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Veröffentlicht am 21.07.2024

Unter die Haut gehender, britischer Forensik-Thriller. Das ungleiche Ermittlerduo; Gothic-Girl Cassie Raven und DS Phyllida Flyte, tut sich zum dritten Mal zusammen

Tote klagen an
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Im Leben von Cassie Raven, Rechtsmedizinassistentin, geht es schon eine ganze Weile recht turbulent und traumatisch zu. Völlig logisch ist es da, dass es ihr mental nicht ganz so gut geht. Verlustängste, ...

Im Leben von Cassie Raven, Rechtsmedizinassistentin, geht es schon eine ganze Weile recht turbulent und traumatisch zu. Völlig logisch ist es da, dass es ihr mental nicht ganz so gut geht. Verlustängste, die ihr seit ihrer Kindheit zu schaffen machen, sorgen dafür, dass sie auch heute noch Probleme damit hat, sich fest zu binden. Und es spuken gleich zwei Personen aus ihrem Bekanntenkreis in ihrem Kopf herum, die als Partner in Frage kommen würden, wenn Cassie sich nur festlegen, geschweige denn, sich entscheiden könnte.
Glücklich ist sie jedoch mit ihrer Entscheidung, ein Hausboot zu beziehen, selbst wenn eines Tages dort eine Leiche angespült wird, die sie nur kurze Zeit später, nach einer polizeilichen Untersuchung, auf dem Seziertisch vor sich liegen hat.
Es handelt sich um einen attraktiven jungen Mann mit bestechend grünen Augen, bei dem viel zu schnell der Verwesungsprozess einsetzt. Die Frage nach dem Warum gehört zu den dringlichsten Fragen mit denen sich Cassie auseinandersetzen muss, aber auch, ob der Mann unglücklich in den Kanal fiel oder womöglich getötet wurde.
Zu allem Überfluss scheint Cassie auch noch ihre spirituelle Gabe verloren zu haben; den besonderen Draht zu den Toten, der ihr in der Vergangenheit schon gute Dienste leisten konnte. Befindet sie sich etwa auch in einer beruflichen Sinneskrise?

DS Phyllida Flyte ist alarmiert, als sie in das Antlitz des Toten schaut, denn er kommt ihr vage bekannt vor. Und obwohl ihr die Kollegen nicht gerade freundschaftlich gesinnt sind und sie sich einmal mehr als Außenseiterin sieht, bestärkt es sie doch in dem Vorhaben, unter allen Umständen herauszufinden, wer der Tote war.
Ein Unterfangen, das viel Fingerspitzengefühl erfordert, denn ihr Vorgesetzter will sie eigentlich in einem anderen Fall ermitteln lassen.
Heimlich tun sich Cassie und Flyte erneut zusammen, um ein mögliches Verbrechen aufzuklären und die Identität des Toten zu klären…

Nach „Tote schweigen nie“ und „Wer mit den Toten spricht“, lässt die Autorin A.K. Turner ihr eigenwilliges Frauenduo wieder zusammen ermitteln.
Im dritten Band um Raven & Flyte wird Cassies persönlicher Hintergrund noch ein wenig mehr in den Fokus gerückt, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. So versteht man ihre Hin und Hergerissenheit, in Bezug auf die Menschen in ihrem persönlichen Umfeld. Und auch Phyllida bekommt wieder ein wenig mehr Hintergrund auf den Leib geschrieben, so dass ihr sprödes Verhalten erklärbarer wird.
Der mögliche Mordfall in den beide dieses Mal involviert werden, lässt sich allerdings weniger spannend an. Es dauert eine ganze Weile, bis die Ermittlungen an Fahrt aufnehmen. Leider konnte mich der Krimifall daher nicht ganz so packen, wie ich es mir gewünscht hätte. Da hier auch sehr wenige Verdächtige präsentiert werden, ist die Auflösung des Ganzen nicht wirklich eine Überraschung, weswegen ich auch einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe.
Nichtsdestotrotz ist „Tote klagen an“ aber sehr lesenswert, wenn man mehr an der Charakterentwicklung der Hauptfiguren interessiert ist, wie ich, denn diese zeigen sich facettenreich und machen neugierig auf weitere Bände. Abzuwarten ist vor allem aber auch Cassies Entscheidung in Beziehungsfragen…

Cassie Raven ermittelt:

1. Teil: Tote schweigen nie
2. Teil: Wer mit den Toten spricht
3. Teil: Tote klagen an


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Veröffentlicht am 12.07.2024

Ein dunkler Fleck“ ist erneut ein gelungener Krimi aus der Feder von Ann Cleeves, der leider viel zu schnell ausgelesen war

Ein dunkler Fleck
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Joe Ashworth ist an einem sehr ungemütlichen Winterabend, unterwegs mit seiner Tochter in öffentlichen Verkehrsmitteln. Als die Bahn wegen der schlechten Wetterbedingungen den Betrieb einstellen muss und ...

Joe Ashworth ist an einem sehr ungemütlichen Winterabend, unterwegs mit seiner Tochter in öffentlichen Verkehrsmitteln. Als die Bahn wegen der schlechten Wetterbedingungen den Betrieb einstellen muss und alle Fahrgäste heraus gebeten werden, fällt Joes Tochter auf, dass noch eine ältere Dame in der Bahn sitzt. Als sie diese anspricht, fällt ihr erst auf, dass die Dame leblos ist. Die herbeigerufene Polizei ermittelt von nun an in einem Mordfall, denn die alte Dame wurde hinterrücks erstochen. Vera Stanhope, Joe Ashworth, Holly und das restliche Team der Kriminalpolizei, ermittelt fieberhaft in alle Richtungen. Dreh- und Angelpunkt scheint jedoch das kleine Örtchen Mardle zu sein- insbesondere in der Harbour Street kannten und verehrten viele Menschen die ermordete Margaret. Die Menschen können nicht verstehen, wer der alten Dame etwas Böses wollte, denn sie setzte sich stets für die Schwachen und Hilfsbedürftigen in der Gemeinde ein. Sie betrieb zusammen mit der Exsängerin Kate Dewar eine kleine Frühstückspension und half bei der Betreuung von Frauen aus schwierigen Verhältnissen.

Doch je tiefer das Team um Vera Stanhope bohrt, umso mehr kristallisiert sich heraus, dass Margaret jede Menge Geheimnisse mit sich herumtrug, von dem eines besonders brisant war, dass es auch den Mörder auf den Plan rief. Als auch noch ein zweiter Mord geschieht; wieder trifft es ein Opfer aus Margarets nahem Umfeld, ahnen Vera und ihr Team bereits, dass beide Morde miteinander zusammenhängen müssen…

Der sechste Teil um Vera Stanhope und ihr Team, entpuppte sich als anfangs recht undurchsichtiger Kriminalfall, bei dem man, wie auch die Hauptfiguren selbst, erneut lange Zeit im Dunklen tappt. Zwar ist die Anzahl der Verdächtigen überschaubar, genauso wie sich der Großteil der Story in der Harbour Street und dem nahen Umfeld abspielt, doch hatte die erste Ermordete eine recht geheimnisvolle Vergangenheit, sodass es der Autorin gelingt, ob des fehlenden Motivs für die Tat, dennoch die Neugierde ihrer Leser bis zuletzt, schüren zu können. Zwar darf man, Fans der Stanhope Reihe wissen, das bereits, keine hochdramatischen oder nervenzerfetzenden Romanpassagen erwarten, wenn man zu einem Teil dieser Serie greift, doch hält die Autorin ihre Leser anderweitig bei der Stange, in dem sie allen handelnden Akteuren tiefschürfende Charaktere auf den Leib schreibt.
Was mir persönlich besonders an Vera gefällt, ist, dass sie eine Frau ist, die sich nicht um Meinungen anderer Leute schert und unangepasst ihren Weg geht. Besonders wenn sie freundlich und harmlos wirkt, ist sie während ihrer Ermittlungsarbeit am gefährlichsten. Dazu hat sie ordentlich Übergewicht auf den Rippen und gönnt sich nach Feierabend gerne mal mit den Nachbarn alkoholisches. Joe Ashworth ist somit das genaue Gegenteil von Vera. Pingelig, gefühlsduselig und lebt in ständiger Konkurrenz mit der ehrgeizigen Kollegin Holly. Aber er und Holly haben im Laufe der Serie auch eine kleine Entwicklung durchgemacht, sodass Vera langsam so etwas wie Stolz empfindet, wenn sie Joe bei der Arbeit beobachtet.
Vera jedoch bleibt so wie sie ist und das ist auch gut so, denn so hebt sie sich wohltuend von langweiligen Ermittlern ab, denen man sonst so oft in Krimis begegnet.

Einzig störend empfinde ich es langsam, dass fast jeder Mensch, den Vera verhört, gedanklich Veras massigen Körperumfang so in den Fokus stellt. Klar, Vera ist kein zartes Pflänzchen, doch sind übergewichtige Menschen doch wohl kaum so außergewöhnlich, dass jeder, dem Vera das erste Mal begegnet, zunächst denkt, oh, da kommt „die fette Frau“, zumal die Leute ja auch andere Probleme haben dürften, wenn die Polizei im Haus ist.
Da die Autorin ansonsten so einen außergewöhnlich guten Schreibstil an den Tag legt, finde ich diesen, angesprochenen Kritikpunkt ehrlich gesagt ein wenig plump umgesetzt, was den ansonsten so gut charakterisierten Romanfiguren nicht gerecht wird.
Ansonsten gibt es aber nichts von meiner Seite zu kritisieren.

Kurzgefasst: „Ein dunkler Fleck“ ist erneut ein gelungener Krimi aus der Feder von Ann Cleeves, der leider viel zu schnell ausgelesen war. Ich hoffe, dass uns Krimifans „Vera Stanhope“ noch lange erhalten bleibt!"

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Ein „Who-Done- It“ Krimi der Extraklasse- Rumdum gelungener Teil der Stanhope Reihe!

Das letzte Wort
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Als Vera Stanhope eines Abends nach Hause kommt, traut sie ihren Augen kaum. Es scheint, als ob jemand in ihr Haus eingebrochen wäre. Doch der Einbrecher entpuppt sich als ihr Nachbar Jack, der aus lauter ...

Als Vera Stanhope eines Abends nach Hause kommt, traut sie ihren Augen kaum. Es scheint, als ob jemand in ihr Haus eingebrochen wäre. Doch der Einbrecher entpuppt sich als ihr Nachbar Jack, der aus lauter Verzweiflung, weil seine Frau Joanna verschwunden ist, in Veras Haus auf die Kommissarin gewartet hat.
Er bittet Vera inständig darum, Joanna zu helfen und Vera, die zwar eigentlich lieber ihren Feierabend genießen würde, aber doch Mitleid mit Jack hat, lässt sich schließlich von ihm überreden. Zudem sind Veras Nachbarn wohl die einzigen freundlichen Seelen, die es in ihrem einsamen Leben gibt- wie kann sie, Jack da seine Bitte abschlagen?

So beginnt sie damit nachzuforschen und findet schließlich heraus, dass Joanna momentan an einem Autoren-Workshop teilnimmt. Die Besitzerin des Hauses, in dem der Workshop stattfindet, ist Miranda Barton, eine einst erfolgreiche Debütautorin, die jedoch nach ihrem Erstlingswerk nie wieder so große Erfolge feiern konnte und nun darin bestrebt ist, dem Autorennachwuchs unter die Arme zu greifen und nebenbei ein wenig Geld für das Hotel, das sie führt, verdienen zu können. Miranda hat neben Nachwuchsautoren unter anderem auch Leute aus dem Verlagswesen und einen gefeierten Literaturprofessor eingeladen, doch ausgerechnet während Veras Eintreffen auf besagtem Anwesen, wird dieser Professor ermordet aufgefunden. Wer von den Teilnehmern des Workshops könnte ein Interesse daran gehabt haben, Professor Ferdinand umzubringen und vor allem warum? So lange wie Vera in dieser Hinsicht noch im Dunklen tappt, fällt der Verdacht ausgerechnet auf ihre Nachbarin Joanna. Kann es wirklich sein, dass Joanna eine Mörderin ist?

In „Das letzte Wort“ führt die Ann Cleeves ihre Leser und ihre Romanheldin, die knorrige Kommissarin Vera Stanhope in die Welt der Autoren ein und veranschaulicht dabei sehr gut, deren Ängste, Hoffnungen und Nöte; aber es gelingt ihr zudem auch, hervorzuheben, was Autoren antreibt und sie schließlich zum Schreiben animiert, was ich als interessanten und positiven Nebenaspekt beim neusten Stanhope –Krimi empfand.

Erneut muss Vera mit ihrer unnachahmlichen Art viele Verdächtige befragen und man tappt, genau wie Vera, lange Zeit im Dunkeln, bis der Mörder schließlich enttarnt werden kann. Diesmal jedoch- ich möchte hier nicht zu viel vorwegnehmen, um die Spannung zu erhalten; bekommt Veras berufliche Souveränität erstmals kleine Risse, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, denn bislang war sie zumindest in ihrem Job ihren Kollegen immer weit voraus und es machte sie noch ein wenig menschlicher. Auch der vierte Teil der Stanhope-Reihe ist wieder ein gelungener Roman aus der Feder der Autorin, viele Wendungen und vor allem die Tatsache, dass jeder der Workshop-Teilnehmer ein Motiv für den/die Morde hatte, machen die Geschichte sehr abwechslungsreich, atmosphärisch dicht und spannend. Es ist ein klassischer „Who-Done-it“ Krimi, der mich bestens unterhalten hat und für mich ein ganz besonderes Highlight darstellt. Bislang war mein Favorit aus dieser Serie der Vorgängerband „Seelentod“, doch „Das letzte Wort“ hat mich letztendlich sogar noch ein wenig mehr begeistern können.

Kurzgefasst: Ein „Who-Done- It“ Krimi der Extraklasse- Rumdum gelungener Teil der Stanhope Reihe!

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Neben Phil Rickmans Merrily Watkins Reihe gehört Ann Cleeves „Vera Stanhope“ Serie momentan zu meinen Lieblingen im Bereich „Krimilektüre

Seelentod
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Detective Inspector Vera Stanhope hat beschlossen, etwas für ihre Gesundheit zu tun und dreht, immer wenn mal Zeit ist, ihre einsamen Runden in einem Wellnesshotel, um ein paar Pfündchen zu verlieren. ...

Detective Inspector Vera Stanhope hat beschlossen, etwas für ihre Gesundheit zu tun und dreht, immer wenn mal Zeit ist, ihre einsamen Runden in einem Wellnesshotel, um ein paar Pfündchen zu verlieren. Dieses Mal jedoch endet ihr Schwimmbadbesuch dramatisch- sie findet in der Sauna eine leblose Frau. Die Tote ist die Sozialarbeiterin Jenny Lister und sie wurde ermordet. Vera trommelt ihre Kollegen zusammen und stürzt sich mit vollem Einsatz und hohem Adrenalinpegel- denn sie liebt ihren Job über alles, in die Ermittlungen. Auch ihr verheirateter Kollege Joe Ashworth, der mittlerweile einen kleinen Sohn hat, muss ihr bedingungslos folgen, was ihn mit widersprüchlichen Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite würde er gerne mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, auf der anderen Seite weiß er, dass Vera ihn braucht, außerdem ist Joe ein mitleidiger, feinfühliger Mensch, der ebenfalls unbedingt den Mord an die Sozialarbeiterin aufklären möchte.

Verdächtig sind gleich mehrere Menschen aus Jennys Umfeld. Da wären einmal eine ehemalige Kollegin, die vor knapp über einem Jahr einen fatalen Fehler beginn, in dessen Folge ein kleiner Junge sterben musste, der Ex-Freund der damaligen Kindesmörderin, eine recht unsympathische Ehefrau, ein Mitarbeiter im Wellnesshotel und noch einige mehr.
Als Vera erfährt, dass Jenny ein Buch über ihre Fälle und ihre Arbeit im Allgemeinen begonnen hatte zu schreiben, ahnt sie gleich, dass hier eventuell der Grund für Jennys Mord zu suchen ist. Die Verwirrung könnte allerdings nicht größer sein, als noch ein weiterer Mord geschieht und eine andere Verdächtige zusammen mit ihrer Tochter plötzlich verschwindet…

Neben Phil Rickmans Merrily Watkins Reihe gehört Ann Cleeves „Vera Stanhope“ Serie momentan zu meinen Lieblingen im Bereich „Krimilektüre“ und somit ist jeder neue Teil bei mir ein „auto-buy“.

Vera Stanhope ist eine Antiheldin- eine Frau, die auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Sympathieträger ist. Dazu kann sie sehr unbequem und fordernd werden, wenn sie in einem Mordfall ermittelt und behandelt ihre Mitarbeiter nicht unbedingt freundlich- dennoch hat sie Charisma und man sollte sich nicht von ihrem behäbigen Äußeren täuschen lassen: Veras Ermittlungsmethoden haben Methode- erst lullt sie ihr Gegenüber ein, spricht jeden von ihnen mit „Herzchen“ an und gibt sich harmlos, um dann aber blitzschnell zuzuschlagen und ihre Verdächtigen mit scharfsinnigen Fragen zu irritieren.

Zwar bietet die Reihe auf den ersten Blick reine Krimilektüre, doch die Autorin legt großen Wert darauf, ihre Akteure (Haupt und Nebenfiguren) auch in psychologischer Hinsicht zu durchleuchten und so bekommt man als Leser einige interessante Einblicke ins Seelenleben der Verdächtigen geboten. Aber auch Vera und ihre Kollegen bekommen von Band zu Band mehr Konturen und man ist hin und her gerissen, ob man Vera bewundern oder ob ihres zynischen Weltbildes bedauern soll.

Dennoch ist „Seelentod“ nebenbei sehr spannend und undurchsichtig konstruiert. Man tappt eigentlich bis fast zum Schluss im Dunkeln, wer den die beiden Morde verübt hat, da die Autorin sehr geschickt immer wieder falsche Fährten für den Leser legt. Man sollte sich nicht von dem etwas langsamen Einstieg irritieren lassen- die Geschichte braucht ihre Zeit sich zu entwickeln, doch dann wird man für seine Ausdauer belohnt! Für mich der bisher beste Teil der Serie!

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Ein hervorragender Krimi mit einer erfrischend durchschnittlichen und schrulligen Kommissarin

Totenblüte
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Nachdem Julie Armstrong, geschiedene Mutter zweier Kinder, nach einer durchfeierten Nacht nach Hause kommt, holt sie die schreckliche Realität zu schnell und unerwartet wieder ein- Sie findet ihren Sohn ...

Nachdem Julie Armstrong, geschiedene Mutter zweier Kinder, nach einer durchfeierten Nacht nach Hause kommt, holt sie die schreckliche Realität zu schnell und unerwartet wieder ein- Sie findet ihren Sohn Luke tot in der Badwanne- er sitzt wie arrangiert inmitten eines Blütenmeeres. Ihre Tochter Laura liegt schlafend und unversehrt in ihrem Zimmer- sie hat angeblich nichts von dem Mord mitbekommen. Doch wer hatte Interesse daran, einem freundlichen, vielleicht aufgrund seiner Lernschwäche etwas langsamen Jungen, etwas anzutun?

Diese Frage beschäftigt die Kriminalkommissarin und Ermittlerin des Falles, Vera Stanhope, als sie den Tatort betritt. Zunächst gestalten sich die polizeilichen Ermittlungen als schwierig- Bewegung kommt erst in die Sache, als ein zweiter Mord geschieht. Diesmal ist es eine junge Frau, die von einer Gruppe befreundeter Vogelkundler tot aufgefunden wird. Auch sie ist umgeben von Blumen und Blüten.

Eigentlich will Vera die Vogelkundler nur aus reiner Routine näher befragen, doch dann ergeben sich plötzlich Verbindungen zu den Opfern und es scheint, als ob jeder der Gruppe etwas zu verbergen hat. Kann Vera Licht ins Dunkel bringen?

Nach der atmosphärisch dichten, preisgekrönten Shetland Reihe macht die Autorin Ann Cleeves ihre Leser mit einer neuen, ziemlich eigenwilligen Ermittlerin bekannt.

Vera Stanhope besitzt weder Modelmaße noch ist sie schön oder außergewöhnlich. Sie ist ledig, recht einsam, frönt dem Alkohol nach der Arbeit und beneidet im Stillen ihre verheirateten und mit Kindern gesegneten Kollegen um ihr Familienglück. Außerdem besitzt sie die nervtötende Marotte, alle Welt als "Herzchen" anzusprechen. Aber sie hat ein besonderes Talent- sie hat ein kriminalistisches Gespür, das lebenswichtig ist in ihrem Beruf, in dem sie auf ganzer Linie aufgeht!

Vera hat eine ganz bestimmte Methode bei ihren Ermittlungen- sie lullt die Befragten und Verdächtigen, ganz nach "Columbo Manier", zunächst durch eine freundliche, leicht schrullige Art ein, bis diese sich in Sicherheit wiegen, um sie dann mit messerscharfen Fragen aus dem Konzept zu bringen. Zu Veras Team gehört auch Joe Ashworth, der sie in diesem ersten Fall tatkräftig unterstützt und sich gut gegen die manchmal etwas ruppige Vera durchzusetzen versteht.

Wie auch in anderen Romanen von Ann Cleeves brilliert "Totenblüte" durch eine atmosphärisch dichte und komplexe Handlung. Sowohl Haupt und Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und werden facettenreich dargestellt. Man wird nicht nur an die Akteure herangeführt, sondern lernt sie und ihre kleinen und großen Geheimnisse im Laufe des Buches immer besser kennen. Der Leser wird so schnell zum sensationslüsternen Voyeur, da die ureigene Neugierde in Etappen stetig mehr geschürt wird.

Die tiefgründige Charakterisierung ihrer agierenden Personen ist ein Highlight, das sämtliche Krimis von Ann Cleeves auszeichnet und dieser Punkt lässt ihre Bücher auch aus der breiten Masse der Krimilektüre hervorstechen.

Ein wenig zu kurz kam mir bisher nur die Beschreibung von Veras persönlichem Lebenshintergrund, was aber in den nächsten Teilen wahrscheinlich nachgeholt werden wird. Übrigens wurde „Totenblüte" nun auch für das englische Fernsehen verfilmt. Mit keiner geringeren Schauspielerin in der Rolle der Vera, als Brenda Blethyn.

Kurzgefasst: Ein hervorragender Krimi mit einer erfrischend durchschnittlichen und schrulligen Kommissarin.

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