Hab etwas ganz anderes erwartet
Royal TasteDas Cover:
Es ist schlicht und wirkt Royal. Ganz wie man es von der Geschichte erwartet. Allerdings führen Titel und auch Untertitel den Leser erstmal in eine andere Richtung als die Geschichte wirklich ...
Das Cover:
Es ist schlicht und wirkt Royal. Ganz wie man es von der Geschichte erwartet. Allerdings führen Titel und auch Untertitel den Leser erstmal in eine andere Richtung als die Geschichte wirklich geht. Dazu aber später mehr.
Der Klappentext:
Vom Straßenverkäufer zum perfekten Gentleman? London 1833: Die Freundinnen Penelope und Helena besuchen die Royale Akademie der Kulinarik. Um ihre Ausbildung erfolgreich zu absolvieren, benötigen beide ein herausragendes Abschlussprojekt. Als sie dem einfachen Straßenverkäufer Elijah begegnen, lässt der Penelopes Herz höherschlagen – und bringt Helena auf eine Idee: Sie will Elijah ausbilden und ihn als Gentleman-Koch ausgeben. Wenn er mit ihrer Hilfe den royalen Kochwettbewerb gewinnt, wäre ihr der Rang als Jahrgangsbeste sicher! Doch Elijahs Verwandlung hat größere Auswirkungen auf die drei als gedacht …
Meine Meinung:
Die Erzählung findet in einer alternativen Realität statt, in der eine andere Thronerbin existierte, die für erhöhte Möglichkeiten junger Frauen sorgte. Dennoch blieb Diskriminierung in anderen Formen bestehen. In dieser Welt erfuhr die Kunst des Kochens besondere Wertschätzung. Der Gewinner des königlichen Wettbewerbs wurde nicht nur zum Ritter geschlagen, sondern erhielt in diesem Jahr eine zusätzliche bedeutsame Belohnung. Die Handlung wurde zudem von "My Fair Lady" inspiriert (auf Englisch auch bekannt als "My Fine Fellow"), was an den Namen der Hauptfiguren und ihrer anfänglichen Zusammenarbeit erkennbar ist. Ihr Ziel: Einen Straßenverkäufer in einen Gentleman-Koch zu verwandeln. Elijah muss nicht nur die Künste des Kochens meistern, sondern auch die Etikette eines Gentleman erlernen. Trotzdem steht das Kochen im Zentrum der Geschichte. Häufig werden ausführliche Beschreibungen von Gerichten und Einblicke in verschiedene Länderküchen geboten. Dadurch spürt man nicht nur die Leidenschaft der Charaktere für ihre Berufung, sondern bekommt auch Appetit auf die beschriebenen Speisen. Die Welt empfand ich als charmant, insbesondere die Idee, wie Essen Menschen verbinden kann. Dennoch gestaltete es sich herausfordernd, die Regeln dieser alternativen Geschichtsdarstellung zu verstehen. Besonders die Frage, was einen Gentleman definiert und warum Frauen darin keine Kochchance haben, blieb etwas verwirrend. Elijah hegt keinen Wunsch, ein Gentleman zu sein. Er ist ein Straßenverkäufer mit einer Leidenschaft für das Kochen, der mühsam über die Runden kommt. Aufgrund seiner Herkunft schien ein Aufstieg in ein Geschäftsmilieu unmöglich. Trotzdem schöpft er durch Helenas Versprechen Mut und beginnt, von einem eigenen Laden zu träumen. Doch der Unterricht bei Helena gestaltet sich alles andere als einfach. Helena erweist sich als überaus arrogant. Obwohl sie an der Akademie der Kulinarik die Beste ist, zeigt sie wenig Geduld beim Unterrichten. Sie verkörpert Unabhängigkeit, Starrsinn und Zielstrebigkeit. Elijahs Ausbildung dient nicht nur ihrem Abschlussprojekt, sondern auch ihrer persönlichen kulinarischen Überlegenheit. Dies soll demonstrieren, dass jeder das Kochen erlernen kann – ein Mittel, um ihre Ansichten über die Gesellschaft und ihre Mitstudenten zu unterstreichen. Ihre überhebliche Haltung macht sie wenig beliebt; sie betrachtet andere eher herab. Dennoch findet Helena in Penelope eine Freundin. Penelopes Freundlichkeit und Verständnis sind so stark ausgeprägt, dass selbst Helena nur schwer an ihr vorbeikommt. Penelope mildert Helenas raue Ecken und unterstützt Elijahs Unterricht, ohne eigene Vorteile daraus zu ziehen. Der Titel rückt die Liebesgeschichte stärker in den Fokus, als es im Buch der Fall ist. Damit wird wohl verdeutlicht, dass kein Liebesdreieck existiert. Penelope ist ebenfalls nicht die Protagonistin; sie erscheint fast als unscheinbarste der drei Hauptcharaktere. Der Hauptkonflikt zwischen Helena und Elijah lässt Penelope mit ihrer ruhigen Freundlichkeit eher im Hintergrund agieren. Zusammenfassend empfand ich die Geschichte als charmante Neuinterpretation von "My Fair Lady" mit umgekehrten Geschlechterrollen, wobei die Kulinarik im Vordergrund steht. Trotz meiner anfänglichen Erwartung geringer Realitätsnähe wurde die Handlung zum Ende hin etwas zu kitschig. Dennoch bietet die Geschichte eine gemütliche Atmosphäre.