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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein wahrer, historischer Kriminalfall neu aufgerollt

Das Darmstädter Mörderliebchen
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Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter ...

Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter Nachtgesänge", und es handelt sich um einen Kriminalfall, der in keinem Zusammenhang mit dem ersten steht, aber zu meiner Freude sind auch diesmal wieder einige Mitglieder der Familie Büchner dabei. Christina bangt um ihren Verlobten, der im Hause von Görlitz als Kammerdiener angestellt ist. Als bei einem Brand die Gräfin umkommt, fällt der Verdacht auf Johann. Nach seiner Verhaftung beginnt für Christina eine schwere Zeit, denn sie wird allerorts geächtet und als Mörderliebchen verspottet. Nach einer Begegnung mit Luise Büchner, die ihr hilft und sie zu ihrem, als Häkelkränzchen getarnten, Frauenzirkel einlädt, schließt sie sich den mutigen Frauen an.
Auch lernt sie den Radikaldemokraten Paul kennen. Dieser führt jedoch quasi ein Doppelleben, und Christina ist sich nicht sicher, inwieweit sie ihm vertrauen kann.
Der Kriminalfall um den Tod der Gräfin Emilie von Görlitz wird sehr ausführlich betrachtet. Der Prozess erregte damals großes Aufsehen und wurde in der Presse über mehrere Jahre immer wieder thematisiert. Diesem Roman liegt eine sehr ausgiebige und gründliche Recherche zugrunde, das spürt man auf jeder Seite. Die Autorin hat es sich wahrlich nicht leicht gemacht, denn allein die damals angelegte Prozessakte umfasst ca. 800 Seiten.
Den Ansatz, die Geschichte aus der Sicht von Johanns Braut Christina zu schildern, finde ich sehr interessant und spannend, denn Frauen hatten damals wenig Rechte und tauchten in Chroniken, Prozessakten etc. meist nur als Randfiguren auf, vor allem wenn sie den unteren Bevölkerungsschichten angehörten. Die Frauenrechtsbewegung war damals noch in ihren Anfängen, wobei hier im Buch schon einige wichtige Charaktere und Begebenheiten angesprochen werden, die zukunftsweisend waren.
Neben dem fesselnden Kriminalfall hat dieser Roman jede Menge Zeitkolorit zu bieten. Man erfährt viel über die politische Entwicklung und über revolutionäre Untergrundbewegungen im Land. Was der historischen Wahrheit entspricht und was als Fiktion einzuordnen ist, erklärt die Autorin sehr ausführlich im Nachwort. Auch mit diesem Roman ist es Ella Theiss wieder gelungen, mich zu fesseln und gedanklich sehr intensiv in die damalige Zeit einzutauchen.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Spannender Auftakt einer neuen Regionalkrimireihe, die uns ins beschauliche Wendland führt

Die Sehenden und die Toten
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Hier beginnt eine neue Krimireihe um die Polizistin Carla Seidel. In Hamburg war sie erfolgreiche Ermittlerin, hat sich aber dann ins beschauliche Wendland versetzen lassen, um endlich zur Ruhe zu kommen, ...

Hier beginnt eine neue Krimireihe um die Polizistin Carla Seidel. In Hamburg war sie erfolgreiche Ermittlerin, hat sich aber dann ins beschauliche Wendland versetzen lassen, um endlich zur Ruhe zu kommen, denn in ihrer Zeit in Hamburg hat sie Schlimmes erlebt, bis hin zu gewalttätigen Übergriffen ihres Ehemanns. Nach dem Fund eines toten Jungen im Wald ist Carlas Erfahrung in Mordermittlungen gefragt. Was sie nicht weiß, ist, dass ihre Tochter Lana auf eigene Faust bei den Mitschülern Nachforschungen anstellt. Carla Seidel ist eine starke Frau, und solange es nur um sie selbst geht, stürzt sie sich beherzt in die Ermittlungen. Als sie jedoch Hinweise erhält, dass ihre Tochter in Gefahr ist, sieht sie rot. Der Kriminalfall entwickelt sich sehr vielschichtig und verzweigt, und es kommen immer wieder neue Verdächtige ins Spiel. Was war Justus für ein Mensch, und wer hat ihm nach dem Leben getrachtet? Ich muss gestehen, dass die Geschichte so raffiniert aufgebaut ist, dass ich bis zuletzt keine Ahnung hatte. Der Krimi ist spannend und temporeich und bietet, neben dem Mordfall, noch einige interessante und wichtige Einblicke in Carlas Vergangenheit. Die Charaktere sind alle sehr klar und ausführlich dargestellt, so dass man einen guten Eindruck von ihnen erhält. Carla selbst hat wohl ein Alkoholproblem, das sie jedoch meist ganz gut im Griff hat, das aber bei persönlichen Problemen wieder auftritt, denn ihre Ängste machen sie verletzlich.
Es gibt zuletzt einen Cliffhanger, der m. E. etwas undurchsichtig ist, aber umso neugieriger auf eine Fortsetzung macht. Ein paar kleinere Szenen wirkten auf mich etwas künstlich und undurchsichtig, aber insgesamt hat mir die Lektüre einige spannende Stunden beschert und mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Ein umfassender Ratgeber, der keine Fragen offenlässt

Glukose - Blutzucker runter, Gesundheit rauf
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Das Thema Blutzucker betrifft nicht nur Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sondern es ist wichtig für uns alle, denn viele Faktoren unseres heutigen Lebensstils sind verantwortlich dafür, dass die ...

Das Thema Blutzucker betrifft nicht nur Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, sondern es ist wichtig für uns alle, denn viele Faktoren unseres heutigen Lebensstils sind verantwortlich dafür, dass die Zahl der Erkrankungen ansteigt. Diabetes ist mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden. Bei meinen Großeltern und Eltern habe ich schon früh mitbekommen, wie damals Diabetes Typ II behandelt wurde. Vieles davon hat sich als falsch herausgestellt. Galt Diabetes damals noch als unheilbar, so ist die Wissenschaft heute der Meinung, dass man hier sehr viel mit einer gesunden Ernährung steuern kann. Dr. med. Petra Bracht hat in ihrem neuen Buch alles Wichtige zusammengefasst, was man als Diabetiker wissen muss, was aber eigentlich jede(r) von uns wissen sollte, denn man kann bereits vorbeugend eine Menge tun.
Die Autorin erklärt genau, was es mit dem Blutzucker auf sich hat, wo die Grenzen zwischen gesund, Prädiabetes und Diabetes liegen und was die Ursachen sind. Besonders wichtig ist dabei, was zu viel Zucker aus der Ernährung im Körper anrichten kann.
Sie räumt auch mit gewissen Vorurteilen auf, beispielsweise, dass man möglichst keine Kohlenhydrate essen sollte, denn das ist ein Irrglaube. Kohlenhydrate sind nicht alle gleich zu betrachten, denn da gibt es gesunde und ungesunde.
Im Buch findet man, neben den wichtigsten Informationen zum Blutzucker auch jede Menge praktische Tipps und Erklärungen, beispielsweise zur resistenten Stärke und wie man sie klug für seine Ernährung nutzen kann. Auch der Einfluss eines gesunden Mikrobioms und die Wichtigkeit der Ballaststoffe werden gut verständlich und ausführlich erklärt. Die Autorin empfiehlt die vegane Ernährung, nicht nur für Diabetiker, sondern generell. Sie stellt in einem Kapitel sehr ausführlich dar, welchen Einfluss tierisches Eiweiß auf den menschlichen Stoffwechsel hat. Es werden aber als Alternativen einige pflanzliche Eiweißquellen gezeigt, die man leicht in die tägliche Ernährung aufnehmen kann. Sekundäre Pflanzenstoffe helfen zusätzlich, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Neben allem Wissen um die richtige Ernährung sollten wir jedoch auch Bewegung nicht vergessen, sondern Übungen in unseren Alltag einbauen und öfter mal das Auto stehen lassen.
Eine Grafik der veganen Ernährungspyramide rundet den theoretischen Teil ab.
Neben all den wichtigen Fakten wird aber hier auch die Praxis nicht vergessen. Die Autorin mit ihrem Team gibt uns zahlreiche tolle und leicht umsetzbare Rezepte an die Hand.
So können wir zum Beispiel den Tag mit einer pinken Smoothiebowl oder einem Kichererbsen-Omelett beginnen.
Man findet viele schmackhafte und gut sättigende Gerichte im Buch, so z.B. One-Pot-Pasta aus dem Ofen (ein absolutes Trend-Rezept, hier vegan umgesetzt). Auch Linguine mit Blumenkohl-Carbonara oder die Spargel-Kohlrabi-Quiche haben mir gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Es gibt Rezepte für verschiedene Currys, für Burger aus schwarzen Bohnen, für einen leckeren Kartoffel-Bohnensalat und vieles mehr. Für den Herbst habe ich mir bereits den kernigen Kürbisauflauf ausgesucht, den ich auf jeden Fall ausprobieren möchte. Es sind daneben noch einige interessante Auflauf-Rezepte im Buch enthalten, die alle sehr lecker klingen.
Auch Beispiele für gesunde, leichte Abendessen erhält man hier, so etwa den Rohkostteller, Grünkohlsalat mit Kürbis, Kichererbseneintopf mit Mangold und andere.
Ein extra Kapitel beschäftigt sich mit "Ballaststoffen pur":
Hier sind Gurken-Radieschen-Salat, Gurken-Avocado-Salat, diverse Gemüsesuppen (Toskanische Bohnensuppe, schnelles Misosüppchen mit Tofu) etc. angegeben.
An die süßen Vorlieben wurde ebenfalls gedacht, denn auch mit Hinblick auf den Blutzuckerspiegel ist Naschen in gewissem Rahmen erlaubt, beispielsweise in Form von ballaststoffreichem Heidelbeer-Mandel-Sorbet, fruchtigem Hirsebrei oder Nicecream.
Alle Rezepte sind für zwei Personen gerechnet, und es stehen immer auch die Nährwerte pro Portion dabei, was ich sehr gut finde, denn gerade beim Eiweiß hat man hier dann einen guten Überblick.
Zum Schluss enthält das Buch noch einen 14-Tage-Plan, eine Übersicht über die wichtigsten Maßnahmen, die man vorbeugend oder ergänzend zu einer Behandlung anwenden kann sowie einen "Fahrplan" fürs Intervallfasten.
Kompetent und zugleich gut verständlich, mit viel Wissen und auch Anregungen zur praktischen Umsetzung, hat die Autorin hier ein wichtiges Buch geschaffen, das nicht nur für bereits Erkrankte wichtig ist, sondern uns allen helfen kann, die Ernährung und das Verhalten im Alltag zu optimieren und vielleicht zu verhindern, überhaupt an Diabetes zu erkranken.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Die Familie Kölln und ihr Haferflocken-Imperium während des 1. Weltkriegs

Das Haus Kölln. Große Hoffnung
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Der zweite Band der Kölln-Saga beginnt im Jahr 1912. Es ist bereits die nächste Generation der Familie am Start. Wir treffen "alte Bekannte" wieder, und es kommen einige interessante Charaktere neu dazu. ...

Der zweite Band der Kölln-Saga beginnt im Jahr 1912. Es ist bereits die nächste Generation der Familie am Start. Wir treffen "alte Bekannte" wieder, und es kommen einige interessante Charaktere neu dazu. Die Zeiten sind nicht einfach, und als der erste Weltkrieg vor der Tür steht und so gut wie alle arbeitstauglichen Männer eingezogen werden, müssen die Frauen sehen, wie sie zurecht kommen. Es ist sehr fesselnd, mitzuerleben, was sich Bertha Kölln und ihre Schwiegertochter Else einfallen lassen, um die Firma über diese schwere Zeit zu retten. Auch Berthas Schwägerin Marie geht neue Wege.
Ein weiterer Erzählstrang dreht sich um die Apothekertochter Caroline. Auch sie kennen wir bereits aus dem ersten Band, und sie erfährt etwas, das ihr komplettes Leben durcheinanderwirbelt.
Nach dem Krieg, als Claus Kölln wieder nach Hause kommt, sollen die Frauen plötzlich das Zepter wieder aus der Hand geben. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen und behaupten sich gegenüber dem "starken Geschlecht", denn die Zeiten, wo sie nichts zu sagen hatten, sind endgültig vorbei. Als Else ihre Ehe mit Peter in Gefahr sieht, handelt sie klug und entschlossen und findet eine gute Lösung, die ihr ganz nebenbei jede Menge Freiheit einbringt, und sie kann endlich ihren Lebenstraum verwirklichen.
Im Lauf der Handlung werden auch Begegnungen mit damaligen berühmten Zeitgenossen geschildert. So hat beispielsweise Sigmund Freud eine Gastrolle im Roman, und auch die Malerin Roswitha Bitterlich ist dabei, denn sie hat im Bezug auf die Haferflocken, die nun abgepackt verkauft werden, eine starke Bedeutung. Bei ihr hat sich die Autorin jedoch einen dramaturgische Änderung erlaubt, um sie passend in die Handlung mit einbinden zu können. Mehr dazu erfährt man im ausführlichen Nachwort.
Auch dieser zweite Band hat mich fasziniert und mir sehr gefallen. Es gab ein paar kleine Szenen, vor allem um Caroline, da hatte ich den Eindruck, dass der Zufall doch ziemlich bemüht wurde. Klar, es ist ein Roman und kein Tatsachenbericht, aber mir hat es insgesamt gut gefallen, wie die Autorin hier Realität und Fiktion gekonnt verwoben und den Spannungsbogen hoch gehalten hat. Nun bin ich sehr gespannt auf Teil 3, der quasi schon in den Startlöchern steht, und ich werde ihn in Kürze lesen.

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Leben und Liebe in einer dunklen Zeit

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
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Dies ist der zweite Band von Barbara Leciejewsiks eigener Familiensaga und somit die Fortsetzung zu "In Liebe, deine Lina". Nachdem es im ersten Buch um ihre Urgroßeltern ging, erzählt sie in diesem Teil ...

Dies ist der zweite Band von Barbara Leciejewsiks eigener Familiensaga und somit die Fortsetzung zu "In Liebe, deine Lina". Nachdem es im ersten Buch um ihre Urgroßeltern ging, erzählt sie in diesem Teil die Geschichte ihrer Großeltern. Die große Nähe zur Autorin macht diese Dilogie zu etwas ganz Besonderem. Barbara Leciejewski beschreibt im Nachwort, was sie geändert oder abgewandelt hat und aus welchen Gründen.
Auch dieser zweite Teil hat mich wieder völlig gefesselt und mitgerissen. Der Handlungszeitraum beginnt während Augusts Gefangenschaft im britischen Internierungslager und zieht sich bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Nach Augusts Freilassung und Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1919 ist sein größter Wunsch, sich mit seiner Jugendfreundin Lotte ein gemeinsames Leben aufzubauen. Da gibt es einige Anfangsprobleme, denn August lebt in Mühlbach und Lotte in Bremen. Aber die Liebe macht alles möglich, und so werden die beiden ein Paar. Der Roman schildert die Erlebnisse der jungen Familie, wie es ihnen in Mühlbach ergeht, wo sie lange Zeit Außenseiter sind, die nicht zur Dorfgemeinschaft gehören. Sowohl August als auch Lotte tun ihr Möglichstes, um von den Mühlbachern anerkannt zu werden. Die Ereignisse vor und während des zweiten Weltkriegs sind sehr authentisch dargestellt. Sowohl August und Lotte als auch Lottes Eltern in Bremen sind mit jüdischen Familien befreundet und versuchen, den Menschen, die ihnen am Herzen liegen, so gut wie möglich zu helfen, aber nicht immer gelingt dies, ohne sich selbst verdächtig zu machen.
Es ist ein beeindruckender, berührender Roman, der mit starken Charakteren aufwartet. Die fiktiven Personen und ihre Schicksale stehen für so viele andere, denen es in der Realität ähnlich erging. Augusts und Lottes Geschichte ist ergreifend und wühlt auf. Es gab für mich beim Lesen einige Momente, wo ich innehalten musste, weil mich geschilderte Situationen an die aktuelle Lage erinnert haben. So hat die Autorin mit diesem Roman nicht nur ihren Ahnen ein Denkmal gesetzt, sondern zugleich ein Mahnmal geschaffen, das uns erinnert, dass so etwas wie damals nie wieder geschehen darf. Der eingängige und zugleich kluge Schreibstil der Autorin hat mich das Buch gerne lesen lassen und sorgt dafür, dass ich die Geschichte lange Zeit in Erinnerung und auch im Herzen behalten werde.

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