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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2024

Interessantes Setting, toller Plottwist

The Other Black Girl
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Nella arbeitet als Lektoratsassistentin bei Wagner Books. Sie ist dort die einzige POC bis Hazel eingestellt wird. Während Nella über Jahre hinweg versucht hat in der Firma Alltagsrassismus zu bekämpfen ...

Nella arbeitet als Lektoratsassistentin bei Wagner Books. Sie ist dort die einzige POC bis Hazel eingestellt wird. Während Nella über Jahre hinweg versucht hat in der Firma Alltagsrassismus zu bekämpfen und Karriere-technisch auf der Stelle tritt, zieht Hazel mit ihrer einnehmenden Art alle Blicke auf sich und avanciert nicht nur zur beliebten Angestellten, sondern ist auf direktem Weg Nella auf der Karriereleiter zu überholen.

Als Nella eine anonyme Nachricht bekommt, sie solle Wagner Books sofort verlassen, nimmt die Geschichten einen Spin in Richtung Psychothriller. Es ist zugegeben ein sehr softer Thriller, aber die Psychologie, die hinter dem folgenden Plottwist steckt ist schon sehr interessant. Wir haben es letztendlich mit einer gesellschaftskritischen Geschichte zu tun, die einen Ausgang nimmt, den ich wirklich nicht habe kommen sehen.

Leider dauert es bis Schwung in die Geschichte kommt, aber das tolle Setting (hallo, wir sind in einem Verlag und es geht um Lektorats-Arbeit!) hat mich darüber hinweg getröstet und die überraschende Auflösung setzt den passenden Schlussakkord.

Ich fand es toll in diese Welt einzutauchen und habe mir vorgenommen mehr Geschichten von und über Women of Color zu lesen. Auf meinem SuB liegt noch Mädchen, Frau, etc. , aber habt ihr vielleicht noch einen passenden Tipp für mich?

Veröffentlicht am 17.06.2024

Kunst meets Krimi

Der Mann in den Bildern
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Peter war mal erfolgreicher Kunsthistoriker, aber führt nun sehr erfolglos einen Comic- und Plattenladen. Bis sein Studienfreund Charlie ihn überreden kann einen Auftrag für ein großes Auktionshaus zu ...

Peter war mal erfolgreicher Kunsthistoriker, aber führt nun sehr erfolglos einen Comic- und Plattenladen. Bis sein Studienfreund Charlie ihn überreden kann einen Auftrag für ein großes Auktionshaus zu übernehmen. Um zu klären, ob an dem Vorwurf was dran ist, dass ein Gemälde Van Goghs eine Fälschung sei, muss Peter nach Paris reisen und findet sich auf einmal in gefährlichen Gewässern wieder.

Kunst meets Krimi, da kann ich ja gar nicht anders als es zu lesen. Und wer bei Kunsthistoriker ermittelt irgendwie an Art of Crime denken muss (so ging es mir), der liegt hier sehr richtig. Das könnte man Buch bzw. Autor jetzt vorwerfen, dass es genau dieselben Motive bedient wie die französische Serie um Florence (ach ja, richtig, im Buch gibt es auch eine Florence…) und Antoine. Genau wie Florence in Art of Crime „sieht“ auch Peter Künstler wie Degas oder Monet wodurch sich Realität und Fantasie vermischen und wir uns immer wieder fragen müssen, ob das jetzt wirklich passiert ist oder nur ein Tagtraum. Aber für diesen „Vorwurf“ mag ich genau diese Elemente einfach viiiel zu gerne! Auch wenn ich mir etwas mehr kunsthistorische Fakten gewünscht hätte, ist die Magie, die ich bei der Serie so sehr mag auch in diesem Buch übergesprungen.

Die Kriminalgeschichte dahinter ist etwas vorhersehbar, die reinen Krimifans unter euch sind hier wahrscheinlich etwas unterfordert. Für mich macht das Buch wirklich die Kombination aus Kunst und Spannung aus und daher sollte man definitiv an dem Setting interessiert sein um das Buch so gern zu mögen wie ich! Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die Die Erfindung des Lächelns, Das neunte Gemälde oder Im Schatten der blauen Pferde gerne gelesen haben.

P.S. ist das Cover nicht einfach großartig?!

Veröffentlicht am 06.06.2024

Absolut großartig!

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne
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Ja, ich habe es getan. Die die immer erzählt sie sei nicht so der Kurzgeschichtenfan … und dann hat es kaum angefangen ist es schon wieder vorbei und alle paar Seiten kommt dann irgendjemand neues daher ...

Ja, ich habe es getan. Die die immer erzählt sie sei nicht so der Kurzgeschichtenfan … und dann hat es kaum angefangen ist es schon wieder vorbei und alle paar Seiten kommt dann irgendjemand neues daher und man wird aus der einen Geschichte raus und in die nächste rein geworfen, und dabei war man noch gar nicht bereit dafür. Also die, die hat jetzt dieses Buch hier als Hörbuch gehört. Und jetzt kann es sein, dass sie vielleicht doch ein bisschen ein Kurzgeschichtenfan geworden ist. Naja, zumindest ein Saša Stanišic Fan, also das auf jeden Fall!

Die Erzählweise ist einfach großartig. Ich habe selten so viel und laut gelacht beim Hörbuch-hören, wie bei diesem Buch. Die Personen sind so authentisch und man fühlt es beim Lesen einfach. So dass es gar nichts ausmacht, dass wir nicht viel über sie wissen, weil eigentlich wissen wir schon viel über sie, weil jeder so jemanden kennt oder selbst so einer ist. Die einzelnen Geschichten sind durch eine Rahmengeschichte („der Anproberaum“ mittels dem man sich ein paar Zukünftchen anschauen und bei Gefallen kaufen kann) verbunden und dadurch finden die Teile zu einem wunderbar runden Abschluss zusammen.

Bitte lest (oder noch besser: hört) dieses tolle und großartige Buch, dass so wundervoll von Menschen erzählt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben eine bestimmte (gar nicht so unbedingt einschneidende) Entscheidung getroffen haben. Wie beispielsweise seinen Freunden zu erzählen auf Hegoland im Urlaub gewesen zu sein, obwohl das gar nicht stimmt. Und wie diese kleinen Entscheidungen ein ganzes Leben ändern können.

Veröffentlicht am 06.06.2024

Atmosphärisch, aber nicht zu düster! Genau richtig.

Alsensund
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Drei junge Frauen werden im dänisch-deutschen Grenzgebiet tot aufgefunden. Alle auf die gleiche Art ermordet und inszeniert. Die Verbindung zwischen den drei Opfern ist zunächst nicht klar und Kommissar ...

Drei junge Frauen werden im dänisch-deutschen Grenzgebiet tot aufgefunden. Alle auf die gleiche Art ermordet und inszeniert. Die Verbindung zwischen den drei Opfern ist zunächst nicht klar und Kommissar Marven Sånbergen muss tief in der Vergangenheit suchen um auf die Spur des Serientäters zu kommen.

Hier gibt es wirklich alles, was es braucht für einen spannenden und interessanten Regio-Krimi: schönes Setting - Check, liebenswerter Kommissar mit Teenie-Tochter - Check, den einen und anderen Plottwist - Check, düstere Atmosphäre (Gott sei Dank nicht zu düster, da bin ich ein bisschen zart besaitet) - Check, dunkle Geheimnisse - Check, Perspektiv- und Zeitwechsel um die Zusammenhänge aufzudröseln - Check,Check.
Das hat mir echt richtig gut gefallen und das Tempo war auch durchweg hoch, Langweile kommt hier ganz sicher keine auf!

Jetzt gibt es, wie es ein guter Krimi auch nun mal hat, einige falschen Fährten, auf die ich natürlich aaaallle reingefallen bin, was mich zu einem Punkt bringt, bei dem ich bei Krimis immer hin und her gerissen bin: wenn ich das Gefühl habe, dass besagte falsche Fährten ausschließlich in die Irre führen sollen, aber dieser Teil dann nicht aufgelöst oder schlüssig ist, weil es die Funktion der Irreführung erfüllt hat und dann fallen gelassen wird, ja dann bin ich in der Tat etwas ratlos, wie ich das dann finden soll. Gut, weil man sich wie der Kommissar inmitten einer Informationsfülle stehen sieht und filtern muss, was wichtig ist oder schlecht, weil ich nicht Kommissar, sondern Leser bin und nicht den Überblick verlieren will. Versteht ihr was ich meine? Geht es euch bei Krimis manchmal auch so? Dieser Punkt beschäftigt mich bei diesem Buch auch gerade.

Um jetzt nochmal die Kurve zu bekommen: ich mochte das Buch sehr! Es hat die genau richtige Menge an Finsternis, ein hohes Tempo und eine super interessante Background Geschichte und ich empfehle es gerne an alle Krimifans, denen diese typischen Skandinavien Krimis zu düster sind (wie mir), die aber nicht auf Zimtschnecken und Sanddorntee verzichten möchten!

Veröffentlicht am 29.05.2024

Absolutes Must-Read

Beklaute Frauen
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Bitte lest dieses Buch! Keine Pointe. That‘s it!

Okay, ein bisschen detaillierter darf es schon sein? Sehr gerne!

Ich bin beim Lesen geschwankt zwischen Wut, Resignation und Hoffnung.

WUT darüber wie ...

Bitte lest dieses Buch! Keine Pointe. That‘s it!

Okay, ein bisschen detaillierter darf es schon sein? Sehr gerne!

Ich bin beim Lesen geschwankt zwischen Wut, Resignation und Hoffnung.

WUT darüber wie viele Frauen beklaut und vergessen wurden, einfach weil es Männern nicht in den Kram gepasst hat. Dass mir über eine 13 Jahre andauernde schulische Bildung Informationen über bahnbrechende, weibliche Persönlichkeiten schlicht und ergreifend vorenthalten wurden (also mir war Lise Meitner vorher kein Begriff, geschweige denn Mileva Marić).

RESIGNATION darüber, dass die Geschichte von Unterdrückung, Herabwürdigung und Kleinmachen von Intelligenz, Mut und Erfolg von Frauen bis in die heutige Zeit anhält und diejenigen, die es vielleicht ändern könnten (Hallo weiße Männer!) keine Notwendigkeit sehen mit progressivem Denken voranzugehen. Sondern, ganz im Gegenteil, mit einer nationalistischen Gesinnung, wieder ein Rückschritt droht.

HOFFNUNG, dass vielleicht doch nicht alles verloren ist und historische Frauenbewegungen nicht umsonst waren, weil ich heute als studierte und promovierte Frau mit einer Karriere und einer Familie hier stehen kann.

Dieses Buch lässt wirklich keinen Aspekt aus und blickt sogar noch weiter, als ich erwartet hätte. Besonders gut hat mir das Kapitel „Wem nützt weißer Feminismus?“ gefallen, weil hier Fragen gestellt werden, die mir auch auf den Lippen brennen. Eine davon: Kann ich als weiße cis-Frau und Akademikerin überhaupt mitreden? Ja, wir sind alle Frauen, aber meine Erfahrungen sind nicht vergleichbar mit beispielsweise einer Woman of Color, die in einem sozialen Brennpunkt lebt.

Kurzum es ist eine umfassender Geschichtsstunde darüber wie umfassend Frauen ihrer Rechte und Ideen, ihres Wissens und Könnens beraubt wurden. Danke Leonie Schöler für dieses Buch!