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Veröffentlicht am 17.09.2020

Ein fesselnder Pageturner!

Aus schwarzem Wasser
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Eine alptraumhafte Vorstellung: man erwacht nach einem Unfall in einem Leichensack.

Genau das ist Maya passiert. Sie befreit sich aus dem Sack, flüchtet aus der Pathologie des Krankenhauses und findet ...

Eine alptraumhafte Vorstellung: man erwacht nach einem Unfall in einem Leichensack.

Genau das ist Maya passiert. Sie befreit sich aus dem Sack, flüchtet aus der Pathologie des Krankenhauses und findet bei einem Freund Unterschlupf.

Dann beginnt das große Spekulieren.
Die Bevölkerung fragt sich, wo Mayas Leiche ist und Maya fragt sich, was ihr da eigentlich widerfahren ist.

Sie hatte einen schweren Autounfall:
Zusammen mit ihrer Mutter, der Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck.
Mutter Kohlbeck raste mit ihrem Dienstwagen, in dem auch Maya saß, ungebremst in die Spree.

Kurz bevor ihre Mutter ertrank, riet sie ihrer Tochter noch, niemandem zu trauen, da sie alle mit drin stecken würden.

Was meinte ihre Mutter damit?
Wie konnte Maya 20 Minuten unter Wasser überleben?
Wie konnte sie aus dem gepanzerten Dienstauto unter Wasser gerettet werden?
Wer hat sie gerettet?

Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf ein Geflecht von Lügen, Intrigen und Machtkämpfen.
Verheerende Naturkatastrophen ereignen sich. Sie selbst und die ganze Menschheit ist in Gefahr.

Im Verlauf lernt man die Figuren, die vielschichtig und authentisch gezeichnet werden, gut kennen. Auch deren Beziehungen untereinander werden alles andere als eindimensional dargestellt.

Wir erfahren, woran Frau Doktor Kohlbeck geforscht hat, bevor sie Innenministerin geworden ist und dass sie eine machthungrige Frau war, der Forschung über alles ging. Sie hatte wohl einige Leichen im Keller.

Wir begleiten Maya, die sich nicht ganz sicher sein kann ob sie dem persönlichen Assistenten ihrer Mutter, ihrem Patenonkel oder ihrem Freund vertrauen kann.

Nach und nach durchdringt die mutige und beherzte junge Frau das komplexe Netz aus Ungereimtheiten.

„Aus schwarzem Wasser“ ist ein packender, kurzweiliger, aktueller und unterhaltsame Thriller, der ein Katastrophenszenario aufwirft.

Schonungslos und zugespitzt entwirft die Autorin einen Pageturner, den man sich unschwer verfilmt vorstellen kann.

Sie treibt die Handlung mit sprachgewaltigen Sätzen voran und Steigert die Neugierde des Lesers und die Spannung der Geschichte gleichermaßen.

Mit den unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen wird der Thriller, der aufgrund seines Plots ohnehin schon packend ist, noch abwechslungsreicher.

Obwohl der Thriller über 600 Seiten umfasst fliegt man regelrecht atemlos durch das Buch.

Wer mal wieder so richtig Lust auf Spannung hat, der lese „Aus schwarzem Wasser“.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Originell und unterhaltsam.

Der Löwe Gottes
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Der jüdische Junge Ariel (hebräisch „Löwe Gottes“) ist 1939 geboren.
Seine Eltern sind wohlhabend und die drei ziehen während der Nazidiktatur um und durch die Welt.

Ariels Vater arbeitet für den britischen ...

Der jüdische Junge Ariel (hebräisch „Löwe Gottes“) ist 1939 geboren.
Seine Eltern sind wohlhabend und die drei ziehen während der Nazidiktatur um und durch die Welt.

Ariels Vater arbeitet für den britischen Geheimdienst.
Bei einem Einsatz kommt er ums Leben.

Der Sohn will seinen Vater rächen.
Er wird seinem Namen gerecht.
Er wird zum Zornesengel.
Er wird zum Bestrafer der Dämonen.
Er wird zum Nazijäger.
Er wird aber auch ein Liebender.
Ein Liebender, der seine Liebe verliert.

Mehr Worte möchte ich über den Inhalt nicht verlieren, weil das Buch recht schmal ist.
Ich würde Spannung und Lesevergnügen vorwegnehmen.

Dieser Kurzroman ist außergewöhnlich und seltsam. Gleichermaßen schön wie bedrückend.
Er stimmt nachdenklich.

Es ist ein Roman, in dem es um Rache, Vergeltung, Liebe, Verrat und Tod geht.

Ist Rache moralisch akzeptabel? Nachvollziehbar? Verständlich? Menschlich?
Welche Möglichkeiten der Rache sind annehmbar?
Führt Rache zu anhaltendem Wohlbefinden bei dem, der sich rächt?
Oder nur zu vorübergehender Genugtuung?
Wird die Welt durch Rache besser?

Der Roman ist originell und unterhaltsam.

Ich empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Ein sprachlicher Hochgenuss, der den Horizont erweitert.

Die Unschärfe der Welt
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Iris Wolff erzählt feinfühlig und mit brillanter Sprache die Geschichte einer Familie aus dem Banat, einer historischen Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt.

Wir ...

Iris Wolff erzählt feinfühlig und mit brillanter Sprache die Geschichte einer Familie aus dem Banat, einer historischen Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt.

Wir begleiten die vier Generationen von der Zeit der Monarchie bis zum Ende der rumänische Revolution von 1989.

Im Verlauf des Romans lernen wir schwerpunktmäßig sieben Personen kennen, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist.
Diese Personen stehen miteinander in Verbindung und am Ende schließt sich der Kreis.

Mit Aufschlagen des Buches werden wir in eine mitreißende und packende Situation in die rückständig wirkende Zeit der 1960-er Jahre hineinkatapultiert: die Geburt von Samuel, der in jedem der sieben Kapitel eine zentrale Rolle spielt.

Er ist der einzige Sohn von Florentine und dem deutschstämmigen Pfarrer Hannes.
Florentine ist eine introvertierte Frau mit einer Leidenschaft für Bücher und Poesie.
Sie kümmert sich um die Familie ihrer bei einer illegalen Abtreibung verstorbenen Freundin Nika und um die Gäste, die ins Pfarrhaus kommen.
Auch Benedikt und Lothar aus der DDR gehören zu diesen Besuchern. Sie scheinen etwas im Schilde zu führen und nutzen die Gastfreundschaft von Florentine und Hannes ungewöhnlich lange aus.

Auch Samuel hat seinen besten Freund verloren: Echo wird er genannt, bevor er starb.

Dann ist da noch Karline. Sie ist die Mutter von Pfarrer Hannes, die aus einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie stammt und von besseren Zeiten träumt: von der vergangenen Monarchie.

Und auch Konstanty, der gewalttätige Ehemann von Florentibes slowakischer Freundin Malva, soll hier noch kurz erwähnt werden. Er ist ein Gegenspieler bzw. Unruhestifter in dieser dörflichen Welt im Banat. Er ist ein überzeugter Kommunist und Anhänger Ceausescus und die Pfarrersfamilie hat ihre liebe Not mit ihm.

Wir können uns die Charaktere, deren Umfeld und die Umstände, in denen sie leben, unschwer vorstellen, weil die Autorin sie uns unaufgeregt, empathisch und in wundervoller Sprache mit beeindruckenden Bildern nahebringt.
Die Figuren werden authentisch skizziert und dabei glaubhaft und undramatisch miteinander verbunden.

In dem Roman werden viele Themen gestreift:
Bedeutung von Familie und Freundschaften, Verlässlichkeit innerhalb der Familie, Identitäts- und Sinnsuche, Liebe, glückliche Umstände versus Fügung bzw. Zufall versus Schicksal.
Es geht auch um Zusammenhalt, Einsamkeit, Heimat und Sprache.

Eingebettet sind all diese Themen in eine unterhaltsame und fesselnde Familiengeschichte, deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse sind.

Ich empfehle diese spannende und berührende Familiengeschichte, deren melodische und poetische Sprache und originelle Bilder ein Genuss sind, sehr gerne weiter.
Iris Wolf ist eine Sprachkünstlerin mit einem ausgeprägtem Sprachgefühl.

Für mich ist der 216-seitige Roman ein Highlight.
Ein literarisches Sahnestückchen. Ruhig und gleichzeitig bewegend.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Abwechslungsreiche Familiengeschichten eines Sprachkünstlers.

Sieben Versuche zu lieben
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In diesem Erzählband finden sich 13 tiefsinnige und facettenreiche Familiengeschichten, denen Biographisches zugrunde liegt und deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse bilden.

Autobiographisches ...

In diesem Erzählband finden sich 13 tiefsinnige und facettenreiche Familiengeschichten, denen Biographisches zugrunde liegt und deren Rahmen politische, gesellschaftliche und kulturelle Geschehnisse bilden.

Autobiographisches und Reales in Fiktion eingebettet.

Es geht „im Kleinen“ immer um die zwischenmenschlichen Beziehungen und Verwicklungen innerhalb des familiären Netzes und dabei im Besonderen um Familiengeheimnisse, Familienkonflikte, Lügen, Verrat, Grenzüberschreitungen, Krisen, Brüche, Heimat, Herkunft und Sehnsucht.
Aber auch berufliche Schwierigkeiten und die Liebe kommen nicht zu kurz.

- das alltägliche Leben eben. Gleichermaßen unspektakulär wie außergewöhnlich.

„Im Großen“ spielen politische Ereignisse wie Judenverfolgung, Holocaust und Prager Frühling eine nicht unbedeutende Rolle.

Feinfühlig und mit knappen und präzisen Worten gelingt es Maxim Biller jeweils in Windeseile, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.

Er präsentiert mit seinen z. T. skurrilen und selbstironischen jüdisch-russischen Familiengeschichten ausgewogene und unterhaltsame Mischungen zwischen Handlung und Reflexion sowie Witz und Provokation und vermittelt die jeweilige Atmosphäre gekonnt und im Handumdrehen.
Die Geschichten kommen sehr unterschiedlich daher.
Mal wuchtig, mal unaufgeregt.
Mal emotionaler, mal sachlicher. Mal weitschweifiger, mal knapper.

Ich empfehle diesen kurzweiligen und abwechslungsreichen Erzählband des scharfsinnigen Beobachters und brillanten Sprachkünstlers sehr gerne.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Thriller mit Sogwirkung!

Marta schläft
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Spreewald, Berlin und polnisches Randgebiet ... das ist das Setting des Thrillers.

Als ich mir die Vorankündigung zu diesem Buch durchlas, stieß ich auf folgende interessante Legende, die sich um die ...

Spreewald, Berlin und polnisches Randgebiet ... das ist das Setting des Thrillers.

Als ich mir die Vorankündigung zu diesem Buch durchlas, stieß ich auf folgende interessante Legende, die sich um die Entstehung des Spreewaldes dreht und die ebenfalls ihren Weg in den Text gefunden hat:
Der Sage nach hat der Teufel höchstpersönlich den Spreewald erschaffen, indem er zwei Höllenochsen vor einen Pflug spannte.
Doch die Tiere gingen ihm durch und rannten unkontrollierbar los, wobei der Pflug Tausende von tiefen Furchen hinterließ, die sich mit Wasser füllten und so bis heute die zahllosen Spreewaldkanäle bilden.

Als Jugendliche wird Nadja, die eine schwere Kindheit in Polen erlebte, für ein grausames Verbrechen verurteilt.
Nachdem sie nach sechs Jahren aus der Haft entlassen wird, ist es ihr nachvollziehbarer Wunsch und ihr Ziel, ein normales Leben zu führen.
Sie findet einen Job in Berlin als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. Es sieht gut aus.
Dann geschieht ein Mord und Nadja gerät in Verdacht.
Einmal Mörder, immer Mörder?

Zwei zunächst voneinander unabhängige Handlungsstränge streben aufeinander zu und treffen sich schließlich.
Im einen lernen wir das graue Mäusschen Nadja kennen, die ihrer Freundin Laura bei einem gravierenden Problem helfen möchte und dabei in Lebensgefahr und Schusslinie gerät.
In anderen geht es um Nelly, die im Hotel ihrer Eltern arbeitet und die Geliebte eines Gastes wird.

„Marta schläft“ ist ein spannender und kurzweiliger Psychothriller, der Gänsehaut verursacht und die Frage aufwirft, ob ein Täter den Stempel des Täters jemals wieder loswerden kann?

Die Ich-Perspektive zieht den Leser in die Geschichte und die bildhafte Sprache lässt das Geschehen wie einen Film vor dem inneren Auge erscheinen.
Die eingestreuten Briefe bringen Abwechslung und die Rückblicke in die Vergsngenheit sind interessant.

Die Autorin ist eine genaue Beobachterin und verwendet eine schöne Sprache.

Die Charaktere sind interessant und werden in ihrer Komplexität gezeichnet; der Thriller liest sich leicht und flüssig.

„Marta schläft“ ist ein gelungener und außergewöhnlicher Thriller mit überraschenden und raffinierten Wendungen und einem wunderbaren Ende.

Man muss aufmerksam lesen, sich darauf einlassen und erst einmal aushalten, dass man durch den undurchsichtigen, etwas bruchstückhaften und wenig fassbaren Beginn der Geschichte verwirrt und ratlos ist.
Aber letztlich löst sich das Chaos auf, alles ergibt Sinn und alles passt zusammen.

Unbedingt lesen!
Thriller mit Sogwirkung.

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