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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2024

Beklemmend und bedeutsam

Das Lied des Propheten
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Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ ist ohne jeden Zweifel einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich dieses Jahr lesen durfte. Er erzählt von dem Aufstieg eines totalitären Regimes und einer Gesellschaft, ...

Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ ist ohne jeden Zweifel einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich dieses Jahr lesen durfte. Er erzählt von dem Aufstieg eines totalitären Regimes und einer Gesellschaft, die ungebremst auf einen blutigen Bürgerkrieg hinsteuert - alles aus der Perspektive einer gewöhnlichen Familie. Die Protagonistin des Romans, Eilish, entwickelt sich schnell zur Stellvertreterin für all die Mütter, die im Angesicht eines immer ruchloser agierenden Staates verzweifelt versucht, ihre Familie zusammenzuhalten, nur um festzustellen, dass nach und nach ihre Welt entgleitet. Der Wandel ist brutal und unaufhaltsam, doch Eilish darf nicht schwanken. Die Zukunft ihrer Kinder und ihres alternden Vaters hängt davon ab.
Der Roman ist angelegt als Dystopie, in einem zeitgenössisch anmutenden Irland zu einer nicht näher bezeichneten Zeit, liest er sich jedoch erschreckend nah an der Realität. Lynch liefert nur die nötigsten Rahmeninformationen, doch genau in dieser Abstraktheit offenbart sich die Möglichkeit die im Buch geschilderten Entwicklungen auf unsere Zeit anzuwenden. Das ganze Buch ist eine Mahnung und eindringliche Warnung davor, wie nah wir einer solche Abwärtsspirale sind und wie leicht wir hinabstürzen können. Angesichts des Aufschwungs rechtspopulistischer Politik in vielen westlichen Staaten, könnte die Thematik kaum aktueller sein.
Der Schreibstil war für mich besonders zu Anfang gewöhnungsbedürftig und es hat gedauert, bis ich in einen guten Fluss gekommen bin. Lynch bedient sich vorwiegend knapper Halbsätze und einer nicht unerheblichen Menge Kommata, wodurch sich bisweilen richtige Satzungetüme bilden. Dialoge werden nicht gekennzeichnet, sondern nahtlos in den Satz integriert. Eine Szene folgt auf die Nächste, Absätze gibt es keine, erst wenn ein neuer Abschnitt eröffnet wird. Die Kapitel sind lang. Man bekommt keine Pausen, keine Möglichkeit zu Atem zu kommen. Was mich eingangs maßlos irritiert hat, wusste ich mit der Zeit allerdings immer mehr zu schätzen. Dieser einzigartige Erzählstil überträgt die Beklemmung und Dringlichkeit der Lage, in der sich die Protagonistin befindet, auf außerordentliche Weise auf den Leser. Es bleibt kein Raum für Beschreibungen, Persönlichkeiten und nebensächliche Details, wenn die Welt um einen herum untergeht. Es gibt nur das Weitermachen.
Ein weiterer interessanter Aspekt war meiner Meinung nach auch, dass die handelnden Figuren – das sind im Wesentlichen Eilish, ihre drei ältesten Kinder (das vierte ist nur ein Baby) und ihr allmählich dement werdender Vater – ähnlich abstrakt gehalten werden, wie alles andere in dieser Geschichte auch. Durch den Schreibstil habe ich mich nah genug an allem gefühlt, um betroffen zu sein, aber im Grunde bleiben die Figuren austauschbar. Wer die Bindung zu den Charakteren in einem Buch besonders wichtig findet, wird mit diesem Kunstgriff vermutlich eher nicht glücklich werden, aber je mehr ich drüber nachdenke, desto cleverer scheint es mir. Wenn die Rahmenbedingungen abstrakt gehalten sind, sodass man den hier beschriebenen Konflikt quasi beliebig auf jede Gesellschaft, auf jedes Land übertragen kann, dann kann die Austauschbarkeit der Figuren bedeuten, dass jede beliebige Familie in die Rolle von Eilish Familie schlüpfen kann.
„Das Lied des Propheten“ ist ein ausnahmslos bedrückendes und gleichsam bedeutendes Buch, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Ich kann auch nicht sagen, dass es zu hundert Prozent meinen getroffen hat, doch es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Veröffentlicht am 13.07.2024

Herr Kling kann auch Thriller!

VIEWS
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Ein verstörendes Video versetzt ganz Deutschland in den Ausnahmezustand. Nach dem spurlosen Verschwinden der 16-jährigen Lena Palmer, taucht diese drei Tage später in einem Video unbekannten Ursprungs ...

Ein verstörendes Video versetzt ganz Deutschland in den Ausnahmezustand. Nach dem spurlosen Verschwinden der 16-jährigen Lena Palmer, taucht diese drei Tage später in einem Video unbekannten Ursprungs auf. Die Öffentlichkeit ist entsetzt über die Gewalt, die der Jugendlichen darin angetan wird und während die Ermittlungsbehörden versuchen dem Druck standzuhalten, kochen die Emotionen innerhalb der Gesellschaft unkontrolliert hoch. Rechtspopulisten, Reichsbürger und eine neu aufkeimende Bewegung, die sich „Aktiver Heimatschutz“ nennt, nutzen das Video, um ihre eigene Agenda gnadenlos voranzutreiben.
BKA-Kommissarin Yasira Saad, selbst Mutter einer 16-jährigen Tochter, ist fest entschlossen das Schicksal der Vermissten aufzuklären und kämpft verzweifelt darum, den rechtsstaatsfeindlichen Gruppierungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dabei stößt sie auf eine Entdeckung potentiell verheerenden Ausmaßes.

Mark-Uwe Klings Debut-Thriller „Views“ greift hochaktuelle Themen unserer Zeit auf und verpackt sie in eine beklemmend glaubwürdige Rahmenhandlung. Das Hörbuch, wie auch schon seine anderen Romane von Mark-Uwe Kling selbst eingelesen, hat mir sehr gefallen. Ich höre seiner Stimme super gerne zu, das war hier nicht anders. Die rund 6 Stunden Hördauer sind wie im Flug vergangen.
Der Autor fackelt nicht lange und wirft seine Leserschaft nach einer kurzen Einstiegsszene direkt in eine Abwärtsspirale. Was als Vermissten Fall beginnt, entwickelt sich in schwindelerregender Geschwindigkeit zu einer gesellschaftsgefährdenden Massenhysterie. Und als wäre die Bedrohung von Rechts nicht beängstigend genug, offenbart sich eine noch erschreckendere Entwicklung. Der Thriller-Effekt manifestiert sich in diesem Buch nicht durch einen besonders blutigen Mord oder einen kaltblütigen Killer, sondern durch die extreme Realitätsnähe. Bei so vielen Stellen habe ich innegehalten, war gleichzeitig gebannt und entsetzt, weil ich nur dachte: „Meine Güte, das könnte tatsächlich passieren.“ Views ist definitiv kein Buch, um sich mal aus dem Alltag auszuklinken. Es erinnert einen eher daran, wie fragil der Status Quo unseres Alltags sein kann.
Yasira, die einen als Protagonistin zuverlässig und nahbar durch die Handlung führt, war für mich ein angenehmer Ruhepol inmitten des Chaos. Sie geht den Fall trotz des enormen Drucks von außen rational und organisiert an, tritt aber gleichzeitig sehr empathisch auf. Das Team um sie herum hätte vielleicht noch ein wenig mehr Raum in den Ermittlungen bekommen können, hat mir aber insgesamt auch gut gefallen. Eine interessante und glaubwürdige Mischung von Figuren. Was ich bei allem auch ganz schön fand, war dass der charakteristische Humor des Autors ebenfalls seinen Platz gefunden hat. Es nimmt der Thematik keineswegs die Schärfe, gibt dem Buch aber nochmal eine vertrautere Note. Und es war wirklich schön, auch mal was zum Schmunzeln zu haben.
Alles in allem ein sehr gelungener Thriller.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Definitiv ein Jahreshighlight

Wolke Sieben ganz nah
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Wolke sieben ganz nah von Kirsty Greenwood ist ein Buch, das fast an mir vorbeigegangen wäre. Jetzt kann ich nicht mal mehr sagen, weshalb ich erst nicht drauf aufmerksam geworden bin. Aber: Was für ein ...

Wolke sieben ganz nah von Kirsty Greenwood ist ein Buch, das fast an mir vorbeigegangen wäre. Jetzt kann ich nicht mal mehr sagen, weshalb ich erst nicht drauf aufmerksam geworden bin. Aber: Was für ein Glück, dass es nicht dabei geblieben ist, denn nun hat es einen festen Platz unter meinen Jahres-Highlights. Es steckt so viel Gefühl, so viel Lebenslust und Freude drin, dass ich mich immer noch ganz warm und wonnig fühle. Man mag es am Anfang gar nicht vermuten, denn das Buch beginnt mit dem äußerst unglamourösen Ableben der Protagonistin. Delphie Bookham findet sich mit gerade mal 27 Jahren im Vorzimmer zum Jenseits wieder - erstickt an einem Mikrowellenburger. Das Begrüßungskomitee stellt die aufgedrehte, ehrgeizige und höchst romantisch veranlagte Jenseits-Therapeutin namens Merritt, die ganz aus dem Häuschen ist wegen ihrer neuen „Klientin“. Delphie weiß nicht so recht, wie sie mit so viel Enthusiasmus angesichts ihres plötzlichen Todes umgehen soll. Sie selbst ist nämlich alles andere als begeistert. Das kanns doch nicht gewesen sein?!
Unwillig sich damit abzufinden, schließt Delphie mit Merritt einen aberwitzigen Deal. Wenn es ihr gelingt innerhalb von 10 Tagen ihren Seelenverwandten zu finden und von diesem geküsst zu werden, darf sie in ihr Leben zurückkehren. Delphie bekommt ihr Leben, Merritt - leicht gelangweilt vom Alltagstrott in „Evermore“ – eine waschechte Real Life Romance wie aus einem ihrer Lieblingsbücher. Gelingt ihr das nicht, muss Delphie sich ein für alle Mal mit ihrem Leben in Evermore abfinden.
Der Schreibstil von Kirsty Greenwood ist einfach toll. Ich habe sofort in die Geschichte hineingefunden, die Seiten flogen nur so dahin und es liegt darin so viel Wortwitz und Charme, dass ich nonstop am Grinsen oder Lachen war.
Delphie ist eine entzückende Protagonistin, spricht zumeist ohne Filter, ist bisweilen ein wenig sonderbar aber ungemein authentisch und liebenswürdig. Ich habe schon sehr früh in der Geschichte angefangen mit ihr mitzufiebern. Bis zu ihrem Tod lebt sie sehr zurückgezogen, hat keine Freunde, keine Hobbies und einen Job, der ihr möglichst wenig Kontakt mit anderen Menschen abverlangt. Schlechte Erfahrungen in der Schulzeit und eine Mutter, die sich nicht für sie interessiert, haben sie gelehrt, dass man sich am besten nur auf sich selbst verlässt. Doch das hat sie auch mürrisch und einsam werden lassen. Dumm nur, dass man mit mürrisch und eigenbrötlerisch schlechte Karten hat seinen Seelenverwandten aufzutreiben und das eigene Leben damit zu retten. Die ungewöhnlichen Umstände zwingen Delphie dazu ihr bisheriges Leben und ihre Einstellung dazu zu überdenken, und darin steckt für mich die eigentliche Magie dieser Geschichte.
Ja, es ist eine Liebesgeschichte, aber ebenso sehr geht es darum, die Liebe zum Leben selbst zu entdecken, die Freuden, die damit einhergehen auch mal etwas zu riskieren und die Erfahrung zu machen, dass das größte Risiko von allen, nämlich Menschen an sich heranzulassen, auch die größte Belohnung mit sich bringen kann. Sie erzählt von den Herausforderungen sich als Erwachsene in einer großen Stadt eine Gemeinschaft aufzubauen und dass man manchmal ganz unverhofft die bedeutsamsten Beziehungen entwickeln kann. Es geht nicht darum seine ganze Persönlichkeit über den Haufen zu werden, weil es damit bisher nicht funktioniert hat, sondern das Leben etwas aktiver anzugehen, mit allem, was man hat und ist. Mit Delphie hat die Autorin eine Figur erschaffen, die diese Entwicklung wunderschön einfängt.
Als ich die ersten Kapitel gelesen hatte, dachte ich in etwa zu wissen, wohin die Reise geht, aber was für ein Irrtum! Kein bisschen war ich darauf vorbereitet was für eine chaotische, wundervolle, lebensbejahende und emotionale Achterbahnfahrt das werden würde. Es gibt zu viele Details, auf die ich noch gerne eingehen würde, zu viele tolle Szenen und Figuren, aber im Kern bleibt mir zu sagen, dass Kirsty Greenwood eine herausragende romantische-Komödie mit emotionaler Tiefe und köstlichem Humor geschrieben hat, die ich unbedingt empfehlen kann.
Auch sehr zu empfehlen ist die Hörbuchversion aus dem Argon Verlag, welche von der wundervollen Johanna Zehendner eingelesen wurde. Da mir das Buch so sehr gefallen hat, hatte ich große Lust es nochmal zu hören und was soll ich sagen, es war ein großer Spaß. Die Sprecherin hat eine sehr angenehme Stimme und sie hat wirklich alles gegeben, um Delphies Charakter zum Leben zu erwecken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2024

Super zu lesen aber inhaltlich schwach

King of Greed
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King of Greed ist der dritte Teil von Autorin Ana Huangs Kings of Sin Reihe und widmet sich Alessandra und Domenic Davenport. In bester Second-Chance-Trope Manier muss Domenic nach 10 Jahren unermüdlichen ...

King of Greed ist der dritte Teil von Autorin Ana Huangs Kings of Sin Reihe und widmet sich Alessandra und Domenic Davenport. In bester Second-Chance-Trope Manier muss Domenic nach 10 Jahren unermüdlichen Schuftens feststellen, dass er in seiner Gier auf dem Weg zur absoluten Spitze an der Wall Street ausgerechnet das vernachlässigte, das ihm das aller wichtigste auf der Welt ist: seine Frau. Dass er ihre Verabredung zum 10. Hochzeitstag ohne einen Ton platzen lässt, bringt für Alessandra das Fass endgültig zum überlaufen. Schluss mit den Entschuldigungen. Schluss mit dem Verständnis. Und Schluss mit der Ehe. Sie ist fest entschlossen die Liebe ihres Lebens hinter sich zu lassen. Nie wieder will sie an zweiter Stelle stehen, nie wieder wegen Dom's Arbeit zurückstecken. Aber so leicht lässt ich ihr Ehemann sich nicht abschütteln. Er hat gekämpft um der König der New Yorker Finanzwelt zu werden, doch er ist bereit alles aufs Spiel zu setzen, um seine Königin zurückzugewinnen.
Ich hatte mich sehr auf Alessandras und Domenics Buch gefreut. Die beiden sind mir schon in den ersten beiden Teilen aufgefallen und haben mich neugierig gemacht, daher war es spannend, dass es nun endlich zu ihrem persönlichen Showdown kommen sollte. Leider ist bei mir der Funke jedoch nicht ganz übergesprugen. Während der Schreibstil gewohnt angenehm zu lesen war, hat mich das Buch inhaltlich nicht wirklich packen können. Mir hat gefallen, wie Alessandra eingangs für sich eingestanden ist, dass sie an ihrem Entschluss festgehalten hat und sich nicht wieder von Domenic einwickeln ließ. Das ist jedoch nur von kurzer Dauer. Irgendwann fällt es schwer ihre Entscheidungen nachzuvollziehen.
Schwierig fand ich auch den ganzen Aufbau des Konflikts. Vielleicht lag es daran, dass kaum Zeit verging zwischen ihrer Trennung und Domenics Bemühungen, Ale zurück zu gewinnen, aber weil er, sobald er ihren Standpunkt erkannt hatte, alles dafür getan hat um auf sie einzugehen, fühlte sich dieser ganze Scheidungs-Teil in der Story irgendwie überflüssig an. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ein ernstes Gespräch zwischen ihnen, das ganze Hin und Her um eeeiniges abgekürzt hätte.
Charakterlich haben mich Ale und Dom auch nicht abholen können. Beide bleiben relativ flach, irgendwie undefiniert, ebenso wie ein Großteil ihrer Gespräche. Ohne die Rückblenden von ihrem Kennenlernen hätte ich gar keinen Grund gehabt, mit den beiden mitfiebern zu wollen. Das waren für mich die besten Stellen im Buch.
Die Teile der Story, die wirklich interessant waren und das Potenzial hatten etwas Tempo und Spannung reinzubringen, sind leider nur sehr kurz angeschnitten worden, ohne dass sich wirklich etwas draus entwickelt hat. Besonders das Ende, was wohl für etwas Dramatik sorgen sollte, ist so dermaßen schnell abgehandelt worden, dass es kaum die Erwähnung wert ist.
Hier ist es mir echt schwer gefallen eine Bewertung abzugeben. Einerseits konnte ich das Buch locker runterlesen und der Schreibstil ist ausreichend unterhaltsam, andererseits waren die Handlung und die meisten Figuren, besonders im Vergleich zu den ersten Teilen der Reihe, recht langweilig. Ich schätze damit lande ich irgendwo in der Mitte mit 2.5 Sternen.

Veröffentlicht am 18.06.2024

Sehr mitreißend!

Bevelstoke – Das geheime Tagebuch der Miss Miranda
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"Bevelstoke - Das geheime Tagebuch der Miss Miranda" von Autorin Julia Quinn stellt den Auftakt zu der in der HarperCollins Verlagsgruppe neuaufgelegten Bevelstoke-Reihe. Wer (so wie ich) nach etwas Ablenkung ...

"Bevelstoke - Das geheime Tagebuch der Miss Miranda" von Autorin Julia Quinn stellt den Auftakt zu der in der HarperCollins Verlagsgruppe neuaufgelegten Bevelstoke-Reihe. Wer (so wie ich) nach etwas Ablenkung sucht, um über den Bridgerton Hangover nach der jüngst erschienenen dritten Staffel hinwegzukommen, sollte dieses Buch definitiv auf dem Schirm haben.
Julia Quinn ist zweifellos die unangefochtene Königin des zeitgenössischen Regency-Romans und hat auch mit Miss Mirandas Geschichte einmal mehr unter Beweis gestellt, weshalb ihr dieser Titel zusteht. Ihr Schreibstil ist fesselnd ab der ersten Seite und durchzogen von einer Lebhaftigkeit und Leichtigkeit, die das Lesen zu einer absoluten Blaupause vom Alltag machen. Es ist eine tolle Geschichte für Zwischendurch.
Miss Miranda, die sich bereits im zarten Alter von 10 Jahren unwiderruflich in den faszinierenden Viscount Turner verliebt und auch 9 Jahre später genauso eisern an ihren Gefühlen für eben jenen Gentleman festhält, ist eine sehr sympathische Protagonistin, mir der man gut mitfiebern kann. Sie ist klug, eigensinnig und temperamentvoller, als der Anfang vermuten lässt.
Turner auf der anderen Seite hat in diesem Buch einiges an mentaler Arbeit zu bewältigen, denn seine erste Ehe, die ein so tragisches Ende gefunden hat, hat ihn zutiefst enttäuscht und verbittert zurück gelassen. Eine neue Ehe kommt nicht in Frage. Zumindest versucht er fleißig sich das einzureden.
Das Hin und Her zwischen den beiden war eine emotionale Achterbahnfahrt, aber eine, von der guten Sorte. Ich hatte viel zu Lachen bei den hitzigen Schlagabtäuschen, die sie sich geliefert haben.
Die Handlung war jetzt nicht direkt außergewöhnlich und überwiegend vorhersehbar, aber ich persönlich finde das bei so leichter Lektüre sogar ganz angenehm, nicht immer vor Nervosität auf der Kante sitzen zu müssen. Meiner Freude am Lesen hat es jedenfalls nicht geschadet. Ansonsten brachte die Geschichte ein gutes Tempo mit, war ordentlich aufgebaut und nachvollziehbar, sodass ich mich wirklich voll mitreißen lassen konnte. Ein wunderbarer Roman, um einfach mal aus dem Alltag abzutauchen.