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Veröffentlicht am 10.02.2023

Wer ist wann ein Monster?

Bist du ein Monster?
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Ein kleines, böses Monster sucht ein anderes kleines, böses Monster – und es soll genauso sein, wie es selber: mit einem langen, spitzen Schwanz, scharfen Krallen und großen, gelben Augen. Denn ansonsten ...

Ein kleines, böses Monster sucht ein anderes kleines, böses Monster – und es soll genauso sein, wie es selber: mit einem langen, spitzen Schwanz, scharfen Krallen und großen, gelben Augen. Denn ansonsten ist es gar kein Monster, oder?

Guilherme Karsten schafft in seinen Zeichnungen in diesem Bilderbuch ein kleines, böses Monster vor dem sich aber kein Kind fürchten muss. Denn trotz aller vorhandenen Monstermerkmale schaut das Kleine doch recht freundlich aus, was die Brille und die Fliege am Hals noch unterstreichen. Es ist grün und hat einen Schwanz mit Spitzen, große, gelbe Augen, violette Krallen, einen spitzen Zahn und sucht ein anderes Monster, um mit „einem schaurigen und gefährlichen Kumpel gemeinsam schreckliche Dinge zu tun!“
Von seinem Gegenüber, das in dieses Buch hineinschaut, ist das kleine Monster also enttäuscht, denn welches Menschenkind hat schon äußerlich diese Eigenschaften, die das Monster sucht, um seinen Kumpel zu finden. Es verlangt also, dass das Buch damit zu Ende sei und zugeschlagen werde.
Das „lesende“ Kind – so intendiert es das Buch - wird daraufhin sehr wütend, was das Monster bemerkt. Doch nun passiert etwas, das nicht im Buch steht, was nur durch die Zeichnungen und die Kommentare des Monsters rückerschlossen werden kann: Die kindliche Wut in all ihren Facetten – schreien, brüllen, stampfen!!! Diese Wörter werden auch sehr schön schriftmalerisch in Großbuchstaben dargestellt.
So sehr, dass sogar das Buchmonster vor dem Monster vor dem Buch Angst bekommt! Es bekommt so große Angst, dass „es schnell nach Hause muss“, sogar nach seiner Mama ruft und versucht das Kind-Monster zu besänftigen. So endet das Bilderbuch!
Durch diese Vorgehensweise, die Einbeziehung des kindlichen „Lesers“ in die Handlung des Buches, wird das Ganze ein interaktiver Spaß. Außerdem muss das Kind sich und seine Wut reflektieren, so weit ihm das schon möglich ist: Wenn man wütend ist, verhält man sich eben oft wie ein kleines, grünes Monster!

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Veröffentlicht am 05.01.2023

Mama ist im Himmel

Die Wolke unterm Dach
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Wie kann man mit Kindern über den Tod sprechen?
Chris Silber – mit Illustrationen von Annabelle von Sperber - ist dazu aus eigenem Erleben ein wunderbares Bilderbuch gelungen.

Eine kleine Familie, Vater, ...

Wie kann man mit Kindern über den Tod sprechen?
Chris Silber – mit Illustrationen von Annabelle von Sperber - ist dazu aus eigenem Erleben ein wunderbares Bilderbuch gelungen.

Eine kleine Familie, Vater, Mutter, Kind, der die Mutter durch Krebs weggerissen wird - das geht unter die Haut.
Tagtäglich sind Kinder, wie alle Menschen, auf dieser Welt mit dem Tod konfrontiert.
Wie kann man ihn und die Phase der Trauer für sie begreiflich machen, begreiflich machen, dass beides zum menschlichen Dasein dazugehört
und nicht verdrängt werden sollte?
Lilly liebt ihre Mama, ihren Papa, ihre Oma und das Leben. Das zeigen die bunten, hoffnungsvollen Zeichnungen von Annabelle von Sperber in diesem Buch sehr deutlich.
Das hält sogar auch nach dem Tod der Mutter noch an, denn Lilly hat noch gar nicht richtig registriert, was geschehen ist. Die Mutter ist noch zu präsent in ihrem Erinnern, also in ihrem Leben. Deswegen versteht sie auch die Trauer ihres Vaters erst nicht.
Dann trifft auch Lilly die Erkenntnis, dass die Mama nie mehr da sein wird, wie ein Faustschlag. Jetzt endlich kann sie weinen. Die Farben der Zeichnungen werden auf wenigen Seiten dunkler, aber bleiben bunt.
Die (Er-)Lösung kommt für Lilly in einem Traum von ihrer Mutter. In diesem träumt sie von einer Wolke auf dem Dachboden, in der sie ihre Mama sieht. Die Mutter bittet sie, sie loszulassen, was Lilly natürlich nicht will. Als auch der Vater ihr von einem "Gespräch" mit der Mama erzählt, indem sie auch ihm sagte, er solle sie loslassen wird ihnen klar, was das für sie bedeutet.
An Mamas Geburtstag lassen sie beide ein Bild an Luftballons in den Himmel steigen, damit sie zu Mamas weißer Wolke fliegen können.
Das Buch schließt mit Lillys Worten: "Du, Papa? Ich weiß jetzt, was Trauern ist", sagte Lilly. "Trauern ist, wenn man jemanden loslässt, damit er für immer da sein kann."
Auf der nächsten Seite sieht man sehr schön, wie viele Menschen Ballons mit Botschaften für ihre Lieben in den Himmel steigen lassen.
Nun folgt eine Doppelseite auf der Chris Silber und Annabelle von Sperber in zwei kurzen Lebensläufen mit Foto vorgestellt werden.
Auf der letzten Seite kommt noch einmal ein sehr fröhliches, hoffnungsvolles Bild von Lilly, auf dem sie Ballons mit einem Blatt Papier in den Himmel zu den Wolken steigen lässt und dabei hüpft, mit den vier Worten: "Und ein Jahr später ..."

Ein sehr hoffnungsvolles, fröhlich gezeichnetes Buch, das einen sehr behutsamen Umgang mit der Trauer zeigt und so bestimmt auch anderen Kindern in ihrer Trauer und bei ihrem Verlust helfen kann.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Wer ist am lautesten?

Krachmacher
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Wenn du gerne etwas über Tiere erfährst, aber ein normales Bestimmungsbuch dir zu langweilig ist, dann bist du bei diesem Buch genau richtig! Hier erfährst du viel über neun Tiere, die eins gemeinsam haben: ...

Wenn du gerne etwas über Tiere erfährst, aber ein normales Bestimmungsbuch dir zu langweilig ist, dann bist du bei diesem Buch genau richtig! Hier erfährst du viel über neun Tiere, die eins gemeinsam haben: Sie können richtig laut werden!


Dieses großzügige Bilderbuch sortiert neun Tiere unter einem ganz neuen Aspekt zusammen, nicht danach welcher Tierklasse sie angehören, sondern nach einer Eigenschaft: Sie können jedes auf ihre Art und Weise richtig Lärm machen.
Wie und warum sie das tun, erklärt dieses wunderbare Bilderbuch auf je drei großen Doppelseiten pro Tier. Auf der ersten Doppelseite finden die Leserinnen ein großes, lebensechtes, fast fotogenes Bild des jeweiligen Tieres mit dem Namen und einem kurzen Text. Die nächste Doppelseite beschreibt in kleinen Texten und Stichwörtern, wie das Tier aussieht, wie groß es ist, was es frisst, wie es lebt und wo, wer seine Feinde sind und anderes mehr. Diese Informationen werden von vielen kleinen und größeren Zeichnungen veranschaulicht. Die dritte Doppelseite bietet noch einmal eine andere große Illustration des Tieres mit einem etwas längeren Text, der genau beschreibt, warum das Tier so laut sein kann und warum es das ist.
Der Clou an allen Texten ist, dass sie sehr unterhaltsam in Ich-Perspektive geschrieben sind. Das Tier erzählt über sich selber und erklärt sein Verhalten. Das bietet eine ganz neue Sichtweise, ja Identifikationsmöglichkeit für die Leser
innen.
Für jeden Tierfreund ist bestimmt ein Tier dabei: Vom Löwen über Esel und Brüllaffe zu Hahn, Grünspecht und Waldkauz bis hin zu Frosch, Pistolenkrebs und Zikade. Auf der letzten Doppelseite des Buches sind sie noch einmal alle zusammen abgebildet, wie auch schon auf der allerersten, der eine kurze Inhaltsangabe und ein Inhaltsverzeichnis folgen.

Als Fazit ein Zitat des Verlages: „Na, dann: Ohren auf! Ein unterhaltsames Sachbuch mit spannenden Informationen und vielen Illustrationen für Tierfreundinnen und Tierfreunde ab fünf Jahren.“
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 26.12.2022

Stress und Spaß im Mittelalter

Haltet den Dieb!
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Zum Inhalt:
Es ist der Michaelistag am 29. September 1480 - Jahrmarkt in der Stadt. Die Kinder des Schneidermeisters Lautensack in Hildesheim, Lukas und Anna, müssen für ihren Vater noch einen Auftrag ...

Zum Inhalt:


Es ist der Michaelistag am 29. September 1480 - Jahrmarkt in der Stadt. Die Kinder des Schneidermeisters Lautensack in Hildesheim, Lukas und Anna, müssen für ihren Vater noch einen Auftrag erfüllen, bevor sie sich auch ins Vergnügen stürzen dürfen. Doch, oh Schreck, plötzlich ist das Geld vom Vater weg!

Zum Buch:


Die Familie Lautensack hat Frau Bölke auch schon im Stadtmuseum Hildesheim als fiktive Familie der damaligen Zeit genommen, um heutigen Kindern das Leben im Mittelalter nahe zu bringen. Es ist nur konsequent, diese auch in ihrem Buch dafür weiter zu verwenden.
Das Buch ist nur bedingt Hildesheim-spezifisch aufgemacht: Der Stadtplan und der Marktplatz sind mit Hildesheim gut zu identifizieren, alle anderen Zeichnungen sind so gehalten, dass auch andere mittelalterliche Städte als Schauplatz in Betracht kommen und das Buch somit „überall“ eingesetzt und vorgelesen werden kann.
Die Zeichnungen sind in warmen gedeckten Farben gehalten. Bei Unwohlsein, Angst oder Aufregung der beiden Protagonisten wechseln sie in dunklere, blaue und braune Töne. Die Stimmung der Geschichte und der Kinder ist daran sofort ablesbar.
Die Kinder handeln mutig, um das Geld ihres Vaters wiederzubekommen, und werden dafür mit Erfolg belohnt, allerdings ist der Ausgang für Erwachsene vorhersehbar.
Im Anschluss an die eigentliche Geschichte wird Familie Lautensack in Wort und Bild vorgestellt und so erfährt der aufmerksame Leser noch weitere Details über ihr Leben damals. Diesen Teil schließt noch eine kleine Rätsel-/Suchaufgabe ab, in der die Leser durch genaues Hinsehen auf den Buchseiten, Gegenstände finden sollen.
Danach folgt ein doppelseitiges, bebildertes Glossar, in dem viele Begriffe der damaligen Zeit, die im Buchtext verwendet werden, genauer erklärt werden.
Zuletzt werden die Autorin und die Illustratorin noch in je einem kurzen Text vorgestellt.

Fazit:


Ein gelungener Vorstoß, heutigen Kindern das Leben von Kindern im Mittelalter in einem Bilderbuch nahezubringen!

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Überleben in der Steinzeit

Die dunkle Stunde des Jägers
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Können sechs Kinder allein in der Wildnis Nordamerikas 12.000 Jahre vor Christus überleben? Wie lebten die Menschen damals und was beschäftigte sie? Dieses Buch gibt gut erzählte Antworten.
Inhalt
Nach ...

Können sechs Kinder allein in der Wildnis Nordamerikas 12.000 Jahre vor Christus überleben? Wie lebten die Menschen damals und was beschäftigte sie? Dieses Buch gibt gut erzählte Antworten.

Inhalt


Nach einem Brand, der Ihren ganzen Stamm auslöschte und alles vernichtete, sehen sich Ama, Roqui, Hona, Cato, Ocho und Beri allein den Herausforderungen ihrer Zeit gegenüber. Es ist kein Erwachsener mehr da, der ihnen etwas erklärt, beibringt oder sie beschützt. Alles muss jetzt so klappen: Jagen, Nahrung sammeln, Feuer machen, Werkzeug, Zelte und Kleidung herstellen, u. v. m. Wie gut das jeder von ihnen eine eigene Gabe hat, die er einbringen kann.
Interessant ist, dass sie sich untereinander – wie vorher mit allen Angehörigen ihres Stammes – über eine Art Telepathie, nur in Gedanken, ohne Worte verständigen können, denn wer zu laut ist, vertreibt das Wild oder wird für Raubtiere sichtbar. (Darauf geht der Autor auch in seinem Nachwort noch einmal ein.)
Doch trotz aller Bemühungen scheitern die Kinder, streiten, verfallen in Rangkämpfe und verlieren sogar einen der ihren. Schließlich machen sie sich mit Hilfe eines einsamen Wanderers auf die Suche nach einem neuen Stamm, der sie aufnimmt und schützt.
Hier scheint Morosinotto die erste Brücke zu unserer heutigen Zeit zu schlagen, in der viele Jugendliche ohne verantwortungsbewusste Erwachsene sich in ihren Peer-Groups hilflos gegenseitig ausgeliefert sind.
Die zweite Verbindung zwischen ferner Vergangenheit und heute spricht er selber im Nachwort an. Ama, Roqui, Hona, Cato, Ocho und Beri leben in einer Zeit, in der die großen Tierarten der Eiszeit am Aussterben sind. Die Stämme suchten für ihre Jagden, in denen die Kinder erwachsen werden sollten und das Überleben im Winter gesichert werden sollte, nach den Mammuts in immer weiter entlegenen Gebieten, da es immer weniger von ihnen gab. Über dieses Aussterben gibt es verschiedene wissenschaftliche Meinungen. Heute wissen wir, dass der Mensch am Aussterben vieler Tierarten schuld ist, wie damals vielleicht auch schon, aber ohne sich dessen bewusst zu sein.
Damit die Leserinnen sich besser in die Zeit von damals hineinversetzen können, hat Fabio Visintin einige doppelseitige Schwarz-Weiß-Zeichnungen beigefügt, die die Geschichte gut einfangen. Des Weiteren hat er hinten im Glossar die wichtigsten Tiere und Pflanzen gezeichnet. Darunter stehen die Namen, wie sie sich Morosinotto für den Sprachgebrauch seiner Protagonisten ausgedacht hat. Ein Mammut ist z. B. ein Gigant oder ein Hirsch ein Ästeschädel.
Besonders an dieser Geschichte für Jugendliche ist auch, dass sie kein Happy End hat. Zwar werden Cato, Ama, Ocho und Hona von dem neuen Stamm aufgenommen, aber Roqui wird, als angeblicher Verursacher allen Unglücks, ausgestoßen. Als Hona nach Tagen zu ihm kommt, damit sie zusammen den Mammutbullen, den Roqui aufstöberte und nun verfolgt, jagen können, um erwachsen zu werden, stirbt sie dabei und Roqui bleibt allein zurück.

Fazit


Ein spannendes Abenteuerbuch aus einer fernen Zeit, die uns diese näher bringt. Jedoch ist dieser Roman keine leichte Kost und lässt die Leser
in nachdenklich zurück.

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