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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gutes Buch

Wer die Hölle kennt
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Anfangs dachte ich, „Hey, was für ein cooles Cover – es ist mal was anderes!“ Und dann wurde ich immer wieder verstört, wie dieser verdammte weiße Hase mit den roten Augen doch eine Rolle in der Geschichte ...

Anfangs dachte ich, „Hey, was für ein cooles Cover – es ist mal was anderes!“ Und dann wurde ich immer wieder verstört, wie dieser verdammte weiße Hase mit den roten Augen doch eine Rolle in der Geschichte einnimmt.

Denn Alex setzt alles in Bewegung, um Darlington aus der Hölle herauszuholen. Und sie scheut sich nicht dabei über Leichen zu gehen. Dabei entsteht eine Gruppe, die überhaupt nicht zusammenpasst, aber dennoch funktioniert. Denn was wäre die Welt rundum das Neunte Haus, wenn nicht Mörder auf Rätsel und Magie treffen?

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich beim ersten Buch so meine Schwierigkeiten hatte. Vielleicht hatte ich es zu einem falschen Zeitpunkt gelesen (kommt auch mal vor). Aber „Wer die Hölle kennt“ habe ich genau richtig aufgegriffen. Das Worldbuilding, die Charaktere und der Schreibstil haben mich in einem Sog festgehalten, so dass ich Alex‘ Seite nicht mehr verlassen wollte.

Ich hab Alex als Hauptprotagonistin richtig gerne. Auch wenn sie extrem verkorkst ist, hat sie immer einen guten Spruch auf Lager und hält die Leute um sich herum zusammen. Außerdem lässt sie sich schwer entmutigen, trotz all der Steine, die mittlerweile einen Berg auf ihrem Weg gebildet haben.

Leigh Bardugo steckt sehr viel Liebe und Detail in diese Reihe. Auch wenn ich optimistisch bin und denke ich kann etwas hervorsagen, trifft es aber (wenn) in einer extrem umgewandelten Form ein und lässt mich verdattert zurück.

Was ich an diesem Buch auch so geliebt habe, war, dass man mehr Hintergrundinformationen zu den anderen Charakteren erhalten hat, so dass Personen wie Dawes oder Turner mehr an Tiefe erhalten haben. Auch lernt man so viel neues zu der Magie und den Kreaturen, die Yale unter Verschluss hält. Geschweige davon, dass die Hölle ein physischer Ort ist und Alex unbedingt einen Abstecher dorthin machen will.

Auch wenn mir der Schreibstil dieses Mal mehr zugesagt hat, kann ich mir vorstellen, dass die ein oder andere Person daran hadern kann. Denn konzentriert sollte man auf jeden Fall sein, sonst passiert es schnell, dass man den roten Faden verlieren kann.

Fazit:
Ich freue mich schon auf den nächsten (und soweit ich das richtig im Kopf habe: das FINALE?!), besonders nach mehreren Dingen, die am Ende erklärungsbedarf hatten. Alex ist tough, cool, brutal und die perfekte Reiseführerin in die Welt von das Neunte Haus.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Bewegend

Als die Welt zerbrach
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Jetzt erschien mit „Als die Welt zerbrach“ eine Art Fortsetzung, die ich als Hörbuch gehört habe. Für mich ein Werk, das mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits finde ich das Thema Schuld/Schuldgefühl ...

Jetzt erschien mit „Als die Welt zerbrach“ eine Art Fortsetzung, die ich als Hörbuch gehört habe. Für mich ein Werk, das mich zwiegespalten zurücklässt. Einerseits finde ich das Thema Schuld/Schuldgefühl sehr gut bearbeitet, andererseits ist der Schluss ein Paukenschlag, der für mich vieles ad absurdum führt.
Aber von vorn. Gretel Fernsby ist eine äußerst rüstige Dame über 90, verwitwet, hat einen über 60jährigen Sohn und mehrere Ex-Schwiegertöchter. In direkter Nähe zum Hyde Park lebt sie ein beschauliches Leben in finanzieller Sicherheit, ihre Tage drehen sich um Spaziergänge, Bücher und ihre leicht demente Nachbarin Heidi. Nachdem der Nachbar in der Wohnung unter ihr verstirbt, zieht eine Familie mit elfjährigem Sohn ein. Gretel freundet sich mit Henry an und nimmt ihm gegenüber eine Art Großmutter-Rolle an. Seine Mutter Madelyn, eine sehr hübsche ehemalige Schauspielerin scheint in ihrer Ehe mit dem Filmproduzenten Alex nicht glücklich zu sein und auch Henry ist kein unbeschwertes Kind. Bei Gretel schrillen Alarmglocken, spätestens, als sie bei dem Jungen erst einen gebrochenen Arm und später blaue Flecke sieht.
Soweit könnte das Buch ein Krimi sein. Oder ein Familiendrama. Aber weit gefehlt. Denn Gretel lebt mit einem dunklen Geheimnis. Gretel – die war sie schon immer gewesen. Der Rest ihrer Vita ist allerdings eine Lüge, ihren Mädchennamen und ihren Lebenslauf hat sie sich ausgedacht. Ihr Vater war seinerzeit Kommandant in Auschwitz gewesen, die Familie hatte in unmittelbarer Nähe zum Lager gelebt (wer „Der Junge im gestreiften Pyjama“ kennt, weiß das). Gretel blickt auf ihr Leben zurück. In Gedanken durchlebt sie die Zeit der Flucht vor den Alliierten und ihr gemeinsames Leben mit ihrer Mutter in Frankreich. Sie denkt an ihren Umzug nach Australien, wo sie ausgerechnet auf Kurt, ihren Jugendschwarm und grausamen Nazi traf. In England fasste sie schließlich Fuß, traf ihren Ehemann und wurde Mutter. Und damit treffen die beiden Erzählstränge aufeinander. Denn das Zusammentreffen Gretels mit Henry, der sie so sehr an ihren im Konzentrationslager verschwundenen Bruder Bruno erinnert, weckt bei ihr die alten Erinnerungen und stellt ihr Leben auf den Kopf. So gerne hätte sie das alles, was vor über 70 Jahren passiert war, vergessen. Oder es weiterhin verdrängt und so getan, als würde sie das alles nicht betreffen.
Aber das gelingt ihr nicht mehr. Und dem Autor gelingt ein Buch über Schuld und Schuldgefühle, Verdrängen und Vergessen und ob man manche Verbrechen jemals vergeben können sollte. Und er zwingt sein Publikum zum Nachdenken. Denn nichts an der Geschichte ist einfach – so sehr Gretel sich das auch wünschen würde. Ob sie zu menschlich und ihre Rolle im Holocaust zu harmlos dargestellt werden? Ich kann es nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass es ein Buch ist, das lange und heftig nachhallt und das man, wie auch „Der Junge im gestreiften Pyjama“ oft nur schwer ertragen kann. Zu präsent sind (zumindest bei mir) auch die Gedanken an die eigenen Großeltern, die etwa in Gretels Alter wären und auch die Frage, wie ich selbst an ihrer oder Gretels Stelle gehandelt hätte. Ein schwieriges Buch, das einem viel abverlangt. Der Schluss ist allerdings für mich zwar eine Mischung aus an den Haaren herbeigezogen und Paukenschlag (näher kann ich aus Spoiler-Gründen nicht darauf eingehen), aber er ist stimmig. Elisabeth Günther liest das Buch hervorragend, einfühlsam und gekonnt fängt sie die alte Dame aus 2022 genauso ein wie die junge Frau um 1950.
Mich hat das Buch auf jeden Fall tief berührt. So viel abgrundtief Böses und so schreckliche Geheimnisse hinter harmlosen Fassaden – das alles hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich vergebe fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gelungene Fortsetzung

Blutiger Schnee
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Berlin 1925: Die Inflation nimmt immer stärker zu und auch die Geschäfte der Sass-Brüder laufen nicht mehr so gut wie sie es eigentlich sollten. Um ein neues Standbein zu entwickeln, lassen sie sich daher ...

Berlin 1925: Die Inflation nimmt immer stärker zu und auch die Geschäfte der Sass-Brüder laufen nicht mehr so gut wie sie es eigentlich sollten. Um ein neues Standbein zu entwickeln, lassen sie sich daher mit den chinesischen Triaden ein und sollen für die Heroin im großen Umfang von Hamburg nach Berlin bringen. Doch das große Geschäft erweist sich als harter Brocken: Die Transporte werden überfallen, statt Gewinnen droht Verlust. Offenbar spielt eine weitere Partei mit und diese will nicht, dass das Syndicat ein Stück des neu zu verteilenden Kuchens abbekommt. Zu allem Übel hat Franz Sass sich mit seiner Leidenschaft fürs Safeknacken in eine weitere Bredouille gebracht: Er wurde erwischt und wird nun von einem aufstrebenden Politiker der Rechten erpresst: Joseph Goebbels...

Tja, was kann ich zu dem Buch sagen, dass ich nicht schon zu den beiden ersten Bänden der Reihe geschrieben habe? Es ist einfach wieder ein sehr guter historischer Krimi mit einer anderen Perspektive. Wieder gibt es leichte oder auch größere Freiheiten bei den historischen Wahrheiten, was sich aber nicht negativ auf das Leseerlebnis auswirkt. Mittlerweile ist zu meiner großen Freunde auch ein vierter Band angekündigt worden, es geht also weiter mit der Reihe.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Gute Persüektive

Windstärke 17
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Es sind ein paar Jahre vergangen zu „22 Bahnen“, jetzt ist es Ida, die im Mittelpunkt steht. Nach dem Tod der Mutter verlässt sie ihre Heimatstadt, fährt aber nicht zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, ...

Es sind ein paar Jahre vergangen zu „22 Bahnen“, jetzt ist es Ida, die im Mittelpunkt steht. Nach dem Tod der Mutter verlässt sie ihre Heimatstadt, fährt aber nicht zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg, sondern bleibt einfach im Zug sitzen und landet so zufällig auf Rügen. Sie will den Tod ihrer Mutter verarbeiten und das ohne ihre Schwester. Im Rahmen ihrer Jobsuche lernt sie Marianne und Knut kennen und kommt bei ihnen unter. Mit den beiden und dem ebenfalls gestrandeten Leif lernt sie das Leben von einer anderen, neuen Seite kennen und auch, mit ihrem Schmerz umzugehen.

Es ist kein leichtes Buch, das uns die Autorin präsentiert, dafür aber eines, das Hoffnung macht. Ida trägt eine Menge an Wut und Trauer in sich, auch das Gefühl von Schuld und versagt-haben – da braucht es Zeit und liebevolle Menschen an ihrer Seite. Ich mochte Ida, auch wenn sie sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, als ich es nach „22 Bahnen“ erwartet hätte – ganz nach dem Motto „harte Schale, weicher Kern“ wirkt sie immer ein bisschen aggressiv, ist sehr direkt und manchmal auch taktlos, tief in ihrem Inneren aber ruht ein verletzliches Wesen, das mit Schmerz nicht umzugehen weiß. Ich habe Ida gerne auf ihrer Suche nach sich selbst gerne begleitet, liebenswert wie sie sein kann, auch wenn sie das oft gut versteckt. An ihrer Seite sind Leif, Marianne und Knut – auch drei Menschen, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Alle haben eine eigene Geschichte und auch bei ihnen läuft nicht immer alles gut im Leben - das klingt vielleicht ein wenig melodramatisch, Caroline Wahl ist es aber gelungen, alles sehr nah- und greifbar darzustellen und es so sehr realistisch wirken zu lassen. Einzig die Motivation von Knut und Marianne, die ihr unbekannte Ida bei sich aufzunehmen, habe ich nicht verstanden und fand ich auch nicht realistisch.

Die Autorin nutzt einen eigenwilligen Schreibstil mit kurzen Sätzen, vielen Dialogen und Wiederholungen. Wiederholungen, die dadurch entstehen, dass Ida einen Satz denkt und ihn dann sagt – dadurch entstehen abhackte Sätze und Abschnitte und eben kein fließender Text. Und trotz dieses eigenwilligen Stilmittels ist die Atmosphäre im Buch warm und voller Emotionen, manchmal auch sarkastisch und an anderer Stelle voller Freude.

Gefallen hat mir auch, dass man Tilda, die in „22 Bahnen“ im Mittelpunkt stand, wiedertrifft und erfährt, dass sie für sich einen guten Weg gefunden hat.

So traurig das Buch an mancher Stelle ist, so hat es mich am Ende doch mit Vertrauen ins Leben und Zuversicht zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Spannender Start

Terra Alta
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Melchor Marin, der Sohn einer Prostituierten mit einem unbekannten Vater, arbeitet für ein kolumbianisches Drogenkartell in Barcelona. Als er verhaftet wird und im Gefängnis von der Ermordung seiner Mutter ...

Melchor Marin, der Sohn einer Prostituierten mit einem unbekannten Vater, arbeitet für ein kolumbianisches Drogenkartell in Barcelona. Als er verhaftet wird und im Gefängnis von der Ermordung seiner Mutter erfährt, flüchtet er sich in die Welt der Bücher – und beschließt, wie sein Idol aus seinem Lieblingsroman, Polizist zu werden. Jahre später lebt er auf dem Land mit Frau und Tochter und führt ein ruhiges Leben. Bis zu einem grausamen Mordfall an einem lokalen Unternehmer und seiner Frau, die brutal gefoltert und ermordet wurden. Die Polizei tappt im Dunkeln und legt den Fall letztendlich zu den Akten. Doch Melchor kann dies nicht akzeptieren und ermittelt auf eigene Faust.
Dieser Krimi hat mich direkt durch den Klappentext angezogen. Der Protagonist ist wunderbar authentisch charakterisiert. Ein noch recht junger Kommissar, der aber eine kriminelle Vergangenheit hat und durch den Schicksalsschlag des Mordes an seiner Mutter sich entschließt, die „Seiten zu wechseln“ und Polizist zu werden. Ein Mann, der getrieben ist von Ehrgeiz und Gerechtigkeitssinn und diese Gerechtigkeit zu Beginn auch mal selbst in die Hand nimmt. Der sich verliebt und sesshaft wird. Die gesamte Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt – von seiner Kindheit bis in die aktuelle Zeit. Teilweise waren es mir zu viele Zeitsprünge, die nicht klar abgetrennt vom aktuellen Geschehen waren, was den Lesefluss etwas gestört hat. Die geschichtlichen Episoden aus dem Bürgerkrieg waren angenehme Einschübe. Ein Krimi, rund um die Macht der Rache und die Schatten der Vergangenheit, der mich gefesselt hat.

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