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Veröffentlicht am 24.10.2024

Angharad

A Study in Drowning
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In einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt ...

In einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt sie das Nationalepos - Angharad - fast auswendig. Die Geschichte einer jungen Frau, die vom Elfenkönig entführt, gefangen und zu seiner Braut genommen wurde, die sich jahrzehntelang gegen ihn behauptet und ihn am Ende besiegt, ist manchmal das Einzige, was Effy aufrecht erhält. Sie nimmt Tabletten, weil sie angeblich unter Wahnvorstellungen leidet: Sie kann den Elfenkönig sehen mit Knochenkrone und Skelettfingern und sie fürchtet sich vor ihm. Als Effy eine Ausschreibung zur Neugestaltung des Hauses von Myrddin gewinnt, dem Verfasser von Angharad, gerät sie in einen Strudel unvorstellbarer Ereignisse.

Wow, was für ein Buch. Es hat mich fast von Anfang an völlig reingezogen. Der Schreibstil ist intensiv und jeder sensible Mensch erkennt schnell, dass Effy nicht nur unter Angstzuständen leidet, sondern auch sexuell missbraucht wurde. Und das von einer Person, die sie beschützen sollte, ein Professor der Universität. Dazu gibt man ihr auch noch die Schuld daran. In diesem Buch werden so viele Dinge angesprochen, die Frauen von Männern erdulden müssen, so vieles, das noch immer als "normal" gilt, solange es ein Mann tut, dass man manchmal schreien möchte. Gleichzeitig ist es ein Buch, das Mut macht, denn die Frauen, die hier so vieles aushalten müssen, sind stark, sie entwickeln sich, sie kämpfen, sie stehen für sich auf und ein. Und es gibt sogar ein oder zwei Männer, die auf ihrer Seite stehen. Das ist kein Buch, in dem der Held die Heldin wie Dreck behandelt und das okay ist, weil er hot oder reich ist. Hier struggeln normale Menschen mit dem, was richtig und falsch ist und "normale" Männer tun, was noch immer viel zu oft als "normal" angesehen wird. Sie stehlen Frauen ihre Werte, ihre Leistungen, ihre Identität, sie kassieren die Anerkennung für das, was Frauen getan haben, sie schmücken sich mit fremden Federn. Das Ganze ist wunderbar düster und atmosphärisch in eine fesselnde fantastische Geschichte verpackt, die ich nur aus vollstem Herzen empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 20.10.2024

Boldt taucht auf

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
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Konstantin O. Boldt ist ein Abenteurer, ein Entdecker, ein Forscher, der sich große Sorgen darum macht, dass die uns bekannten und unbekannten Fabelwesen vor dem Verschwinden stehen. Deshalb ruft er im ...

Konstantin O. Boldt ist ein Abenteurer, ein Entdecker, ein Forscher, der sich große Sorgen darum macht, dass die uns bekannten und unbekannten Fabelwesen vor dem Verschwinden stehen. Deshalb ruft er im Jahre 1862 eine Expedition ins Leben, um noch so viele wie möglich zu dokumentieren und zu erforschen. Sein ehrenwertes Ziel: sie zu retten und erhalten. Dabei wird er teilweise auch durchaus kritisch, was die Rolle der Menschen beim Verschwinden der unglaublichen Kreaturen angeht. Die Expedition geht über mehrere Jahre und führt sie durch ganz Europa.

Ich war ja schon von den Fabelwesen der Meere sehr begeistert, also war klar, dass ich auch dieses Buch lesen/anschauen/genießen musste. Gleich vorneweg: Ich empfehle, es wirklich als Print zu holen. Natürlich sind Ebooks praktisch, oft genug ist es einfach nervig, wenn man Seiten vergrößern und ranzoomen muss und dann trotzdem nicht alles erkennen kann. Auch dieses Buch ist wieder eine Mischung aus Reisebericht, Tagebucheinträgen, Illustrationen, Fotos und Dokumenten. Der Schreibstil ist herrlich altmodisch, ohne altbacken zu wirken und die Fabelwesen erschöpfen sich nicht mit denen, die fast alle kennen, sondern überraschen immer wieder mit Kreaturen, von denen ich noch nicht gehört hatte (und dabei bin ich ein Fantasyfreak!). Ich bin also auch von diesem Buch begeistert und hoffe, dass uns Boldt noch auf die ein oder andere Reise mitnehmen wird.

Veröffentlicht am 19.10.2024

Ach, du!

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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Robert, der eigentlich einen hochtrabenden Namen trägt, den er nie benutzt, ist ein Drachenbekämpfer. Wie Ungeziefer nisten kleinere Drachen in Häusern und Gebäuden und dann wird er gerufen, sie auszuräuchern. ...

Robert, der eigentlich einen hochtrabenden Namen trägt, den er nie benutzt, ist ein Drachenbekämpfer. Wie Ungeziefer nisten kleinere Drachen in Häusern und Gebäuden und dann wird er gerufen, sie auszuräuchern. So wird er eines Tages direkt vom König seines Landes aufgefordert, innerhalb kürzester Zeit das Schloss zu säubern, denn die Prinzessin Cerise möchte einen guten Eindruck auf den Kronprinz des Nachbarlandes, Reginald, machen. Robert hasst seinen Job und dennoch bleibt ihm plötzlich nichts anderes übrig, als auch noch mit Reginald auf Drachenjagd zu gehen. Reginald ist ungefähr genauso gern ein Held wie Robert ein Drachenbekämpfer und dass die Prinzessin dabei ist, macht die Suche und den Kampf nicht einfacher ...

Bei diesem Buch bin ich ein wenig zwiegespalten. Eigentlich hätte es eine amüsante Funtasy sein können und war sie auch zu großen Teilen. Doch dann wurde mir die Grausamkeit den kleinen Drachen gegenüber - die sich eigentlich eher wie Katzen benahmen - zu viel. Ausräuchern, vergiften, Haut abziehen und was so noch alles, wenn zum Glück auch nicht ausführlich, beschrieben wurde, ist der Tick Tierquälerei, den ich in keinem Buch lesen möchte, auch nicht als Andeutung. Im Gegensatz dazu stehen die sympathischen Charaktere, die der Autor zeichnet, und die dann dafür gesorgt haben, dass ich weitergelesen habe. Den bösen Zauberer fand ich anfangs auch sehr amüsant, allerdings wurde dann sein "Der Schurke erzählt endlos über all seine Schurkentaten"-Gehabe too much. Und um ehrlich zu sein, habe ich dieses Verschmelzen (oder auch nicht laut Robert) mit den Drachen nicht verstanden. Das klingt nach viel Kritik, wenn ich es hier so lese, aber tatsächlich war das Buch kurzweilig und gut zu lesen. Alles in allem hätte es für mich ohne die angesprochenen Grausamkeiten ganz großes Funtasy-Kino werden können, zumal sowohl die Prinzessin als auch die anderen Charaktere die meiste Zeit recht feministisch unterwegs waren. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.10.2024

Magiekuss

Nightbirds, Band 1: Der Kuss der Nachtigall (Epische Romantasy)
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In Simta ist Magie verboten, deshalb leben Matilde, Sayer und Aesa gefährlich. Tagsüber sind sie die wohlbehüteten Töchter und Mündel einflussreicher Familien, nachts jedoch ... arbeiten sie als Nightbirds. ...

In Simta ist Magie verboten, deshalb leben Matilde, Sayer und Aesa gefährlich. Tagsüber sind sie die wohlbehüteten Töchter und Mündel einflussreicher Familien, nachts jedoch ... arbeiten sie als Nightbirds. Sie verkaufen ihre in ihnen schlummernde Magie mit einem Kuss. Doch als der Einfluss religiöser Fanatiker und machthungriger Politiker größer wird und die Mädchen auch nicht immer so diskret sind, wie es ihnen eingebläut wird, kommt es zu einer Katastrophe. Die Fanatiker eröffnen die Jagd auf sie, während einige Politiker sie nur unter der Bedingung beschützen wollen, dass sie ihnen zu Diensten stehen. Doch die Nightbirds - und viele weitere Mädchen und Frauen aus allen Gesellschaftsschichten - erkennen nach und nach ihre wahre Stärke und Macht; aber wenn man Menschen hat, die man liebt, ist man immer erpressbar.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich in dem Buch drin war, denn anfangs ging mir genau das gegen den Strich, was Matildes Tränkefreund anprangert: Dass sie ihre Gabe nur den Reichen schenken und sich damit quasi prostituieren. Doch schnell entwickeln sich alle drei Mädchen, die wirklich sehr unterschiedliche Charaktere haben, weiter und ich finde es mega, wie sehr die Gier, der Fanatismus und der Machtwillen der meist männlichen Gegenspieler hier herausgearbeitet wird und das Buch damit ab einem gewissen Punkt nicht nur sehr spannend wird, sondern regelrecht feministisch. Der Zusammenhalt, der zwischen den Frauen und Mädchen entsteht, ihr Mut, die Freundschaft/Liebe zwischen ihnen hat mich beeindruckt. Gut gefiel mir auch, dass die Männer, die ihnen halfen, es aus Freundschaft heraus und der richtigen Einstellung zum Leben taten, nicht, weil sie die Jungfrauen in Not waren, die ohne ihre Männer aufgeschmissen wären. Alles in allem ein wirklich spannendes Konzept; mal sehen, ob der zweite Band da mithalten kann.

Veröffentlicht am 11.10.2024

Doyle in Baskerville

Baskerville Hall – Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente (Teil 1)
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Der junge Arthur Conan Doyle hat es nicht einfach. Er lebt unter schwierigen Verhältnissen in Edinburgh; sein Vater ist depressiv und dem Trinken zugeneigt, weshalb er nicht arbeitet und seine Mutter ist ...

Der junge Arthur Conan Doyle hat es nicht einfach. Er lebt unter schwierigen Verhältnissen in Edinburgh; sein Vater ist depressiv und dem Trinken zugeneigt, weshalb er nicht arbeitet und seine Mutter ist mit ihm und den vier kleinen Schwestern ausgelastet. Arthur beschließt, sich eine Arbeit zu suchen, um die Familie zu unterstützen - doch dann erhält er das Angebot, an der besonderen Akademie Baskerville Hall zu lernen. Wer dort seinen Abschluss macht, kann damit rechnen, im Leben erfolgreich zu sein, weshalb er nicht lange überlegt. Und plötzlich rutscht er per Ballon in ein Abenteuer mit Intrigen, Einbrüchen, Geheimnissen, faszinierenden Lehrern und ... den besten Freunden, die er jemals hatte.

Ich bin ein großer Fan der originalen Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle, lasse mich jedoch auch ab und zu gern in seine Welten entführen, die von anderen AutorInnen erdacht wurden. Und jedes Mal freue ich mich, wenn es diesen gelingt, den ursprünglichen Charme zu erhalten, aber Neues hinzuzufügen. Das ist Ali Standish hier wirklich gut gelungen. Sie legt eine quasi Dark Academia im 19. Jahrhundert vor, schenkt uns Doyle'sche Charaktere wie Challenger (Lost World) oder Doktor Watson, James Moriarty, Irene Adler (Sherlock Holmes) und lässt den späteren Autor selbst als Hauptperson agieren. Manchmal ist es ein bisschen drüber (Challenger lässt den Jungen ohne Einweisung den Ballon fliegen und wundert sich dann, dass der beinahe krachen geht?), manchmal schmunzelt man (etwas Großes, Wolfsartiges in Baskerville Hall oder auch ein Dodo oder ein Saurierbaby?) und einmal fand ich den sonst so cleveren jungen Doyle etwas tumb (noch einmal die Sache mit dem Saurierbaby), aber eigentlich hat mich diese Geschichte einfach nur begeistert und gefesselt. Großen Anteil daran hatte auch der Sprecher, der nicht nur jeder Person eine eigene Stimme verlieh, sondern auch das Ganze mit seinem offensichtlich Spaß daran noch einmal ordentlich aufwertete. Besser geht's nicht.