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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2021

Heimatsuche

Tanz zwischen zwei Welten
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Klappentext:

„Wana, eine junge Frau Anfang vierzig, ist als Kind mit ihren Eltern aus Kabul geflohen, und eigentlich glücklich mit ihrem Leben: Mit Freund Alexander und Sohn Leo wohnt sie in Berlin und ...

Klappentext:

„Wana, eine junge Frau Anfang vierzig, ist als Kind mit ihren Eltern aus Kabul geflohen, und eigentlich glücklich mit ihrem Leben: Mit Freund Alexander und Sohn Leo wohnt sie in Berlin und hat einen guten Job. Dass ihre Großfamilie mit all ihren Erwartungen im fernen Ruhrpott wohnt, hat sie bisher alles andere als gestört. Das ändert sich, als Wana einen schweren Autounfall hat und von ihrer Familie gepflegt werden muss. Eine Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit ist unausweichlich, ein Leugnen ihrer Herkunft nicht mehr möglich. Immer präsent ist die Frage: Wo gehöre ich hin und wo ist mein Zuhause?“





Autorin Mariam T. Azimi hat (zum großen Teil) das Selbe erlebt wie ihre Protagonistin Wana. Ihre Geschichte mit der Flucht aus Kabul um ein besseres Leben leben zu können, hat einen gewissen Reiz, wirkt aber leider durch den schleppenden Schreib- und Sprachstil sehr langweilig und stumpf. Da, wie man vermuten kann, Azimi hier eine Art Biografie schreibt, will ich auch gar nicht weiter den Inhalt beurteilen, sondern den Blick wieder auf die Stilistik des Buches legen. Einige Sätze sind zu sehr verschachtelt, andere wirken spröde und ohne Tiefgang. Leider gibt es hier und da Wortwiederholungen. Dann gibt es wieder Stellen die sehr ausladend und detailliert beschrieben wurden - kurzum: es gibt hier keinen festen Schreib- und Sprach-Stil und genau deshalb hatte ich auch so meine kleinen Probleme mit dem Buch. Für die Geschichte gibt es gute 3 von 5 Sterne aber wie gesagt, der Rest ist leider hinten über gefallen…

Veröffentlicht am 20.08.2021

Das war nix, liebe Frau Bomann

Ein Zimmer über dem Meer
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Klappentext:

„Blind vor Tränen steigt Kim in den nächstbesten Zug. Sie hat bei einem Unfall ihre große Liebe verloren, wie kann sie nur weiterleben? Sie landet in einem Hafenstädtchen in Cornwall und ...

Klappentext:

„Blind vor Tränen steigt Kim in den nächstbesten Zug. Sie hat bei einem Unfall ihre große Liebe verloren, wie kann sie nur weiterleben? Sie landet in einem Hafenstädtchen in Cornwall und versucht an den windumtosten Klippen einen freien Kopf zu bekommen. Die alte Janet glaubt, Kim will sich hinunterstürzen, und überredet sie auf einen Tee in ihr Cottage. In einer alten Seemannskiste verwahrt Janet ein zerschlissenes Tagebuch. Es erzählt die dramatische Geschichte der taubstummen Leandra, die genauso verzweifelt war wie Kim. Leandra wurde gerettet, nachdem sie sich zum Leuchtturmwärter bekannte. Kim ist tief berührt von der tragischen Liebesgeschichte der zwei – doch wie sieht es in ihrem eigenen Herzen aus? Gibt es dort Platz für eine neue Liebe?“



„Ein Zimmer über dem Meer“ von Corina Bomann ist eine Neuauflage im Jahr 2021. Die Geschichte rund um Kim beginnt voller Traurigkeit und Dunkelheit. Cornwall wird zum Schauplatz ihre Gefühle und wir Leser müssen uns dieses Leid angucken ohne das wir helfen können. Mal wieder wird uns hier eine Liebesgeschichte der tragischen Art erzählt, die leider vor Kitsch trieft und extrem vorhersehbar ist. Der anspruchslose Leser wird hier voll zufrieden das Buch schließen und sich vergnügt zurücklehnen, der Rest der Leserschaft wird enttäuscht sein, das Corina Bomann so schmalzig und schmachtig schreiben kann - ist sie doch zumeist ein Garant für wahrlich gute Liebesgeschichten mit bildhaftem Flair und Geschick alles sinnig in die richtige Richtung zu lenken. Hier ist leider alles trüb und dunkel wie der Start des Buches. Wir erleben zwei Geschichten bzw. sogar drei wenn wir Janet mit dazuzählen. Alles wirkt gewollt und gestellt. Der Schreibfluss und der Sprachstil sind locker leicht aber wie bereits gesagt, ohne Anspruch. Kim versinkt weiter in ihren Gedanken und die großen Gefühle stehen auch nicht an erster Stelle wie erhofft. Und dann kam das Ende - sorry, aber das war überhaupt nicht gelungen, sondern einfach nur platt und dumpf. Ich vergebe 1 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Didion‘s ausgefeilter Blick auf ein besonderes Land

Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben
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Klappentext:

„Die große Essayistin Joan Didion erzählt von Leitfiguren des American Dream wie Howard Hughes und John Wayne, vom Glanz Hollywoods und der Einsamkeit von Alcatraz, von der Aufbruchsstimmung ...

Klappentext:

„Die große Essayistin Joan Didion erzählt von Leitfiguren des American Dream wie Howard Hughes und John Wayne, vom Glanz Hollywoods und der Einsamkeit von Alcatraz, von der Aufbruchsstimmung der Sechzigerjahre und der Ernüchterung, die ihr folgte. Mit der ihr einzigartigen Klarsicht gelingt es ihr die amerikanische Wirklichkeit in unvergesslichen Bildern zu fassen, die bis heute nichts von ihrer Wahrhaftigkeit verloren haben.“



Um die Vereinigten Staaten von Amerika zu verstehen, brauch es eigentlich nur Eine: Joan Didion. In ihrem aktuellen Buch steht eines ganz fest: sie weiß genau wie die Menschen dort ticken und warum. Wer das liest, erhält eine Art Biografie eines Landes das klar und schonungslos ehrlich dargestellt wird. Was hat es denn mit dem American Dream auf sich und woher stammt dieser Drang nach Freiheit und Macht? Didion wühlt hier ganz tief in der Geschichte und es wäre nicht „Didion“ wenn sie hier ihre eigenen Erkenntnisse und ihre Sichtweisen und Bebobachtungsergenisse mit einfließen lassen würde. In gewohnter Manier erklärt sich sachlich aber auch persönlich ihr Land und deckt Mythen auf, zeigt Errungenschaften und Schwachsinn gleichermaßen und wird dabei nie niveaulos oder abwertend - sie bleibt ihren Job treu.

Didion lässt aber zudem, und das kennen ihre Fans, auch psychologische Aspekte mit einfließen und so wird schnell klar was der Buchtitel uns sagen will: „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben“. Richtig! Denn Geschichte(n) verbinden Menschen und geben ihnen Wurzeln und diese Wurzeln und die Liebe zu ihrem Land merken wir gerade in den USA besonders stark. Diese Verbundenheit, diese Liebe zur Heimat ist enorm und kommt nicht von ungefähr.

Ein starkes und sehr spannendes Buch - wie immer von Joan Didion - das 5 von 5 Sterne verdient.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Die Zeit und ihre Geheimnisse

Das letzte Bild
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Klappentext:

„Als die Schriftstellerin Eva zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung stößt, gerät ihr Leben plötzlich aus den Fugen. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 im norwegischen ...

Klappentext:

„Als die Schriftstellerin Eva zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung stößt, gerät ihr Leben plötzlich aus den Fugen. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 im norwegischen Bergen gewaltsam zu Tode gekommen ist und deren Identität nie aufgedeckt wurde. Doch warum sieht diese Frau ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich? Als Eva die Mutter mit ihrer Entdeckung konfrontiert, weiß sie sofort, dass sie auf ein dunkles Familiengeheimnis gestoßen ist, dem sie auf den Grund gehen muss. Eine Reise nach Norwegen führt Eva Schritt für Schritt in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel ...“



Autorin Anja Jonuleit hat mit „Das letzte Bild“ einen wahrlich fesselnden Roman verfasst. Hauptprotagonistin Eva wird einem schnell vertraut und das Erscheinen des Phantombildes wird zum roten Faden der Geschichte, die an Schnelligkeit und Drama schnell zunimmt. Jonuleit hat dabei ein sehr gutes Gespür nichts zu übertreiben oder gar unglaubwürdig erscheinen zu lassen, im Gegenteil. Als dann noch Evas Mutter Ingrid ins Spiel kommt, wird sie Spannung enorm und man fiebert mit, rätselt mit und will der Sache selbst auf die Spur kommen. Leider gibt es hier und da ein paar Längen, die nicht hätten sein müssen, aber an sich bleibt man als Leser hier sehr gern am Ball. Dass das alles mit einem wahren Hintergrund zu sehen ist, wirkt teilweise sehr geheimnisvoll und manchmal mystisch. Der flüssige Schreibstil hüllt den Leser ein (unabhängig von den Längen) und lässt einen angenehmen Lesesog entstehen, dem man gerne folgt. Man hat gegenüber der Protagonistin ein wenig Distanz stehen, die der Geschichte aber nur zu Gute kommt, denn wie soll man sonst so einen Fall ruhig nachvollziehen können?! Es ist kein Krimi, kein Thriller und auch kein normaler Roman - da fand ich diese Mischung und die gewisse Distanz sehr gelungen und auch etwas außergewöhnlich.

In diesem Fall vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Flucht nach Patagonien

Flucht nach Patagonien
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Klappentext:
„Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den ...

Klappentext:
„Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank auf eine Reise nach Patagonien ein. Sie hat ihr gesamtes Vermögen in den Bau des ersten Grandhotels der Anden investiert, das ihn weltweit bekannt machen soll. In Wahrheit ist dieses Projekt am südlichsten Ende der Erde aber ihre gemeinsame Flucht aus Europa, das sie von Hitler und dem Nationalsozialismus bedroht sieht.“

Man merkt in jedem Satz von Jana Revedins Geschichte „Flucht nach Patagonien“ ihre eigene Leidenschaft für Architektur und eben der Kunstszene. Das ihr das Leben so zwei schillernde Figuren dafür bereitgestellt hat, war ein wahrer Glücksgriff. Aber, und das muss hier ganz klar hervorgehoben werden, hier strahlt ganz besonders Revedins genialer Schreibstil! Bildhaft, emotionsgeladen, mitreißend und voller Melodik nimmt sie uns hier mit auf eine Schiffsreise der besonderen Art, Flucht nennt es dann der Leser, der dieses Buch mit Wonne beendet hat. Gerade in der Kunstszene gibt es zahlreiche Geschichten, rund um die Flucht vor Naziverfolgung u.ä. und diese hier gehört eben auch dazu. Die Geschichte rund um Eugenia und Jean-Michael sind zwei grundlegend verschiedene und lesen sich dadurch herrlich aufregend und flüssig. Man blickt hinter ihre Seelen und stößt dabei auf Dinge, die eben nicht der Zeit entsprachen, wo die Zeit noch lange nicht reif dafür war. Diese beiden Geschichten fügen sich gekonnt zusammen wie ein Reißverschluss und lassen den Leser in eine Welt der richtig großen Künstler eintauchen, ohne das es dabei kitschig oder gar verlaufen sei - im Gegenteil. Revedin hat hier äußert gekonnt eine richtig starke Dramaturgie geschaffen und lässt uns Leser komplett mitfiebern - mit einer Hoffnung, das es in Patagonien endlich die Ruhe geben wird, die beide so erhoffen.
Ich vergebe 5 von 5 Sterne!

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