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Veröffentlicht am 20.05.2022

Gustaf Skördeman - Geiger

Geiger
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Gustaf Skördeman - Geiger
(Lübbe Belletristik)

- nüchterner, staubtrockener und langatmiger Polit- und Geheimdienst-Thriller -

Sommer 2020 am Mälaren, dem drittgrößten See Schwedens. Nach einem kurzen ...

Gustaf Skördeman - Geiger
(Lübbe Belletristik)

- nüchterner, staubtrockener und langatmiger Polit- und Geheimdienst-Thriller -

Sommer 2020 am Mälaren, dem drittgrößten See Schwedens. Nach einem kurzen Besuch ihrer Töchter Lotta und Malin, samt deren Familien, erhält Agneta Broman einen Anruf. Der Anrufer stellt lediglich das einzelne Wort "Geiger" als Frage und legt sofort wieder auf. Das nimmt Agneta zum Anlass, sich im Anschluss an das kurze Telefonat ihres Ehemannes Stellan Broman, einem ehemaligen und sehr beliebten Fernsehmoderator, zu entledigen. Ihr ganzes Leben lang hat sich Agneta auf diesen Auftrag vorbereitet. Und weitere Leichen werden folgen, denn Operation "Geiger" hat begonnen…

Das Original des, 1965 in Nordschweden geborenen Schriftstellers, Drehbuchschreibers, Regisseurs und Filmproduzenten Gustaf Skördeman, das in Schweden im Jahre 2020, ebenfalls unter den Titel "Geiger" erschien, ist sein schriftstellerisches Erstlingswerk. Nüchtern, leblos und trocken zeichnet Skördeman die Geschichte des kalten Krieges nach, die Gepflogenheiten der High Society in Schweden, der Politik, der ausschweifenden Partys, des Lobbyismus und der Abläufe beim BND in Pullach. Alles bleibt grau in grau, wie das durchgeweichte Feuilleton einer Tageszeitung, an einem regnerischen Novembermorgen, in einem x-beliebigen Stadtpark. Der Autor kaut sämtliche Eventualitäten bis zum Erbrechen durch, wiederholt sich zigmal, reitet permanent auf den immer gleichen Themen herum und zieht von einer Belanglosigkeit zur nächsten. Immer wieder geht es um Partys mit diversen Promis, Fernsehleuten, Politikern, Unternehmern und Wissenschaftlern. Das Ganze in Dauerrotation. Die Charaktere bleiben blass und die Emotionalität somit komplett auf der Strecke. Lokalkolorit selbstredend Fehlanzeige! Action und Spannung werden hunderte Seiten lang auf ein absolutes Minimum reduziert. Der Roman mag ja durchaus seine spannenden Momente haben, ist aber stellenweise ähnlich interessant verfasst, wie das Bürgerliche Gesetzbuch. Aufs Wesentliche komprimiert, wäre das 495-Seiten-Werk "Geiger" sicherlich mit der Hälfte der Seiten ausgekommen.

Die, von Minderwertigkeitsgefühlen und Problemen mit ihrem Ego geplagte Kriminalkommissarin Sara Nowak, die normalerweise im Rotlichtmilieu ermittelt, kennt Familie Broman seit ihrer Kindheit. Als Sara von Stellans Tod erfährt, beginnt sie, gegen den Willen ihrer Vorgesetzten, mit den Ermittlungen in dessen Umfeld. Irgendwann bröckelt die Fassade des beliebten Fernsehmoderatoren "Onkel Stellan", wie ihn ganz Schweden nannte. Was Sara Nowak nach und nach aufzudecken beginnt, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Sara stößt bei ihren Ermittlungen auf widerwärtige Skandale, schamlose Ungeheuerlichkeiten und skrupellose Amoral, die sie immer mal wieder die Beherrschung verlieren lassen, was hier und da, sehr zum Leidwesen ihres Dienstherrn, schon mal in kleineren bis größeren Gewaltexzessen mündet. War Stellan Broman etwa in Stasi-Angelegenheiten verwickelt? War er ein Inoffizieller Mitarbeiter? Ein IM? Ein Spion? Und warum wurde er von seiner Frau Agneta, deren Verhalten oftmals unprofessionell, riskant und unlogisch erscheint, so mir nichts, dir nichts ins Jenseits befördert?

Gustaf Skördeman, der heute mit seiner Frau und den beiden Kindern in Stockholm lebt, hat mit "Geiger" einen nur bedingt spannenden Polit- und Geheimdienst-Thriller verfasst, dem es obendrein noch deutlich an Leben, Flair und Charisma fehlt. Wie ein frisch verdauter Kaugummi, zieht sich bereits die Einleitung in die Länge. Die langwierigen Investigationen nehmen sich aus, wie eine Art Faktencheck ohne Kulisse. Alles wirkt anstrengend und dröge, was das Gelesene, wie flüchtigen Rauch sofort wieder in alle Himmelsrichtungen verfliegen lässt. Die Geschichte um "Onkel Stellan", die im weitesten Sinne den palästinensischen Terroristen Abu Rasil, ehemalige Funktionäre der DDR, die ehemalige Sowjetunion und diverse Terroristengruppen umfasst, sowie Thematiken rund um Spionage, den kalte Krieg, die NATO und den Warschauer Pakt, aber auch Prostitution und Missbrauch behandelt, wirkt teilweise an den Haaren herbeigezogen. Ich kann den Hype um dieses Erstlingswerk des schwedischen Autoren Gustaf Skördeman, mit seinem resignierenden, leicht melancholischen Unterton daher auch beim besten Willen nicht nachvollziehen und werde seine Trilogie mitnichten weiterverfolgen. Wenn erst im zweiten Drittel Action aufkommt, ist das für mein Empfinden einfach zu wenig!

(Janko)

https://www.facebook.com/gustaf.skordeman

Brutalität/Gewalt: 26/100
Spannung: 58/100
Action: 53/100
Unterhaltung: 64/100
Anspruch: 29/100
Humor: 00/100
Sex/Obszönität: 12/100

https://www.lackoflies.com - Wertung: 65/100

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