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Veröffentlicht am 14.05.2021

Witzig

Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut!
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Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut! – Jo Simmons

Keith hat es nicht leicht, steht er doch ganz im Schatten seiner genialen großen Schwester Min, die reihenweise Turniere ...

Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut! – Jo Simmons

Keith hat es nicht leicht, steht er doch ganz im Schatten seiner genialen großen Schwester Min, die reihenweise Turniere und Wettbewerbe gewinnt. Eines Tages findet er heraus, dass sie dafür auch noch Geldpreise gewinnt! Mit einem solchen Preisgeld könnte er endlich zur Erfindermesse fahren! Doch wie kommt er nur an all das Wissen seiner Schwester?

Es geht chaotisch zu in diesem Kinderbuch. Mit dem deftigen Greg-Humor und witzigen Illustrationen trifft der Autor auch hier wieder genau den Nerv der Zielgruppe. Bei mir ein Elfjähriger, der laute Lachsalven aus dem Kinderzimmer hören ließ. Meinen persönlichen Erwachsenengeschmack hat das Buch nicht unbedingt getroffen. Einiges war mir zu abgedreht, anderes pädagogisch fragwürdig. Auch die Kernaussage fand ich nicht konsequent umgesetzt.

Dennoch ist es ein Buch, das sonst eher lesefaule Jungs anspricht. Diese sind davon begeistert – also schließe ich mich weitgehend an und vergebe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Von den Grenzen der Leistungsgesellschaft

Hotel Weitblick
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Hotel Weitblick – Renate Silberer

Vier Anwärter auf eine Führungsposition einer Werbeagentur treffen sich für ein Wochenende in einem abgelegenen Hotel. Der bekannte, doch heimlich von Selbstzweifeln ...

Hotel Weitblick – Renate Silberer

Vier Anwärter auf eine Führungsposition einer Werbeagentur treffen sich für ein Wochenende in einem abgelegenen Hotel. Der bekannte, doch heimlich von Selbstzweifeln geplagter Consulter, Marius Tankwart, soll den drei Männern und einer Frau auf den Zahn fühlen und am Ende entscheiden, wer von ihnen am geeignetsten für einen Geschäftsführerposten ist.

So weit so gut. Die Sache ist, nicht nur der Consulter selbst, auch alle vier Kandidaten leiden unter großen psychischen Problemen, Ängsten, Zwängen, Traumata. Geeignet für eine Führungsposition ist von ihnen überhaupt keiner, das merkt der Leser bereits nach wenigen Seiten. Es ist ein Trauerspiel der Täuschung und Selbstbeherrschung.

Schuld an der Misere ist der durch den Nationalsozialismus geprägte Erziehungsstil aus Abstand, Kälte, Disziplin etc. Allen Figuren gemeinsam ist ein mehr oder minder ausgeprägter Mutterkomplex. Auch dieser Zusammenhang wird bereits in den ersten Kapiteln erläutert (steht auch im Klappentext!). Leider ist damit auch inhaltlich bereits alles gesagt. Denn darüber hinaus gibt es eigentlich keine Handlung. Vielmehr werden die diversen psychischen Störungen und Bindungsunfähigkeiten genauestens unter die Lupe genommen und der Zusammenhang mit der fehlerhaften Erziehung ein ums andere Mal betont. Dabei werden die Figuren recht stark auf ihre Probleme reduziert, obwohl diese sehr gut und detailliert beschrieben werden. Das ist durchaus interessant, eine Bindung kann jedoch leider nicht aufgebaut werden.

Eine große Stärke dieses Romans ist sicherlich Frau Silberers Sprachstil. Der ist sehr auffällig, mit teils abgehakten, auch unvollständigen Sätzen. Dadurch aber recht eindringlich und trotzdem gut lesbar. Ich mochte das sehr.

Meiner Meinung nach reicht das Thema „psychisch kaputte Leistungsgesellschaft als Ergebnis des Nazi-Erziehungsstils“ in der Form als alleinige Handlung für einen Roman nicht aus. Sämtliche Informationen werden bereits ganz am Anfang serviert, dann nur noch die Auswirkungen beschrieben und immer wieder die Zusammenhänge erklärt, die man bereits im ersten Drittel verstanden hat. Das wirkt ein bisschen plump und sehr eindimensional. Die Tiefe fehlt mir sowohl bei den Figuren, als auch in der kaum vorhandenen Handlung. Einzig die Sprache kann hier noch was retten. Trotzdem gibt es von mir leider nur 2 Sterne!

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Aleksy und Mutter

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
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Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac

Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich ...

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac

Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich stark sind die negativen Gefühle, die der siebzehnjährige Aleksy seiner Mutter gegenüber empfindet. Nach einer schwierigen Kindheit holt sie ihn aus dem Erziehungsheim ab, um einen ganzen Sommer in Nordfrankreich mit ihm zu verbringen. Was Anfangs unvorstellbar erscheint, wird tatsächlich ein Urlaub, der alles verändert.

Dieser Roman beginnt richtig stark. Aleksys Hass erschlägt einen regelrecht. Was ist passiert, dass er seine Mutter so sehr hasst? Die Sprache ist knallhart, spiegelt seine Gedanken wider, wie eben ein Siebzehnjähriger, der von der ganzen Welt enttäuscht ist, so denken mag. Mit sämtlichen Beleidigungen, auch unterhalb der Gürtellinie. Der Erzählstil ist zudem sprunghaft, abrupt.

Wie gesagt, dieser spezielle Stil hat mich gerade im ersten Teil sehr begeistert. Eindringlich und besonders. Diese Begeisterung hat dann aber stark nachgelassen. Zu unwahrscheinlich manche Entwicklung, zu sehr schwarz-weiß manche Darstellung. Durch die etwas sprunghafte Erzählweise blieb doch vieles ungeklärt und sehr offen. Zu viele Bruchstücke, die mir für eine runde Geschichte fehlten.

Dennoch – sowohl Aleksy als auch seine Mutter machen eine wahnsinnige Entwicklung durch, die wirklich schön zu verfolgen ist. Damit reiht sich dieser Roman ein in eine ganze Riege „dieser-eine-spezielle-Sommer-Bücher“, die dieses Jahr scheinbar vermehrt erscheinen. Allerdings hab ich bereits mehrere gelesen, die mir besser gefallen haben. Deshalb reicht es hier gerade noch für 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 05.05.2021

Wunderbar!

Die Geschichte von Kat und Easy
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Die Geschichte von Kat und Easy – Susann Pasztor
Um es vorab zu sagen: das ist für mich ein Jahreshighlight 2021! Ein Roman, so berührend und aufwühlend, dass er mich noch lange beschäftigt hat.
Die Geschichte ...

Die Geschichte von Kat und Easy – Susann Pasztor
Um es vorab zu sagen: das ist für mich ein Jahreshighlight 2021! Ein Roman, so berührend und aufwühlend, dass er mich noch lange beschäftigt hat.
Die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen Kat und Easy wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Heute treffen sich die beiden inzwischen erwachsenen Frauen auf der griechischen Insel Kreta. Dort verbringen sie eine Woche zusammen und versuchen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu brechen und die Ereignisse eines schicksalhaften Sommers ihrer Jugend aufzuarbeiten. Der zweite Erzählstrang spiel in eben jenem Jahr 1973, als beide Mädchen in denselben Jungen, Fripp, verliebt waren. Nach einem tragischen Unfall nimmt die Freundschaft ein jähes Ende. Aber was ist damals wirklich passiert?
Susann Pasztor hat einen wahnsinnig tollen Schreibstil. Von der allerersten Seite an, hat sie mich damit gepackt und nicht mehr losgelassen. Augenblicklich fühlte ich mich in meine eigene Jugend zurückversetzt. Insbesondere der Erzählstrang in der Jugend erinnerte mich stark an den Schreibstil von Benedikt Wells. Schnoddrig und mit guter Portion Herzenswärme. Auf jeden Fall ganz nah am echten Leben. Mit einer unglaublichen Authentizität und Eindringlichkeit erweckt sie Kat und Easy zum Leben. Das gelingt ihr sowohl bei den sechzehnjährigen Mädchen, als auch bei den reifen Frauen. Das finde ich wirklich bemerkenswert.
Dieses Jahr 1973 hat für beide Frauen Weichen gestellt, hat sie fürs Leben geprägt. Wären diese anders (glücklicher?) verlaufen, wären sie Fripp niemals begegnet? Kann eine einzige tragisch endende Liebe in der Jugend, ein ganzes Leben beeinflussen? Und was ist denn nun eigentlich genau passiert? Es sind große tiefgreifende Fragen, die hier aufgeworfen werden, die vermutlich jeden Leser bereits einmal beschäftigt haben.
Es passiert nicht allzu oft, dass mich ein Buch nach dem Beenden noch derart beschäftigt. Immer wieder überlegte ich mir andere Variationen. Was wäre gewesen, wenn… Warum hat Easy so gehandelt.. etc. etc.
Ein tolles, ein großartiges Buch und eine absolute Leseempfehlung!
Highlight – 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Verschollen im Eis

Weiße Finsternis
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Weiße Finsternis – Florian Wacker
Nachdem mich bereits sein Werk „Stromland“ damals sehr begeistern konnte, musste ich Florian Wackers neuen Roman „Weiße Finsternis“ unbedingt lesen. Und tatsächlich hat ...

Weiße Finsternis – Florian Wacker
Nachdem mich bereits sein Werk „Stromland“ damals sehr begeistern konnte, musste ich Florian Wackers neuen Roman „Weiße Finsternis“ unbedingt lesen. Und tatsächlich hat mir dieses Buch sogar noch besser gefallen! Ein literarisches Meisterwerk!
Der Autor greift den historisch belegten Fall zweier vermisster Seeleute der Amundsen-Expedition von 1919 auf und beschreibt einen möglichen Verlauf der Geschichte.
Peter und Paul sind beste Freunde, bereits seit Kindertagen. 1919 befinden sich die beiden auf einer gefährlichen Reise, per Ski und Hundeschlitten durchs ewige Eis des Polarmeers. Sie gehören zur Crew von Amundsens Forscherschiff Maud, die im Eis steckengeblieben, dort überwintern muss. Peter und Paul sind aufgebrochen, um Nachrichten zur weit entfernten Wetterstation zu bringen. Doch Peter ist krank, die Reise gefährlich, gerade zur ungünstigsten Reisezeit im Winter. Die Männer verbindet außerdem die Liebe zu ein und derselben Frau, Liv. Dieses Abenteuer entwickelt sich zum Überlebenskampf und die Frage wird immer offensichtlicher: worum geht es wirklich, bei diesem waghalsigen Unternehmen?
Zwei Jahre später bricht ein Expeditionsteam auf, um nach Spuren der nie bei der Station angekommenen Männern zu suchen. Dieser Roman wird auf zwei Handlungssträngen erzählt: 1919, Peter und Paul, der Überlebenskampf im ewigen Eis. Und 1921, die Suchmission. Geradezu genial verwebt Wacker die beiden Stränge. Parallel erfährt man immer mehr über das Schicksal der beiden Hauptprotagonisten. Mal erlebt man ein Abenteuer in einer Bucht mit Peter und Paul, wovon auf den nächsten Seiten das Expeditionsteam die Spuren entdecken. Dann wieder finden die Männer der Suchmission Hinterlassenschaften, deren Ursprung kurz darauf aufgeklärt werden. Wobei die Suchenden durchaus dem ein oder anderen Irrtum aufsitzen.
Ergänzt wird dieser spannende Abenteuerroman durch Briefe von und an Liv. Bereits im Klappentext wird eine Dreiecksgeschichte angekündigt, die mit dem Überlebenskampf von Peter und Paul zu tun hat. Dazu gibt es etliche wundervolle Rückblenden in die Kindheit der drei. Tatsächlich fand ich diese Geschichte im Hintergrund fast genauso spannend, wie die Reise der Männer selbst.
Florian Wacker hat einen ganz wundervollen Schreibstil. Bildgewaltig und literarisch hochwertig nimmt er seine Leser mühelos mit ins ewige Eis. Die Geschichte ist unheimlich komplex und atmosphärisch dicht. Hatte ich anfangs Probleme mit den vielen Namen und unbekannten Orten, war ich bald wie gebannt von diesem Abenteuer in einer höchst unwirtlichen Gegend. Allerdings muss man dem Buch schon etwas Zeit widmen, um seinen Lesesog entwickeln zu können. Mich hat es zu etlichen Internet-Recherchen angeregt.
Ein wunderbares Leseerlebnis und ganz sicher eines der Lesehighlights dieses Jahres! Große Leseempfehlung, 5 Sterne.

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