Erinnerungen sind lebensnotwendig
Alva und das Leuchten der ErinnerungWie wichtig sind Erinnerungen für unser Leben? Machen sie das Leben schöner? Oder sind sie unwichtig? In diesem Bilderbuch erhalten unsere Erinnerungen einen hohen Stellenwert für ein gelingendes Leben, ...
Wie wichtig sind Erinnerungen für unser Leben? Machen sie das Leben schöner? Oder sind sie unwichtig? In diesem Bilderbuch erhalten unsere Erinnerungen einen hohen Stellenwert für ein gelingendes Leben, ja, es gibt sogar eine Hüterin dafür, die nur für unsere Erinnerungen auf einer Insel lebt und sich um sie kümmert.
Die Autorin erzählt untermalt von den poetischen Bildern der Illustratorin von Alva, der Hüterin der Erinnerungen. Dieses feen- oder elfenhafte Mädchen lebt allein auf einer Insel im See, weit ab von den Menschen, und kümmert sich um die Erinnerungen dieser, die jeden Tag am Strand ihrer Insel landen.
Alva liebt diese Erinnerungen, das zeigen auch die luftig-leichten Bilder. Alle schönen Erinnerungen sind blau und schweben mit Alva auf weißen Wolken. Sie kümmert sich auch in verschiedenem Maße um jede einzelne Erinnerung, denn „manche wiegen schwer und andere sind federleicht. … Manche hängen Tage, Monate oder gar Jahre zum Trocknen in der Sonne. Die schweren Erinnerungen brauchen besonders viel Licht und Zeit.“ (Diese werden grau in einer grauen Regenwolke mit Tropfen daran dargestellt.) Aber alle Erinnerungen verblassen mit der Zeit! „Sie müssen geputzt und entstaubt werden, bis sie wieder glänzen.“
Wie wichtig sind hier die Erinnerungen, dass ihnen eine so beschwerliche, langatmige und liebevolle Behandlung zukommt!
Doch nun kommen am Strand der Insel kaum noch Erinnerungen oder nur noch Bruchstücke an. Alva beschließt zu handeln und macht sich zum ersten Mal auf den Weg zu den Menschen. Feenhaft fliegend – sehr schön gezeichnet als eine Art Heißluftballon, allerdings ohne Ballon, denn stattdessen ist da an seiner Stelle eine Wolke – erreicht Alva die Stadt. In dieser hetzen die Menschen aneinander vorbei und „starren auf ihre Mobiltelefone“ (!). Die Farben sind hier dunkler gewählt, auch wenn noch eine gewisse Helligkeit, eine gewisse Hoffnung durchstrahlt.
Alva spricht einzelne Menschen an und verlangsamt ihr Leben damit. So kann sie sie wieder das wachrufen, was ihnen wichtig ist und war und was sie wieder tanzen und lächeln lässt. Dieses sieht die Leser*in sehr schön und deutlich im Vergleich der Illustrationen der Gesichter vor und nach dem Erinnern.
Nach und nach besinnen sich die Menschen wieder auf die schönen Dinge, in ihren Leben, die sie schon erlebt haben. Aber nicht nur das: Durch das Erinnern werden neue Kräfte für das Hier und Jetzt freigesetzt, denn das Schöne, Gewinnbringende, Entspannende und Heilmachende im Leben, an das Menschen sich erinnern, funktioniert auch immer noch in der Gegenwart und schafft neue, wichtige Erinnerungen und Gedanken.
Und so ist auch Alva nach ihrer Rückkehr auf ihre besondere Insel überglücklich, denn die Erinnerungen sind zurück!
„Niemand hätte den universellen Herzschlag dieser zarten und doch tiefen Geschichte in so poetische Bilder fassen können wie Valeria Docampo.“ Dem schließe ich mich an, denn diese Geschichte lebt sowohl vom tiefsinnigen und doch einfachen Text und den Illustrationen, die alles lebendig werden lassen.