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Veröffentlicht am 19.06.2024

All Eure Stunden sind Flügel, die durch den Raum schweben von Ich zu Ich. – Khalil Gibran

Das Lied des Schmetterlings
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Die New Yorker Galeristin Sera James ist seit ihrer Kindheit von einem Gemälde besessen, das eine junge kahlköpfige Geigerin zeigt. Sie hat das Bild nur einmal gesehen, seitdem ist sie auf der Suche danach. ...

Die New Yorker Galeristin Sera James ist seit ihrer Kindheit von einem Gemälde besessen, das eine junge kahlköpfige Geigerin zeigt. Sie hat das Bild nur einmal gesehen, seitdem ist sie auf der Suche danach. Die Kontaktaufnehme des kalifornischer Geschäftsmann William Hanover, der ebenfalls aufgrund einer Millionenerbschaft nach dem Bild sucht, lässt sie hellhörig werden. William und Sera machen sich gemeinsam auf die Suche nach dem Gemälde und landen bei ihrer Recherche in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und dem Schicksal der jungen österreichischen Geigerin Adele von Bron…
Kristy Cambron hat mit „Das Lied des Schmetterlings“ einen wunderschönen und sehr berührenden Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur mit wechselnden Zeitebenen zwischen Gegenwart und Vergangenheit pendeln lässt, sondern auch das grausame Schicksal der Menschen in Auschwitz sehr lebhaft skizziert. Der flüssige, bildhafte und empathische Erzählstil nimmt den Leser sofort für sich ein, der regelrecht in die Handlung hineingesogen wird. Während er in der Gegenwart Sera und William bei ihrer Recherche über die Schulter sieht, ist es vor allem die Vergangenheit und das Schicksal der jungen Adele von Bron, das den Leser durch eine wahre Achterbahn der Gefühle jagt. 1942 ist Adele bereits eine gefeierte Violinistin in Wien. Sie stammt aus gutem Hause, ihre Eltern sind jedoch glühende Anhänger der NSDAP. Adele dagegen unterstützt ihre große Liebe Wladimir Nicolai heimlich, der mit allen Mitteln versucht, jüdischen Menschen zur Flucht zu verhelfen. Leider wird ihnen dies zum Verhängnis und nicht nur Wladimir wird deportiert, auch Adele wird von ihren Eltern als Erziehungsmaßnahme als Gefangene in das Konzentrationslager Auschwitz geschickt. Einzig ihre Geige darf sie mitnehmen. Was als Aufenthalt von 2 Monaten geplant war, zieht sich bis zur Befreiung 1945. Adele kommt in Auschwitz sofort unter die Fittiche der Jüdin Omara, die zur Leitung eines Orchesters beauftragt ist. Die Musikerinnen leben nur so lange einigermaßen sicher, so lange sie spielen können. Sie müssen bei der Selektierung am Auschwitzer Bahnhof ebenso spielen wie beim Apell oder bei besonderen Anlässen der Nazis. Während die Autorin das Geschehen im KZ, basierend auf wahren Begebenheiten des Orchesters von Auschwitz, sehr plakativ beschreibt, ist es gerade der Zusammenhalt der Musikerinnen sowie die Gedanken- und Gefühlswelt von Adele, die den Leser mitten ins Herz treffen. Ihre Liebe zu Wladimir ist in all der Zeit ungebrochen, hält sie sogar mit Hilfe einer Schmetterlingshaarspange regelrecht am Leben. Der überraschende Epilog entschädigt den Leser für alle Grausamkeiten, die Adele und ihre Mitstreiterinnen in Auschwitz erleben mussten. Der christliche Aspekt ist in dieser Geschichte wunderschön eingearbeitet worden und spiegelt vor allem Hoffnung und den Glauben an Gott wieder.
Die Charaktere sind glaubwürdig und lebensecht skizziert, der Leser kann gar nicht anders, als sich an ihre Fersen zu heften. Während er leichtfüßig William und Sera bei der Recherche über die Schulter schaut, ist es ihm dauerhaft flau im Magen, wenn er Adele im mörderischen Auschwitz Gesellschaft leistet. Adele ist eine liebenswerte und sehr talentierte junge Frau, deren moralische Ansprüche an das Leben an sich sehr hoch sind. Sie ehrt jedes Leben, und gerade das bringt sie in Schwierigkeiten. Mutig erträgt sie alles, ritzt sich sogar selbst eine Nummer in den Arm und hält ihre Hoffnung am Leben, obwohl die Schrecknisse um sie herum sie brechen müssten, wobei ihr gerade die Musik sehr hilft. Omara ist zwar eine strenge Lehrmeisterin, doch ebenso fürsorglich und friedfertig. Sera und William sind beide auf ihre Weise auf der Suche, wobei das Gemälde nur ein Teil ihrer Suche ist.
„Das Lied des Schmetterlings“ ist ein wunderschöner, atemraubender Roman, der eine Historie wieder lebendig macht, die leider in heutigen Zeiten schon sehr verblasst ist. Nicht nur die Schicksale der Protagonisten hinterlassen beim Leser Spuren, sondern vor allem deren Seelenmalerei bleibt unvergesslich. Absolute Empfehlung für ein echtes Lese- und Gefühlshighlight – Taschentuchalarm!!!

Veröffentlicht am 10.06.2024

Die kräftigsten Bäume wachsen unter den schwierigsten Bedingungen. - John Willard Marriott

Das Licht in den Birken
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Vor 25 Jahren floh Thea Lorenz nach einer unglücklichen Beziehung von der Lüneburger Heide nach Portugal, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Nun ist für sie die Zeit gekommen, ihre Arbeit als Ziegenhirtin ...

Vor 25 Jahren floh Thea Lorenz nach einer unglücklichen Beziehung von der Lüneburger Heide nach Portugal, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Nun ist für sie die Zeit gekommen, ihre Arbeit als Ziegenhirtin aufzugeben und in ihre alte Heimat zurückzukehren. Mit zwei Ziegen im Gepäck mietet sie sich bei Benno Findeisen ein, der einen abgehalfterten Gnadenhof für Tiere führt und dem finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Nur kurz nach Theas Hofeinzug bekommen sie und Benno Gesellschaft von der jungen Rucksackreisenden Juli, die eigentlich auf dem Weg nach Amsterdam war, nun jedoch aufgrund eines verletzten Knöchels unfreiwillig auf dem Hof verbleiben muss, bis es ihr besser geht. Das Trio sieht sich schnell einigen Herausforderungen gegenüber, die es zu meistern gilt…
Romy Fölck hat mit „Das Licht der Birken“ einen wunderschönen, warmherzigen Roman vorgelegt, der nicht nur mit hervorragend gezeichneten Charakteren den Leser für sich einnimmt, sondern mit einer völlig real wirkenden Handlung zu unterhalten weiß. Der flüssige und atmosphärische Erzählstil lädt den Leser mit wenigen Sätzen in die schöne Landschaft der Lüneburger Heide ein, wo er als unsichtbarer Beobachter das Treiben auf Bennos Hof verfolgen darf. Durch sich abwechselnde Perspektiven lernt man sowohl Thea als auch Juli und Benno kennen und erfährt viel über ihre Wünsche, Sorgen und Geheimnisse. Thea hat sich nach einem seelischen Schiffbruch 25 Jahre in Portugal „versteckt“ und will nun nicht nur ihren angeschlagenen Gesundheitszustand in der Heimat abklären lassen, sondern sich auch ihren Ängsten stellen. Benno hat sich nach einem Unfall von allem zurückgezogen, so dass selbst Frau und Kind es nicht mehr mit ihm ausgehalten haben. Nun türmen sich die Schulden, und er steht kurz davor, auch noch den letzten Rest seines Lebensinhalts zu verlieren. Und dann ist da auch noch Juli, die nach dem Tod des geliebten Großvaters aus den Fängen ihrer Mutter flieht, die sie mit ihren Vorhaltungen zu ersticken droht. Fölck hat diese ungleiche und unfreiwillige „WG“ wunderbar zusammengestellt und lässt diese durch einige Höhen und Tiefen langsam zusammenwachsen. Als Hintergrund wirkt die landschaftliche Schönheit wie ein Zauber, der die Handlung zwischen den Protagonisten unterstreicht. Der Leser hört regelrecht, wie die Birken sich im Wind wiegen und ihre Blätter ein leises Konzert anstimmen, während die Stimmungen der Protagonisten ihn durch ein Wechselbad der Gefühle jagen.
Die Charaktere sind liebevoll und sehr wirklichkeitsnah gezeichnet, so dass der Leser sie sofort vor Augen hat. Die Mittfünfzigerin Thea ist eine pragmatische und liebenswerte Frau, die zupacken kann und sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen lässt. Die Geister ihrer Vergangenheit verfolgen sie und warten auf Konfrontation. Benno ist ein alter Brummbär, der sich in seiner Zurückgezogenheit eingerichtet hat und erst wieder mit den Menschen warm werden muss. Er braust schnell auf, hat jedoch einen sehr weichen Kern, der ihn sehr sympathisch macht. Juli ist mit ihren 18 Jahren schon recht erwachsen, leidet unter der abweisenden Art ihrer Mutter und muss sich erst einmal selbst finden. Sie ist mutig, vielleicht manchmal etwas naiv, jedoch ist sie in diesem Dreiergespann diejenige, die die Balance hält zwischen ihnen.
„Das Licht in den Birken“ ist ein wunderbar unterhaltsamer und kurzweiliger Roman, der nicht nur die unterschiedlichsten Protagonisten mit ihren Eigenarten für sich sprechen lässt, sondern das neue Miteinander von allen Seiten beleuchtet, um am Ende als eine Einheit dazustehen. Absolute Empfehlung für ein Buch, das einen regelrechten Sog beim Lesen entwickelt!

Veröffentlicht am 10.06.2024

Das Schuldgefühl hindert uns daran, die Dinge klar zu sehen. - Doris May Lessing

Always You
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Ausgerechnet in Mackennon Galbraith, den besten Freund ihres älteren Bruders Lachlan Adair und zudem Sicherheitschef des schottischen Exclusivclubs Ardnoch Estate, ist Arrochar Adair seit ihren Teenagerjahren ...

Ausgerechnet in Mackennon Galbraith, den besten Freund ihres älteren Bruders Lachlan Adair und zudem Sicherheitschef des schottischen Exclusivclubs Ardnoch Estate, ist Arrochar Adair seit ihren Teenagerjahren unglücklich verliebt. Gerade der enge Bezug zu ihrem Bruder sowie ein Altersunterschied von 13 Jahren lassen eine Liebesbeziehung zwischen Arrochar und Mac unmöglich erscheinen. Doch Arrochar weiß nichts von den immer mehr gewachsenen Gefühlen, die auch Mac ihr entgegenbringt. Jedoch sieht er keine Zukunft für sie beide und verwirrt Arro mit seinem Verhalten, das ihr einerseits mehr als Freundschaft signalisiert, um sie dann von einem zum anderen Moment von sich wegzustoßen. Arro will das nicht mehr akzeptieren und zeigt Mac die kalte Schulter, auch wenn das bedeutet, auf ihre große Liebe verzichten zu müssen. Wird Mac daraus lernen???
Mit „Always You“ legt Samantha Young den dritten Teil ihrer unterhaltsamen Adair-Reihe vor und widmet sich diesmal der Adair-Schwester Arrochar sowie Robyns Vater Mackennon. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort wieder in Ardnoch Estate einziehen, wo er über wechselnde Perspektiven sowohl Arrochar als auch Mac gut kennenlernt und Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Arrochar ist Anfang Dreißig und hat als Forstingenieurin ihren Traumjob gefunden, der sie zeitweilig von ihrer unerfüllten heimlichen Liebe zu Mac ablenken kann. Um Mac ihre Gefühle zu signalisieren, nimmt sie all ihren Mut zusammen und bietet sich ihm praktisch auf dem Tablett dar, doch das endet in einer Katastrophe. Mac, der einerseits seine enge Freundschaft zu Lachlan nicht gefährden will, aber auch durch ein Ereignis in seiner Vergangenheit gefangen ist, stößt Arrochar immer wieder von sich, obwohl er eigentlich ganz anders fühlt und versetzt ihrem guten Verhältnis einen großen Dämpfer. Arrochar zieht sich zurück, obwohl sie seine Hilfe und Fürsorge gerade jetzt gut gebrauchen könnte, da ihr ein Unbekannter das Leben zur Hölle macht. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden ist ganz unterhaltsam, reicht aber leider nicht an die Vorgängerbände heran, was wahrscheinlich auch an den eingeflochtenen Rückblenden liegt. Mac, den der Leser schon durch die ersten beiden Teile ins Herz geschlossen hat, wirkt hier oftmals wie ein gefühlloser Klotz, was so gar nicht zu ihm passt. Auch der Spannungslevel in dieser Geschichte kann leider nicht so sehr überzeugen, wie die der Bände 1 und 2. Trotzdem entwickelt die Handlung ein gewisses Suchtpotential, dem sich der Leser kaum entziehen kann.
Die Charaktere sind sehr realistisch und lebendig in Szene gesetzt, so dass der Leser sich sofort mit ihnen wohlfühlt und sich an ihre Fersen heftet. Arrochar ist eine selbständige, patente Frau, die sich mit Hingabe um ihre Familie kümmert und ein großes Herz hat. Nach außen strahlt sie Stärke und Selbstwertgefühl aus, insgeheim ist sie aber auch sehr verletzlich. Mac ist ein starker, liebenswerter Mann, dessen Leben durch ein längst vergangenes schreckliches Ereignis maßgeblich geprägt ist und das bis heute sein Verhalten bestimmt. Er will diejenigen, die er liebt beschützen, und sich keine Fehler leisten. Auch Lachlan, Thane, Robyn, Regan, Erine, Brodan und Arran geben mit ihren Auftritten der Geschichte zusätzlich einen familiären Rahmen.
„Always you“ ist nicht nur eine komplizierte Liebesgeschichte, sondern nebenbei auch eine unterhaltsame Familiengeschichte mit einigen Geheimnissen und Spannungselementen, die beim Leser nicht nur das Gefühlsbarometer anheizen, sondern auch ein tolles Kopfkino in Gang bringen. Leider kann dieser Band nicht ganz so überzeugen wie seine Vorgänger, deshalb hier nur eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2024

Zeig mir deine Narben, damit ich weiß, wo ich dich am meisten lieben muss. - Unbekannt

Der Wind flüstert von Freiheit
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1867 Colorado. Brody McQuaid, der durch seinen Einsatz im Bürgerkrieg körperliche und seelische Narben davon getragen hat, ist auf der Ranch seines Bruders Flynn untergekommen und hofft, sich ebenfalls ...

1867 Colorado. Brody McQuaid, der durch seinen Einsatz im Bürgerkrieg körperliche und seelische Narben davon getragen hat, ist auf der Ranch seines Bruders Flynn untergekommen und hofft, sich ebenfalls etwas Eigenes aufzubauen. Besonders die wilden Mustangs haben es ihm angetan, um die er sich rührend kümmert und sie mit viel Einfühlungsvermögen zähmt. Die Begegnung mit der Tierärztin Savannah Marshall, die ebenfalls auf der Ranch Zuflucht vor einer arrangierten Ehe sucht, verändert nachhaltig das Leben von beiden…
Jody Hedlund hat mit „Der Wind flüstert von Freiheit“ den dritten Teil ihrer historischen Colorado-Reihe vorgelegt, der den Leser in den Wilden Westen des 19. Jahrhunderts einlädt, um dort das Schicksal von Brody und Savannah kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil der Autorin macht das Eintauchen in die Handlung leicht, so dass der Leser sich schnell an der Seite von Brody bzw. Savannah wiederfindet. Während Brody die Kriegserlebnisse verarbeiten und seinem Leben eine neue Richtung geben muss, ist Savannah ihrem Herzen gefolgt und hat vor einer Hochzeit Reißaus genommen, die zwar ihre Eltern glücklich machen würde, sie selbst aber in ihrem Willen und in ihrer Freiheit beschneiden würde. Als die beiden sich begegnen, fügen sich zwei Scherben ineinander, denn sowohl Brody als auch Savannah betrachten Freiheit als höchstes erstrebenswertes Gut. Brody steht sich mit seiner immer wieder aufbrausenden Art selbst im Weg, nur seiner Nichte Flora gegenüber reißt er sich zusammen. Savannah nimmt zu sehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Eltern und deren Notlage, als dass sie endlich mal offen Verständnis einfordert für das, was ihr selbst wichtig ist. Die Arbeit mit den Tieren offenbart die Sehnsüchte von Savannah und Brody und schweißt die beiden immer mehr zusammen, jedoch werden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt, die es ihnen schwer machen, endlich die gewünschte Richtung einzuschlagen. Der Auftritt von Savannahs Vater und ihrem Verlobten holt nicht nur Savannah jäh auf den Boden der Tatsachen zurück, verlangt aber nun ein offenes Wort und eine Entscheidung von ihr. Die Autorin versteht es sehr gut, den Leser mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen, doch dieser Band schwächelt gegenüber den Vorgängern etwas, da die Handlung insgesamt etwas oberflächlich wirkt. Auch der christliche Aspekt geht fast unter, der sich hauptsächlich mit Vergebung, Schuld und Gottvertrauen beschäftigt.
Die Charaktere besitzen menschliche Züge und wurden glaubwürdig in Szene gesetzt, so dass der Leser ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Brody ist äußerlich und innerlich gezeichnet vom Krieg. Er ist ein Hitzkopf, der mit Fäusten seine Wut abreagiert. Doch insgeheim ist er ein weicher Kerl, was er durch seine Liebe und Hingabe zu den Mustangs beweist. Savannah ist eine freiheitsliebende Frau, die jedem Unterstützung gewährt und sich oftmals auch ein schlechtes Gewissen einreden lässt. Sie stellt ihre eigenen Wünsche ganz hinten an, dabei hat auch sie ein Recht auf ein eigenes Leben. Flora ist ein Goldstück, während Ivy einem den letzten Nerv kostet.
„Der Wind flüstert von Freiheit“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der alle begeistern wird, die Wild West-Atmosphäre sowie Liebesgeschichten lieben, aber auch die Spannung nicht missen möchten. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.05.2024

Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. – Robert Browning

Wenn wir unseren Träumen folgen
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1930er Jahre Georgia/USA. Das von ihren Eltern gepachtete Hotel im kleinen Örtchen Sweetgum ist das Zuhause der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie. Jede von ihnen hat besondere Träume für ...

1930er Jahre Georgia/USA. Das von ihren Eltern gepachtete Hotel im kleinen Örtchen Sweetgum ist das Zuhause der drei Taylor-Schwestern Janessa, Lillian und Annie. Jede von ihnen hat besondere Träume für ihr eigenes Leben: Lillian möchte so schnell wie möglich weg, Janessa ihren Tommy heiraten und Annie als Schauspielerin Karriere machen. Doch ein Anschlag in der örtlichen Baumwollspinnerei, die von dem reichen Mr. Spencer mit harter, grausamer Hand gewissenlos geführt wird und dem fast die ganze Stadt gehört, lassen ihre Zukunftspläne wie Seifenblasen zerplatzen. Ihr Vater stirbt bei dem Anschlag, so dass das Hotel eine neue Führung braucht, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Schnell muss sich Janessa in die Rolle der Hotelmanagerin einfinden und gemeinsam mit ihren Schwestern den Betrieb am Laufen halten…
Ane Mulligan hat mit „Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur das vielseitige und arbeitssame Leben in einem Hotel näher bringt, sondern neben einer besonderen Familiengeschichte und deren Zusammenhalt auch mit den schlimmen Arbeitsbedingungen eines skrupellosen Geschäftsmannes aufwartet. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, wo er sich in einem kleinen Südstaatenörtchen wiederfindet, in dem jeder jeden kennt. An Janessas Seite erlebt der Leser die dramatischen Ereignisse vor Ort hautnah mit, die den Tod von Janessas Vater zur Folge hat und sie in eine Rolle hineindrängt, die sie für ihr eigenes Leben nicht geplant hatte. Doch der Familienzusammenhalt gibt ihr Rückendeckung, gemeinsam mit ihren Schwestern Lillian und Annie versucht sie, nicht nur ihren Gästen gerecht zu werden, sondern gleichzeitig den Familienunterhalt sowie den Erhalt des Hotels zu sichern. Die Zustände in der Spinnerei lassen dem Leser alle Haare zu Berge stehen. Kinderarbeit, entsetzliche Arbeitsbedingungen und die immer wieder auftretenden Unfälle sind an der Tagesordnung und werden selbst durch einen Streik der Bevölkerung nicht unterbunden aufgrund des großen Einflusses des Besitzers Mr. Spencer. Niemand fühlt sich in seinem Umfeld sicher. Mulligan beschreibt die Lage sehr plastisch und einfühlsam, so dass der Leser während der Lektüre durch eine Achterbahn der Gefühle rauscht, während die Spannung sich durch überraschende Wendungen immer mehr in die Höhe schraubt und das Kopfkino des Lesers auf Hochtouren laufen lässt. Der christliche Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und thematisiert das Vertrauen in Gott, der einem bei allen Höhen, Tiefen und täglichen Herausforderungen nicht allein lässt.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften versehen, die es dem Leser leicht machen, sich mit ihnen sofort wohl zu fühlen und sich ihnen an die Fersen zu heften. Janessa ist eine starke und mutige Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn sich ihre eigentliche Lebensplanung extrem ändert. Auch ihre Schwestern Lillian und Annie sind herzensgute Frauen, die den Zusammenhalt innerhalb der Familie leben und sich alle drei gegenseitig unterstützen. Spencer ist ein Mann ohne Skrupel, er geht über Leichen, um seinen Profit zu maximieren, gleichzeitig genießt er seine Machtposition und nutzt diese auch aus, um seinen Willen zu bekommen.
„Wenn wir unseren Träumen folgen – die Frauen von Sweetgum“ ist ein wunderbarer, fesselnder Roman vor historischer Kulisse, der nicht nur eine spannende Handlung präsentiert, sondern auch mit einer Familiengeschichte, Liebe und Zusammenhalt punkten kann. Absolute Leseempfehlung für einen Roman mit Tiefgang!