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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2024

Perfekt für Halloween

Alice und die Geister von nebenan
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Zitat:

„Wer keine Fragen stellt, erfährt niemals etwas Interessantes!“

Darum geht’s:

Die zehnjährige Alice ist Umzugsprofi. Sie zieht mit ihren Eltern von Haus zu Haus. Oder besser: von Bruchbude zu ...

Zitat:

„Wer keine Fragen stellt, erfährt niemals etwas Interessantes!“

Darum geht’s:

Die zehnjährige Alice ist Umzugsprofi. Sie zieht mit ihren Eltern von Haus zu Haus. Oder besser: von Bruchbude zu Bruchbude. Kein Problem für Alice und ihren Vater, denn sie lieben es, Dinge zu reparieren. Nach Umzug Nummer elf kommt ihr das heruntergekommene Nachbarhaus gerade recht. Doch sie ist nicht allein in diesem Haus: Gleich drei Geister spuken in dem alten Gemäuer herum – und sie brauchen die Hilfe von Alice genauso dringend wie die bröckeligen Wände …

So hat es mir gefallen:

Das Buch ist ein charmantes Geisterabenteuer, das mit viel Witz, Herz und auch einem Hauch Melancholie Kinder wie Erwachsene gleichermaßen anspricht. Die Geschichte rund um die Thematiken Erinnern und Vergessen greift die Autorin kindgerecht und zugleich tiefgründig auf. Gerade der Kontrast zwischen Alice, die ständig ein neues Zuhause findet, und den Geistern, die an ihren alten Erinnerungen hängen, ist richtig toll geschrieben und führt auch Kinder behutsam an die Bedeutung von Vergänglichkeit und Erinnerungen heran. Lobenswert ist auch der humorvolle und einfühlsame Schreibstil. Er lässt die Figuren lebendig werden, und durch Alice und die liebenswert eigenwilligen Geister entsteht eine Atmosphäre, die „schaurig“-schön und herzerwärmend zugleich ist. Egal, ob Alice oder die anderen Figuren, alle sind detailliert und voller Persönlichkeit. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, die sie besonders machen und ihnen somit Tiefe verleihen.

Die Handlung ist flott erzählt, gespickt mit kleinen Weisheiten, die durchaus auch erwachsene Leser ansprechen. Das Buch vereint auf gelungene Weise Humor, Spannung und Herz und eignet sich ganz hervorragend für die Halloween-Zeit, um sich in ein ungruseliges, aber umso herzerwärmenderes Geisterabenteuer zu stürzen.

9/10

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2024

Himmlisch gut

Let's go Jenseits oder Venus auf der himmlischen Couch
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Zitat:

„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“

Darum geht’s:

Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später ...

Zitat:

„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“

Darum geht’s:

Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später auf seiner Therapiecouch im Jenseits Platz nehmen wird. Nachdem eine ungewöhnlich unerotische Venus ihm Nachhilfestunden gibt, stürzt er sich Hals über Kopf in die Arbeit. Saturn erteilt er Starthilfe beim Flirten, Gevatter Tod verpasst er mit etwas Rouge ein jungenhaft nahbares Image, und es stehen nicht nur Queen Elizabeth II und Lady Di Schlange, sondern auch Napoleon, Sigmund Freud und andere, am Rande des Nervenzusammenbruchs balancierende Verstorbene. Selbst der liebe Gott ist nur schwer von der Therapiecouch herunterzubekommen.

So hat es mir gefallen:

Der obige Text klingt dir zu abgedreht? Tja, besser wird’s nicht – aber im positiven Sinne. Denn die Autorin liefert hier ein erfrischend respektloses, aber auch tiefsinniges Buch ab, das uns mit einem Augenzwinkern an die Grenzen von Leben und Tod führt. Die Geschichte um Mr. Dot, der nach seinem Ableben zu einer Art Seelenklempner avanciert, ist gespickt mit humorvollen, teils echt skurrilen Szenen, in denen verstorbene Prominente ihre himmlischen Problemchen offenbaren. Diese humorvolle Herangehensweise ans Jenseits ist frisch und verleiht dem Ganzen eine einzigartige Leichtigkeit, ohne dabei den Ernst der Thematik aus den Augen zu verlieren. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen frechen Dialogen, fast schon poetischen Momenten und nachdenklichen Gesprächen, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Die Figuren, egal ob realhistorisch oder mythologisch, sind liebevoll und lebendig gestaltet – sie sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen. Der unkonventionelle Handlungsort, nämlich das Jenseits, ist Schauplatz für schillernde, bisweilen absurde Interaktionen, die allesamt aber nie oberflächlich wirken.

Das Buch ist dabei weit mehr als eine humorvolle Komödie; die Autorin webt durchaus tiefere Fragen zur menschlichen Existenz, zu Empathie und zum Umgang mit Verlust ein – stets mit einem charmanten, verschmitzten Ton.
„Let’s go Jenseits“ ist eine herrlich amüsante, tiefgründige und originelle Geschichte, die sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt – und am Ende bleibt ein Hauch der Vorfreude auf das, was uns vielleicht im Jenseits erwartet, wenn wir selbst irgendwann mal den Löffel abgeben.

10/10

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2024

Bewegender Roman

Dieses Eine Leben
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Zitat:

„Schätze jeden Tag deines Lebens, erfreue dich an dem, was du bereits hast, und höre nie auf, Träumen nachzujagen. Es ist nie zu spät dafür.“

Darum geht’s:

Mario und Valentina führen das perfekte ...

Zitat:

„Schätze jeden Tag deines Lebens, erfreue dich an dem, was du bereits hast, und höre nie auf, Träumen nachzujagen. Es ist nie zu spät dafür.“

Darum geht’s:

Mario und Valentina führen das perfekte Leben: Sie verlieben sich, gründen eine Familie und verbringen gemeinsam die Höhen und Tiefen des Alltags. Doch im Laufe der Jahre schleicht sich die Dunkelheit in Marios Herz. Die Leichtigkeit und Freude scheinen wie verflogen. Doch dann bekommt er ein verlockendes Angebot, das all seine Probleme lösen könnte, jedoch weitreichende Konsequenzen für sich und seine Familie nach sich zieht. Doch ist es das wert?

So hat es mir gefallen:

Wow. Was für ein Buch. Selten hat mich ein Buch dermaßen zum Nachdenken gebracht wie dieses. Manuel De Vittorio hat hier ein bewegendes Werk geschrieben, das die komplexen Themen des Lebens aufgreift und mit einer starken Botschaft überzeugen kann. Ihm gelingt der Kontrast zwischen dem glücklichen Leben und den dunklen Themen der Depression hervorragend. Die Leichtigkeit des Lebens weicht nach und nach der Dunkelheit, das ist bedrückend und realistisch dargestellt. Die Frage, die der Autor aufwirft: Ist es wert, das eigene Leben drastisch zu verändern, um ein vergangenes Gefühl der Leichtigkeit zurückzugewinnen? Allein mit dieser Frage beginnt man, sein eigenes Leben zu reflektieren. Man kann es als Appell verstehen, das Hier und Jetzt zu schätzen und bewusst zu leben. De Vittorio hinterfragt auf subtile Weise unsere tiefsten Wünsche aber auch die Schattenseiten ebenjener - das Streben nach einem „perfekten“ Leben und die Gefahren, die damit einhergehen, wenn wir vergessen, was wirklich zählt.

Sehr gelungen sind zudem die Figuren, allen voran Mario. Er ist nicht nur die Hauptfigur, sondern auch ein Spiegel für uns Leser, die sich in seinen Ängsten und Zweifeln wiederfinden. Valentina, die an seiner Seite steht, symbolisiert die Liebe und Stabilität, die in so einer dunklen Zeit vonnöten sind. Die Dynamik zwischen den beiden zeigt aber auch, wie stark Beziehungen auf die Belastungsprobe gestellt werden, wenn das Leben nicht wie geplant verläuft. Die größte Stärke des Buches liegt aber ganz klar in der Botschaft, die Zeit, die wir haben, bewusst zu leben und nichts als selbstverständlich zu betrachten. Das Leben ist einfach zu kostbar, daran erinnert uns auch der Autor. Das Ende war überraschend, aber gleichzeitig auch herzergreifend, immerhin konnte es mir das eine oder andere Tränchen abgewinnen.

Insgesamt ist „Dieses eine Leben“ ein starkes Werk, doch es ist nicht nur eine Geschichte, es ist eine Einladung, das eigene Leben zu reflektieren und es zu genießen. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

10/10

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2024

Tolle Hommage an die 90er Slasherfilme

Der Mary Shelley Club
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Zitat:

„Von der Frauenfeindlichkeit mal ganz abgesehen … Das könnte man so sehen, begann ich. Vielleicht könnte man aber auch sagen, dass Slasherfilme dem Final Girl eine Wirkmacht einräumen, die Frauen ...

Zitat:

„Von der Frauenfeindlichkeit mal ganz abgesehen … Das könnte man so sehen, begann ich. Vielleicht könnte man aber auch sagen, dass Slasherfilme dem Final Girl eine Wirkmacht einräumen, die Frauen in anderen Filmgenres niemals zuteilwird.“

Darum geht’s:

Als Rachel an der neuen High School in einen Streich verwickelt wird, der furchtbar daneben geht, hat sie plötzlich mehr Feinde als Freunde. Doch überraschenderweise erregt sie auch die Aufmerksamkeit des gemeinen „Mary-Shelley-Clubs“. Dieser hat nur ein Ziel: mit gruseligen Aktionen echte Angst zu verbreiten. Schon bald eskaliert das Spiel, und Rachel muss das echte Monster aufspüren. Es ist an der Zeit, den ultimativen Streich zu spielen …

So hat es mir gefallen:

Was die Autorin hier abliefert, ist nicht nur ein packender Thriller, sondern auch eine tiefe Verbeugung vor den Slasherfilmen der 90er-Jahre. Sei es „Scream“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ oder „Urban Legends“, alle Filme werden in irgendeiner Art und Weise im Buch erwähnt. Als Fan dieser Filme lässt das mein Herz gleich höherschlagen. Die Story um Rachel und den geheimen Mary-Shelley-Club ist ein gekonntes Katz-und-Maus-Spiel, das nicht nur spannend ist, sondern auch perfekt die Nostalgie und den Nervenkitzel der oben genannten Filme einfängt. Das zentrale Thema des Buches – Angst als Mittel, um Macht zu demonstrieren und Kontrolle zu erlangen – zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Autorin treibt das eskalierende Spiel immer weiter auf die Spitze. Als Leser fragt man sich immer wieder, wer hinter all dem steckt. Gerade das macht den Reiz dieses Buches aus.

Einziger Kritikpunkt: Die Hauptfigur Rachel wirkt stellenweise wirklich enorm naiv. Doch auch das passt gut ins Schema, denn die Hauptfiguren in den filmischen Vorbildern waren auch nicht sonderlich mit Intelligenz gesegnet. Das Ende des Buches ist sehr gut gelungen und hatte auch die eine oder andere Überraschung parat. Ich fand es perfekt und vielleicht lässt es sogar Raum für einen Nachfolger.

Wer die 90er-Jahre-Slasherfilme genauso feiert wie ich, kann mit dem Buch nicht viel verkehrt machen. Es erzählt eine spannende Story und ist eine gelungene Hommage an das gesamte Genre. Klare Leseempfehlung.

9/10

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2024

Starkes Werk

Im Privatwald
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Zitat:

„Der Schlaf ist wie ein Wäschetrockner. Er dreht und durchwühlt einen, entzieht Feuchtigkeit und spuckt einen wieder aus; schranktrocken oder bügelfeucht. Kein Wunder, dass man danach frische Luft ...

Zitat:

„Der Schlaf ist wie ein Wäschetrockner. Er dreht und durchwühlt einen, entzieht Feuchtigkeit und spuckt einen wieder aus; schranktrocken oder bügelfeucht. Kein Wunder, dass man danach frische Luft braucht.“

Darum geht’s:

Als sich Mark und Ronald „Ronny“ in den Sommerferien im Jura kennenlernen, ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen beiden entwickelt sich in den Jahren eine große Nähe. Doch ein schicksalhafter Unfall treibt einen Keil zwischen die beiden jungen Männer. 15 Jahre später treffen sich beide im Privatwald, dem Ort ihrer früheren Abenteuer, wieder. Anfangs noch sehr reserviert, blühen beide Männer in der Gegenwart des anderen auf. Gemeinsam spielen sie durch, was hätte sein können und was noch kommen könnte.

So hat es mir gefallen:

„Im Privatwald“ ist eine stille, aber zeitgleich tiefgehende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die Suche nach der eigenen Identität. Robert Arba schafft es, mit leisen Tönen und einer ausgezeichneten Figurenzeichnung eine außergewöhnliche Nähe zu seinen beiden Protagonisten aufzubauen. Mark und Ronny könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Mark im Laufe der Jahre einen erfolgreichen Weg geht, bleibt Ronny von den Nachwirkungen seines Unfalls nicht verschont. Die erneute Begegnung der beiden im Privatwald kennzeichnet den Wendepunkt in den Leben beider Männer.

Arba zeichnet die gegensätzlichen Lebensentwürfe seiner Figuren mit ganz viel Empathie und einem präzisen Blick auf die kleinen, unspektakulären, aber umso bedeutsameren Momente im Leben. Mark scheint dabei in der Gegenwart angekommen, während Ronny mit sich und seiner Zukunft ringt. Dieser Kontrast sorgt für eine emotionale Dynamik, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. Der Autor stellt die existenziellen Fragen in seinem Buch: Wer wollen wir sein? Was hätte sein können? Und welche Träume müssen wir endgültig loslassen? Das Ende des Buches hat mich überrascht, passt aber hervorragend zur restlichen Geschichte. Ein stiller, aber doch passender Abschluss, der zeigt, dass nicht jede Wiederbegegnung zu einem klaren Happy End führen muss – das Leben bleibt komplex, und das zeigt uns auch Robert Arba in seinem Roman. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Nach 248 Seiten ist auch schon alles vorbei. Gerne hätte ich etwas mehr Zeit mit Mark und Ronny verbracht.

Alles in allem ist „Im Privatwald“ ein leises, aber starkes Werk über das Leben zweier Männer, über das Erwachsenwerden und die inneren und äußeren Narben, die uns prägen. Robert Arba liefert eine feinfühlige, nachdenkliche Geschichte, die tief berührt.

9/10

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