Platzhalter für Profilbild

JonasRoka

Lesejury-Mitglied
offline

JonasRoka ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JonasRoka über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2024

Den Boden unter den Füßen weggezogen bekommen

Doktor A.
0

Jurre passiert genau das. Da geht es einem frischgebackenen Weltmeister wohl nicht viel anderes als Otto Normalverbraucher. Gerade bei entsprechenden Vorfällen im familiären Bereich trifft es uns besonders ...

Jurre passiert genau das. Da geht es einem frischgebackenen Weltmeister wohl nicht viel anderes als Otto Normalverbraucher. Gerade bei entsprechenden Vorfällen im familiären Bereich trifft es uns besonders hart. Und Jurre kann es sich nicht erklären, wieso er dafür verantwortlich gemacht wird.

Seine Frau hat ihn also verlassen und er ist sich selbst keines Vergehens bewusst. Vielleicht geht es im weiteren Verlauf des Romans darum, ein Rätsel zu lösen. Vielleicht geht es aber auch darum, Jurre bei seiner Weiterentwicklung zu begleiten.

Ich kenne dieses Phänomen auch: Je mehr man seine Unschuld bezeugt, umso weniger wird einem geglaubt. Doch welche Alternative bleibt, um der Wahrheit ans Licht zu verhelfen? Es gibt ein altes Wort dafür, was im Roman passiert: Rufmord. Jurre lehnt sich irgendwann nicht mehr auf, da er erkannt hat, was in seiner Macht steht und was eben auch nicht.

Letztendlich muss er sich mit einem manipulativen Menschen auseinandersetzen, dessen tieferen Beweggründe nicht ganz klar sind. Die Idee, es anderes zu probieren, als den üblichen Weg, ist so einfach wie genial. Jurre macht etwas sehr weises.

Und was ist eigentlich mit Doktor A.? Er kommt wie die Jungfrau zum Kinde bzw. zu Jurre, da er zunächst auch völlig ahnungslos erscheint. Letztendlich wird er jedoch zur tragenden Schlüsselfigur, der Jurre den entscheidenden Hinweis gibt. Die visuelle Darstellung auf dem Cover finde ich sehr passend.

Dem Autor gelingt es, eine dichte und tiefgründige Geschichte zu entwickeln, bei der die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten wird, obwohl es sich nicht um einen Krimi oder Thriller handelt. Als Leser kommen wir der Person des Jurre sehr nah und können, an seiner emotionalen Entwicklung teilnehmen. Der Autor lässt uns umfassenden an seinen Gedankengängen teilhaben.


Fazit: Ein außergewöhnliches Buch, das zwar einige Antworten liefert, aber auch so manche Frage aufwirft, über die es lohnt, nochmals genauer nachzudenken.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2024

Lachs war bisher positiv besetzt bei mir

Liebe mit der Brechstange
0

Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, was ich eigentlich erwartet hatte. Doch diese Erwartungshaltung wurde nicht erfüllt und das ist auch gut so. Geboten wird eine vielfältige Mischung mit folgender ...

Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, was ich eigentlich erwartet hatte. Doch diese Erwartungshaltung wurde nicht erfüllt und das ist auch gut so. Geboten wird eine vielfältige Mischung mit folgender Zutatenliste: Thriller, Gay Romance, Trash, Horror, Softporno, Mystik und irgendwie auch Independent-Filmkritik. Die Prise ‚magischer Realismus‘ hat mir persönlich besonders gut gefallen.

Die Handlung spielt in Berlin und ist auf dem Cover recht gut zusammengefasst. Im Laufe der Geschichte werden immer wieder Hinweise eingestreut, die irgendwie zusammenfinden, ohne jedoch ein abschließendes Gesamtbild zu ergeben. Der Autor lagert nicht alles auf dem Präsentierteller und bietet so Raum für eigene Interpretationen und Schlussfolgerungen. Über einiges musste ich eine Weile sinnieren, bevor der Groschen bei mir fiel.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da er nicht in eine Schablone gepresst wirkt. Der Roman ist flüssig zu lesen. Vom Aufbau her bleibt mir jedoch das eine oder andere Fragezeichen. Es gibt sehr kurze Kapitel, die auf das Notwendigste begrenzt sind und lange, die fast ausschweifend wirken. Doch auch diesbezüglich kein 08/15 Grundschema.

Der Autor hätte – aus meiner Sicht – bezüglich des Ekelfaktors ruhig noch ein wenig mutiger sein dürfen. Phasenweise droht er fast in Vorserienniveau abzurutschen, bekommt dann aber immer wieder die Kurve. Ich vergebe die vollen Sterne vor allem wegen der bis zum Ende durchgehaltenen Nonkonformität.

Fazit: Vielschichtiger, als man denkt und ziemlich unterhaltsam.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2024

Frauen an die Macht

Mater Terra
0

Nach einem verheerenden Atomkrieg auf der Erde übernehmen Frauen das Ruder und gründen im verschont gebliebenen Afrika einen neuen globalen Staat, der das männliche Geschlecht prinzipiell ausschließt. ...

Nach einem verheerenden Atomkrieg auf der Erde übernehmen Frauen das Ruder und gründen im verschont gebliebenen Afrika einen neuen globalen Staat, der das männliche Geschlecht prinzipiell ausschließt. Seit 10 Jahren besteht eine Strafkolonie auf dem Mars, in dem die verbliebenen Männer als Sklaven für die Versorgung der Erde mit Rohstoffen schuften müssen. Von einer Station im Orbit aus werden sie in Schach gehalten. Doch es regt sich Widerstand auf dem Mars und auch bei der Tochter einer wichtigen Ministerin auf der Erde. Zwei junge Männer werden ausgewählt und auf eine gut durchdachte und trotzdem nicht ungefährliche Mission auf einem großen Transporter zu Erde geschickt ..

Mit hat die Grundidee des Romans schon gleich gut gefallen. Diese Rollenumkehr ist nicht ganz neu, aber ich habe sie nie so allumfassend und in die Zukunft verschoben gelesen. Es gibt gute Gründe, weshalb ausgerechnet in Afrika eine neue Weltordnung unter weiblicher Führung aufgebaut wird. Letztendlich ist es ein Apartheidregime und die Kolonie auf dem Mars eine Art Township. Der Roman ist im weiteren Verlauf dann deutlich ein Thriller, mit vielen spannungsreichen Elementen und auch dem Kampf von „Gut gegen Böse“. Vor allem für das männliche Geschlecht weist die Geschichte stark dystopische Züge auf. Und auch Anlehnungen an das römische Imperium sind enthalten. Somit ein recht vielschichtiger Roman, der mich auch durch seinen Aufbau und Spannungsbogen überzeugen konnte. Gefallen hat mir der Wechsel auf den zwei bzw. vier Erzählsträngen. Trotz seiner 450 Seiten konnte ich für mich keine Längen feststellen.

Der Stil des Autors ist gut und flüssig zu lesen. Manche Schilderungen hätte ich mir noch wenig detaillierter gewünscht, um noch ein klareres Bild von manchen Örtlichkeiten zu bekommen. Ansonsten gefällt mir der Schreibstil sehr gut.

Apoll und Merkur sowie Athene und Diana würden auch in einem ganz anders gelagerten Roman eine gute Figur machen. Als etwas reiferer Mensch kann ich über ihren jugendlichen Leichtsinn, auch bei der Liebe, mit gewissem Schmunzeln hinwegsehen.

Natürlich könnte man auch hinterfragen, ob der technische Fortschritt in knapp 70 Jahren so weit vorangekommen sein könnte. Doch an der genannten Jahreszahl wollte ich mich nicht aufhängen. Mir ging es um mein Lesevergnügen und das wurde umfassend befriedigt.

Der Schluss des Buches hat mich jedenfalls neugierig auf die Fortsetzung zurückgelassen.

Fazit: sehr unterhaltsamer Roman

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2024

Held wider Willen

Die Reise von Arcas Pheynix
0


Die titel-gebende jugendliche Hauptfigur erhält bei einer Art Initiationsritus die höchste Punktzahl und gilt fortan als aussichtsreichster Anwärter im Kampf gegen den ewigen Feind. Zu dumm nur, dass ...


Die titel-gebende jugendliche Hauptfigur erhält bei einer Art Initiationsritus die höchste Punktzahl und gilt fortan als aussichtsreichster Anwärter im Kampf gegen den ewigen Feind. Zu dumm nur, dass Arcas keiner Fliege etwas zuleide tun möchte und in seinem bisherigen Dasein alles anderes als kampferprobt ist ..

Die Rahmenhandlung spielt in einer fremden Welt und es blieb mir unklar, ob auf der Erde in weit entfernter Zukunft, oder irgendwo im Weltraum auf einen wüsten Planeten. Jedenfalls handelt es sich bei den Sancturianern um Menschen. Andere Wesen, die auftauchen, sind das jedenfalls nicht. Zudem gibt es schreckliche Monstermutationen, die es bevorzugt auf Menschenfleisch abgesehen haben.
Die Technik hat sich jedenfalls deutlich weiterentwickelt, die hierarchischen Strukturen stattdessen erinnern an voraufklärerische. Immerhin beweist man Durchhaltevermögen in dem man seit vielen Jahrhunderten Krieg gegen denselben Feind führt, obwohl die Ressourcen stark eingeschränkt erscheinen.

Die militärischen Strukturen sind wohl zeitlos und zwischenmenschliche Vorurteile und Intrigen offensichtlich auch. Schnell wechselt der Fokus auf die Handlungsebene auf einer Art Militärschule. Die Heldenfigur steht sich zunächst selbst im Weg und erfüllt die Erwartungen nicht. Doch schnell steigt er auf und wird zu einem beliebten und geachteten Mitglied der Truppe. Pazifistische Gedanken erscheinen so hinsichtlich einer massiven Bedrohung von außen schnell als ein absolutes Luxusgut.

Besonders gut gefallen hat mir, dass sich die kleine Liebesgeschichte dezent im Verborgenen weiterentwickelt hat. Außerdem, dass das Thema Vorurteile und Ausgrenzung aufgegriffen wird.
Nicht so gut fand ich, dass wie (fast) immer die überleben, die im Fokus stehen, Aber, das ist (meist) auch in Heldenfilmen so. Die Opfer sind immer die anderen, die gesichtslose Masse.

Fazit: Ich vermute, dass Fans von aktuellen Filmen von Marvel Gefallen an der Lektüre finden könnten. Selbst gehöre ich wohl weniger zur Zielgruppe, trotzdem gebe ich 4 Stern, weil es dem Autor gelungen ist, mit sehr lebendigen und spannenden Schilderungen einer fremden Welt und wohltuend wenig Pathos, mich bei der Stange zu halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2024

Integration und Modifikation

Interregnum
0

Nachdem ich erst vor kurzem den ersten Teil der Elektron-Saga gelesen habe, war ich gespannt auf die Fortsetzung. Ich wurde nicht enttäuscht.

Durch ein Transmitter-Tor wird Vera auf einen fremden Planeten ...

Nachdem ich erst vor kurzem den ersten Teil der Elektron-Saga gelesen habe, war ich gespannt auf die Fortsetzung. Ich wurde nicht enttäuscht.

Durch ein Transmitter-Tor wird Vera auf einen fremden Planeten namens Gmtxt befördert. Sie trifft dort alte Bekannte wieder und lernt viele neue Personen unterschiedlicher Herkunft kennen. Und das Transmitter-Tor spuckt unaufhörlich neue Verstoßene aus, denen sich die neuen Herrscher auf Sarn entledigen wollen. Auch ihr angetrauter Ehemann Chenje landet so wieder bei ihr im Bett.

Auf Gmtxt herrschen mittelalterlich anmutende Herrscherstrukturen mit einem König an der Spitze. Wenn dieser stirbt, bricht das Chaos aus und in einem unerbittlichen Kampf verschiedener Clans, darf der Sieger dann den neuen Monarchen stellen. Vor diesem „Interregnum“ fürchten sich alle, doch gemeinsam mit dem altvertrauten Tom bereitet sie die Gruppe der Pioniere mit Kenntnissen von ihrem Erdenleben besser auf den Tag X vor ..

Ich war positiv überrascht von diesem Roman, denn die Elemente, die mir im Vorgängerroman nicht so gut gefallen haben, treten in den Hintergrund. Der Fokus richtet sich auf den Alltag und auf das weniger Alltägliche auf diesem fernen Planten und der Autorin gelingt es ausgesprochen gut, gar nicht den Funken eines Gedankens aufkeimen zu lassen, dass alles nur Fiktion ist. Ihre Schilderungen sind so lebensnah und ‚authentisch‘, dass ich immer wieder klare Bilder dieser Welt vor mein Auge bekommen habe. Für mich besonders interessant waren die Weiterentwicklungen, die durch die ‚Zugewanderten‘ in der recht rückständigen Welt etabliert werden konnten und somit nach und nach, die gesamte Gesellschaft verändert haben. Gut gefallen hat mir auch der ausgedehnte Anlauf bis zum Interregnum und wie sich anschließend alles neu sortiert hat.

Auch dieses Mal ist der Schreibstil gut und flüssig zu lesen.

Fazit: Vera Elz ist mir ans Herz gewachsen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere