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Veröffentlicht am 07.01.2022

Zu viel Wissen auf zu wenig Raum

Baedeker Reiseführer Deutschland
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Klappentext:

„Der neue Baedeker Deutschland stellt das ganze Land in einem Buch vor. Er ist ein kompaktes Standardwerk für die Urlaubsreise im eigenen Land ebenso wie für Ausflüge vor der Haustüre.

Im ...

Klappentext:

„Der neue Baedeker Deutschland stellt das ganze Land in einem Buch vor. Er ist ein kompaktes Standardwerk für die Urlaubsreise im eigenen Land ebenso wie für Ausflüge vor der Haustüre.

Im Kapitel "Natur, Kultur und Geschichte" werden Deutschlands Naturräume, seine wichtigsten geschichtlichen Daten und kulturellen Errungenschaften vorgestellt. Das weitaus größte Kapitel "Reiseziele von A bis Z" beschreibt, was in deutschen Städten und Regionen sehenswert ist und was man dort unternehmen kann. Ausgewählte und kommentierte Restaurants und Hotels bringt das Kapitel "Praktische Informationen". Das neue Kapitel "Was die Deutschen mögen!" stellt in 15 Hitlisten die Vorlieben der Deutschen vor - von den Lieblingsspeisen über fanfreundliche Bundesliga-Stadien bis zu den beliebtesten Zoos. Das Kapitel "Lust auf" macht Vorschläge, wie man Deutschland einmal auf ganz andere Weise kennenlernen kann.

36 Infografiken, 15 3D-Darstellungen und 4 Textspecials visualisieren und vertiefen als "Baedeker Wissen" eine ganze Bandbreite von Themen rund um Deutschland.“



Komplett Deutschland in einen Reiseführer vereinen? Das hat der Verlag hier versucht. Die Übersicht entspricht dem typischen Stil der Reihe und hat somit einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Wenn man etwas sucht, findet man es auch und das ist wahrlich wichtig. Dennoch ist es hier zu einigen Fehlversuchen gekommen: es werden so viele Themen behandelt, das einem der Kopf raucht, einige Städte werden recht stiefmütterlich erklärt, andere wichtige erst gar nicht genannt und die Großstädte findet man auch hier wie in allen anderen Reiseführer ebenso. Neben Städtewissen gibt es aber auch noch Kultur, Natur, Geschichte, geographische Daten teilweise geologische Daten und und und….etwas viel und eben sehr gepresst. Die Schrift ist einfach zu klein gehalten für so viel Wissen, man muss genau lesen um in den Zeilen zu bleiben. Bilder untermalen Texte aber auch diese sind recht winzig gehalten - gut, es muss natürlich das bekannte Format eingehalten werden, aber es leidet dadurch der Inhalt. Fazit: sehr viel Wissen (wobei auch hier noch mehr wichtigeres notwendig wäre) auf zu wenig Raum. Ich vergebe gute 3 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.12.2021

4,5 Sterne

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
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Klappentext:

„Ein norwegisches Tal im Jahr 1880: Der junge Pfarrer Kai Schweigaard will in Butangen eine neue Kirche bauen. Dafür muss die 700 Jahre alte Stabkirche weichen. Mit ihr die beiden Glocken, ...

Klappentext:

„Ein norwegisches Tal im Jahr 1880: Der junge Pfarrer Kai Schweigaard will in Butangen eine neue Kirche bauen. Dafür muss die 700 Jahre alte Stabkirche weichen. Mit ihr die beiden Glocken, denen übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden. Und die auf Gedeih und Verderb zusammenbleiben müssen – wie die beiden Hekne-Schwestern, siamesische Zwillinge, zu deren Gedenken sie vor langer Zeit gestiftet wurden. »Eines Tages wirst du dafür bluten«, prophezeit die Hekne-Nachkommin Astrid, die sich vergeblich für den Erhalt des Glockenpaars einsetzt. Das Unglück nimmt seinen Lauf. Astrid stirbt im Kindbett nach der Geburt von Zwillingen, von denen angeblich nur einer überlebt, Jehan. Den Pfarrer plagen Schuldgefühle. Wie lässt sich das Glockenpaar zurückgewinnen? Die Legende sagt, dass nur zwei »Folgebrüder«, also Zwillinge?, die Glocken wiedervereinen können.“



Weiter geht es mit der Geschichte der Schwesternglocken. Autor Lars Mytting nimmt uns ab der ersten Seiten komplett wieder mit ins Geschehen und wir sind sofort wieder „Dorfbewohner“. Seine Art und Weise Mystik, alte Traditionen und Sagen, viele Charaktere, der rote Faden an sich und dann auch noch Natur in einem Buch vernünftig und sinnig zu vereinen ist grandios - das kann ich nicht anders sagen. Er weiß genau, wo es richtig ist aufzuhören oder eben anzufangen. Er spinnt ein riesiges Geflecht an Personen, jede davon kommt zu Wort und erzählt ihre Geschichte, aber dennoch harmoniert alles zusammen und wirkt nicht zu viel oder zu verworren. Mytting zeigt dem Leser aber auch Strukturenwandel der damaligen Zeit auf und wir erleben im Dorf eine kleine Revolution. Und dann sind da natürlich auch noch die Glocken. Sie klingen auf blauschwarzem Grund des Sees und der Drang nach ihrer „Auferstehung“ ist groß. Sie müssen wieder ans Tageslicht und ihren Dienst erfüllen wie es ihnen aufgetragen wurde. Nur ist das sinnvoll? Ist das gut für die Menschen? Als Leser wird man hier gefordert und das macht unheimlich Spaß. Man fiebert mit den Charakteren mit, man fiebert mit den Glocken mit und weiß nicht so recht ob das überhaupt gut ist. Alte Sagen und Geschichten ranken sich durch die Seiten und nehmen einen ein. Man ist gebannt, gefesselt und akzeptiert viel, was der menschliche Verstand vielleicht regulär verweigern würde. Und dann kam das dicke Ende, im wahrsten Sinne….es war unnötig, es kam zu schnell und vor allem nahm mir den Zauber der Geschichte. Es war unrealistisch, es war eigentlich nicht möglich und hatte etwas von einer unglaubwürdigen Situation. Nein, ausgezeichnet war diese Geschichte für mich nicht, denn genau wegen dem Ende verblasst meine Euphorie. Ich vergebe 4,5 Sterne für Teil 2 der Trilogie und bin sehr gespannt auf Band 3 und auf die Glocken und auf…ach so viel! Ich hoffe nur, Mytting unterlässt solche schnellen Schlüsse!

Veröffentlicht am 29.12.2021

2,5 Sterne

Von Büchern und Inseln
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Klappentext:

„Ojibwe Country: eine magische, nahezu unberührte Seenlandschaft mit Tausenden Inseln, darunter auch die legendäre Bücherinsel, die aus kaum mehr als einer Bibliothek mit über 11.000 Bänden ...

Klappentext:

„Ojibwe Country: eine magische, nahezu unberührte Seenlandschaft mit Tausenden Inseln, darunter auch die legendäre Bücherinsel, die aus kaum mehr als einer Bibliothek mit über 11.000 Bänden besteht. Hierher reist Erdrich mit ihrer kleinen Tochter und deren Vater, einem Ojibwe-Medizinmann. Dabei entdeckt sie die spirituelle Heimat ihrer Ahnen noch einmal ganz neu, erkundet deren Geschichten und versteht immer besser, warum sie sich von Büchern – jedes von ihnen ist ihr eine Insel – so unwiderstehlich angezogen fühlt.“



Ich muss wirklich gestehen, so richtig „warm“ bin ich mit der Geschichte rund um Erdrich nicht geworden. Hier und da versteht man zwar ihre Intentionen, aber andere Parts blieben mir fern und verborgen. Ich lese gern zwischen den Zeilen, aber hier gan es irgendwie nichts dazwischen zu lesen. Die Story rund um die Bücherinsel ist wohl der rote Faden…oder doch nicht? Ich habe einige Zeit gebraucht um in die Geschichte zu kommen, habe mich durch Kapitel gewälzt dich ich für unnötig empfand oder gar für achselzuckend und nichts-sagend.

Der Schreib- und Sprachstil ist gehoben aber dennoch verständlich, wenn man denn den Sinn hinter der Geschichte von Erdrich versteht. Mir blieb es hier fern. Vieles handelt hier von früherer Kultur, von Mythen, Religion einer Kultur, Achtsamkeit der eigenen Ahnen…alles interessant aber dennoch für mich zum großen Teil unverständlich.

Ich vergebe hier 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.12.2021

Harte Zeiten

Die wärmste aller Farben
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Klappentext:

„Während die Gelbwesten-Proteste Frankreich in Atem halten, lebt der dreizehnjährige Geoffroy in einer imaginären Welt, die er nach Zahlen und Farben ordnet. Das sensible Wesen des besonderen ...

Klappentext:

„Während die Gelbwesten-Proteste Frankreich in Atem halten, lebt der dreizehnjährige Geoffroy in einer imaginären Welt, die er nach Zahlen und Farben ordnet. Das sensible Wesen des besonderen Kindes überfordert seine Familie: Vater Pierre ist unfähig, mit ihm zu kommunizieren, und gefangen im eigenen Zorn; Mutter Louise versucht ihn zu beschützen und hofft vergeblich auf etwas Zärtlichkeit. Und seine Freundin Djamila, die sich von den Vorschriften der muslimischen Tradition unter Druck gesetzt fühlt, ist fasziniert von der unschuldigen Wahrnehmung des Jungen, die neue Perspektiven und Freiheiten eröffnet. Inmitten des gesellschaftlichen Aufruhrs prallen Wut, Träume und Verlangen aufeinander. Gibt es einen Ausweg aus all dem Chaos?“



Wow! Das war ein Buch, welches mich tief gefesselt hat. Neben Protagonist Geoffroy erleben wir weitere Charaktere und dieses Geflecht baut sich wunderbar zart und stimmig auf, aber erstmal zu Geoffroy: Er ist besonders, er ist anders, er lebt in seiner Welt und schlussendlich beneidet man den Jungen um dieses „Glück“ ein bisschen, denn die Zeit, in der er real lebt, ist hart, böse und schädigt sogar das Land in dem sie leben. Die Gelbwesten wüten durch Frankreich und man fragt sich, genau wie die Protagonisten im Buch: Was soll werden? Wo kommt diese rechte Wut her und was treibt diese Fratzen an? Solche aktuellen Themen in einem Buch und in einer Geschichten zu verweben ist nicht einfach umzusetzen aber hier wurde es großartig eingebettet und gibt gerade Geoffroy einen gewissen Schutzschirm vor seiner Welt, denn nur seine Welt ist die, die zählt. Aber nicht nur das wütete durch die Buchseiten! Auch der Familienkonflikt ist derbe und hart. Die eine will ihr Kind schützen, der andere kommt erst gar nicht an ihn heran und dann ist da auch noch Djamila mit ihrer Religion und ihren eigenen Problemen.

Ja diese Geschichte hat wahrlich viel Chaos und Konflikte inne aber genau die muss man erlesen, verstehen und sich selbst eine Meinung darauf bilden. Jeder Leser wird hier andere Gesichtspunkte haben und anders an die Themen heran gehen. Autor Grégoire Delacourt nimmt hier eine ganze Hand voll Themen auf und mischt sie durcheinander und dennoch lassen sie sich nicht komplett vermixen. Aber sie gehören auf gewisse Weise zusammen. Diese Geschichte ist eine gewisse Reflexion der aktuellen Zeit, Gesellschaftskritik aber auch Themen wie Liebe werden gekonnt erzählt.

Ein besonderes Buch mit besonderem Inhalt und genau deshalb gibt es 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 29.12.2021

Licht ist Hoffnung

Was bleibt, ist Licht
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Klappentext:

„Nach dem Tod ihres kleinen Sohnes findet die Illustratorin Melanie Garanin ihren ganz eigenen Weg, um mit ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung umzugehen: Sie beginnt, die sogenannten „Kerzentiere“ ...

Klappentext:

„Nach dem Tod ihres kleinen Sohnes findet die Illustratorin Melanie Garanin ihren ganz eigenen Weg, um mit ihrer Trauer, Wut und Verzweiflung umzugehen: Sie beginnt, die sogenannten „Kerzentiere“ zu zeichnen, insgesamt 365 Stück. Diese Tiere haben eines gemeinsam: Sie alle tragen eine Kerze. Mal schleppen sie sie, mal balancieren sie sie auf dem Kopf, mal lehnen sie sich an ihr an – immer aber hüten sie ihr Licht wie einen Schatz. Eine Auswahl der tragisch-komischen Zeichnungen ist in diesem Buch versammelt, das mit wenigen Worten, aber umso berührenderen Bildern Licht ins Dunkel bringt und gleichzeitig Raum lässt für die eigene Trauer. Garanins Kerzentiere verkörpern die ganze Bandbreite von Gefühlen, die der Tod in uns auslöst, sie ersetzen die passenden Worte, die eigentlich immer fehlen, sie bringen uns zum Lachen und zum Weinen und sie erinnern uns daran, dass nichts unmöglich ist.“



Mit Trauer umzugehen…dafür sind wir Menschen nicht gemacht. Wenn Liebe so groß wird und ist, und dann der geliebte Mensch aus dem Leben gerissen wird, ist kein Tag mehr wie der andere, kein Erlebnis mehr dasselbe…Jeder geht mit Trauer anders um. Bei dem einen „heilt“ sie, bei anderen bleibt sie ein Leben lang tief verankert. Melanie Garanin hält ihre Trauer in sogenannten Kerzentieren fest. Für jeden Tag im Jahr, für jeden Tag der vergeht, gibt es ein Licht der Hoffnung und dieses wird durch zarte Tierzeichnungen untermalt. Diese Art scheint wie ein Lichtblick obwohl man eigentlich in Trauer zerfließen müsste aber dennoch zaubern die kleine Maus oder der Panther, das Pferd, der Waschbar uvm. ein kleines Lächeln zumindest in die Gedanken. Jedes Tier befasst sich mit diesem Licht, es gibt zarte Worte manchmal kurze Sätze dazu - nachdenken und trauern auf andere Art. Ich muss gestehen, ich mag diese verniedlichende Art auch für Erwachsene und sage hier deutlich, dieses Buch ist nicht nur für Kinder möglich! Verniedlichende Dinge tun auch in grausamen Zeiten ihren Dienst und genau das ist was zählt.

Ein ganz besonderes Buch für besondere Momente - 5 von 5 Sterne!