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Veröffentlicht am 17.10.2023

Erinnerungen sind lebensnotwendig

Alva und das Leuchten der Erinnerung
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Wie wichtig sind Erinnerungen für unser Leben? Machen sie das Leben schöner? Oder sind sie unwichtig? In diesem Bilderbuch erhalten unsere Erinnerungen einen hohen Stellenwert für ein gelingendes Leben, ...

Wie wichtig sind Erinnerungen für unser Leben? Machen sie das Leben schöner? Oder sind sie unwichtig? In diesem Bilderbuch erhalten unsere Erinnerungen einen hohen Stellenwert für ein gelingendes Leben, ja, es gibt sogar eine Hüterin dafür, die nur für unsere Erinnerungen auf einer Insel lebt und sich um sie kümmert.

Die Autorin erzählt untermalt von den poetischen Bildern der Illustratorin von Alva, der Hüterin der Erinnerungen. Dieses feen- oder elfenhafte Mädchen lebt allein auf einer Insel im See, weit ab von den Menschen, und kümmert sich um die Erinnerungen dieser, die jeden Tag am Strand ihrer Insel landen.
Alva liebt diese Erinnerungen, das zeigen auch die luftig-leichten Bilder. Alle schönen Erinnerungen sind blau und schweben mit Alva auf weißen Wolken. Sie kümmert sich auch in verschiedenem Maße um jede einzelne Erinnerung, denn „manche wiegen schwer und andere sind federleicht. … Manche hängen Tage, Monate oder gar Jahre zum Trocknen in der Sonne. Die schweren Erinnerungen brauchen besonders viel Licht und Zeit.“ (Diese werden grau in einer grauen Regenwolke mit Tropfen daran dargestellt.) Aber alle Erinnerungen verblassen mit der Zeit! „Sie müssen geputzt und entstaubt werden, bis sie wieder glänzen.“
Wie wichtig sind hier die Erinnerungen, dass ihnen eine so beschwerliche, langatmige und liebevolle Behandlung zukommt!
Doch nun kommen am Strand der Insel kaum noch Erinnerungen oder nur noch Bruchstücke an. Alva beschließt zu handeln und macht sich zum ersten Mal auf den Weg zu den Menschen. Feenhaft fliegend – sehr schön gezeichnet als eine Art Heißluftballon, allerdings ohne Ballon, denn stattdessen ist da an seiner Stelle eine Wolke – erreicht Alva die Stadt. In dieser hetzen die Menschen aneinander vorbei und „starren auf ihre Mobiltelefone“ (!). Die Farben sind hier dunkler gewählt, auch wenn noch eine gewisse Helligkeit, eine gewisse Hoffnung durchstrahlt.
Alva spricht einzelne Menschen an und verlangsamt ihr Leben damit. So kann sie sie wieder das wachrufen, was ihnen wichtig ist und war und was sie wieder tanzen und lächeln lässt. Dieses sieht die Leser*in sehr schön und deutlich im Vergleich der Illustrationen der Gesichter vor und nach dem Erinnern.
Nach und nach besinnen sich die Menschen wieder auf die schönen Dinge, in ihren Leben, die sie schon erlebt haben. Aber nicht nur das: Durch das Erinnern werden neue Kräfte für das Hier und Jetzt freigesetzt, denn das Schöne, Gewinnbringende, Entspannende und Heilmachende im Leben, an das Menschen sich erinnern, funktioniert auch immer noch in der Gegenwart und schafft neue, wichtige Erinnerungen und Gedanken.
Und so ist auch Alva nach ihrer Rückkehr auf ihre besondere Insel überglücklich, denn die Erinnerungen sind zurück!
„Niemand hätte den universellen Herzschlag dieser zarten und doch tiefen Geschichte in so poetische Bilder fassen können wie Valeria Docampo.“ Dem schließe ich mich an, denn diese Geschichte lebt sowohl vom tiefsinnigen und doch einfachen Text und den Illustrationen, die alles lebendig werden lassen.

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Veröffentlicht am 25.09.2023

Kann man sich trotz Rassismus in seiner Heimatstadt noch wohlfühlen?

Hier ist es immer noch schön
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Annalie lebt ein ganz normales Teenagerleben in einer Kleinstadt in Illinois. Sie jobbt in ihren Sommerferien in einer Eisdiele, damit ihr langjähriger Schwarm sie endlich wahrnimmt, wenn er sich eine ...

Annalie lebt ein ganz normales Teenagerleben in einer Kleinstadt in Illinois. Sie jobbt in ihren Sommerferien in einer Eisdiele, damit ihr langjähriger Schwarm sie endlich wahrnimmt, wenn er sich eine Kugel Eis holt. Doch dann steht aus heiterem Himmel plötzlich zu Hause an ihrer Garage das Wort "Schlitzaugen" - ein rassistischer Anschlag in ihrer kleinen, beschaulichen Stadt, denn ihre Mutter ist Chinesin, sie und ihre ältere Schwester Halbchinesinnen. Ihre große Schwester Margaret will die Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen. Annalie möchte einfach ihr Leben zurück. Aber dieser Schriftzug ist nicht das Einzige, was sich in beider Leben diesen Sommer verändert.


Das Buch beginnt wie ein Teenie-Liebesroman. Annalie ist seit Grundschultagen in Thom verliebt und möchte diesen Sommer, in dem er wieder Single ist, nutzen, um ihm näher zu kommen. Doch schon bald schlägt die Stimmung im Roman um, denn ihre Garage zu Hause wird mit einem rassistischen Schriftzug beschmiert. Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf, denn Annalie ruft in ihrer Panik ihre große Schwester Margaret, die in New York studiert, an, und diese kommt sofort.
Im Laufe des Romans kommt heraus, dass die Schmiererei an der Garage nur die Spitze des Eisbergs ist, den die Familie schon an (mikro)rassistischen Begebenheiten und Angriffen erlebt hat. Die Leserin bekommt viele Impulse, darüber nachzudenken, wo Rassismus – gerade auch in der Sprache - anfängt.
Die Schwestern sind in ihrer Wesensart sehr unterschiedlich. Dazu kommt noch die jeweils schwierige Beziehung zu ihrer chinesischen Mutter, die eher traditionell lebt und an die Dinge herangeht. Der Vater hat die Familie schon lange verlassen.
Diese interessante, schwierige Dreierbeziehung dazu die (komplizierten) Liebesgeschichten der beiden jungen Frauen, ihre Freundschaften und die unterschiedliche Beziehung zu ihrer Heimatstadt machen diesen Jugendroman neben seiner Frage „Was ist Rassismus?“ zu einer Beziehungsstudie mit sehr verschiedenen Ansätzen und Sichtweisen.
Die Erzählperspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel zwischen Annalie und Margaret, die jeweils in Ich-Perspektive erzählen. Auch die wichtigen Nebenfiguren werden charakterlich ausgefeilt dargestellt.
Trotz all der sehr wichtigen Themen hat das Buch zwischendurch auch mal seine Längen. Aber es nimmt durch neue Wendungen immer wieder an Fahrt auf und überrascht die Leserinnen. Am Ende sind viele der genannten Beziehungen anders und besser geworden.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Eine besondere Schriftstellerin

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Inhalt:
Das für diese Zeit außergewöhnliche Leben der Schriftstellerin und Dichterin Adele Schopenhauer von ihrer frühen Kindheit an bis zu ihrem Tod ist das Thema dieses Romans. Sie lebte im 19. Jh. und ...

Inhalt:
Das für diese Zeit außergewöhnliche Leben der Schriftstellerin und Dichterin Adele Schopenhauer von ihrer frühen Kindheit an bis zu ihrem Tod ist das Thema dieses Romans. Sie lebte im 19. Jh. und war die Schwester von Arthur Schopenhauer.
Zum Buch:
An den Anfang ihres Romans stellt die Autorin die Beschreibung, wie Adele den Selbstmord ihres Vaters erlebt. Dieses traumatische und auch wie einen Traum empfundene Erlebnis des etwa 8jährigen Kindes beschreibt die Autorin sehr intensiv. Auch wenn dieses Erleben Adele immer wieder ab- und ausgeredet wird, weiß sie doch intuitiv, dass es wahr ist.
Sehr angesprochen haben mich aber auch am Anfang die Erinnerungen von Johanna (Adeles Mutter) an ihre Ehe, wie ihr Mann sich veränderte und mit den Auswirkungen der Krankheit (Syphilis) nicht mehr klarkam.
Der Schreibstil führt mir alles sehr lebendig vor Augen, die Personen erwachen in meinem Kopf zum Leben. Auch der Perspektivwechsel zwischen Adele und ihrer Mutter Johanna tragen dazu bei.
Adele ist eine faszinierende Persönlichkeit, gerade auch in der damaligen Zeit – nicht nur begabt, sondern auch noch homosexuell, die ihre Bedürfnisse lange für das Wohlergehen anderer zurückstellt. Ich finde, dass das Buch ihre Geschichte sehr plastisch beschreibt, natürlich mit aller schriftstellerischen Freiheit. Auch die Personen, die ihr Leben begleiten oder streifen, werden faszinierend eingebaut.
Ihr Leben – und das anderer Frauen in der Geschichte (z. B. Annette von Droste-Hülshoff) – zeigen, wie schwierig es für Frauen damals war, ein eigenbestimmtes Leben zu führen und sich aus den vielen gesellschaftlich auferlegten Zwängen zu befreien. Eigentlich war dies fast unmöglich und gelang nur „unter dem Radar“ und wohl auch nur bürgerlichen Frauen.
Fazit:
Ein tolles Buch! Ich finde Lucca Müller haucht dieser Lebensgeschichte so richtig Leben ein. Ich habe voll mitgefiebert und mich total gefreut, dass Adele und Sybille doch wieder zusammengefunden haben. Schade, dass ihr Glück nicht länger dauerte.
Auch das Nachwort fand ich super und sehr informativ!
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Ein Hoch auf die Freundschaft

Pino und Lela: Pino und Lela auf großer Fahrt
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Dies ist schon das vierte Buch des Autors und Illustrators über die Freundschaft der beiden Tiere.
Gleich die erste Seite vermittelt den Lesern die Wärme von Pinos und Lelas Freundschaft, denn sie sitzen ...

Dies ist schon das vierte Buch des Autors und Illustrators über die Freundschaft der beiden Tiere.
Gleich die erste Seite vermittelt den Lesern die Wärme von Pinos und Lelas Freundschaft, denn sie sitzen zusammen auf einem Ast im Sonnenaufgang in warmen Farben als die Brieftaube mit der Einladung ankommt.
Wunderbar lässt der (Autor und) Illustrator in seinen Bildern die Gefühle der Tiere in ihrer Mimik entstehen: Freude, Überraschung, Aufregung, Entschlossenheit aber auch Angst, Zaghaftigkeit und Überraschung. Fast auf jeder Seite gibt es ein neues Gefühl in der Mimik der beiden Freunde oder anderer Tiere zu entdecken.
Mit seiner ganz eigenen Art der Illustrationen, z. B. ist die Katze, die, die die beiden fressen will, besonders niedlich mit großem Kopf im Kindchenschema gemalt, obwohl sie ja eine große Gefahr für die beiden darstellt und so durchaus hätte grimmiger gemalt werden können, während die Eichhörnchen am Ende des Buches eher wie Comic-Figuren wirken und keines dem anderen gleicht, lässt er die Leser immer Neues entdecken.
Eine gute Idee ist auch die einfache Karte in den Buchdeckeln, die den Weg der beiden zu Oma in die Stadt leicht nachverfolgen lässt.
„Pino und Lela auf großer Fahrt“ ist ein Buch über das Hoch auf die Freundschaft mit farbenfrohen, witzigen Zeichnungen.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Gefühle und Tiere

Manchmal fühle ich mich...
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Es gibt so viele Gefühle und manche meinen wir, in bestimmten Tieren wiederzufinden.
Diesen Vergleich zieht die Autorin hier in wunderbaren Illustrationen.

Gefühle sind nicht immer gleich, sie haben je ...

Es gibt so viele Gefühle und manche meinen wir, in bestimmten Tieren wiederzufinden.
Diesen Vergleich zieht die Autorin hier in wunderbaren Illustrationen.

Gefühle sind nicht immer gleich, sie haben je nach Lage andere Gesichter und auch immer eine andere Seite. Diese Beobachtungen drückt die Autorin und Illustratorin in diesem Bilderbuch in ganz besonderen Bildern aus, die von ihren Texten unterstrichen werden. Am besten formuliert die Autorin die Intention ihres Buches in ihrer „Notiz“ auf der letzten Seite selbst: „In jedem Tier, das ich malte, entdeckte ich ein Gefühl, das auf den ersten Blick einfach schien, aber gab es da auch eine andere Seite? Beim genaueren Hinsehen entsteht Empathie, und beim In-Beziehung-Setzen Selbstwahrnehmung.“
Das Buch schlägt sozusagen einen „Gefühlsbogen“: Es beginnt damit, sich groß zu fühlen wie ein Bär, und endet auch wieder mit diesem Gefühl.
Dieses Buch mit seinen wunderbaren, ausdrucksstarken Tierbildern entstand als Abschlussprojekt der Autorin 2011 an der Kingston University. „Die Illustrationen wurden mit Wasserfarbe, Bleistift und Tinte kreiert und digital bearbeitet.“ Dabei verbrachte die Künstlerin einige Zeit im Londoner Zoo und beim Schauen von Naturdokumentationen. Sie sagt selbst von sich: „Ich werde niemals müde werden, Tiere zu zeichnen.“ Diese Liebe zu den Tieren und zum Detail sieht die Leser*in ihren Bildern an.
Ein Buch zum Schwelgen in Tierbildern und zum Nachdenken über Gefühle!

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