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Veröffentlicht am 10.12.2022

Wow - Highlight

Ich bin nicht da
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Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane ...

Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane bekannt ist, setzt in diesem großen, beklemmenden Roman genau hier an. Herausgekommen ist ein schonungslos offenes Werk – etwas ganz Besonderes.
Die Beziehung zwischen Leo und Simon ist sehr innig beinahe symbiotisch. Beinahe wieder Willen kommt man als Leser den beiden und ihren Eigenheiten sehr nah – fast zu nah. Eins ist klar: Es ist eine riesige Liebe zwischen den beiden und eine große Abhängigkeit voneinander. Darüber hinaus gibt es nur wenige Menschen, die ihnen etwas bedeuten. Und nun kommt Simon eines Tages nach Hause und ist völlig verändert. Er hat sich ein Tattoo stechen lassen und ist völlig aufgedreht. Dieser Zustand verbessert sich nicht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Simon schläft kaum noch, steigert sich in irrwitzige Ideen, entwickelt sogar eine Paranoia. Er rutscht in eine ausgewachsene Manie, aus der er sich nicht mehr befreien kann. Und Leo ist die klassische Co-(Abhängige?) Partnerin. Sie unterstützt, sorgt sich, vertuscht und lügt für ihren Freund. Was sie vor lauter Übermüdung übersieht, ist die Katastrophe, die sich gerade anbahnt.
Dies ist einer der Handlungsstränge, nämlich die Vergangenheit. Beschrieben wird die Beziehung und das Auftreten, die Entwicklung von Simons Psychose. In wesentlich kürzeren Abschnitten wird aus der daraus resultierenden Gegenwart erzählt, in der der panischen Leo noch 11 Minuten bleiben um eine Katastrophe zu verhindern. Diese beiden Zeitachsen nähern sich einander langsam an und erzeugen dabei eine beinahe unerträgliche Spannung.
Ich-Erzählerin ist Leo und das ist großartig gemacht, auch wenn ich Leo fast zu aufopferungsvoll und leidenswillig fand. Dennoch wirkt sie so authentisch und ihr Verhalten von innen gesehen absolut nachvollziehbar.
Vielleicht muss man persönliche Erfahrungen mit psychischen Krankheiten haben, oder sich einfach sehr für das Thema interessieren. Denn der Mammutteil dieses Romans beschäftigt sich mit der Wesensveränderung Simons, den Auswirkungen auf Leo und diversen, wenig erfolgversprechenden Medikationen – fast 600 Seiten lang. Vermutlich muss man das mögen. Ich fand es genial und absolut faszinierend, auf eine negative Art und Weise. Tatsächlich gibt es grausame Szenen, eine unglaubliche Bedrohung liegt das ganze Buch über in der Luft – Lize Spit beherrscht das virtuos. Obwohl ich manchmal die Augen zukneifen wollte, konnte ich den Roman kaum zur Seite legen und das Gelesene hat mich auch darüber hinaus intensiv beschäftigt. Es ist eine besondere Art von Horror, zusehen zu müssen, wie sich der geliebte Mensch unwiderruflich verändert. Die Autorin bringt das hervorragend rüber, mit allen Konsequenzen.
Eine Ausnahmeautorin und ein Roman, der mich extrem berührt und beschäftigt hat. Eins meiner Jahreshighlights 2022.
Natürlich 5 Sterne – kürzer ging das leider nicht….

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Jane

Raue Wasser
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Raue Wasser – Rebecca Pert
Jane ist eine recht eigenwillige Protagonistin – nicht unbedingt auf den ersten Blick sympathisch. Tatsächlich brauchte ich auch ein bisschen, bis ich einen Zugang zu ihrer Figur ...

Raue Wasser – Rebecca Pert
Jane ist eine recht eigenwillige Protagonistin – nicht unbedingt auf den ersten Blick sympathisch. Tatsächlich brauchte ich auch ein bisschen, bis ich einen Zugang zu ihrer Figur gefunden habe. Doch wenn man erstmal warm mit ihr geworden ist, ist sie erstaunlich vielschichtig und authentisch, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Nach leichten Anfangsschwierigkeiten fand ich diese Geschichte so spannend, dass ich das Buch kaum mehr weglegen konnte. Fast wie ein Thriller. Dabei sollte man vielleicht wissen, dass ein beträchtlicher Teil (geschätzt etwa knapp die Hälfte) dieses Romans in der Vergangenheit, in Janes bzw. Hannahs Kindheit spielt. Dies ist nämlich nicht nur Janes Geschichte, sondern mindestens ebenso die Geschichte ihrer Mutter Sylvia.
Heute lebt Jane relativ abgeschieden in einem Trailer auf den Shetlandinseln. Sie lässt kaum jemanden an sich heran, außer ihren Freund Mike, der ehrlich gesagt in der Geschichte aber kaum eine Rolle spielt. Vielmehr geht es um verdrängte Kindheitstraumata, die nun an die Oberfläche drängen. Jane begibt sich auf Spurensuche und liest die Tagebücher ihrer verstorbenen Mutter um diese und ihre Handlungen zu verstehen und möglicherweise mit der Vergangenheit abschließen zu können.
Es ist eine superspannende und fesselnde Geschichte, die die Autorin hier mit einer tollen Sprache erzählt. Sie hat einen warmherzigen und empathischen Blick auf ihre Figuren und offenbart doch Geschehnisse von großer Tragik. Wunderbare Naturbeschreibungen wechseln sich mit Einblicken in eine trostlose Psyche ab.
Hat mir sehr gut gefallen! Ein tolles Leseerlebnis! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Mystisch

SCHNEE
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Schnee – Yrsa Sigurdardottir
Vier Freunde, die im isländischen Hochland auf mysteriöse Weise zu Tode kommen. Dies ist ein spannender Thriller – unblutig, aber eben sehr mysteriös. Und genau damit konnte ...

Schnee – Yrsa Sigurdardottir
Vier Freunde, die im isländischen Hochland auf mysteriöse Weise zu Tode kommen. Dies ist ein spannender Thriller – unblutig, aber eben sehr mysteriös. Und genau damit konnte ich leider nicht allzu viel anfangen. Ich ziehe es vor, wenn die Dinge logische, erklärbare Hintergründe haben.
Dabei ist dieser Thriller wirklich gut. Schreibstil und Plotaufbau sind gekonnt und hervorragend gelungen. Die düstere, eiskalte Atmosphäre ist zum Greifen nah. Ich hielt vor Spannung die Luft an und erschrak angesichts plötzlicher Enthüllungen – ganz beiläufig im Nebensatz. Frau Sigurdardottir versteht offenkundig ihr Handwerk.
Auch inhaltlich mochte ich die Geschichte sehr. Das Setting im isländischen Hochgebirge im tiefsten Winter – eine lebensfeindliche Umgebung – fand ich spannend. Die Naturbeschreibungen runden das Ganze ab. Wenn nur nicht diese vorherrschenden Mystery-Elemente wären… das liegt mir leider so gar nicht. Nachdem das Buch für meine Vorlieben nichts kann, vergebe ich hier trotzdem 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Emotional

The Things we left unsaid. Unsere Herzen auf dem Spiel
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All the things we left unsaid – Simona Ahrnstedt
Kate, die glamouröse Nachtclubbesitzerin und Jacob, der steife Banker, könnten gegensätzlicher kaum sein. Trotzdem sprühen die Funken zwischen den beiden. ...

All the things we left unsaid – Simona Ahrnstedt
Kate, die glamouröse Nachtclubbesitzerin und Jacob, der steife Banker, könnten gegensätzlicher kaum sein. Trotzdem sprühen die Funken zwischen den beiden. Doch beide haben mit ihrer Vergangenheit noch nicht abgeschlossen. Kate wird erpresst und auch Jacob kämpft mit seinen Traumata. Kann diese Liebe eine Zukunft haben? Schwierig scheint das, da zunächst keiner von beiden bereit ist, sich dem Anderen zu öffnen…
Hier ist Frau Ahrnstedt wieder ein fesselnder und emotionaler Liebesroman gelungen, der gleich mehrere sehr ernste Themen aufgreift. Meiner Meinung nach vielleicht fast ein bisschen zu viel. Ihr Schreibstil ist gewohnt flüssig und angenehm zu lesen.
All die Freunde von Liebesromanen werden auch dieses Werk mögen. Trotzdem fand ich persönlich den Vorgänger „All the promises we made“ noch ein kleines bisschen gelungener.
Deshalb von mir 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Ocean State

Ocean State
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Ocean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ...

Ocean State – Stewart OˋNan
Wäre da nicht dieser eindrucksvolle erste Satz, könnte man den Eindruck haben, eine ganz gewöhnliche Teenie-Liebesgeschichte zu lesen. Mit den typischen Auf und Abs. Doch da ist dieser allererste Satz:
„Als ich im achten Schuljahr war, half meine Schwester dabei, ein anderes Mädchen zu töten.“ (Seite 9)
Im Prinzip ist damit alles gesagt. Der Roman beschäftigt sich mit den Umständen, die zu dieser Tat führten und hinterher, den Folgen.
Es ist die Geschichte von vier Mädchen bzw. Frauen am unteren Ende der Gesellschaft, die den berühmten American Dream nur träumen können. Drei von ihnen versuchen, bewusst oder unbewusst, einen sozialen Aufstieg durch wohlhabendere Männer zu erreichen. Vor diesem Hintergrund schlägt nun auch noch die Liebe zu: Sowohl Angel als auch Birdie lieben denselben jungen Mann, der mit beiden spielt. Mit fürchterlichen Folgen.
Tatsächlich fand ich die Hinführung zur Tat etwas zu lang. Ein ewiges Hin und Her in dieser unglückseligen Dreierbeziehung. Das hätte man meiner Meinung nach etwas abkürzen können.
Den angenehm nüchternen Schreibstil des Autors mochte ich allerdings sehr. Die Frauen erzählen abwechselnd, was die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Sehr interessant auch, da man das spätere Opfer dadurch sehr gut kennenlernt. Eine wundervolle Beobachterin ist Angels kleine Schwester Marie und deren Liebe zum Roman „Wer die Nachtigall stört“.
Überhaupt hat der Autor ein feines Gespür für die Beziehungen der Frauen untereinander und ihre Beweggründe. Es dauerte etwas bis sich die Atmosphäre entfaltete, doch dann hatte mich der Sog dieser Geschichte erwischt.
Ein nachdenklicher und ernster Roman, der mich sehr angesprochen hat. 4 Sterne und eine Leseempfehlung von mir!

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