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Veröffentlicht am 01.11.2024

Großartige Fotografien kombiniert mit authentischen Texten machen Lust auf Natur

Moments in Nature
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Der Tierfilmer und -fotograf Gamander López hat gemeinsam mit seiner älteren Schwester Una, einer Anglistik- und Germanistikstudentin, das Buch „Moments in Nature“ zusammengestellt. Im Untertitel „Die ...

Der Tierfilmer und -fotograf Gamander López hat gemeinsam mit seiner älteren Schwester Una, einer Anglistik- und Germanistikstudentin, das Buch „Moments in Nature“ zusammengestellt. Im Untertitel „Die Natur ist näher, als du denkst. Entdecke mit uns die Vielfalt der Tierwelt.“ Ist der Hinweis versteckt, dass hier nicht die „Big Five“ zu entdecken sind, sondern die Natur in unserer Umgebung: in Gärten, nahegelegenen Wäldern und Parks. Ergänzt wird die Auswahl durch Bilder, die Gamander auf verschiedenen Exkursionen in Europa fotografiert hat. Es sind vor allem Vögel, Eichhörnchen, Füchse, Mäuse und Haubentaucher, die im Buch in all ihrer Schönheit zu sehen sind.
Die Fotos wurden alle von Gamander erstellt. Obwohl er erst 22 Jahre alt ist, hat er bereits einige Preise für seine Arbeiten gewonnen. Inzwischen arbeitet er auch als Kameramann für Naturfilme. Die begleitenden Texte zu den Fotografien sind von beiden Geschwistern, wobei jeweils dazu geschrieben ist, wer was verfasst hat. Obwohl Una nicht mit der Kamera unterwegs ist, beobachtet sie die Natur ebenso wie ihr Bruder und schreibt darüber, was sie sie sieht und erlebt. Angereichert sind ihre Texte mit weiterführendem Wissen zu den Tieren.
Gamander erzählt von seinen Fotoabenteuern und wie es ihm gelingt, erstklassige Fotos zu gewinnen. Zusätzlich zu seinen Feldberichten gibt er Informationen und Tipps zu Kameras, und dazu, wie es gelingt, gute Tierfotos zu erhalten, wobei er beispielsweise Lichtverhältnisse und Tarnmöglichkeiten anspricht. Beiden ist es wichtig, zu vermitteln, wie man sich in der Natur am besten verhält und die Tiere mit Respekt zu behandeln.
Mit dem Buch „Moments in Nature“ ist ein Werk entstanden, in dem großartige Fotografien von Gamander López zu finden sind, die von Texten begleitet werden, die sowohl Gamander als auch seine Schwester Una erstellt haben. Beide vermitteln im Geschriebenen ihre Liebe zur Natur. Das Buch hat Aufforderungscharakter selbst aktiv zu werden, um die Natur achtsam zu erkunden und dabei genau hinzuschauen, um Flora und Fauna zu entdecken. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung. Der Bildband ist auch ein schönes Geschenk.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Erneut ein komplexer, gut strukturierter Krimi der Vier-Elemente-Reihe

In der Erde
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Im dritten Kriminalfall für die schwedische Ermittlerin Lilly Hed geht es im Buch „In der Erde“ von Pernilla Ericson um die Ursache für zunächst eine, später dann einer zweiten Explosion eines Wohnhauses. ...

Im dritten Kriminalfall für die schwedische Ermittlerin Lilly Hed geht es im Buch „In der Erde“ von Pernilla Ericson um die Ursache für zunächst eine, später dann einer zweiten Explosion eines Wohnhauses. Nachdem die Kommissarin in den vorigen Bänden bereits gegen Feuer und ein Unwetter angekämpft hat, muss sie sich nun mit der anhaltenden Trockenheit auseinandersetzen. Die Landwirte protestieren inzwischen mit Traktorenblockaden. Lilly, die im sechsten Monat schwanger ist, hat mit der Hitze zu kämpfen, aber noch mehr macht ihr die immer wiederkehrende Übelkeit mit Erbrechen zu schaffen. Ihr Partner, Vater ihres Kindes, ist als Feuerwehrmann ständig im Einsatz.

Lilly besetzt eine geteilte Stelle. Einerseits fährt sie im Streifendienst, andererseits ist sie an Ermittlungen im Kommissariat beteiligt. Nachdem sie ihren früheren Freund wegen seinen Übergriffen angezeigt hat, wartet sie nun auf das Verfahren gegen ihn und rechnet ständig damit, dass er Mittel und Wege findet, sich an ihr zu rächen. Sie wird als leitende Ermittlerin eingesetzt, als ein Haus in die Luft fliegt und ein Ehepaar und dessen Tochter dabei getötet werden. Bald scheint es jedoch so, als ob das Kind entführt wurde und noch lebt. Es wird für Lilly zu einer Herausforderung, den Tathinweisen zu folgen, während sie versucht, sich so zu verhalten, dass es ihrem Nachwuchs gut geht.

Wieder einmal gelingt Pernilla Ericson die Darstellung der extremen Wetterlage, indem ihre Figuren sie auch wahrnehmen, aber ihr nichts entgegenzusetzen haben. Dadurch wird deutlich, dass die Folgen des Klimawandels nicht kurzfristig beseitigt werden können. Die Autorin schreibt detailgenau. Als Leserin hatte ich einen Vorsprung zu Lillys Ermittlungen, denn die Kapitel springen immer wieder zum Täter und seinem Opfer. Obwohl die Identität des Tatverdächtigen auch mir lange verborgen blieb, wusste ich im Gegensatz zur Kommissar über den Gesundheitszustand des Mädchens Bescheid. Die Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass zunächst kein Motiv erkennbar ist. Darum stehen zunächst mehrere Figuren im Verdacht.

Lilly und ihre KollegInnen geraten unter Zeitdruck, als der Entführer Bedingungen mit einer Frist setzt. Er droht damit, nach deren Ablauf kein Trinkwasser mehr zur Verfügung zu stellen. Irgendwann fordert auch die Gesundheit von Lilly und ihrem Kind den Vorrang, doch wer die Kommissarin in ihren bisherigen Fällen erlebt hat, weiß, dass aufgeben für sie keine Option ist.

Auch die Handlung des dritten Bands der „Vier-Elemente-Kriminalreihe“ von Pernilla Ericson „In der Erde“ ist wie bei den ersten beiden Teilen komplex und gut strukturiert. Die Autorin baut von Beginn an Spannung auf und hält sie bis zum Schluss. Auf Nebenschauplätzen hat die Protagonistin sich mit den Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen, mit häuslicher Gewalt und sozialen Ungerechtigkeiten. Die Reihe glänzt mit authentischen Settings und glaubwürdigen Abläufen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung und freue mich auf den abschließenden Band.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Düstere Geschichte voller ungewöhnlicher magischer Elemente

Tee für die Geister
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Das Buch „Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus, in dem die französische Autorin Chris Vuklisevic ihrer Fantasie freien Lauf lässt. Den Hintergrund der Geschichte bilden besondere ...

Das Buch „Tee für die Geister“ ist ein Roman des magischen Realismus, in dem die französische Autorin Chris Vuklisevic ihrer Fantasie freien Lauf lässt. Den Hintergrund der Geschichte bilden besondere Arten von Tee, die beim Genießenden unterschiedliche Wirkungen zeigen. Bis hin zur Teekanne sind die Beschreibungen magisch untermalt. Die Autorin lässt einen Hersteller von phantofassbaren Gegenständen erzählen, der die Begebenheiten aus erster Hand erfahren hat und sich manchmal auch direkt an den Lesenden wendet.

Felicité und Egonia sind Schwestern. Sie wurden kurz nach dem Tod ihres Vaters in seiner Schäferhütte nach unüblich vielen Schwangerschaftsmonaten geboren. Ihre Mutter Carmine kümmert sich von Beginn an mehr um Felicité, der Älteren, die später das Gymnasium in Nizza besucht und sich zur Teeologin entwickelt sowie zur Geisterschleuserin. Die vernachlässigte Egonia, deren Worte das Verderben mit sich bringen, zieht sich in die Wälder der Provence zurück. Dreißig Jahre lang haben die Schwestern keinen Kontakt, doch nachdem Felicité vom Tod ihrer Mutter erfährt, gibt sie die Information mittels eines Teesatzes an Egonia weiter, die daraufhin anreist. Gemeinsam machen die Geschwister sich auf die Suche danach, was ihre Mutter ihnen in ihren letzten Momenten mitteilen wollte. Dabei hoffen sie, ihre Fragen über die Herkunft der Mutter und ihrer zeitweiligen Abwesenheiten zu klären. Die gesamte Story ist sehr vielschichtig.

Immer wieder kehrt die Erzählung handlungsmäßig zurück in die Kindheit der beiden Schwestern. Die Autorin arbeitet mit gerne mit Gegensätzen wie Gut und Böse oder Blühen und Verderben. Die Magie spielt insgesamt eine große Rolle und es ist schwierig, dagegen aufzubegehren. Letztlich zeigt sich, dass es möglich ist, sie sich zunutze zu machen. Es gibt kaum Gerechtigkeit und vor allem bei den Geschwistern ist dies deutlich zu spüren, denn bereits ihre Mutter hat bei ihrer Erziehung unterschiedliche Maßstäbe angelegt, zu denen keine Gründe erkennbar sind. Die Geschichte ist komplex und treibt ständig neue fantastische Gedanken aus, die sich ineinander verwickeln oder auseinanderlaufen.

Die Suche nach der Vergangenheit führt die beiden Frauen bis nach Andalusien. Auf der Reise der Schwestern entstehen jedes Mal Orte mit einzigartiger Atmosphäre, die gut vorstellbar ist. Obwohl die Differenzen in der Beziehung der Schwestern manchmal kaum heilbar erscheinen, bringt Autorin die Geschichte zu einem versöhnlichen Abschluss.

Die literarische Fantasy „Tee für die Geister“ von Chris Vuklisevic ist eine düstere Geschichte voller ungewöhnlicher magischer Elemente mit ausschweifenden Beschreibungen. Wer mystische Erzählungen mag, dem wird der Roman gefallen.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Ein eigenwilliger Roman

Das Wesen des Lebens
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Die Finnin Iida Turpeinen hat mit „Das Wesen des Lebens“ einen ungewöhnlichen Roman geschrieben, in dem sie verdeutlicht, wie der Mensch danach bestrebt ist, die Natur für seine Zwecke zu nutzen, dabei ...

Die Finnin Iida Turpeinen hat mit „Das Wesen des Lebens“ einen ungewöhnlichen Roman geschrieben, in dem sie verdeutlicht, wie der Mensch danach bestrebt ist, die Natur für seine Zwecke zu nutzen, dabei aber immer wieder ausufert. Die Umschlaggestaltung fängt das Thema sehr schön ein und spiegelt wider, dass es um Eroberungen von Land und dem Entdecken von Flora und Fauna geht. Leitfaden der Geschichte bildet die Stellersche Seekuh, einem bis zu acht Meter langen Tier, das seit langem ausgestorben ist.

Die Autorin lässt ihren Roman im Naturhistorischen Museum Helsinki beginnen, denn diese Einrichtung verfügt über ein Skelett der Stellerschen Seekuh. Dann begleitete ich sie gedanklich in das Jahr 1741, in dem sich eine Expedition mit zwei Schiffen von Sibirien aus auf den Weg nach Amerika begibt. An Bord ist auch der Arzt, Ethnologe und Naturforscher Georg Wilhelm Steller. Auf der Rückreise von Alaska strandet das Schiff auf der Beringinsel. Die Mannschaft kämpft neun Monate lang mit dem Überleben, das auch deswegen gelingt, weil Steller eine große Seekuhart entdeckt, die er töten lässt, erforscht, aber das wohlschmeckende Fleisch auch zur Nahrung dient. Pelztierjäger werden sie später ausrotten, ohne dass ein Wissenschaftler sie je wieder lebend sehen wird.

Es sind insgesamt drei Stationen der Zeitgeschichte, an denen die Autorin mit ihrer Geschichte halt macht. Das Jahr 1859 führte mich als Leserin an die Südostküste Alaskas, wo der finnische Gouverneur Furuhjelm gemeinsam mit finnischen Professor von Nordheim, ein Abendessen einnimmt, bei dem der Gouverneur seinem Gegenüber das Skelett einer Stellerschen Seekuh verspricht. Fast einhundert Jahre später erhält der Ornithologe 1952 den Auftrag, dass Skelett einer Seekuh im Naturkundemuseum Helsinki zu restaurieren.

Der Roman basiert auf Tatsachen. Dank sehr guter Recherche lässt IIda Turpeinen ihre Figuren nahvollziehbar agieren, beschränkt sich aber auf wenige Akteure, die einen größeren Platz einnehmen. Sie arbeitet heraus, warum viele Tiere durch Jagen ausgestorben sind. Im 18. Jahrhundert glaubte man nicht, dass das jemals passieren würde. Am Rande der Geschichte ist einiges über den Ursprung des Lebens zu erfahren.

In jedem Abschnitt lässt Iida Turpeinen die Zeit lebendig werden, indem sie Meinungen wiedergibt und in den gesellschaftspolitischen Rahmen setzt. In ihrem Roman spricht sie den Forschergeist der Menschen an und seinen Sinn für Abenteuer, der in früheren Jahrhunderten noch reichlicher genährt wurde als heute. Die Klimakrise zeigt ebenso wie viele ausgestorbene Tierarten, dass unser Umgang mit der Natur über viele Jahrhunderte hinweg nicht nachhaltig ist.

Im Roman „Das Wesen des Lebens“ verknüpft Iida Turpeinen Wahrheit und Fiktion zu einer besonderen Geschichte über das Verhältnis des Menschen zur Natur und unserem Wissensdurst in diesem Zusammenhang, der nicht immer positive Auswirkungen trägt. Sie rückt beispielhaft die Stellerschen Seekuh in den Fokus, die längst ausgestorben ist, aber bei der die Faszination an Knochenfunden immer noch besteht. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diesen etwas eigenwilligen Roman.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Einblicke in die familiäre Welt Arabiens

Weil wir längst woanders sind
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Die Geschwister Basil und Layla haben ihre Kindheit in Saudi-Arabien verbracht, dort, wo ihr früh verstorbenen Vater geboren wurde. Die Familie wanderte dann nach Deutschland aus, der Heimat der Mutter. ...

Die Geschwister Basil und Layla haben ihre Kindheit in Saudi-Arabien verbracht, dort, wo ihr früh verstorbenen Vater geboren wurde. Die Familie wanderte dann nach Deutschland aus, der Heimat der Mutter. In ihrem Roman „Weil wir längst woanders sind“ zeigt Rasha Khayat, wie unterschiedlich sich die Gefühle und Einstellungen der beiden Geschwister über die weiteren Jahren hinweg entwickelt haben. Basil, 31 Jahre alt und immer noch Student mit Aushilfsjob, wird von der jüngeren Layla nach Saudi-Arabien eingeladen, wo sie im Rahmen der Familie traditionell heiraten wird.

Als Leserin begleitete ich Basil auf seiner Reise und verfolgte seine Erlebnisse und dazu seine Gedanken als Ich-Erzähler. Basil versucht Verständnis für den Entschluss seiner freiheitsliebenden Schwester aufzubringen, dass sie sich den vielen Regeln, denen arabischen Frauen unterliegen. zukünftig beugen will.

Die Kindheit der Autorin ist ähnlich verlaufen wie die ihrer Protagonisten. Ihre Geschichte ist ein Vergleich und eine Auseinandersetzung der beiden verschiedenen Welten, die besonders gut und vor allem authentisch durch das eigene Wissen darum gelingt. Rasha Khayat bietet ihren Figuren den Raum, sich selbst zu verwirklichen. Sie können so leben, wie sie es aufgrund ihrer Erfahrungen, als gut empfinden. Für mich bedeutete es, Einblicke in die ansonsten wenig beschriebene familiäre Welt des Staats auf der Arabischen Halbinsel zu erhalten.

In einem, dem Roman angehängten Essay der Autorin, indem sie ihre eigenen Gefühle beim Wandeln zwischen den Welten darstellt, kommt zum Ausdruck, dass in Deutschland häufig erwartet wird, dass Personen jenseits des von uns gesehenen Durchschnitts, sich anpassen. Dabei wird aus dem Blick verloren, dass dadurch die Diversität menschlichen Lebens schwindet.

„Weil wir längst woanders sind“ von Rasha Khayat ist ein Roman, den es sich lohnt, zu lesen.

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