt und habe jede freie Minute genutzt.

Von meiner Seite eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Über Glaube, Kultur und die Beziehung zur Mutter

Zuckerbrot
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Schon beim Anblick des wunderschönen Covers tauchen wir ein in die Kultur der Punjabi. Die zarten Ornamente im Hintergrund erinnern an Henna-Zeichnungen. Mutter und Tochter auf dem Cover schauen zufrieden ...

Schon beim Anblick des wunderschönen Covers tauchen wir ein in die Kultur der Punjabi. Die zarten Ornamente im Hintergrund erinnern an Henna-Zeichnungen. Mutter und Tochter auf dem Cover schauen zufrieden und sind einander zugewandt, was ich sehr schön finde.

Protagonistin der Geschichte ist die 10-jährige Pin. Sie lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung inmitten des multikulturellen Stadtstaats Singapur. Gemeinsam mit der Schülerin tauchen wir ein in das Treiben der Stadt und lernen viel über die indisch-stämmige Bevölkerung, über das Miteinander und Gegeneinander der Menschen, über Rassismus, Kultur und Religion.

Eines Tages zieht Pins Großmutter bei der Familie ein und stellt alles auf den Kopf. Nicht zuletzt weil aufgrund einer Familientragödie aus der Vergangenheit die Beziehung zwischen Mutter und Großmutter angekratzt ist.

Besonders eindrucksvoll fand ich die Überlegungen Pins zu Gott. Der kindliche Blick auf den Glauben, die Überzeugungen und Zweifel fand ich sehr eindringlich geschildert und gut nachvollziehbar.

Darüber hinaus haben mir die Bilder und Symbole sehr gut gefallen, insbesondere die Rolle des Essens und welche Verknüpfung zwischen der aktuellen Gefühlslage und den Mahlzeiten bzw. den Zutaten hergestellt wurden.

Es ist ein schönes Buch, das sich viel Zeit nimmt um die Gefühle der Beteiligten und das grundsätzliche Leben der Familie, das Miteinander und die Konflikte zu beschreiben. Mir persönlich ging es vielleicht insgesamt ein bisschen zu langsam voran auf dem Weg zum erzählerischen Höhepunkt. Insgesamt aber ein wirklich schönes, emotionales und auch trauriges Buch, das einen mitnimmt in eine ganz andere Kultur und wertvolle Einblicke ermöglicht.

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