Ein Wiedersehen mit alten Bekannten
Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)Junge Frauen verschwinden und tauchen nach Tagen als Selbstmordopfer wieder auf. Nichts, was eine eingehende kriminalistische Untersuchung rechtfertigen würde. Wäre das nicht Leon Ritter, der Rechtsmediziner ...
Junge Frauen verschwinden und tauchen nach Tagen als Selbstmordopfer wieder auf. Nichts, was eine eingehende kriminalistische Untersuchung rechtfertigen würde. Wäre das nicht Leon Ritter, der Rechtsmediziner aus Deutschland, den es vor fünf Jahren in den Süden Frankreichs verschlagen hat und der mittlerweile die Leichenfunde für die Polizei in Le Lavandou überprüft. Alle Frauen weisen grässliche Verletzungen auf, was ihn vermuten lassen, dass sie vor ihrem Tod brutal misshandelt worden sind. Allerdings steht er mit dieser Meinung auf ziemlich verlorenem Posten, einzig in Isabelle, Capitaine der Polizei und seine Lebensgefährtin, hat er eine Verbündete. Als aber die Tochter des Kulturministers, die mit einer Freundin in dem Küstenstädtchen Urlaub gemacht hat, verschwindet, sind die Verantwortlichen endlich bereit, Ritter zuzuhören und einzugestehen, dass das Böse in der Maske des Biedermanns auch am Fuße des Massif des Maures existiert.
Obwohl ich kein großer Fan von Urlaubskrimis bin, liebe ich diese Reihe und verfolge sie bereits seit Beginn. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind da die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, zum anderen die authentischen Schilderungen des Alltagslebens in einer südfranzösischen Kleinstadt. Die Szenen in Leons Stammbistro Chez Miou (und dort insbesondere seine liebenswerte Boule-Partnerin Veronique), sein skurriler Kollege Rybaud in der Rechtsmedizin in Saint Sulpice, das Schlendern über den Wochenmarkt oder die Turniere auf dem Bouleplatz. Urlaubsgefühl pur. Aber auch das familiäre Leben von Leon, Isabelle und Lilou, das immer wieder für eine Überraschung gut ist, weckt Interesse und vermittelt fast schon ein Gefühl des Wiedersehens mit alten Bekannten.
Dazu kommt in diesem Band eine wohl austarierte, spannende Krimihandlung, die nicht nur Leons Nachforschungen und Untersuchungen beschreibt (ok, das mit dem Ypsilonschnitt hätte nicht so häufig erwähnt werden müssen) sondern uns auch die Sicht der Opfer präsentiert. Die Entlarvung des Täters war allerdings nun nicht wirklich überraschend, aber das sehe ich dem Autor nach, hat er mir mit diesem Krimi doch eine unterhaltsame Auszeit unter südlicher Sonne beschert.