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Veröffentlicht am 03.08.2019

Das Glück liegt nicht nur zwischen den Seiten...

Das Glück hat viele Seiten
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Warum hat Tante Marlies ihr nur ihren kleinen alten Buchladen vererbt? Diese Frage stellt sich die 26-jährige Hannah nicht nur einmal, als sie nach dem Tod ihrer Tante und einer gefühlten Ewigkeit von ...

Warum hat Tante Marlies ihr nur ihren kleinen alten Buchladen vererbt? Diese Frage stellt sich die 26-jährige Hannah nicht nur einmal, als sie nach dem Tod ihrer Tante und einer gefühlten Ewigkeit von 10 Jahren aus Köln in ihren Heimatort in der Eifel zurückkehrt. Hannah denkt gar nicht daran, den Laden zu übernehmen, sondern möchte ihn sobald als möglich verkaufen, damit sie die Last der Erinnerungen schnell abstreifen kann. Als sie in Ben zügig einen sympathischen Interessenten findet, der auf dem Grundstück ein Wellnesshotel etablieren möchte, ist der Vertrag schnell unterzeichnet. Doch dann wird Hannah nicht nur durch den heimischen Buchclub auf einmal klar, wie sehr sie eigentlich an dem Laden, den Büchern und an ihrem Heimatort mitsamt seinen Bewohnern hängt. Wird sich Ben auf eine Rückabwicklung einigen, damit Hannah den Buchladen doch noch weiterführen kann?
Ella Zeiss hat mit „Das Glück hat viele Seiten“ einen unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt, der mit einem locker-leichten und gefühlvollen Erzählstil besticht, wo auch Humor seinen Platz hat. Der Leser springt mit den ersten Worten an Hannahs Seite und folgt ihr unsichtbar in die Eifel, um sich von dem alten Buchladen verzaubern zu lassen, der viele Erinnerungen weckt und nicht nur in Hannahs Leben für einigen Wirbel sorgen wird. Dabei ist Hannahs Gedanken- und Gefühlswelt allzeit präsent und lässt dem Leser sich ihr sehr nah fühlen. Die einzelnen Einschübe, die auch Bens Denken und Handeln verdeutlichen, lassen den Leser auch seine Sichtweise erkennen und verstehen. Auch die Beschreibung des Ladens ist der Autorin wunderbar gelungen, der Leser schwebt zwischen all diesen Schätzen auf Wolke 7 und möchte sich am liebsten dort häuslich niederlassen, um sich von der einen in die andere Welt zu träumen und die Realität vor der Tür zu lassen. Sehr schön ist auch der Zusammenhalt der Ortsbewohner und ihre Bücherliebe in Szene gesetzt, ihr Eifer ist gut nachvollziehbar und man wünscht ihnen einfach, dass sich ihr Kampf für den Laden lohnt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, da sie glaubhafte Eigenschaften besitzen und sehr authentisch wirken. Hannah ist eine Frau, die ihre eigene Vergangenheit am liebsten vergessen würde, doch sie kann nicht mehr davor weglaufen. Sie wirkt oftmals kopflos, unüberlegt und naiv, was aber wohl ihrem Gefühlschaos geschuldet ist. Aber sie ist auch eine Kämpfernatur, die manchmal mit unlauteren Bandagen ihr Ziel zu erreichen sucht. Ben ist ein Mann, der zielstrebig seine Geschäfte verfolgt. Er ist meist pragmatisch, macht sich aber auch stark für die Dinge, die er erreichen will und kennt dann kein Pardon. Aber auch die Nebendarsteller wie z.B. der Buchclub geben der Handlung viel Herz und Spannung, was zu einigen Verwicklungen und Überraschungen führt.
„Das Glück hat viele Seiten“ ist ein unterhaltsamer Roman über die Liebe und Leidenschaft zu Büchern, schmerzliche Erinnerungen, denen man sich stellen muss und natürlich auch über die Liebe an sich. Schön und gefühlvoll erzählt – verdiente Leseempfehlung für eine kurzweilige Auszeit vom Alltag!

Veröffentlicht am 03.08.2019

Svevas Reise zu ihren Wurzeln

Das Ginsterhaus
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Sveva wächst zusammen mit ihrer Schwester Sasha bei bei ihrer unsteten Mutter Lubja im kalabrischen Tropea in einem alten Bauernhaus auf, erzogen wird sie jedoch von der herzensguten Nachbarin Malvina, ...

Sveva wächst zusammen mit ihrer Schwester Sasha bei bei ihrer unsteten Mutter Lubja im kalabrischen Tropea in einem alten Bauernhaus auf, erzogen wird sie jedoch von der herzensguten Nachbarin Malvina, denn Lubja ist ständig unterwegs und kümmert sich nicht um ihre Töchter. Viele Jahre später arbeitet Sveva in Rom in einer Werbeagentur, während ihre Schwester als Ärztin in Indien lebt. Als Lubja stirbt, sind ihre letzten Worte an Sveva „Indigo“. Sveva kündigt ihren Job und kehrt nach Tropea zurück, wo sie das ehemals elterliche Bauernhaus kauft und von dort aus ihre Suche nach ihrem Vater beginnt, den sie nie kennengelernt hat. Dabei bekommt sie Hilfe von ihrem neuen Nachbarn, dem norwegischen Schriftsteller Rurik, und von der alten Malvina. Gerade Rurik versteht Sveva auf eine Weise, die sie innerlich sehr berührt…
Elisabetta Bricca hat mit „Das Ginsterhaus“ einen atmosphärisch-dichten und bildgewaltigen Roman vorgelegt, der den Leser mitnimmt nach Italien ins tiefste Kalabrien, wo die Menschen noch im Einklang mit der Natur leben und sich ihr eng verbunden fühlen. Der Schreibstil ist flüssig, farbenfroh und sehr intensiv, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen und kann sich der wunderschönen Geschichte gar nicht entziehen. Hautnah an Svevas Seite gestellt, darf der Leser eine Protagonistin erleben, die schon einiges in ihrem Leben durchmachen musste und deren Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch vor einem liegt. Die Landschaftsbeschreibungen sind so malerisch und mit viel Liebe zum Detail dargestellt, so dass der Leser während der Lektüre einen herrlichen Streifzug durch die kalabrische Natur macht, der nur noch durch die italienischen Kochkünste von Malvina übertroffen wird, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Allein die Torta wäre es wert, sofort die Koffer zu packen.
Die Charaktere sind mit viel Leben erfüllt, sie besitzen individuelle Eigenschaften, die sie sehr greifbar und vor allem glaubwürdig erscheinen lassen. Der Leser fühlt sich sofort mit ihnen wohl und verbunden, als wäre er ein Teil ihrer Mitte. Sveva ist eine Frau, die jahrelang nicht nur darunter gelitten hat, dass ihre Mutter so unstet war, sie hat auch immer ihren Vater vermisst, von dem sie nicht einmal den Namen kennt. Zu ihrer Schwester Sasha hat sie ein gutes Verhältnis, jedoch trennen die beiden ganze Kontinente. Sveva ist eine sehr realistisch und pragmatisch denkende Frau, die sich verloren und unvollständig fühlt. Malvina hat ein liebendes Herz, ist offen und ehrlich, spricht oftmals in Bildern, glaubt an die Magie der Natur und ist eine wunderbare Köchin. Sie ist hilfsbereit und ihre Tür steht allen immer offen. Auch ihr Ehemann Zefferino ist ein Urgestein, der das einfache Leben liebt und sich gern in der Natur aufhält. Rurik ist ein Mann, der selbst ein Geheimnis hütet und auf der Suche ist. Aber er ist auch eine Schulter zum Anlehnen. Ebenso tragen die übrigen Protagonisten dazu bei, dass die Geschichte einen Zauber entfaltet, dem man sich nur schwer entziehen kann.
„Das Ginsterhaus“ ist ein wunderschöner und bildgewaltiger Roman über alte Geheimnisse, Familienbande, Trauer und die Suche nach sich selbst. Einfach das Buch aufschlagen und für Stunden in Kalabrien und die Herzen seiner Bewohner abtauchen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.08.2019

Geraldines Erbe

Das Erbe der Porzellanmalerin
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18. Jh. Meißen. Als ihr Vater stirbt, ist die Porzellanmalerin Geraldine die Alleinerbin des väterlichen Ritterguts, wobei sie allerdings die Auflage erfüllen muss, im Zeitraum von einem Jahr einen anständigen ...

18. Jh. Meißen. Als ihr Vater stirbt, ist die Porzellanmalerin Geraldine die Alleinerbin des väterlichen Ritterguts, wobei sie allerdings die Auflage erfüllen muss, im Zeitraum von einem Jahr einen anständigen Mann zu heiraten, sonst verliert sie ihr Erbe an ihren Halbbruder, dem Pfarrer Peter von Scholl. Diese Auflage bereitet Geraldine allerdings Kopfschmerzen, denn sie möchte sich lieber weiter ihrer inzwischen erfolgreichen Malerei widmen als zu heiraten. Und Peter denkt gar nicht daran, Geraldine ohne Kampf das Feld zu überlassen, deshalb versucht er mit allen Mitteln, es ihr abspenstig zu machen. Doch es gibt noch weitere Gegner, vor denen sich Geraldine in Acht nehmen muss…
Birgit Jasmund hat mit „Das Erbe der Porzellanmalerin“ die Fortsetzung über das weitere Leben von Geraldine vorgelegt, die dem ersten Teil an Spannung und gut recherchiertem historischem Hintergrund in nichts nachsteht. Der Erzählstil ist locker-flüssig, gefühlvoll und farbenfroh, so dass der Leser sich schnell in die vergangene Zeit entführen lässt, wo er an Geraldines Seite so einige Abenteuer zu durchzustehen hat. Während der Lektüre entsteht dabei ein sehr realistisches Bild des damaligen Zeitalters, denn die Autorin versteht es mit geschickter Hand, sowohl das gesellschaftliche Bild des 18. Jahrhunderts wieder zu spiegeln als auch den Beruf der Porzellanmalerei interessant und lebendig zu beschreiben. Ebenso wird dem Leser das Bild einer starken und unabhängigen Frau vermittelt, die sich gegen alte Vorstellungen behauptet und ihre Träume zu leben versteht. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft dargestellt, so dass der Leser vor dem inneren Auge ein prächtiges Bild zur Verfügung hat.
Die Charaktere sind lebhaft und glaubwürdig gezeichnet, sie besitzen authentische Ecken und Kanten, was es dem Leser leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihnen so hautnah zu folgen. Geraldine ist eine sympathische Frau, offen und ehrlich und aufgrund ihres Hintergrunds mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Sie ist hilfsbereit, liebt ihren Beruf und ist frei von jeglichem Standesdünkel. Peter ist ein missgünstiger Mann, was zu seinem Beruf so gar nicht passen will. Er schreckt vor nichts zurück, ist unberechenbar und gefährlich. Frederik Nehmitz ist Geraldine verfallen und würde alles für sie tun. Aber auch die weiteren Protagonisten wie die Zofe oder der Maler geben der Handlung zusätzliche Spannungsmomente.
„Das Erbe der Porzellanmalerin“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, bei dem Romantik, Intrigen, Gefühle und Spannung nicht zu kurz kommen. Kurzweilige Lesestunden, die eine Empfehlung durchaus verdienen!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Die vergessene Signe Munch

Die Malerin des Nordlichts
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1922 Norwegen. Die 38-jährige talentierte Signe Munch ist die Nichte des berühmten expressionistischen Malers Edvard Munch. Sie fiebert der Freiheit entgegen, lässt sich von einem Ehemann scheiden, der ...

1922 Norwegen. Die 38-jährige talentierte Signe Munch ist die Nichte des berühmten expressionistischen Malers Edvard Munch. Sie fiebert der Freiheit entgegen, lässt sich von einem Ehemann scheiden, der ihre Leidenschaft für die Malerei nie verstanden hat, sondern ihren Platz an Haus und Herd sah. Nun endlich kann sie sich ihrer Malerei widmen, richtet ihr Leben danach aus, studiert bei Pola Gauguin und an der Kunstakademie, wobei ihr neben Stipendien auch Ausstellungen langsam einen Weg in die Öffentlichkeit ebnen, jedoch nicht die Beachtung finden, die sie sich erhofft hat. Signe probiert sich aus, möchte neben der von ihr bevorzugten Landschaftsmalerei auch anderes versuchen, um einmal ein Werk zu schaffen, dass die Menschen im Gedächtnis behalten. Als sie den jüngeren Einar Siebke kennenlernt, verliebt sie sich rettungslos, aber auch Einar hat sein Herz an Signe verloren und lässt ihr jede mögliche Unterstützung zuteilwerden, um ihr Talent zu fördern. Erst jetzt blüht Signe auf und packt mutig all ihre Gefühle in ihre Gemälde, Als sich die politische Lage in Norwegen verändert, der Krieg ausbricht und die Deutschen das Land besetzen, schließt sich Einar dem Widerstand an. Das hat auch für Signe weitreichende Folgen…
Lena Johannson hat mit „Die Malerin des Nordlichts“ einen wunderschönen atmosphärischen historischen Roman basierend auf realen Fakten vorgelegt, der den Leser nicht nur in eine vergangene Zeit führt, sondern auch an dem Leben einer sehr interessanten und starken Frau teilhaben lässt. Die Autorin hat einen gefühlvollen, intensiven und bildhaften Erzählstil, der den Leser sofort abholt und ihrer Protagonistin Signe an die Seite stellt, wo er nicht nur ihre Gedanken- und Gefühlswelt, sondern auch die politischen Veränderungen in Norwegen sowie Signes Entwicklungen in der Malerei miterleben darf. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft ist in diesem Buch ebenso ein Thema wie der Einmarsch der Deutschen und die Stimmungsveränderung in der Bevölkerung. Ganz im Vordergrund steht aber die Kunst, die Künstlergemeinschaft und mit ihr berühmte Maler wie Edvard Munch, der Signes Leben und Wirken dauerhaft geprägt und ihre Leidenschaft geweckt haben. Auch wenn keine Gemälde der Malerin mehr zu sehen gibt, so ist ihr Schicksal doch eindrucksvoll und verdient es, durch die Autorin lebendig gehalten zu werden, die deren Werdegang von 1922 bis 1945 festgehalten hat. Dabei beweist die Autorin ihr Recherchegeschick, was auch anhand der politischen Ereignisse, die als Hintergrund mit der Geschichte verwoben wurden, zu erkennen ist. Zusätzlich bestechen nicht nur die wunderbaren und detaillierten Beschreibungen der Örtlichkeiten, die während der Lektüre das damalige Leben und Treiben vor dem inneren Auge des Leser wiederauferstehen lassen, sondern auch die fiktiven Bilder Signes werden lebendig, zumal man diese nie aufgefunden hat. Man wandelt auf den Pfaden und ist als Leser regelrecht mittendrin und dabei.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und mit Leben versehen. Sie sind realistisch gestaltet, wirken durch ihre Stärken und Schwächen wie aus dem richtigen Leben und geben so dem Leser die Möglichkeit, sich in sie hineinzuversetzen und an ihrem Werdegang teilzuhaben. Signe ist eine Frau, die mit einer schwierigen Kindheit und einer arrangierter Ehe schon einiges durchmachen musste. Erst nach ihrer Scheidung mit 38 scheint ihr Leben zu beginnen, sie ist eine zurückhaltende und eher schüchtere Frau voller Selbstzweifel, die sich nur in ihren Bildern auszudrücken weiß und um Anerkennung kämpft. Es dauert lange, bis sie durch die Liebe zu Einar mehr aus sich herauskommt und Neues wagt. Einar ist ein liebevoller Mann, der seine Frau verehrt und sie in allem unterstützt. Er ist offen, ehrlich und vor allem hat er einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn, der ihn in den Widerstand führt. Lilla ist Signes engste Freundin und ein offener lebensbejahender Mensch. Aber auch Edvard Munch und so manch anderer Protagonist zeichnet Signes Weg.
„Die Malerin des Nordlichts“ ist ein wunderbar recherchierter und intensiver historischer Roman über eine Künstlerseele, die fast in Vergessenheit geraten ist. Schön und spannend erzählt verdient dieses Buch das Prädikat „wertvoll“ und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Uno sguardo nel cuore

Sommer in Mareblu
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Tosca hat mit ihrer Tochter Iolanda in dem kleinen Fischerdorf Mareblu in Süditalien ihr Zuhause in einem Strandhäuschen, wo sich beide sehr wohl fühlen. Sie sammelt Muscheln, aus denen sie feine kleine ...

Tosca hat mit ihrer Tochter Iolanda in dem kleinen Fischerdorf Mareblu in Süditalien ihr Zuhause in einem Strandhäuschen, wo sich beide sehr wohl fühlen. Sie sammelt Muscheln, aus denen sie feine kleine Schmuckstücke zaubert und diese dann rund um den Globus verschickt. Eigentlich könnte Tosca glücklich sein, doch das gespannte Verhältnis zu ihrer Mutter und einige Schicksalsschläge machen ihr das Leben nicht gerade leicht. Ausgerechnet jetzt muss ihre Mutter auf ihrer Türschwelle stehen, was Tosca nicht gerade in Jubelschreie ausbrechen lässt. Und Teenager Iolanda bereitet ihr zusätzliche Kopfschmerzen, denn die hat sich in den Kopf gesetzt, ihren leiblichen Vater zu suchen. Eigentlich kann Tosca keine zusätzliche Ablenkung gebrauchen, doch Moreno, der geheimnisvolle neue Nachbar macht sie nicht nur neugierig, sondern bringt etwas in ihr zum Schwingen…
Raffaella Belli hat mit „Sommer in Mareblu“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der von der ersten Zeile an mit einem locker-leichten, bildgewaltigen und gefühlvollen Erzählstil überzeugt und den Leser schnell an die Seite und in das Leben von Tosca und Moreno bringt. Einfühlsam lässt die Autorin dem Leser nach und nach Informationen über ihre beiden Hauptprotagonisten zukommen, die, ohne es zu wissen, doch so viel gemeinsam haben. Sowohl Tosca als auch Moreno haben neben ihren Alltagssorgen auch so einige Schicksalsschläge zu verdauen, die wohldosiert häppchenweise zum Vorschein kommen und gut nachvollziehbar sind und sie dem Leser nahbar machen. Gerade diese Nähe und die Natürlichkeit der Erzählung bewirkt, dass die Geschichte nicht nur emotional, sondern auch tiefgründig und realistisch daherkommt. Ebenso gekonnt sind die Landschaftsbeschreibungen, die so farbenfroh und bildhaft sind, dass der Leser während der Lektüre fast zu fühlen glaubt, wie sich der Sand unter seinen Füßen anfühlt, während er den Wellengang des Wassers im Ohr hat.
Die Charaktere sind differenziert und realitätsnah gezeichnet, sie wirken lebendig und authentisch, so dass der Leser sich an ihrer Seite schnell als unsichtbarer Teil ihrer Welt fühlt und mitfühlen und mithoffen darf. Tosca ist eine Frau mit bewegter Vergangenheit, sie besitzt künstlerisches Talent und nutzt dieses für besonders zarte Kreationen. Sie ist eine nachdenkliche Person, dazu hilfsbereit und offen. Doch in ihr drin schlummert noch immer eine gewisse Trauer, die sie vorsichtig sein lässt und verhindert, mutiger zu sein. Für Tochter Iolanda tut sie alles und steht ihr sehr nah. Moreno ist ein Mann, der sich nicht gern in die Karten schauen lässt, lieber für sich bleibt und irgendwie auf der Suche nach sich selbst ist. Iolanda hat ein enges Verhältnis zu ihrer Mutter, befindet sich aber an einem Punkt in ihrem Leben, wo sie Antworten haben möchte. Aber auch Toscas Freundin Adriana sowie Mutter Annalisa sind nicht unerhebliche Protagonisten in dieser Geschichte und tragen dazu bei, einige Spannung hineinzubringen.
„Sommer in Mareblu“ ist ein schöner Roman mit italienischem Flair, der gespickt ist mit Romantik, Liebe, Familiendrama und anderen Sorgen. Sorgfältig verschnürt zu einem Sommerroman, der den Leser nicht nur gut unterhält, sondern auch sein Herz trifft. Verdiente Leseempfehlung!