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Veröffentlicht am 16.11.2019

Intrigen in der Wikingerstadt Haithabu

Die Zeitdetektive 7: Der Schatz der Wikinger
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Wenn Fabian Lenk in seiner "Zeitdetektive"- Reihe seine Helden Julian, Kim und Leon in den sechs Vorgängerbänden auf ihren Zeitreisen stets historischen Persönlichkeiten begegnen ließ, weicht er in vorliegender ...

Wenn Fabian Lenk in seiner "Zeitdetektive"- Reihe seine Helden Julian, Kim und Leon in den sechs Vorgängerbänden auf ihren Zeitreisen stets historischen Persönlichkeiten begegnen ließ, weicht er in vorliegender Geschichte, in der die drei abenteuerlustigen und überaus neugierigen Kinder aus dem fiktiven Städtchen Siebenthann in das Jahr 965 nach Christus in die Wikingerstadt Haithabu schickt, von diesem Prinzip ab. In seinem Nachwort nennt er uns den Grund dafür: es ist nicht überliefert, wer zu der von ihm gewählten Zeit, einer Epoche, in der der christliche Glaube bereits begonnen hatte, den heidnischen abzulösen und der Tag nicht mehr fern war, an dem der norwegische König Harald Hadrade die Stadt völlig zerstören ließ, der Jarl, also der Anführer, das Oberhaupt der Stadt war. Nun, so konnte er nach Herzenslust fabulieren, was der spannenden und wie alle Bücher der Reihe gut und verständlich geschriebenen und im besten Sinne atmosphärisch dichten Geschichte zugute kommt!

Wie so oft nimmt auch die neue Zeitreise die Schülerin Kim, ein mutiges, nie auf den Mund gefallenes Mädchen, sowie ihre Freunde, den klugen und vorsichtigen Julian und den sportlichen und risikofreudigen Leon, nebst der so wunderschönen wie rätselhaften Katze Kija, die den Kindern im Anschluss an eine vorherige Reise ins alte Ägypten zur Zeit der Pharaonin Hatschepsut gefolgt war, ihren Anfang nach einem Klassenausflug, diesmal ins Museum der alten Wikingerstadt Haithabu, dem heutigen Schleswig. Wie immer hat ihnen der sympathische, doch recht ehrgeizige Geschichtslehrer Tebelmann aufgetragen, einen langen Aufsatz über die ehemalige Wikingerhochburg zu schreiben, über dem sie stöhnend im Lesesaal der uralten Bibliothek des Bartholomäusklosters ihres Heimatstädtchens brüten. Wie gewöhnlich auch haben die drei Freunde wieder recht konträre Sichtweisen, dieses Mal auf die Wikinger: während Kim sie lediglich für eine Bande von Plünderern hält, weiß Leon, dass sie nicht nur mutige Krieger, Entdecker und hervorragende Seemänner waren, sondern noch dazu großartige Handwerker und Schmiede, was auch die Artefakte in der Ausstellung beweisen. Julian seinerseits führt als Beleg ein herrlich gearbeitetes Schwert an, das im Museum zu sehen war und dem die Wikinger magische Kräfte zuschrieben. Da Kim nicht von ihren Vorurteilen abzubringen ist, beschließen die Kinder kurzerhand, dem geheimnisvollen Zeit-Raum Tempus wieder einmal einen Besuch abzustatten, mittels dessen sie in jedes Jahr der Weltgeschichte reisen können, um herauszufinden, wie das wirklich war mit den Wikingern - und ob es tatsächlich diese magischen Schwerter oder gar Trolle und Elfen gegeben hatte und was es denn wohl auf sich hatte mit den vielen Göttern, mit Thor, Freya und Odin, und den beiden sagenhaften Raben Hugin und Mugin, die Odin als Spione dienten.

Dass Zeitreisen nicht ungefährlich sind, wissen die Freunde aus eigener , Erfahrung; dennoch sind sie nicht vorbereitet auf das, was da auf sie zukommen und was sie das Fürchten lehren wird in der grausamen Epoche, in der die Wikinger die Geschichte Europas prägten, in der sie natürlich plünderten, töteten, brandschatzten, in der sie aber auch, wie zumindest Kim lernen soll, bewiesen, welch vorzügliche Geschäftsleute und Händler sie waren, die florierende Städte errichteten und deren Wohlstand mehrten. Und, einmal gelandet im Haithabu des Jahres 965 nach Christus, treffen die drei Siebenthanner auf den Wikingerjungen Tjorgi, der seinen Vater Leif überredet, Julian, Leon und Kim nebst Kija in der Familie aufzunehmen. Ein perfekter Ausgangspunkt, finden die Freunde, die sehr bald schon in spannende, unheimliche, unerklärbare Vorfälle hineingezogen werden, die sich bald als handfester Kriminalfall herausstellen werden, bei dem das Schwert, das sie auf dem Klassenausflug bewundert haben und das sie nun,fast ein Jahrtausend zuvor, in den Händen des Jarls Erik sehen, eine zentrale Rolle spielt und bei dessen Untersuchung - denn natürlich versuchen sie auf eigene Faust herauszufinden, was dahintersteckt! - sie auf Intrigen stoßen, auf Hass und Neid, und dabei entdecken, dass der Glaube an die nordischen Götter nicht nur allgegenwärtig ist, sondern dass man weder Trolle und Elfen noch gar Odins Raben, seine Boten und Kundschafter, als Märchen abtun kann....Durch sorgfältiges Beobachten und kluges Kombinieren gelingt dem wagemutigen Leon zuletzt die Aufdeckung eines hinterlistigen Verbrechens und er hilft dadurch, den Frieden im Ort wiederherzustellen.

Dass nach der Rückkehr nach Siebenthann der Aufsatz, der ihnen so großes Kopfzerbrechen bereitet hatte, nunmehr ein Kinderspiel sein wird, darf getrost vermutet werden - und nicht nur die drei Zeitdetektive haben eine Menge dazu gelernt, sondern mit ihnen auch die jungen Leser, die Fabian Lenks fesselnd und informativ geschriebener Geschichte folgen durften! Auf weitere Bände aus der "Zeitdetektive" - Reihe darf gespannt gehofft werden!"


Veröffentlicht am 16.11.2019

Wer hat das goldene Horn gestohlen?

Der kleine Drache Kokosnuss und die starken Wikinger
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Der augenzwinkernd-einfallsreiche Autor Ingo Siegner erfreut auch in dem 17. Band um den kleinen Feuerdrachen Kokosnuss und seine Freunde, das wortgewandte Stachelschwein Matilda und den wissbegierigen ...

Der augenzwinkernd-einfallsreiche Autor Ingo Siegner erfreut auch in dem 17. Band um den kleinen Feuerdrachen Kokosnuss und seine Freunde, das wortgewandte Stachelschwein Matilda und den wissbegierigen Fressdrachenjungen Oskar, der für sein Leben gern zur Schule geht, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist für die Vertreter seiner Art, die viel lieber Ochsen verspeisen - am Stück, versteht sich! - als dass sie auf die Idee kämen, sich Bildung anzueignen, seine zahlreichen kleinen Leser samt den dazugehörigen Vorlesern! Launig wie immer hat er sich ein Abenteuer ausgedacht, das voller Situationskomik steckt, das erheitert und so ganz nebenbei ein paar Kenntnisse über die als kampflustig bekannten Wikinger vermittelt. Wie alle Kokosnuss-Bände ist das Wikingerabenteuer mit sehr eingängigen, wunderbar farbenfrohen Illustrationen versehen, die das Lesevergnügen noch steigern und die perfekte Ergänzung sind zu der so phantasievollen und mit den gewohnt witzigen Wortkreationen angereicherten Geschichte, die auch beim, so wage ich zu behaupten, häufigeren Wiederlesen nichts von ihrem Reiz verliert!

Langweilig wird es auf der Dracheninsel, die unsre sympathischen Helden samt ihren Familien und Freunden und weiteren unzähligen Wesen beherbergt, erfahrungsgemäß nie! Aber, da sind sich Kokosnuss, Oskar und Matilda einig, es schadet auch nichts, ab und an einmal ihre Nase über den Tellerrand hinausschnüffeln zu lassen und in ferne Welten oder Zeiten aufzubrechen. Die Gelegenheit dazu ergibt sich mit der Ankunft des untröstlichen Wikingers Gudröd auf der Dracheninsel, der von seiner Sippe verstoßen und ausgesetzt wurde, weil er angeblich das goldene Trinkhorn des Anführers gestohlen hatte, das seitdem verschwunden ist. Nur leider hat man in Gudröds Truhe das Lederband gefunden, an dem das Horn befestigt war! Dass der traurige Wikinger unschuldig ist, braucht er unsren Freunden nicht zu versichern. Die glauben ihm sofort und beschließen, sich auf die Suche nach dem wirklichen Dieb zu machen, damit Gudröd wieder zu seiner Sippe zurückgehen kann. Zu diesem Zwecke baut ihnen Kokosnuss Opa Jörgen ein seetüchtiges Boot, mit dem sie alsbald in See stechen und rasch Erik, den Anführer, und seine Mannen einholen, die sich gerade auf Island befinden, um ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Überfall und Plündern der dortigen Siedlungen, nachzugehen.

Wie es dem nie um gute und brauchbare Einfälle verlegenen kleinen Feuerdrachen gelingt, den wahren Dieb zu entlarven und schließlich auch zu überführen, soll hier natürlich nicht vorweggenommen werden - doch soviel darf gesagt werden: in Ingo Siegners Geschichte sind die Wikinger keineswegs die wilden und furchterregenden Räuber, die man gemeinhin mit ihnen assoziiert sondern vielmehr ein ulkiger, nicht allzu gescheiter, aber liebenswerter Haufen von Raufbolden, die meisterhaft fluchen können, die gerne dem Met zusprechen und überhaupt am allerliebsten rauschende Feste veranstalten. Und wer weiß, vielleicht waren sie das ja wirklich - auch - als sie zu ihrer Zeit die Nordmeere unsicher machten und Küstenstädte reihenweise überfielen? Besser als ihr Ruf waren sie, und das ist unzweifelhaft, allemal!

Veröffentlicht am 16.11.2019

Wer zuletzt lacht, lacht am besten

Hände weg von Mississippi
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Es gibt Bücher, in die verliebt man sich auf Anhieb - und "Hände weg von Mississippi" ist ein solcher Glücksfall! Wie übrigens auch andere Bücher der längst international erfolgreichen deutschen Schriftstellerin ...

Es gibt Bücher, in die verliebt man sich auf Anhieb - und "Hände weg von Mississippi" ist ein solcher Glücksfall! Wie übrigens auch andere Bücher der längst international erfolgreichen deutschen Schriftstellerin Cornelia Funke, die vor einigen Jahren ihren ständigen Wohnsitz nicht weit von Los Angeles aufgeschlagen hat. Zum Schreiben kam die 1958 geborene Pädagogin und Illustratorin, die inzwischen mehrere Millionen Bücher verkauft hat, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden, nachdem sie feststellte, dass die meisten Bücher, die sie illustrierte, ziemlich langweilig waren. Eine gute Idee, wie ihre zahlreichen Anhänger überzeugt sind, denn mit ihrer fortschrittlichen Kinder- und Jugendbuchliteratur begeistert sie Kinder ebenso wie Erwachsene! Ihre Bücher sind zumeinst dem phantastischen Genre zuzuordnen, sie sind inhaltlich abwechslungsreich, dramaturgisch logisch aufgebaut, sprachlich anspruchsvoll und zudem klug, witzig und spannend zugleich geschrieben. Ihre Figuren zeichnen sich in der überwiegenden Mehrzahl durch Mut, geradezu Furchtlosigkeit aus, werden zu geliebten Begleitern und gar manches Mal auch zu bewunderten Vorbildern. Als die deutsche Joanne K. Rowling wurde Cornelia Funke, die im Jahr 2005 von TIME Magazine zu den 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten gezählt wurde, sogar bezeichnet - ein Vergleich, der die Schriftstellerin nach eigenen Angaben zwar ehrt, der sie aber auch zunehmend stört, denn im Grunde verbietet sich jeder Vergleich, da Funkes Romane ganz ihre eigenen sind; und mit Harry Potter und Co. haben sie nur gemein, dass sie eine weltweite Leserschaft erreichen und dass sie sich genau wie Rowlings Werke durch überwältigende, scheinbar nie versagende Phantasie auszeichnen, die die Leser geradezu mitreißt und davonträgt in wundersame Welten.

Der hier zu besprechende Roman "Hände weg von Mississippi", der 1997 in Deutschland erstveröffentlicht wurde, fünf Jahre vor dem großen Durchbruch der Autorin, der ihr mit dem 2000 erschienenen Buch "Herr der Diebe" gelang, ist neben der Reihe "Die wilden Hühner" eines der wenigen Bücher Cornelia Funkes, die in der realen Welt spielen, auch wenn es in dieser durchaus phantastisch, auf jeden Fall aber richtig abenteuerlich zugeht.

Die zehnjährige Emma hat endlich Ferien - und die verbringt sie nur zu gerne bei ihrer unkonventionellen Großmutter Dolly, deren eigentlicher Name Dolores Blumentritt ist ( die Autorin hat ein ausgesprochenes Faible für ungewöhnliche Namen, die sie oft auf den Charakter ihrer Figuren zuschneidet ) und die ganz anders ist, als man sich Großmütter gemeinhin vorstellen mag! Dollys Tierliebe ist sprichwörtlich und sie unterhält in ihrem Haus eine ganze Menagerie herren- und heimatloser Tiere, um die zu kümmern sie dem ebenso tiervernarrten Tierarzt Knapps nie abschlagen kann. Als dann , und damit beginnt im Grunde die Geschichte, der alte Klipperbusch, der einstmals in Dolly verliebt war und sie nur zu gerne mit nach Amerika genommen hätte, wohin er immer reisen wollte, es aber nie getan hat, plötzlich stirbt und sein geldgieriger und rundum unsympathischer Neffe Albert Gansmann, von Emma "Alligator" genannt - warum lässt sieh unschwer erkennen, je besser man den Neffen kennenlernt -, nichts Eiligeres zu tun hat, als Klipperbuschs geliebte, wenn auch nicht gerade mit Schönheit gesegnete Stute Mississippi an den Pferdeschlächter zu verhökern, bedarf es Knapps Überzeugungskünsten nicht, um Dolly sich der verwaisten Stute annehmen zu lassen und sie kurzerhand ihrer begeisterten Enkelin zu schenken, die natürlich eine ebenso große Liebe zu Tieren besitzt wie die Oma! Doch alsbald trägt sich Seltsames zu! Der "Alligator" scheint plötzlich seine Liebe zu Mississippi entdeckt zu haben und will sie unbedingt zurückkaufen. Der eigentliche Grund für den Sinneswandel aber ist, so munkelt man im Ort, das nicht unbeträchtliche Erbe, das dem Neffen nur dann zufallen würde, wenn er die Stute nicht weggibt. Da aber Emma überhaupt nicht daran denkt, sich von dem Pferd zu trennen und dem arroganten Gansmann eine Absage erteilt, jener aber um jeden Preis das Erbe antreten möchte, kann man sich lebhaft vorstellen, dass es von nun an reichlich turbulent zugehen wird, denn Gansmann, so stellt man rasch fest, schreckt auch vor Erpressung nicht zurück, um das Pferd wiederzubekommen.... Ob ihm, der mit allen üblen Tricks arbeitet, das gelingen wird, soll hier nicht verraten werden - der längst mit Haut und Haaren in die Geschichte involvierte Leser wird das schon selber herausfinden wollen, wobei er allerdings auf die eine oder andere pfiffige Überraschung vorbereitet sein sollte...

Fazit: ein wunderschön geschriebenes Kinderbuch voller Herz und Herzlichkeit, das von Jungen und Mädchen gleichermaßen gelesen werden kann und ebenso von Kindern, die mit Pferden nicht viel anfangen können. Es besticht vor allem durch seine so liebevoll ersonnenen Protagonisten, die zwar mitunter einigermaßen skurril daherkommen, aber allesamt, wenn man mal vom "Alligator" absieht, ihr Herz auf dem rechten Fleck haben und denen man gerne auch in einem Folgeband wiederbegegnet wäre! Leider aber hat die Autorin anders entschieden....

Veröffentlicht am 16.11.2019

Wer zuletzt lacht, lacht am besten

Hände weg von Mississippi
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Es gibt Bücher, in die verliebt man sich auf Anhieb - und "Hände weg von Mississippi" ist ein solcher Glücksfall! Wie übrigens auch andere Bücher der längst international erfolgreichen deutschen Schriftstellerin ...

Es gibt Bücher, in die verliebt man sich auf Anhieb - und "Hände weg von Mississippi" ist ein solcher Glücksfall! Wie übrigens auch andere Bücher der längst international erfolgreichen deutschen Schriftstellerin Cornelia Funke, die vor einigen Jahren ihren ständigen Wohnsitz nicht weit von Los Angeles aufgeschlagen hat. Zum Schreiben kam die 1958 geborene Pädagogin und Illustratorin, die inzwischen mehrere Millionen Bücher verkauft hat, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden, nachdem sie feststellte, dass die meisten Bücher, die sie illustrierte, ziemlich langweilig waren. Eine gute Idee, wie ihre zahlreichen Anhänger überzeugt sind, denn mit ihrer fortschrittlichen Kinder- und Jugendbuchliteratur begeistert sie Kinder ebenso wie Erwachsene! Ihre Bücher sind zumeinst dem phantastischen Genre zuzuordnen, sie sind inhaltlich abwechslungsreich, dramaturgisch logisch aufgebaut, sprachlich anspruchsvoll und zudem klug, witzig und spannend zugleich geschrieben. Ihre Figuren zeichnen sich in der überwiegenden Mehrzahl durch Mut, geradezu Furchtlosigkeit aus, werden zu geliebten Begleitern und gar manches Mal auch zu bewunderten Vorbildern. Als die deutsche Joanne K. Rowling wurde Cornelia Funke, die im Jahr 2005 von TIME Magazine zu den 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten gezählt wurde, sogar bezeichnet - ein Vergleich, der die Schriftstellerin nach eigenen Angaben zwar ehrt, der sie aber auch zunehmend stört, denn im Grunde verbietet sich jeder Vergleich, da Funkes Romane ganz ihre eigenen sind; und mit Harry Potter und Co. haben sie nur gemein, dass sie eine weltweite Leserschaft erreichen und dass sie sich genau wie Rowlings Werke durch überwältigende, scheinbar nie versagende Phantasie auszeichnen, die die Leser geradezu mitreißt und davonträgt in wundersame Welten.

Der hier zu besprechende Roman "Hände weg von Mississippi", der 1997 in Deutschland erstveröffentlicht wurde, fünf Jahre vor dem großen Durchbruch der Autorin, der ihr mit dem 2000 erschienenen Buch "Herr der Diebe" gelang, ist neben der Reihe "Die wilden Hühner" eines der wenigen Bücher Cornelia Funkes, die in der realen Welt spielen, auch wenn es in dieser durchaus phantastisch, auf jeden Fall aber richtig abenteuerlich zugeht.

Die zehnjährige Emma hat endlich Ferien - und die verbringt sie nur zu gerne bei ihrer unkonventionellen Großmutter Dolly, deren eigentlicher Name Dolores Blumentritt ist ( die Autorin hat ein ausgesprochenes Faible für ungewöhnliche Namen, die sie oft auf den Charakter ihrer Figuren zuschneidet ) und die ganz anders ist, als man sich Großmütter gemeinhin vorstellen mag! Dollys Tierliebe ist sprichwörtlich und sie unterhält in ihrem Haus eine ganze Menagerie herren- und heimatloser Tiere, um die zu kümmern sie dem ebenso tiervernarrten Tierarzt Knapps nie abschlagen kann. Als dann , und damit beginnt im Grunde die Geschichte, der alte Klipperbusch, der einstmals in Dolly verliebt war und sie nur zu gerne mit nach Amerika genommen hätte, wohin er immer reisen wollte, es aber nie getan hat, plötzlich stirbt und sein geldgieriger und rundum unsympathischer Neffe Albert Gansmann, von Emma "Alligator" genannt - warum lässt sieh unschwer erkennen, je besser man den Neffen kennenlernt -, nichts Eiligeres zu tun hat, als Klipperbuschs geliebte, wenn auch nicht gerade mit Schönheit gesegnete Stute Mississippi an den Pferdeschlächter zu verhökern, bedarf es Knapps Überzeugungskünsten nicht, um Dolly sich der verwaisten Stute annehmen zu lassen und sie kurzerhand ihrer begeisterten Enkelin zu schenken, die natürlich eine ebenso große Liebe zu Tieren besitzt wie die Oma! Doch alsbald trägt sich Seltsames zu! Der "Alligator" scheint plötzlich seine Liebe zu Mississippi entdeckt zu haben und will sie unbedingt zurückkaufen. Der eigentliche Grund für den Sinneswandel aber ist, so munkelt man im Ort, das nicht unbeträchtliche Erbe, das dem Neffen nur dann zufallen würde, wenn er die Stute nicht weggibt. Da aber Emma überhaupt nicht daran denkt, sich von dem Pferd zu trennen und dem arroganten Gansmann eine Absage erteilt, jener aber um jeden Preis das Erbe antreten möchte, kann man sich lebhaft vorstellen, dass es von nun an reichlich turbulent zugehen wird, denn Gansmann, so stellt man rasch fest, schreckt auch vor Erpressung nicht zurück, um das Pferd wiederzubekommen.... Ob ihm, der mit allen üblen Tricks arbeitet, das gelingen wird, soll hier nicht verraten werden - der längst mit Haut und Haaren in die Geschichte involvierte Leser wird das schon selber herausfinden wollen, wobei er allerdings auf die eine oder andere pfiffige Überraschung vorbereitet sein sollte...

Fazit: ein wunderschön geschriebenes Kinderbuch voller Herz und Herzlichkeit, das von Jungen und Mädchen gleichermaßen gelesen werden kann und ebenso von Kindern, die mit Pferden nicht viel anfangen können. Es besticht vor allem durch seine so liebevoll ersonnenen Protagonisten, die zwar mitunter einigermaßen skurril daherkommen, aber allesamt, wenn man mal vom "Alligator" absieht, ihr Herz auf dem rechten Fleck haben und denen man gerne auch in einem Folgeband wiederbegegnet wäre! Leider aber hat die Autorin anders entschieden....