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Veröffentlicht am 10.05.2022

Wahnsinns-Finale, sehr emotional

Krone aus Asche
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Taris wurde viel zu viel genommen und Wut und Enttäuschung über den Verrat sitzen tief. Sie will – muss – das Ganze nun allein zuende bringen, ohne Rücksicht auf andere. Selbst die Liebe zu Azrael hat ...

Taris wurde viel zu viel genommen und Wut und Enttäuschung über den Verrat sitzen tief. Sie will – muss – das Ganze nun allein zuende bringen, ohne Rücksicht auf andere. Selbst die Liebe zu Azrael hat keine Chance mehr, jetzt erst recht nicht, dank ihres neuen Schicksals. Aber mit Atlantis wäre es eh vorbei gewesen. Jetzt gilt für Taris nur noch eins: Eine letzte Mission, und dann ihr altes Leben zurückholen.

Wow. Wie macht Marah Woolf das nur immer? Wie schafft sie es, dass man am Anfang der Reihe keinerlei Vorstellung davon hat, wo die Reise einmal hingehen und wie sehr einem die Geschichte mit ihren einzigartigen Charakteren ans Herz wachsen wird? Jedes Mal bin ich wieder total baff, weil ich am Anfang nicht habe kommen sehen, was mich da noch alles erwartet. So auch hier, und Band 3 ist für mich der beste Teil der Reihe, denn hier läuft einfach wahnsinnig gut alles zusammen. Man startet direkt mit einem unfassbaren Schock ins Buch (Cliffhanger Band 2), den ich viele viele Seiten nicht wirklich überwinden konnte, bei dem ich gehofft, gebangt, gebetet habe, dass es sich noch anders entwickelt. Das hat mir einiges an Emotionen abverlangt.

Mit Taris' neuem Schicksal war ich am Anfang längere Zeit nicht so glücklich. Mir war es ein bisschen zu viel, ich hätte das nicht auch noch gebraucht. Aber andererseits ... im Laufe des Buches ergab plötzlich so vieles Sinn, auch das! Und dann war's so gut. Ich hatte im Laufe der Reihe ja so meine Schwierigkeiten damit, durch die ganzen historischen Ereignisse etc. überhaupt noch durchzufinden, und ich bin mir jetzt bis zum Schluss nicht sicher, dass ich alles verstanden hab. Aber neue Erkenntnisse und Entdeckungen fügten hier Stück für Stück das Puzzle zusammen und es hat mich wirklich fasziniert, wie alles zusammenkam. Was wieso wie passieren musste. Marah ist genial, was das angeht!
Aber auch, was Charaktere betrifft. Denn selten kommt es vor, dass ich mehreren von ihnen so oft den Hals umdrehen möchte und sie trotzdem so liebgewonnen habe. Das ist eine ganz wunderbare Kombi, die sie hier (und auch in ihren anderen Reihen) schafft. Azrael hab ich hier wieder viel mehr angebetet als noch in Band 2. Aber auch er, manchmal Taris, vor allem Horus(!) und einige andere haben mich hin und wieder sowas von in den Wahnsinn getrieben. Und trotzdem haben sie mein Herz. Mein Verständnis für ihre (die meisten) Entscheidungen. Meinen Wunsch, dass alle überglücklich in ihr Happy End ziehen dürfen.

Das Ende war schön, melancholisch, zu schnell, zu schmerzhaft, weil ich nicht schon wieder loslassen und mich von einer tollen Reihe verabschieden wollte, perfekt, weil es mich glücklich gemacht und trotzdem etwas wehmütig zurückgelassen hat, weil man sich einiges erhofft, was nicht so ganz eingetreten ist, es das Ganze aber umso realistischer macht. Für dieses wunderbare Finale gibt es 5 Sterne. Ich liebe Marah Woolfs Geschichten.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Wirklich schöner Abschluss

Vielleicht irgendwann (Vielleicht-Trilogie, Band 3)
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Karla liebt den Motorsport heiß und innig. Leider ist er viel zu kostspielig für sie geworden. Sie redet nicht gern drüber, aber ihre Geldsorgen machen ihr zu schaffen. Da kommt es beinahe wie gerufen, ...

Karla liebt den Motorsport heiß und innig. Leider ist er viel zu kostspielig für sie geworden. Sie redet nicht gern drüber, aber ihre Geldsorgen machen ihr zu schaffen. Da kommt es beinahe wie gerufen, als sie die Freundin des Formel 2-Fahrers Henning Kiefer spielen soll. Win-win: Sie hätte keine Geldprobleme mehr, er würde sein Image aufbessern. Aber kann das gutgehen?

Ich fand es total schön, wieder in München, in der WG, bei Leckerste zu sein. Im Laufe der Reihe hab ich all das sehr ins Herz geschlossen und mich dort sehr wohlgefühlt. So auch hier. Karla ist ein interessanter Charakter, auf die ich mich in den Vorgängern schon gefreut hab. Tough und unabhängig, was Segen und Fluch zugleich sein kann und bei ihr auch ist. Bei all dem ihre Perspektive zu lesen, war definitiv spannend. Auch ihr Zusammentreffen mit Henning, wie sie sich kennengelernt haben, war besonders und aufregend.
Bei Henning merkt man sehr schnell, dass der Schein trügt. Er ist ein aufgeweckter, liebevoller, interessanter Kerl und von Anfang an sympathisch. Er kann gut mit Karla umgehen und umgekehrt ebenso.

Ich mochte die Entwicklung zwischen den beiden. Wie sie sich näher gekommen sind, sich langsam einander geöffnet haben, ihre Probleme eingestanden haben. Wie ihnen nicht klar war, was gespielt und was echt war. Denn gerade das liebe ich an dem Trope Fake-Beziehung so sehr. Dieses umeinander Herumschleichen und der Versuch, herauszufinden, wie sie eigentlich wirklich übereinander denken. Tatsächlich hat mir das hier aber etwas gefehlt. Diese Fake-Beziehung kam für mich zu kurz. Sie haben sich kaum als Paar gezeigt bzw. selbst als sie eins sein sollten, oft versucht, sich zu verstecken und sich nichts anmerken zu lassen. Irgendwie hätte ich ihnen, an Stelle von Beobachtern, das nicht so recht abgenommen. Aber wiederum waren Karlas Gedankensprünge dabei manchmal auch sehr heftig, aber das ist mit ihren Unsicherheiten erklärbar.
Am Ende gab es noch Drama, das aber nicht zu künstlich und zu den Charakteren passend war – nur die Auflösung war mir dann zu schnell. Und Karlas Einsicht. Es hätte viel früher bei ihr eine Entwicklung, ein Umdenken deutlich werden müssen. So kam das irgendwie zu plötzlich am Ende. Gefreut hab ich mich trotzdem allemal!

Mir hat Karlas und Hennings Geschichte gut gefallen, ich hab mich total gefreut, wenn sie sich näher kamen, und fand allgemein einfach die ganze Vielleicht-Reihe und das hier als Abschluss toll. Generell ein bisschen mehr von der Clique und ein bisschen mehr Motorsport (obwohl ich kein Fan bin) hätte es hier in Band 3 noch für mich sein können.
Empfehlung gibts aber natürlich. Knappe 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Schöner, empfehlenswerter Auftakt

Eliza Moore
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Eliza Moore will eigentlich nichts mit der Liga zu tun haben, sie verabscheut die Organisation. Aber als sie nach einem nächtlichen Angriff plötzlich zur Hüterin des Tors zur Seelenwelt berufen wird, hat ...

Eliza Moore will eigentlich nichts mit der Liga zu tun haben, sie verabscheut die Organisation. Aber als sie nach einem nächtlichen Angriff plötzlich zur Hüterin des Tors zur Seelenwelt berufen wird, hat sie kaum eine Wahl, als Teil der Liga zu werden. Zu allem Überfluss wird ihr dafür auch noch ihr Seelenpartner zur Seite gestellt. Worauf hat sich Eliza da nur eingelassen?

Ich war super gespannt auf die Geschichte und was sie für mich bereit hält. Vor allem hatte ich mich auf Dublin/Irland-Vibes gefreut, wo ich dem Buch aber leider direkt ein paar Punkte abziehen muss, denn die gab es einfach gar nicht. Das Buch hätte, bis auf kurze Erwähnungen von Ortsnamen, wirklich überall spielen können, es hätte keinerlei Unterschied gemacht. Da war ich zugegeben schon geknickt.
Mit dem Schreibstil bin ich allerdings von Anfang an gut klar gekommen, es hat sich wirklich super lesen lassen, die Beschreibungen, Satzkonstruktionen, der Wechsel von Erklärungen und Dialogen war sehr angenehm und hat mir gefallen. Und man hat nicht alles von Anfang an vorgelegt bekommen, sondern so nach und nach, gerade richtig.

Eliza ist eine Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist. Ich fands super, dass sie sagt, was sie denkt, auch z.B. ihrer unsympathischen Mutter gegenüber. Trotzdem lässt sie sich auch mal bequatschen oder knickt ein; diese Mischung ist realistisch. Insgesamt ist mir der Einstieg in die Handlung und die Charaktere aber trotzdem nicht direkt von Anfang an richtig gut gelungen, denn teilweise musste ich bei manchen Szenen die Stirn runzeln, fand sie irgendwie komisch ohne genau erklären zu können, wieso. Ich glaube zum Teil, weil für meinen Geschmack zu wenig hinterfragt wurde, auch von Eliza. Zum Beispiel was ihre beste Freundin angeht. Oder die Sache mit ihrer Schwester. Oder Conor/Logan. Zugunsten einer schnellen, kurzweiligen Handlung wurde das hier manchmal recht schnell abgehakt/fortgeführt, so mein Empfinden. Ein bisschen mehr Tiefgang hätte es ein können. Und Logik, denn manches passte für mich irgendwie nicht recht zusammen (z.B. die Sache mit den Berührungen und was sie auslösen. Später wurde das ansatzweise erklärt, aber an dem relevanten Punkt ergab es erst keinen Sinn). Aber! Die kurzweilige Handlung hat mich trotzdem dann gepackt und deshalb konnte ich, als ich dann richtig drin war im Buch, da gut drüber hinwegsehen.

Denn die Geschehnisse und Entwicklungen fand ich wirklich spannend und ich hab gar nicht gemerkt, wie die Seiten vorbeifliegen. Es kamen recht schnell neue Punkte dazu, was die Seelenverwandtschaft, die Seelen selbst und welche es da gibt, was man gegen sie tun kann, wie Eliza auf sie reagiert, Aufdeckungen von der Schwester etc. angeht. Und dann war ich plötzlich schon am Ende, mit einem kleinen bitteren Cliffhanger, der mich nicht total schockiert hat, aber doch Fragen offen lässt. Und definitiv Lust auf Band 2 macht!

Für mich war Eliza Moore nichts herausragendes, kein Highlight, aber ich hatte viel Spaß mit dem Buch, schöne, kurzweilige Lesestunden, hab es ziemlich verschlungen und kann diese Jugendfantasy deshalb auf jeden Fall empfehlen. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

Die Reihe wächst mir immer mehr ans Herz

Ring aus Feuer
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Nachdem Taris von Azrael verraten wurde und außerdem Malachis Seele in Gefahr ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auch noch das zweite Insignie, den Ring, für die Unsterblichen zu suchen. Aber wem ...

Nachdem Taris von Azrael verraten wurde und außerdem Malachis Seele in Gefahr ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auch noch das zweite Insignie, den Ring, für die Unsterblichen zu suchen. Aber wem kann sie eigentlich noch trauen?

Marah Woolf schafft es einfach immer, mit ihren Fortsetzungen noch einen draufzulegen. Schwache Mittelbände gibt es bei ihr nicht. Nachdem Band 1 schon fies geendet ist, geht es hier nahtlos weiter und Taris macht ganz schön was durch. Sie hat mit einigem zu kämpfen, hält ihre Stärke aufrecht und lässt trotzdem Verletzlichkeit zu. Mir gefällt sehr, was für eine Entwicklung sie durch macht. Manchmal sind Protas am Anfang schwächer und werden mit der Zeit selbstbewusster. Bei Taris läuft es eher andersrum – sie war von Anfang an stark, unabhängig und wusste, was sie wert ist. Konnte aber auch keine Hilfe annehmen. Mitzuerleben wie sie sich mehr öffnet, sei es auch zunächst voller Schmerz, ist wahnsinnig spannend und schön. Trotzdem verliert sie nie ihre Kaltschnäuzigkeit und ihre Stärke.
Azrael hätte ich oft genug gegen die Wand klatschen können. Er macht und hat so einige Fehler, die mich in den Wahnsinn getrieben haben und bei denen ich echt sehr am Überlegen war, ob ich ihm verzeihen möchte bzw. ob ich ihn noch anhimmeln kann. Ich war wütend, genau wie Taris. Aber genau wie Taris, bröckelte das irgendwann wieder. Denn so richtig lange widerstehen kann man ihm dann doch nicht. Er ist ein sehr interessanter, runder Charakter und auch er entwickelt sich, zum Besseren. Langsam zwar, aber immerhin. Er hat es mir schwer gemacht, aber irgendwie hab ich ihn wieder liebgewonnen und doch wieder angefangen, mir die beiden zusammenzuwünschen.
Apropros in den Wahnsinn treiben. Auch Horus hat so seine schwierigen Seiten. Aber irgendwie schafft es Marah, dass man die Charaktere trotzdem gut leiden kann. Perfekt ist ja nun niemand. Und Kimmy händelt das alles super. Alle Charaktere, auch Seth, Enola, Dante etc. sind total faszinierend und tragen dazu bei, dass man sich in der Geschichte verlieren kann. Dass man eine Verbindung zu den Schicksalen, den ganzen Problemen aufbauen kann. Dass sie einem nahe gehen. Das hat hier nochmal besser geklappt als in Band 1.

Auch die Suche, das Rätselraten, die Action, alles hat mich wieder in den Bann gezogen, auch das vielleicht sogar etwas mehr als im Vorgänger. Ich bin immer noch total beeindruckt, wie viel Arbeit und Gehirnschmalz Marah Woolf da hat reinfließen lassen. Es ist alles mega gut konstruiert, es fügt sich perfekt, ergibt Sinn. Also soweit ich das beurteilen kann. Denn ich weiß echt nur einen kleinen Bruchteil von dem ganzen geschichtlichen Kram. Und ehrlich gesagt hat es mir das hier in Band 2 fast noch schwieriger gemacht, dem ganzen zu folgen. Es war manchmal echt komplex, und ich hatte öfter das Gefühl, ich werde gerade ziemlich abgehängt, das fand ich teilweise etwas schade. Trotzdem hielt es mich bei der Stange.

Gegen Ende spitzte sich alles dramatisch zu und das Ende – WAS WAR DAS BITTE?!? Ich war sowas von entsetzt, geschockt, dachte, ich lese nicht richtig! Oh. Mein. Gott. Es hat mir echt das Herz gebrochen. Gott sei Dank lag Band 3 schon bereit!
4,5 Sterne für einen absolut gelungenen zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 14.04.2022

Zwischen der Community und dem FBI

Firekeeper's Daughter
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Daunis steht zwischen den Stühlen, denn sie ist halb Weiße, halb Native des Ojibwe-Stammes und gehört doch nirgendwo hunderprozentig dazu. Am College möchte sie gerne einen Neustart wagen, doch soweit ...

Daunis steht zwischen den Stühlen, denn sie ist halb Weiße, halb Native des Ojibwe-Stammes und gehört doch nirgendwo hunderprozentig dazu. Am College möchte sie gerne einen Neustart wagen, doch soweit kommt es gar nicht, da sie aus familiären Gründen beschließt, im Ort zu bleiben. Als sie den Eishockeyspieler Jamie kennenlernt, scheint das halb so schlimm. Aber dann wird sie Zeugin eines Mordes und plötzlich ist alles anders. Das FBI rekrutiert sie als verdeckte Ermittlerin, sie soll herausfinden, was in ihrer Community los ist. Wieder steht sie zwischen den Stühlen. Und erfährt dabei einiges, das alles auf den Kopf stellt.

Mehr in die Kultur der Natives eintauchen, besser verstehen, dazulernen – das war der Grund, weshalb ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Und tatsächlich lernen wir gleich zu Beginn sehr viel. Durch Daunis Erzählungen erfahren wir viel über ihre Familiengeschichte, den Tribe, Rituale und Traditionen, die sie pflegen, und mehr. Dazu werden überall Begriffe der Anishinabe verwendet (die am Ende in einem Glossar übersetzt werden). Das war zwar total interessant und sehr atmosphärisch, aber hat mir den Einsteig auch ein wenig erschwert, da ich etwas brauchte, um reinzukommen und alles zu verstehen. Oder auch die Charaktere auseinanderzuhalten und wer wer ist (weil z.B. Jüngere des Tribes auch Neffen/Nichten genannt werden, auch wenn sie nicht mit einem verwandt sind etc.). Aber trotzdem gefiel es mir, dass die indigene Kultur überall präsent war. Der Start der eigentlichen Handlung kam im Buch dadurch etwas verzögert und am Anfang dauerte es ein paar Kapitel, bis der Stein richtig ins Rollen kam, andererseits hatte ich so die Möglichkeit, mich erstmal einzufinden.

Und dann hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich fand es total interessant zu erfahren, wie die Strukturen innerhalb eines Tribes funktionieren, aber auch, wie Daunis individuelles Umfeld funktioniert. Sie ist kein registriertes Mitglied und doch scheint sie sich mehr mit der indigenen Seite ihrer Familie zu identifizieren. Generell spürte man auch die herzliche Verbindung, die sie zu den Menschen auf dieser Seite hat, wie sie aufeinander aufpassen, wie Daunis sich wohlfühlt. Aber sie hat mütterlicherseits eben auch weiße Verwandte und durch ihre Augen lernen wir, was für Konflike das schüren kann.
Ihre Gedanken und Gefühle sind stets nachvollziehbar, sie ist eine sehr angenehme Protagonistin, nur manchmal wirkte sie für meinen Geschmack etwas zu nüchtern. Zum Beispiel als es mit dem Mord so richtig mit der Handlung losging. Ihr Entsetzen, ihre Trauer gingen zugunsten der Erklärungen, wie man mit Toten in ihrer Kutur umgeht, ein wenig unter (wobei ich letzteres sehr interessant fand und vielleicht äußert sich Trauer bei ihnen einfach anders, ich habe da ja keine Ahnung). So fiel es mir teilweise ein wenig schwer, eine richtige Verbindung zu ihr aufzubauen.
Die anderen Charaktere haben faszinierende Dynamiken reingebracht, die mir gut gefallen haben, wie z.B. Daunis' Beziehung zu ihrem Bruder Levi. Ihre Familiengeschichte ist kompliziert und teilweise schmerzhaft und trotzdem stehen sie sich so nahe. Aber auch mit anderen Figuren verbindet sie viel und gerade deshalb wird es so kompliziert, als sie beginnt, fürs FBI zu ermitteln. Denn der Mord war nicht nur einfach ein Mord, es steckt noch viel mehr dahinter, etwas was grundsätzlich falsch läuft dort und aufgehalten werden muss. Daunis muss allen etwas vormachen, heimlich nachforschen, Verdächtigungen machen. Was macht das mit ihr, dieses Gefühl von "ich hintergehe meine Community"? Ein wahnsinnig spannender Punkt.

Im Mittelteil des Buches hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, der rote Faden wurde aus den Augen verloren, denn es ging dann oft mehr um Daunis Leben, ihr Interesse an Jamie, anstehende Aktivitäten wie einen Ball und ein paar fruchtlose Untersuchungen, sodass es irgendwie nicht richtig voranging; es zog sich ein wenig. Da habe ich mir schon Sorgen gemacht, dass die Handlung zerfleddert und ins Nichts verläuft. Aber irgendwie fügte sich dann doch wieder alles zusammen und zum Ende hin wurde es nochmal ziemlich dramatisch, mit Action, Ungewissheiten und einigen echt heftigen Twists. Da war ich nicht gänzlich überrascht, aber doch schockiert, und es hat die Spannung und mein Interesse am Buch nochmal sehr nach oben gepusht.
Das Ende ist meiner Meinung nach sehr passend für die Geschichte, wenn auch nicht in allen Punkten zufriedenstellend, aber gerade das macht es realistisch.

Insgesamt hat mir Firekeeper's Daughter vor allem wegen dem Einblick in die indigene Kultur gefallen, wodurch einige schöne, interessante, aber auch erschreckende Szenen zustande kamen. Die Handlung selbst war auch gelungen, nur manchmal etwas zäh. Für mich ein Buch, dass ich auf jeden Fall empfehlen kann. Außerdem lege ich ans Herz, den gesamten Anhang zu lesen! 4 Sterne von mir.

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