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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2017

Die lange Reise der Beaumont-Perlen – ein tolles Buch!

Die Perlenfrauen
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Dieses Buch hat mich wirklich begeistert. Natürlich ist es (mal wieder) ein Roman um Familiengeheimnisse und natürlich kennt man dann als Leserin solcher Romane auch schon einige Tricks und Kniffe, mit ...

Dieses Buch hat mich wirklich begeistert. Natürlich ist es (mal wieder) ein Roman um Familiengeheimnisse und natürlich kennt man dann als Leserin solcher Romane auch schon einige Tricks und Kniffe, mit denen die Autoren Wendungen herbeiführen oder Spannung aufbauen. Umso überraschter war ich, dass dieses Buch eben gar nicht so typisch aufgebaut ist wie gedacht. Und dass auch die Hauptfigur, Sophia, nicht die rechtschaffene Frau ist, die es nur aufgrund widriger Umstände schwer hat. Nein, Sophia hat sich selbst in eine höchst unschöne Lebenssituation gebracht und man bringt ihr am Anfang nicht viel Sympathie entgegen. Dennoch schimmert immer durch, dass es sich für sie lohnen könnte, wenn sie ihren Hintern hochkriegt und um das Leben kämpft, das sie eigentlich führen möchte. Und das hat mir bei diesem Buch sehr imponiert: eine Anti-Heldin, die im Laufe des Buches zur Heldin und zur Sympathieträgerin wird. Das habe ich in Romanen noch nicht oft erlebt, deshalb wird er mir sicherlich auch lange in Erinnerung bleiben.

Auch die Geschichte selbst ist wunderbar gezeichnet. Im ersten Teil lernt der Leser Sophia und ihre Lebenssituation kennen sowie ihre Großmutter Tilly Beaumont, eine berühmte Filmdiva, die nun im Sterben liegt. Daneben lernt man Dominic in New York kennen, der gerade in einer privaten Lebenskrise steckt. Was er mit den Beaumont-Perlen zu tun hat? Nun - das enthüllt sich schon noch…

In kleinen zwischengeschalteten Abschnitten erfährt der Leser zunächst in der ersten Hälfte des Romans, unter welch dramatischen Umständen die Perlen für das Collier gesammelt wurden. Dieser Teil der Geschichte spielt in Japan und man lernt viel über die schwierige Lebenssituation der Perlentaucherinnen.

In der zweiten Hälfte geht es dann darum, die verlorengegangenen Perlen wiederzufinden und ihren Weg seit ihrem Verschwinden nachzuvollziehen. Die Suche ist spannend und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Ein Kapitel geht noch, und noch eine Seite und noch eine…

Zusammenfassend kann ich nur wiederholen, was ich im ersten Abschnitt schon geschrieben habe: es ist eine außergewöhnliche (auch außergewöhnlich gut gestrickte) Geschichte, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Verdiente 5 Sterne!

Veröffentlicht am 29.05.2017

Man taumelt mit Coralie de Lirac durch die Wirren des 2. Weltkriegs

Das Geheimnis der Hutmacherin
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Puh, was für ein Wälzer. 620 Seiten – da sollte einiges geboten werden, damit es nicht langweilig wird. Leider hatte das Buch dann doch die eine oder andere Länge und irgendwie war die Handlung den Kriegswirren, ...

Puh, was für ein Wälzer. 620 Seiten – da sollte einiges geboten werden, damit es nicht langweilig wird. Leider hatte das Buch dann doch die eine oder andere Länge und irgendwie war die Handlung den Kriegswirren, in denen sie spielt, angepasst: so richtig wusste man nicht, in welche Richtung es gehen soll.

Mal wurde die berufliche Karriere der Hutmacherin Coralie in den Mittelpunkt gestellt, mal die Schicksale von Coralies Freunden. Mal ging es um ihr privates Glück und Leid, dann wieder um ihr „Hineinrutschen“ in die Widerstandsbewegung Resistance. Die Handlung folgte irgendwie keiner geraden Linie – gut, es herrschte eben Krieg und kaum etwas entwickelte sich wie geplant – aber ich bin der Meinung, man hätte die Handlung straighter ausarbeiten können.

So taumelte ich mit Coralie durch die Kriegsjahre und frage mich im Nachhinein – was hat diese Geschichte mir gebracht? Und ich kann es leider nicht so recht greifen. Ja, die schlimme Zeit des 2. Weltkriegs wurde mir näher gebracht aus der Sicht einer Einwohnerin von Paris. Aber Coralie als Heldin des Romans wird mir leider nicht in Erinnerung bleiben.

Der Roman ist trotz dieser Schwächen gut wegzulesen und insofern hat mich auch die Länge von mehr als 600 Seiten nicht gestört. Dennoch finde ich man hätte die Handlung an einigen Stellen straffen können. Wer ausladende Bücher über eine historische Zeitspanne mag, wird hier sicher auf seine Kosten kommen. Für mich fehlte allerdings ein wenig der „rote Faden“ und die Dynamik der Hauptfigur.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Der Kommissar und das Meer…

Schwarzer Sand
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Immer wieder eine gute Kombination: Kriminalfälle vor exotischer Kulisse. Und nun macht der Trend der Urlaubs-Krimis auch vor dem fernen Neuseeland nicht Halt. Angesiedelt am idyllischen Piha Beach auf ...

Immer wieder eine gute Kombination: Kriminalfälle vor exotischer Kulisse. Und nun macht der Trend der Urlaubs-Krimis auch vor dem fernen Neuseeland nicht Halt. Angesiedelt am idyllischen Piha Beach auf der Nordinsel Neuseelands, wo es noch Rettungsschwimmer a la Baywatch gibt, wird hier ein Kriminalfall zwischen Bergen, Meer und Dschungel erzählt.

Nur leider konnte mich Kommissar Parnell nicht so recht mitnehmen. Parnell ist ein abgeklärter Polizist, teilweise auch schon desillusioniert. Er steht an der Schwelle zum Alkoholismus (keine neue Idee für den Helden eines Kriminalromans) und hat ein familiäres Päckchen zu tragen, dessen Hintergründe allerdings seltsam vage bleiben. Wie der Autor, dessen wahre Identität ich nicht kenne – ich vermute er ist Deutscher – seine Hauptfigur ab und zu reden und denken lässt, war für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es hatte Anklänge von Ake Edwardsons Kommissar Winter, der mitunter abgehackt philosophierend daherkommt. Aber es hatte eben für mich nichts Eigenes, kein Alleinstellungsmerkmal.

Der Fall an sich hat eigentlich alles, was für einen guten Krimi notwendig ist: eine unvorhersehbare Entwicklung, Irrungen und Wirrungen sowie eine schlüssige Auflösung. Aber letztlich muss ich eine kurzen Ausschnitt aus dem Buch bemühen: „Es war ein stinknormales Küchenmesser. Keine Fingerabdrücke. Geläufige Marke. Gute Qualität. Annehmbarer Preis. Ein Messer, wie es in jedem zweiten neuseeländischen Haushalt zu finden war.“ Und genau so ist es mit dem ganzen Buch. Es ein stinknormaler Krimi. Ohne Besonderheiten. Geläufige Handlung. Gute Qualität. Annehmbarer Preis. Aber eben auch ein Roman, wie er zuhauf in Buchhandlungen zu finden ist. Leider konnte darüber auch das exotische Setting nicht hinwegtäuschen.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Die Generation „Perfektes Leben“

Frag nicht nach Sonnenschein
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Die Schönen und Reichen machen es vor: es Instagram-Foto vom Urlaub auf der Segelyacht im Mittelmeer, eine Twittermeldung aus dem neuesten In-Restaurant, der Facebook-Post vom hipsten Event der Stadt… ...

Die Schönen und Reichen machen es vor: es Instagram-Foto vom Urlaub auf der Segelyacht im Mittelmeer, eine Twittermeldung aus dem neuesten In-Restaurant, der Facebook-Post vom hipsten Event der Stadt… So stellt sich auch Katie ihr Leben in London vor, als sie ihren (schlecht bezahlten) Assistenz-Job bei einer Marketingagentur antritt. Dass das meiste der glamourösen Welt ihrer Kollegen und Freunde nur schöner Schein ist, merkt sie zunächst nicht. Als sie von ihrer ach so tollen Chefin, der Karrierefrau Demeter, auch noch einfach so gefeuert wird, liegt ihre Welt in Scherben.

Um sich nicht bloßstellen zu müssen, erzählt sie ihrem Vater, sie habe 6 Monate Sabbatical genommen und könne problemlos helfen, seine neue Geschäftsidee aufzubauen – eine „Glamping Farm“ (glamping = glamourous/camping). Als plötzlich Demeter mit ihrer Familie auftaucht, um den neuesten Schrei für erholungsbedürftige Londoner auszuprobieren, sieht Katie ihre Chance gekommen sich an Demeter zu rächen. Und das tut sie mit Wonne. Zunächst. Später mit Gewissensbissen. Denn auch Demeter ist nur ein Mensch, wie Katie langsam klar wird. Hinter der Karrieretussi stecken Ängste, Sorgen und eine Menge Unsicherheit… und beide lernen, dass das Leben nicht perfekt sein muss, damit man es genießen kann.

Die Aussage dieses kurzweiligen Romans von Sophie Kinsella hat mir gut gefallen. Weniger ist manchmal mehr und es muss nicht immer alles toll sein. Das Leben ist nun mal nicht immer perfekt. Bei keinem. Diese Aussage ist in eine hübsche Geschichte verpackt – mit Katie als sympathischer Hauptfigur und Demeter als wunderbar dargestellter Karrierefrau. Zwischen den Zeilen klingen die Probleme des digitalen Zeitalters an – die Schnelllebigkeit, die Macht der (retouschierten) Bilder und Internet-Posts. Jeder kann sich eine Welt erschaffen, wie er sie gern hätte – wieviel Wahrheit tatsächlich drin steckt, ist nebensächlich. Hauptsache viele Klicks und Follower.

Auch wenn die Geschichte fluffig und locker daher kommt – es steckt aus meiner Sicht viel Wahres drin. Und schon deshalb lohnt sie sich zu lesen, trotz der ab und zu aufkommenden Längen. Ich hab mich dennoch gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Der sympathischste arrogante Fatzke, der mir seit langem untergekommen ist

Schwesterherz
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Dieser Roman polarisiert offenbar – zumindest gibt es sehr weit auseinandergehende Meinungen. Was mir dabei auffiel: wer andere Bücher von Kristina Ohlsson kennt, ist meist enttäuscht. Wer dieses Buch ...

Dieser Roman polarisiert offenbar – zumindest gibt es sehr weit auseinandergehende Meinungen. Was mir dabei auffiel: wer andere Bücher von Kristina Ohlsson kennt, ist meist enttäuscht. Wer dieses Buch als Erstes von ihr gelesen hat, war in der Regel zufrieden damit. Ich gehöre zur zweiten Kategorie, und auch ich muss sagen: es hat mich mitgerissen und ich fand es wirklich gut.

Ich kann – wie gesagt – nicht schreiben, was diesen Roman von Ohlssons anderen Büchern unterscheidet. Aber ich kann sagen, was mir daran gefallen hat (und was nicht). Zunächst mal: Martin Benner ist eine super Hauptfigur. Er ist nicht aalglatt, er hat Macken… sogar ziemlich viele. Er ist – um es auf den Punkt zu bringen – aber der sympathischste arrogante Fatzke (das treffendere Wort darf ich hier wohl eher nicht schreiben), der mir seit langem in einem Roman untergekommen ist. Manchmal hätte ich ihn schütteln wollen, manchmal hab ich die Augen verleiert… und manchmal war er mir irgendwie ganz nah. Ich finde, schon allein für Martin hat die Autorin Beifall verdient.
Auch die Konstruktion des Thrillers ist erstaunlich, denn die Handlung wirkt wie ein Sog. Genauso, wie Martin aus heiterem Himmel in eine riesige, perfide Geschichte hineingezogen wird, so wird auch der Leser in diesen Strudel aus Geheimnissen, Korruption, mafiaähnlichen Strukturen hineingezogen. Ich hatte das Gefühl, gut nachvollziehen zu können, wie Martin an seine persönlichen Grenzen kommt und irgendwann kaum noch einen Ausweg sieht.

Und nun komme ich zu dem Grund, weshalb ich doch einen Stern abgezogen habe: das Ende. Leider ist der Thriller nämlich nicht in sich abgeschlossen. Man hat das Gefühl, es wird einfach zwischendrin abgebrochen. Klar, der Leser soll natürlich auch den nächsten Band kaufen, der clevererweise schon angekündigt ist für Mitte Juni 2017. Hat die Autorin das Ende bewusst so gewählt? Oder ist das ein Schachzug des Verlags, um die Verkäufe der neuen Reihe in die Höhe zu treiben? Mir hätte es besser gefallen, zumindest auf einige offene Fragen bereits im ersten Teil Antworten zu lesen. Denn so hatte ich leider das Empfinden, dass ich mitten im Buch aufhören musste. Und das bleibt leider als negativer Eindruck hängen.

Aber auch ich kann natürlich nicht anders: Band 2 ist schon auf der Wunschliste vorgemerkt. Die Story ist einfach zu gut.