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Veröffentlicht am 16.09.2024

Hamlet nach Haig – nur unterhaltsamer.

Nachricht von Dad
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Matt Haigs neuer Roman ist Shakespeares Rachetragödie nachempfunden und bietet, wie vom Autor gewohnt, philosophische Ansätze, Charme und Humor.

Erzählt wird aus der Sicht von Philip Noble – Typ-Einzelgänger, ...


Matt Haigs neuer Roman ist Shakespeares Rachetragödie nachempfunden und bietet, wie vom Autor gewohnt, philosophische Ansätze, Charme und Humor.

Erzählt wird aus der Sicht von Philip Noble – Typ-Einzelgänger, der sich in der Schule mit Mobbing herumschlagen und nun auch den plötzlichen Tod seines Vaters verkraften muss.
Immer häufiger taucht seit dem Onkel Alan zu Hause auf, schmiegt sich an seine Mutter – und Philip? Der sieht den Geist seines Dads, der den vermeintlichen Unfall eine Lüge straft. Es ist an dem Jungen, ihn zu rächen. Denn nur wenn sein Sohn den Täter zur Strecke bringt, kann er in Frieden ruhen ...
Ganz schön viel Tobak für ein trauriges Kind, oder?

Etliche Aspekte der Geschichte stimmen nachdenklich, animieren zum mitfiebern und – zumindest erging es mir so – lösen Stress aus. Denn wer vermutet, hier ist ein verständnisvoller Vater am spuken, der irrt. Dieser Geist ist fordernd, zornig, setzt den Protagonisten unter Druck und erpresst ihn emotional. Mich machte das mehrfach wütend, und ich verstand Phils Zwiespalt, litt mit ihm, haderte.
Denn was ist Wahr, was Wahn; was Richtig und was Falsch?

»𝗠𝗮𝗻𝗰𝗵𝗺𝗮𝗹 𝗺𝘂𝘀𝘀 𝗺𝗮𝗻 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝘁𝘂𝗻, 𝘄𝗮𝘀 𝗳𝗮𝗹𝘀𝗰𝗵 𝗶𝘀𝘁, 𝘂𝗺 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝗚𝗿𝗼𝗲ß𝗲𝗿𝗲𝘀 𝘇𝘂 𝘁𝘂𝗻, 𝗱𝗮𝘀 𝗿𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴 𝗶𝘀𝘁.«

In vielen Rezensionen wird der Ton der Geschichte kritisiert. Ich möchte darauf hinweisen, dass das Geschehen aus der Perspektive eines Kindes wiedergegeben wird. Heißt: hochtrabende Worte und konsequente Taten würden der Authentizität keinen Gefallen tun. Wir bekommen Naivität und Angst, sind Teil von Problemen und Gedanken(gängen), die dem Alter entsprechen. Philipp hinterfragt Kleinigkeiten, ist begeisterungsfähig, lernt und versucht sich am Klang von Worten. Und dabei schmiedet er halbgare Pläne, um seinen Onkel unter die Erde zu- und seine Mutter von ihren rosa Plänen abzubringen.
Durch die – beeinflusste – Sicht des Jungen können sich die LeserInnen nie sicher sein, was für ein Mensch der potenzielle Mörder wirklich ist – dieser Umstand hält das Interesse zusätzlich der Frage, ob es den Geist wirklich gibt oder er nur eine Folge der Trauerverarbeitung, eine Antwort auf das "Warum?" ist, aufrecht.
Während des Verlaufs bringt der Autor neue Menschen in das Leben des Elfjährigen, manifestiert und verändert Dynamiken, überrascht mit ungeahnten Ereignissen. Mit Lügen, deren Konsequenzen auf ewig nachhallen, mit Schuld.
Leider empfand ich das Ende weder rund noch schlüssig und im Gesamten zu abrupt.

Schonungslos ehrlich, trocken und humorvoll, ohne an Ernst und Gefühlen einzusparen, detailreich, ohne sich in Nichtigkeiten zu verlieren – das ist „𝐍𝐚𝐜𝐡𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐯𝐨𝐧 𝐃𝐚𝐝“.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Nervenaufreibend und packend.

Er will nicht gehen
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𝗘𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗹𝗹𝗲𝘀 𝗻𝘂𝗿 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗞𝗼𝗽𝗳.
Oder?

In den letzten beiden Jahren widmete Lucy ihre ganze Aufmerksamkeit dem Erbe ihres Freundes. Überwachte die Renovierungsarbeiten und übernahm die gestalterische ...

𝗘𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗹𝗹𝗲𝘀 𝗻𝘂𝗿 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗞𝗼𝗽𝗳.
Oder?

In den letzten beiden Jahren widmete Lucy ihre ganze Aufmerksamkeit dem Erbe ihres Freundes. Überwachte die Renovierungsarbeiten und übernahm die gestalterische Planung. Nun ist das Haus Nummer 18 der ‚Forrester Avenue‘ auf Hochglanz poliert, ein modernisierter Traum und bereit, gewinnbringend verkauft zu werden. Denn Lucy und Sam wollen raus aus London, reisen, zusammen neu beginnen.
Gerade heute ist die Maklerin zu spät und Lucy, die unter Panik- und Angstattacken leidet, allein mit dem vielversprechenden Kandidaten …

C. M. Ewan redet nicht lange drumherum, sondern beginnt sogleich an jenem verhängnisvollen Nachmittag. Der psychische Zustand der jungen Frau, die nervös und unsicher, gar paranoid wirkt, wird augenblicklich deutlich. Ironisch, dass Sam – ein handwerklich wenig begabter Hipster – Dozent für Psychologie und Verhaltensforschung sowie Gründer diverser Selbsthilfegruppen ist. Donovan – ein charmanter, hilfsbereiter Mann – hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und scheint aufrichtig interessiert an einem Kauf.

Was für eine Story – in den letzten Jahren kam ich eher selten in thrilligen, packenden Genuss, doch dieses Buch fesselte mich von Anfang bis Ende, trotz der einen oder anderen Länge. In 24 Stunden hatte ich die Geschichte beendet, denn ich musste wissen, worauf all das hinausläuft.

„𝐄𝐫 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐠𝐞𝐡𝐞𝐧“ wird hauptsächlich in kurzen Kapiteln aus den Perspektiven von Lucy und Sam erzählt. Sie, mitten in der Besichtigung, hangelt sich mit dem Fremden von Raum zu Raum, immer im Nacken die Angst – Flashbacks, die sie zu übermannen drohen. Probleme, mit denen Lucy kämpft, seit ihr Leben über den Haufen geworfen wurde und nicht mehr zurückblieb als Leere und Lücken, dazwischen stechende Fragmente. Ein Trauma, tief in ihr, verursacht durch Tragik, die nicht greifbar ist. Zusätzlich erleben wir Sam bei der Arbeit mit Menschen, die unter den unterschiedlichsten Phobien leiden. Doch einer gehört hier nicht hin...

Ungewissheit und Misstrauen, Vorsicht und die Suche nach Wahrheiten begleiten die Seiten – eine unterschwellige Bedrohung krallt sich an die Geschehnisse und Gedanken; wird durch eine gewisse Distanz im Ton, durch eine Unmenge an Fragen und eine schwere, triste Atmosphäre aufrechterhalten.
Ewans detailreicher, verheißungsvoller Stil ermöglicht es, sich in den Haupthandlungsort und in die Figuren hineinzuversetzen, komplett in die beengende Situation einzutauchen; die Anspannung regelrecht zu spüren, Klicken und Knarzen zu hören. Perfide Pläne, erschreckende Hintergründe und echte Emotionen sorgen dafür, dass sich während des Lesens, während wir Lucy und ihren Gast begleiten, eine Gänsehaut ausbreitet.

„𝙴𝚒𝚗𝚎 𝚞𝚗𝚜𝚒𝚌𝚑𝚝𝚋𝚊𝚛𝚎 𝙷𝚊𝚗𝚍 𝚜𝚝𝚛𝚎𝚌𝚔𝚝𝚎 𝚜𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚊𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚛 𝚊𝚞𝚜, 𝚝𝚊𝚞𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚝𝚒𝚎𝚏 𝚒𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙱𝚛𝚞𝚜𝚝 𝚞𝚗𝚍 𝚜𝚌𝚑𝚕𝚘𝚜𝚜 𝚍𝚒𝚎 𝙵𝚊𝚞𝚜𝚝 𝚞𝚖 𝚖𝚎𝚒𝚗 𝙷𝚎𝚛𝚣.
`𝐷𝑢 ℎ𝑎𝑡𝑡𝑒𝑠𝑡 𝐴𝑛𝑔𝑠𝑡 𝑤𝑒𝑔𝑒𝑛 𝑖ℎ𝑚. 𝑈𝑛𝑑 𝑒𝑟 𝑤𝑎𝑟 𝑑𝑖𝑟𝑒𝑘𝑡 ℎ𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑖𝑟 (...)ʼ

Obgleich der eine oder andere Absatz zu viel der Beschreibung war, blieb der Spannungsbogen konstant oben; ungewiss, was als Nächstes passiert, woher die Gefahr in der ‚Forrester Avenue‘ rührt.
Zusätzlich sind es die psychologischen Aspekte und Themen, ebenso nachvollziehbar geschildert wie der hervorragend konzipierte Verlauf, die das Interesse nicht abflauen lassen.
Der Autor führt uns in die Irre, überrascht mit Twists, einer ausgeklügelten – gar verstörenden – Auflösung sowie einem adrenalingeladenen Finale. „Er will nicht gehen“ ist ein Thriller, der Beklemmungen auslöst, manipuliert und mitreißt. Hinein in die Abgründe des Menschen.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Spaßige Fairytail-Fantasy, die zum Nachdenken anregt.

Mirror: Weiß wie Schnee
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"𝐌𝐢𝐫𝐫𝐨𝐫: 𝐖𝐞𝐢ß 𝐰𝐢𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐧𝐞𝐞" ist eine moderne Fantasy-Geschichte, in der uns Lucia Herbst in die Welt der Märchen schickt.

Zu Beginn lernen wir Luna kennen, bekommen eine Ahnung von ihrem wahren Wesen ...



"𝐌𝐢𝐫𝐫𝐨𝐫: 𝐖𝐞𝐢ß 𝐰𝐢𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐧𝐞𝐞" ist eine moderne Fantasy-Geschichte, in der uns Lucia Herbst in die Welt der Märchen schickt.

Zu Beginn lernen wir Luna kennen, bekommen eine Ahnung von ihrem wahren Wesen und worauf ihr grausamer Ruf gründet, spüren ihren Schmerz und den Drang, Schloss und Konkurrenzkampf zu entkommen. Eine Lösung soll her und wer könnte diese eher finden als der berüchtigte Spiegel?

»𝗦𝗽𝗶𝗲𝗴𝗹𝗲𝗶𝗻, 𝗦𝗽𝗶𝗲𝗴𝗹𝗲𝗶𝗻 𝗮𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗪𝗮𝗻𝗱. 𝗛𝗶𝗹𝗳 𝗺𝗶𝗿 𝘇𝘂 𝗳𝗹𝗶𝗲𝗵𝗲𝗻 𝗮𝘂𝘀 𝗱𝗶𝗲𝘀𝗲𝗺 𝗟𝗮𝗻𝗱.«

Lenas fantastisches Abenteuer fängt mit einem Traum, einem Brennen in der Brust an – einem Wandel, dem sie ungläubig, verwirrt und hilflos entgegenblickt. So wie ihrem Ebenbild, das statt ihrer in der Münchner Wohnung steht, während sie in einem mittelalterlichen Schlafgemach erwacht, im Rücken Tante Toni – jetzt ihre untergebene Amme, die einzige Vertraute. Binnen eines Wimpernschlags wurde aus der engagierten Ärztin die böse Stiefmutter Schneewittchens. Eine eifersüchtige, mordlustige Hexe.
Um den Auftrag der wahren Königin möglichst unbescholten zu erfüllen, nicht versehentlich auf dem Scheiterhaufen zu landen und andere Fauxpas zu umgehen, beginnt Lena, eigenen Plänen zu folgen, und gelangt in den verwunschenen Wald. Nicht ahnend, dass alles, was sie entdeckt, den überlieferten Klassikern von Andersen, Grimm und Co. Lüge strafen wird. Denn die Begegnung mit Zauberwesen- und getier führt ihr vor Augen, dass immer zwei Seiten einer Geschichte existieren.

Lucia Herbst erdachte sich einen abwechslungsreichen, kreativen Plot samt eines ausgefeilten Worldbuilding, nimmt Bezug zu verschiedenen Themen und kombiniert gekonnt bekannte Elemente und Figuren. Bösewichte werden hinterfragt, auf moderne Weise reflektiert und Verhaltensweisen analysiert.
Lena, die im Märchen ein Stück ihrer bisherigen Realität findet, fügt sich Stück für Stück in die – für uns am Ende schlüssig dargelegten – Regeln und Gegebenheiten, fühlt sich – mit dem Wissen der Moderne und ihren Erfahrungen – aufmerksam und bedacht in die verschiedenen Persönlichkeiten und Probleme. So dringt sie auch zu Hannah durch, die ihrer Schwester nicht nur äußerlich ähnelt; gründet einen knusprigen Safespace, bringt Schurken zusammen, knüpft Verbindungen, Freundschaften und mehr.
Kurz: Lena wirbelt die Märchen durcheinander, entdeckt Ungereimtheiten, Merkwürdigkeiten und ihre Macht, Routinen zu durch- und Muster aufzubrechen. Zum Missfallen der Storyline, die sich vehement gegen Veränderungen wehrt. Oder ist es gar nicht die Geschichte selbst, die strikt am Skript festhalten will?

Wenn ich auch nicht sagen möchte, dass Lucia zu Gruselelementen griff, haftete an so manch Geschehnissen etwas Unheimliches, während die Atmosphäre bedrohlich wabert – Reaktionen des Einzelnen bleiben ebenso unberechenbar wie jene der Erzählung. Aufregung und Spannung vermischen sich mit Witz und Magie, Skurrilität und der Frage, wohin das alles führt. Im Verlauf werden Irrungen aufgedröselt und perfide Intrigen offenbart, die weit in die Vergangenheit reichen. Stilistisch traf die Autorin einen für die historisch anmutende Zeit passenden Ton, der durch Lenas Gebären Frische erhält. Das Setting kam in seinen Details zur Geltung, und wenn Romantik auch nicht im Fokus stand: Ein zarter Hauch dieser schwingt mit.
Durch moderne Blickwinkel regt Herbst auf mehreren Ebenen zum Nachdenken an, wendet kreativ die Perspektive und entlockt neue Facetten samt Intentionen von Hexe, Wolf und Co.

Lediglich in den letzten Kapiteln des Fairytail-Fantasys überlud die plötzliche Fülle an „erzwungen wirkenden“ Informationen und Erklärungen die Storyline. Zudem stieß mir der – nicht wie zuvor in humorvoller, für die Handlung relevanter Form – erhobene Zeigefinger auf, der in Ursprung/Kultur von Märchen sticht.
Mut und die Kraft der Liebe bilden ein stimmiges, überraschendes Finale, welches darauf hofft, noch mehr aus der Feder von Lucia Herbst zu lesen. Kann eine Frau des 21. Jahrhunderts für ein gutes Ende im Märchen sorgen – ein gutes Ende für die Guten?

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Düsterer Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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„𝐃𝐚𝐬 𝐯𝐞𝐫𝐫𝐚𝐭𝐞𝐧𝐞 𝐇𝐞𝐫𝐳“: Band eins der düsteren Romantasy-Serie „𝐄𝐦𝐩𝐢𝐫𝐞 𝐨𝐟 𝐒𝐢𝐧𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐒𝐨𝐮𝐥𝐬“.

Abgesehen eines Kapitels erleben wir das Geschehen aus der Sicht von Zoé Durand – Lügnerin, Diebin und Prostituierte. ...

„𝐃𝐚𝐬 𝐯𝐞𝐫𝐫𝐚𝐭𝐞𝐧𝐞 𝐇𝐞𝐫𝐳“: Band eins der düsteren Romantasy-Serie „𝐄𝐦𝐩𝐢𝐫𝐞 𝐨𝐟 𝐒𝐢𝐧𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐒𝐨𝐮𝐥𝐬“.

Abgesehen eines Kapitels erleben wir das Geschehen aus der Sicht von Zoé Durand – Lügnerin, Diebin und Prostituierte. Mit dem Ziel, ihrer kranken Mutter und sich ein Leben außerhalb der Trostlosigkeit Rivières zu bieten, neu zu beginnen. Als ein Freier sie von den Fahndungsfotos erkennt, wird „Claire“ zur Mörderin und von da an nimmt ihr Schicksal eine dramatische Wendung, die nicht nur sie nach Xanthia reißt. In den Vorhof zur Hölle. In die Fänge von Wesen, die ihr Blut, ihre Sünden kosten wollen.
Doch der Xathyr-Graf Alexei sieht in der jungen Frau mehr: die einmalige Chance, in den Besitz dreier Relikte zu gelangen. Im Gegenzug wird sie frei sein, ihr sterbliches Dasein weiterführen können. Ohne Erinnerungen daran, was nach dem Tod lauert.

„Das verratene Herz“ ist von einer düsteren, hoffnungslosen Atmosphäre geprägt, ganz gleich, in welcher Welt wir uns befinden.
In den ersten Kapiteln lernen wir die Protagonistin, ihre Beweggründe und Situation kennen, bekommen eine Ahnung der tristen Bedingungen, die in ihrer Heimat herrschen. Auch im Wirkungsreich von Alexei erhalten wir durch von Erinnerungen losgelöste Rückblenden und schmerzhafte Flashbacks ein Fundament, welches Zoés Taten untermauert; Verluste, Schuld und Opfer offenlegt. In meinen Augen zeichnete die Autorin eine starke Frau, die ihre Fehler (er)kannte; Überlebensinstinkt, Angst und Sorge übertönen Rechtschaffenheit und Rationalität. „Claires“ Empfindungen und Entscheidungen waren nachvollziehbar, die in ihr klaffenden Abgründe schon als Lebende erkennbar.

Obgleich der Graf eine präsentere Rolle einnimmt als der im Klappentext erwähnte Prinz, bleibt Alexei ein unnahbarer, nicht zu deutender Schemen. Welche Intentionen er durch seinen rücksichtsvollen Umgang mit der einstigen Hure wirklich verfolgt, bleibt fraglich.
Doch zumindest der Ursprung seines Interesses – abseits seiner Aufgabe für Durand – und über die pulsierende Verbindung der beiden kristallisiert sich nach uns nach heraus. Zwar umreißt der Verlauf lediglich vage die Gegebenheiten, Regeln und Hierarchien des Höllenvorhofs, dafür wurde das Setting detailliert, vorstellbar und einnehmend geschildert. Wer die Gothic-Vibes abseits der teuflischen, vampirähnlichen Wesen sucht, sollte nach Xanthia reisen; mit Vorsicht das Schloss, die Gärten und Reiche durchstreifen.

Beril Kehribar gibt dem Auftakt ihrer Dark-Fantasy-Serie mit einigen nicht einschätzbaren Nebenfiguren – zu denen bspw. Nika zählt – und flackernden Hoffnungsschimmern, wie Marie einer ist, der gefährlichen Suche nach den Relikten und mysteriösen Begegnungen wie Entdeckungen regen Aufschwung. Waren einige Szenen für meinen Geschmack zu sprunghaft und nicht vollends ausgearbeitet, waren die Slow-Burn-Romance und der Zwiespalt, in den Zoé durch ihre Gefühle stolpert, die leise Anziehung – nicht wissend, ob Manipulation oder Wahrheit geschuldet – knisternd, verheißungsvoll inszeniert. Der Ton der Autorin ist durchweg passend – sei es in den Gassen von Rivière, am Hofe des Grafen oder in Gegenwart von totem Adel, der auch in der Vorhölle nicht an Herabwürdigung spart –, einnehmend und düster. Momente voller Bedauern, Wehmut und Tragik; Blut und Adrenalin, Geheimnisse und Irrungen warten in dieser beklemmenden, hitzigen Geschichte, die mit einem überraschenden Cliffhanger endet ...

Mit „Das verratene Herz“ gelang Beril Kehribar ein mitreißender Auftakt, der die Fortsetzung der „Empire of Sins and Souls“-Trilogie herbei sehnen lässt.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Cli-Fi meets High-Fantasy.

Der Spiegel des Drachen - Weltenwandel
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»𝗩𝗼𝗻 𝘄𝗮𝘀 𝘁𝗿𝗮𝗲𝘂𝗺𝘀𝘁 𝗱𝘂, 𝘄𝗲𝗻𝗻 𝗱𝘂 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗲𝗿𝗮𝗱𝗲 𝗱𝗲𝗶𝗻 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻 𝗹𝗲𝗯𝘀𝘁?«

„𝐃𝐞𝐫 𝐒𝐩𝐢𝐞𝐠𝐞𝐥 𝐝𝐞𝐬 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧“ ist ein epischer Fantasy-Roman, dessen Verlauf durch unterschwellige Anspannung, Ungewissheit und Zeitnot konstant ...

»𝗩𝗼𝗻 𝘄𝗮𝘀 𝘁𝗿𝗮𝗲𝘂𝗺𝘀𝘁 𝗱𝘂, 𝘄𝗲𝗻𝗻 𝗱𝘂 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗲𝗿𝗮𝗱𝗲 𝗱𝗲𝗶𝗻 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻 𝗹𝗲𝗯𝘀𝘁?«

„𝐃𝐞𝐫 𝐒𝐩𝐢𝐞𝐠𝐞𝐥 𝐝𝐞𝐬 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧“ ist ein epischer Fantasy-Roman, dessen Verlauf durch unterschwellige Anspannung, Ungewissheit und Zeitnot konstant aufregend blieb. Da aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, die einzelnen Kapitel öfter mit einem Cliffhanger enden, gerät die Storyline zu keiner Zeit ins Stocken. April Wynter greift eine Vielzahl relevanter Themen auf, trifft wahre Aussagen, fasziniert mit erhabenen Geschöpfen, einer charakterlichen Entwicklung – der fragwürdigen Moral des Einzelnen zum Trotz – und überrascht – ein ums andere Mal.

Im Fokus stehen die tödliche Assassine Aylia. Geflüchtet aus einem Waisenhaus, um durch den Dienst in der gefürchteten Gilde der Freiheit näherzukommen.
Meister Rylo, der Vertraute der König. Blind vor Ehrerbietung und Hingabe, beschmutzt er seine Hände, um die mysteriöse Schönheit zu schützen. Langara, die den Weg der Konkubine ebenso bereitwillig wählte, wie sie ihren Körper für Geheimnisse, Geld und das zarte Gefühl von Macht hingibt.
Und Tierflüsterer wie Einsiedler Taran, unbeholfen im Umgang mit den Menschen, überfordert von ihren Lügen, mit einem sanften, aufrichtigen Herzen.

„𝗨𝗺 𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗕𝗲𝗿𝗴 𝘇𝘂 𝗯𝗲𝘀𝘁𝗲𝗶𝗴𝗲𝗻, 𝗺𝘂𝘀𝘀𝘁 𝗱𝘂 𝗱𝗿𝗲𝗶 𝗗𝗶𝗻𝗴𝗲 𝘇𝗲𝗶𝗴𝗲𝗻: 𝗞𝗮𝗺𝗽𝗳𝗴𝗲𝘀𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸 𝘂𝗻𝗱 𝗣𝗳𝗲𝗿𝗱𝗲𝗺𝘂𝘁, 𝗱𝗮𝘇𝘂 𝗲𝗶𝗻 𝗪𝗲𝘀𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝘀 𝘃𝗲𝗿𝘇𝗮𝘂𝗯𝗲𝗿𝗻 𝘁𝘂𝘁. 𝗥𝗮𝘂𝗳 𝗱𝗲𝗻 𝗕𝗲𝗿𝗴, 𝗮𝗯 𝗶𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗛𝗼𝗲𝗵𝗹’, 𝗯𝗿𝗮𝘂𝗰𝗵𝘀𝘁 𝗱𝗲𝗻 𝗗𝗿𝗮𝗰𝗵𝗲𝗻, 𝘇𝘂 𝗼𝗲𝗳𝗳𝗻𝗲𝗻 𝗱𝗮𝘀 𝗧𝗼𝗿 𝗶𝗻 𝗱𝗶𝗲 𝗮𝗻𝗱𝗲𝗿𝗲 𝗪𝗲𝗹𝘁.“

Vier Auserwählte, die von der Majestät persönlich auf eine Mission unter strengster Geheimhaltung in die Berge geschickt werden, um ein sagenumwobenes Portal – die einzige Rettung des Volkes von Aldaketa – ausfindig zu machen. Denn das Ende der Welt – das Ende dieser Welt – ist nah, die Zeichen der Natur eindeutig. …

Aprils Stil ist detailreich, gefühlvoll und trotz der komplex anmutenden Gegebenheiten, der sich im Verlauf aufdröselnden Verstrickungen und sich manifestierenden Hintergründe leicht, verständlich zu lesen. Durch die Individualität und nicht zu Gänze deutbaren Intentionen der Hauptfiguren hielten diese eine offensichtliche Unnahbarkeit aufrecht, während die LeserInnen den privaten Gedanken, Moralvorstellungen, Hoffnungen und Gefühlen nachspüren können; Einblicke in ihr Leben erhaschen. Verletzlichkeit, Intimität und Träume werden auf nachvollziehbare, einfühlsame Art dargelegt – Wynter macht deutlich, dass es sich lohnt, hinter Fassaden und Vorurteile zu blicken.

Erschwerte, unberechenbare Bedingungen schreien nach Vorsicht, erzwungene Stopps lassen die kleine Gruppe näher zusammenrücken, einander wahrhaftig kennenlernen. Doch führt diese abenteuerliche Reise durch Schnee und Lawinengebiete auch dazu, dass Zweifel entstehen – an dem Plan, das Volk von einer ausgebeuteten, kraftlosen Welt in eine andere zu schicken, an Königin Estrella selbst und ihren Zielen. Dass Aylia, Rylo, Taran und Langara nicht nur einem mächtigen Portal, einem Ausweg, sondern auch Ungereimtheiten – sowohl geschichtlichen wie magischen Ursprungs – samt Zusammenhängen mit Aldaketas Elend auf die Spur kommen; ebenso gewichtige Fragen stellen, wie deren Antworten unglaublich sind, damit rechnete wohl niemand...

Obgleich „Der Spiegel des Drachen“ reich an emotionalen, intensiven Momenten, schockierenden Wahrheiten und Humor ist; an schlagfertigen Dialogen, action- und temporeichen Ereignissen und rührenden Taten, die nur wahre HeldInnen vollbringen mögen, sind Romantik und Rosawolken nicht in der typischen Form zu finden. Fantastische Geschöpfe, ein malerischer Ton und Magie fügen sich in diese eindrucksvoll erbaute Welt, in der die Komplexität von einer wechselhaften Atmosphäre umspielt wird. Ein mächtiger Sidekick brachte mein Herz zum Flattern, während es durch zahlreiche Opfer, pure Selbstlosigkeit blutete. Etliche Twists, spannende Wendungen und Gefahren fesseln an das Geschehen.
Die Autorin greift zusätzlich das gesellschaftliche, für jeden relevante Thema des Klimawandels auf: Naturkatastrophen, Artensterben und Hungersnöte halten Aldaketa in Atem. Begünstigt durch die gedankenlose Ausbeutung von endlichen Ressourcen und der Tierwelt – zum eigenen Vergnügen. Durch Konsum und Überproduktion. Erdbeben, Fluten, Temperaturumschwünge und Lawinen sind nur ein Teil dessen, vor dem sich die Bevölkerung hier täglich in Acht nehmen muss. Hinzu kommt das blinde Vertrauen: in Magie und eine Königin, die scheinbar mit Leichtigkeit die Schäden flickt. Doch alles hat seinen Preis, wie alles einen Ursprung hat.
♡Auch wir sollten uns nicht abhängig von Technologie und Politik machen, selbst hinterfragen, entscheiden, handeln. Uns bewusst werden, dass die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht unendlich sind. Für uns und alle, die noch kommen. JedeR kann etwas dazu beitragen.

„Der Spiegel des Drachen“ ist ein High-Fantasy-Roman, der Spaß macht, durchweg interessant verläuft, für Überraschungen sorgt und hervorragend geschrieben und ausgearbeitet wurde – und dabei auf verschiedenen Ebenen bewegt und langfristig nachhallt.

„𝗦𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗞𝗼𝗲𝗿𝗽𝗲𝗿 𝘇𝘂 𝘃𝗲𝗿𝗸𝗮𝘂𝗳𝗲𝗻, 𝘀𝗼𝗹𝗹𝘁𝗲 𝗶𝗺𝗺𝗲𝗿 𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗳𝗿𝗲𝗶𝗲 𝗘𝗻𝘁𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝗱𝘂𝗻𝗴 𝘀𝗲𝗶𝗻. 𝗡𝗶𝗲𝗺𝗮𝗻𝗱 𝗮𝘂ß𝗲𝗿 𝗶𝗵𝗿 𝘀𝗲𝗹𝗯𝘀𝘁 𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲 𝗱𝗮𝘀 𝗥𝗲𝗰𝗵𝘁, 𝗺𝗶𝘁 𝗶𝗵𝗺 𝗚𝗲𝗹𝗱 𝘇𝘂 𝗺𝗮𝗰𝗵𝗲𝗻.“

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