Angharad
A Study in DrowningIn einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt ...
In einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt sie das Nationalepos - Angharad - fast auswendig. Die Geschichte einer jungen Frau, die vom Elfenkönig entführt, gefangen und zu seiner Braut genommen wurde, die sich jahrzehntelang gegen ihn behauptet und ihn am Ende besiegt, ist manchmal das Einzige, was Effy aufrecht erhält. Sie nimmt Tabletten, weil sie angeblich unter Wahnvorstellungen leidet: Sie kann den Elfenkönig sehen mit Knochenkrone und Skelettfingern und sie fürchtet sich vor ihm. Als Effy eine Ausschreibung zur Neugestaltung des Hauses von Myrddin gewinnt, dem Verfasser von Angharad, gerät sie in einen Strudel unvorstellbarer Ereignisse.
Wow, was für ein Buch. Es hat mich fast von Anfang an völlig reingezogen. Der Schreibstil ist intensiv und jeder sensible Mensch erkennt schnell, dass Effy nicht nur unter Angstzuständen leidet, sondern auch sexuell missbraucht wurde. Und das von einer Person, die sie beschützen sollte, ein Professor der Universität. Dazu gibt man ihr auch noch die Schuld daran. In diesem Buch werden so viele Dinge angesprochen, die Frauen von Männern erdulden müssen, so vieles, das noch immer als "normal" gilt, solange es ein Mann tut, dass man manchmal schreien möchte. Gleichzeitig ist es ein Buch, das Mut macht, denn die Frauen, die hier so vieles aushalten müssen, sind stark, sie entwickeln sich, sie kämpfen, sie stehen für sich auf und ein. Und es gibt sogar ein oder zwei Männer, die auf ihrer Seite stehen. Das ist kein Buch, in dem der Held die Heldin wie Dreck behandelt und das okay ist, weil er hot oder reich ist. Hier struggeln normale Menschen mit dem, was richtig und falsch ist und "normale" Männer tun, was noch immer viel zu oft als "normal" angesehen wird. Sie stehlen Frauen ihre Werte, ihre Leistungen, ihre Identität, sie kassieren die Anerkennung für das, was Frauen getan haben, sie schmücken sich mit fremden Federn. Das Ganze ist wunderbar düster und atmosphärisch in eine fesselnde fantastische Geschichte verpackt, die ich nur aus vollstem Herzen empfehlen möchte.