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Lust_auf_literatur

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2024

Spannend und unterhaltsam: Tagebuch einer obsessiven Ehe

Mein Mann
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Well, that was fun!

Die Sunday Times sagt auf dem Klappentext: »Dieser absolut faszinierende Roman gehört in den Kanon, in dem auch Jane Eyre und Gone Girl ihren Platz haben.«
So weit würde ich jetzt ...

Well, that was fun!

Die Sunday Times sagt auf dem Klappentext: »Dieser absolut faszinierende Roman gehört in den Kanon, in dem auch Jane Eyre und Gone Girl ihren Platz haben.«
So weit würde ich jetzt nicht gehen, denn sowohl Jane Eyre als auch Gone Girl gehören nämlich zu meinen absoluten Best of Lieblingsbüchern. Ich weiß ich nicht, ob „Mein Mann“ es dahin schaffen wird.

Der Roman, der in Frankreich bereits ein Bestseller ist, ist in Form eines Tagebuch in der Ich-Perspektive geschrieben. Die Schreiberin ist eine, nach eigenen Angaben, sehr (!) attraktive Frau Anfang 40, die lebt wie auf einem Instagram Kanal. Ein perfekter, liebender Ehemann, zwei perfekte, geräuscharme und wartungsfreie Kinder, ein wunderschönes Zuhause und zwei stimulierende Teilzeitjobs als Lehrerin und Übersetzerin.
Was will frau mehr? Frau will in dem Fall gar nicht mehr, sie will dass alles so bleibt wie es ist, sprich sie will, dass ihr Ehemann sie für immer liebt.
Klingt erstmal nach einem verständlichen Wunsch in einer Ehe, aber es zeigt sich in den Tagebucheinträgen schnell, dass die Erzählerin wahnhaft besessen ist von ihrem Mann. Also so richtig.
Die Frau hat sich eine komplett andere Persönlichkeit zugelegt, von der sie vermutet, dass ihr Mann darauf abfährt. Eigentlich ist ihr Haar kastanienbraun und sie färbt es blond. Eigentlich hat sie gerne leidenschaftlichen und intensiven, lauten Sex, aber ergreift bei ihrem Mann nie die Initiative oder übernimmt den aktiven Part. Eigentlich mag sie ihre Kinder nicht, spielt aber die perfekte Mutter. Eigentlich weiß sie genau, was sie will, gibt sich aber devot.
Sie interpretiert jede kleine Veränderung im Verhalten ihres Mannes und für jeden vergessenen Kuss hat sie ein komplexes Bestrafungssystem.
Ihr Mann merkt von all dem nichts, er ist glücklich über seine perfekte Frau und sein wunderbares Familienleben.

Es ist klar, dass dieses obsessive Verhalten der Erzählerin ein Ventil braucht…

Geschrieben ist der Roman in einem ziemlich spannenden, lockeren und direkten Stil, der mich stark an die psychologischeren Romane der frühen Mary Higgins Clark erinnerte, die ich sehr mochte. Ventura spart sich tiefgründige Erklärungen für das Verhalten ihrer Figuren, obwohl es minimale Andeutungen von Daddy Issues gibt. Für mich gehörte aber diese unerklärliche Psychopatie mit zum Spaß.

Ich las den Roman unheimlich gerne und fasziniert gefesselt, aber das Beste ist auf jeden Fall die Pointe. Sie kickt richtig und gibt den Roman am Schluss nochmal einen kompletten Dreh in eine nachdenklichere Richtung.

Ob ich jetzt denke, dass der Roman eine normale Ehe widerspiegelt? Nein, das denke ich nicht, aber sicher bin ich natürlich nicht, denn ich war (zum Glück?) noch nie verheiratet.

Auf jeden Fall fand ich „Mein Mann“ einen aufregenden, spannenden und wahnsinnig unterhaltsamen Schmöker, der mich wunderbar von meinen weitaus trivialeren Beziehungsproblemen abgelenkt hat! Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für jeden Lesegeschmack.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Wunderbar: der Sänger in der Badewanne

Do Re Mi Fa So
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Sebastian Saum zieht es knallhart durch.
Nach seinem letzten Vollbad in der Badewanne kommt er einfach nicht mehr heraus. Stattdessen reibt er die Wanne trocken, legt sich weiche Decken hinein, legt sich ...

Sebastian Saum zieht es knallhart durch.
Nach seinem letzten Vollbad in der Badewanne kommt er einfach nicht mehr heraus. Stattdessen reibt er die Wanne trocken, legt sich weiche Decken hinein, legt sich nackt in sein Nest und verlässt es nicht mehr.

Eigentlich könnte für den klassischen Opernsänger Ende dreißig alles tutti bene sein. Er hat beruflich Erfolg in einem kreativen und künstlerischen Beruf und ein gutes Auskommen, er ist bei seinen Kolleginnen und Freundinnen beliebt und er lebt mit seinem besten Freund Franz im Haus seiner verstorbenen Mutter.

Und doch steckt der Sänger in einer massiven Sinnkrise. Er hadert mit seinem Beruf. Er hadert mit seiner Beziehungslosigkeit. Er denkt über vergangene Entscheidungen nach und über die Glaubenssätze seiner Kindheit.
Der Ich-Erzähler wirkt orientierungslos und niedergeschlagen.

„Wäre ich ein Fisch, so hätte ich wenigstens eine Richtung. Und Fische singen nicht.“

Die Verweigerung in der Badewanne gibt ihm endlich den Raum, den er braucht um seine Gedanken und seine Vergangenheit zu sortieren.

In der Badewanne ist er nackt, ohne Kleider. Er denkt viel an diese Schutzhülle, an die Verkleidungen, die er auf der Bühne und im Leben trägt. Machen Kleider Leute? Er denkt auch an die verschiedenen Kleider seiner Vergangenheit, die er mit Ereignissen und Gefühlen assoziiert.

Vieles schreibt Melzer zwischen die Zeilen, wird nur leise angedeutet. Gab es schlimme Erlebnisse in der Kindheit des Sängers? Ich bin nicht sicher. Wäre er gerne Vater geworden? Im Subkontext schwingen subtile, wehmütige Untertöne von verpassten Chancen.

Es ist rührend, wie sich sein Freund Franz um ihn kümmert und die Auszeit so überhaupt erst möglich macht. Der Erzähler testet die Grenzen ihrer Freundschaft aus, indem er sich ganz in die Rolle des Unterlegenen begibt, nichts mehr in die Beziehung einbringen kann, nicht mehr nützlich ist. Aber ist es nicht das was Liebe aus macht? Für jemand da sein unabhängig von der Kosten Nutzen Rechnung?
Auch die vielen besorgten Anrufe, Genesungskarten und Blumen zeigen dem Sänger, dass er wahrgenommen und geliebt wird. Sein Fehlen wird bemerkt.

Aber reicht das aus, um wieder am Leben teilzunehmen? Wir alle spielen im Alltag verschiedene Rollen, die uns unterschiedlich fordern, passen unser Verhalten an den Kontext an, verkleiden uns und setzten manchmal sogar Masken auf?
Tine Melzer spielt in ihrem Roman mit dem Gedanken des kompletten Ausstiegs mit dem Einstieg in die Badewanne.
Auch ich empfinde den Roman als eine Art Ausstieg, als eine Möglichkeit zur bewussten Lese Entschleunigung, den die Handlung findet eigentlich nur in Sebastians Kopf und seinem Badezimmer statt. Diese Einladung mich ganz auf Gedanken des Sängers und den Roman einzulassen habe ich sehr gerne wahrgenommen. Der humorvolle Ton schafft trotz des eigentlich existenziellen Themas eine wunderbare leichte Stimmung, die aber gerade am Schluss auch etwas rätselhaftes, deutungsoffenes und tieferes enthält.

Fand ich ganz wunderbar!

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Veröffentlicht am 04.09.2024

Zeitloses Highlight

Das Wesen des Lebens
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„Das Wesen des Lebens“ wurde in Finnland zu einem großen Überraschungserfolg und wird derzeit in über 20 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche! Und das ist ein großes Glück, denn auch mir gefiel ...

„Das Wesen des Lebens“ wurde in Finnland zu einem großen Überraschungserfolg und wird derzeit in über 20 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche! Und das ist ein großes Glück, denn auch mir gefiel der erste Roman der Wissenschaftlerin und Schriftstellerin wirklich ausgesprochen gut!

Es ist einer dieser seltenen Romane, die bei mir dieses gänsehauterzeugende Gefühl von grandioser Universalität verursachen, die losgelöst vom Zeitgeist ist. Die mir eine kleine Ahnung vom großen Ganzen schenken.

Das liegt auch daran, dass die Handlung des Romans mehrere Jahrhunderte umspannt und auf verschiedenen Kontinenten spielt, beginnend 1741 mit der
Großen Nordischen Expedition im Nordmeer, an der der deutsche Arzt und Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller teilnimmt. Dort entdeckt und beschreibt er die nach ihm benannte und später ausgestorbene, riesige Seekuh zum ersten Mal.
Dieser erste Teil liest sich wie eine Abenteuergeschichte und trifft so zu 100% meinen Lesegeschmack.
Das Schicksal und die Geschichte der Stellerschen Seekuh, beziehungsweise ihres Vermächtnis, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und durch die Jahrzehnte.

Turpeinen zeigt nicht nur anhand des Verschwinden der friedlichen Seekuh, wie der Mensch in seiner Gier zerstörerisch in die Natur eingreift, sondern auch am Beispiel vieler anderer Tierarten. Es fällt mir besonders auf, dass Turpeinen nicht den Weg einer betroffenen und plakativen Anklage geht, sondern vielmehr die enge Verbindung und das komplexe Wechselspiel von Mensch und Natur im Wandel der Zeit herausarbeitet.
Selbst unbedeutend erscheinende Freizeitbeschäftigungen wie beispielsweise das lange als beliebtes Hobby betrachtete Sammeln von seltenen und bunten Vogeleier können ganze Bestände dezimieren oder ausrotten. Noch wesentlich größere Auswirkungen auf das sensible Gleichgewicht unserer Erde haben Kolonialismus, Bevölkerungswachstum und technische Entwicklungen.

Turpeinen beschreibt aber auch wie sich die theoretischen Ansätze und praktischen Techniken in der Dokumentation und Vermittlung von naturwissenschaftlichen Informationen geändert haben und sich immer weiterentwickeln.

Ich mag die von Turpeinen entworfenen Figuren, die auf echten historischen Persönlichkeiten und Recherchen beruhen, unheimlich gerne. Sie fügt den bekannten Daten einen fiktiven Charakter hinzu, der von einem hoffnungsvollen und philanthropischen Menschenbild zeugt, trotz des unleugbaren und unveränderlichen Zerstörungswillen der Menschen im allgemeinen. Das tut mir gut und hilft gegen meinen Zynismus.

Ich würde wirklich sagen „Das Wesen des Lebens“ war ein echtes zeitloses Highlight für mich, das in mir den Wunsch geweckt hat, bald wieder eines der größeren naturhistorischen Museen in meinem weiteren Umfeld zu besuchen.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Intensiv und philosophisch tiefgründig: vom Trauma einer Kindheit ohne Liebe

Vor der Nacht
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Dass Salih Jamal einen bodenlosen Abgrund aufreißen kann, weiß ich seit der Lektüre seines Romans “Blinder Spiegel”. Auch in “Vor der Nacht” ist der Fall tief, aber er geht diesmal wenigstens nicht ins ...

Dass Salih Jamal einen bodenlosen Abgrund aufreißen kann, weiß ich seit der Lektüre seines Romans “Blinder Spiegel”. Auch in “Vor der Nacht” ist der Fall tief, aber er geht diesmal wenigstens nicht ins bodenlose Nichts. Es ist die Liebe, die uns auffangen kann.

“Alles, einfach alles dreht sich um Liebe. Nie ist sie abwesend. Nie. Nie. Nie. Sie ist immer da. Sogar wenn sie nicht da ist.”

In einem Kinderheim in einem Wald direkt neben der Autobahn treffen sechs verlorene Kinder aufeinander und werden Freunde. Der Ich-Erzähler Jonas, später Jimmy genannt, Pappel, Frei, Lilly und die Geschwister Sinan und Beria. Alle bringt eine schwierige, wenn nicht gar traumatische Vergangenheit mit ins Heim und die Freundinnen geben sich mit kleinen Ritualen Geborgenheit und Halt.
Die Gruppe wird älter und irgendwann sind Sinan und Frei einfach verschwunden. Es dauert nicht lange und auch der Rest der Gruppe zerbricht, wird zerstreut und verliert sich aus den Augen.

Jimmy, der Erzähler wird erwachsen und zieht mit seinem Freund Pappel in eine kleine Wohnung. Der Mangel an Liebe hat schwere Spuren in ihren Seelen hinterlassen und ihre eigene Fähigkeit zu lieben und einem anderen Menschen völlig zu vertrauen schwer beschädigt. Jimmy fühlt sich teilweise leer und dissoziiert .

“Manchmal schien es mir, als würde ich aus dem Leben verschwinden. Innen ständig außer Reichweite.”

Um zu heilen und wieder ganz zu werden ist er auf der Suche nach seinen alten Freund
innen.
Irgendwann trifft er zufällig auf Lilly und muss das komplette Ausmaß ihrer seelischen Zerstörung erkennen. In ihrer Geschichte finden sich Parallelen zu “Der blinde Spiegel”.

Von derart selbstzerstörerischen Menschen wie Lilly zu lesen ist für mich als lebensbejahender und größtenteils stabiler Mensch bisweilen eine Qual und gleichzeitig auch morbide faszinierend.

Auch in “Vor der Nacht” stößt mich die Dunkelheit in Jamal’s Roman wieder genauso ab, wie sie mich anzieht und nicht alle Figuren werden ihren Abgründen entkommen können.

Und wie schon in “Blinder Spiegel” finde ich das skizzierte Frauen- und Menschenbild teilweise verstörend, aber in “Vor der Nacht” bilden die helleren Charaktere des Erzählers Jimmy und von Beria und Mia ein gutes Gegenwicht zu den zerstörten, dunklen Seelen der anderen.

Bei Jamal geht es um existenzielle und philosophische Fragen des Menschseins, es geht um die zerstörerische und heilende Kraft der Liebe, um Vergebung und Schuld und letztendlich darum, ob wir den Wolf in uns besiegen können.
Den Schreibstil des Schriftstellers finde ich besonders und einzigartig poetisch kraftvoll. Ich habe das Gefühl, Jamal bringt viel seiner eigenen Gefühle und Erfahrungen mit in seine Arbeit ein. Das tun wahrscheinlich alle Schreibende auf gewisse Art, aber gerade bei Jamals Romanen habe ich den Eindruck einer gewissen Entblößung und einer sehr intimen Verletzlichkeit. Diese Direktheit macht auch „Vor der Nacht“ wieder so unglaublich intensiv.

Ob sich die Gruppe der Freund*innen jemals wieder vereint, lässt Jamal bis kurz vor Schluss offen und gerade auf den letzten Seiten steigert sich die Spannung noch derart, dass ich das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen kann.

„Vor der Nacht“ ist sicher keine sommerleichte Lektüre, die den Mainstream bedient und die existenzielle Schwere und Bedeutsamkeit, die in Jamals Roman liegt, passt vielleicht nicht in jede Lese- und Lebenssituation.

Ich bin aber schon immer auch auf der Suche nach den intensiveren und extremeren Gefühlen und literarischen Leseerlebnissen und wenn du das auch bist, dann ist „Vor der Nacht“ definitiv eine Empfehlung für dich!

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Zwei unterschiedliche Schwestern und der Bär

Cascadia
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Ich liebe ja manchmal diese Romane, die nicht ganz eindeutig sind. Die mir nicht genau vorgeben, was ich fühlen und was ich für die endgültige Wahrheit halten soll. Deren Geschichten und Erzählton von ...

Ich liebe ja manchmal diese Romane, die nicht ganz eindeutig sind. Die mir nicht genau vorgeben, was ich fühlen und was ich für die endgültige Wahrheit halten soll. Deren Geschichten und Erzählton von meinem aktuellen Mindset abhängig ist und meiner individuellen Interpretation.
Genauso so war für mich „Cascadia“ und ich fand es toll. Julia Phillips erzählt darin die Geschichte von zwei unterschiedlichen Schwestern und einem Bären.

Nur Elena, Sam und ihre kranke Mutter, die bald sterben wird, leben in dem kleinen, hyppothekenbelasteten Haus auf der Insel im Nordwesten der USA.

Elena ist die Ältere,und die, obwohl sie nur 13 Monate vor der jüngeren Sam geboren wurde, immer die Vernünftige ist. Die, die Verantwortung für alles übernimmt, als die Mutter schwer krank wird. Sam verlässt sich ganz auf ihre ältere Schwester. Einen Vater gibt es in der Familie schon lange nicht mehr und die ungesunden, temporären Freunde der Mutter haben sich glücklicherweise auch mittlerweile alle verabschiedet.

Phillips erzählt ganz aus der Perspektive von Sam, der jungen Frau, die sich nichts mehr wünscht, als mit ihrer Schwester die prekäre Situation und die Insel zu verlassen. SIe arbeitet als Servicekraft auf den Fähren, die Tourist*innen von Insel zu Insel befördern und träumt von einem anderen Leben. Aber die wirtschaftliche Situation und die sterbende und pflegebedürftige Mutter, sind eine harte Realität, die den Aufbruch in ein anderes Leben schwierig macht.
Und dann taucht auch noch ein Bär auf der Insel auf und stellt die enge Beziehung der Schwestern auf eine harte Bewährungsprobe…

Ich kenne Phillips Erzählstil schon aus dem episodenhaften Roman „Das Verschwinden der Erde“, der mir vor einiger Zeit auch richtig gut gefallen hatte. Auch darin stellt Phillips, Menschen, die fast vergessen abseits der des globalen, kosmopolitischen Hauptstömung der bekannten Welt leben, in den Mittelpunkt. Und auch darin bleiben sehr viele Fragen und Schicksale offen.
Phillips erzählt nicht jeden Lebensweg und jede Geschichte bis ans Ende aus, sondern streut Andeutungen und Verweise, wie eine weitere Entwicklung aussehen könnte. Dass verschiedene Richtungen möglich sind, ist gerade das besonders Reizvolle daran.
Anders als im episodenhaften „Das Verschwinden der Erde“ bleibt Phillips in „Cascadia“ bei der Geschichte der beiden Schwestern und bei Sams Perspektive, was ich sehr begrüße und ihn für mich zum eingängigeren Roman macht.

Wenn du den Roman schon gelesen hast, weißt du, dass gerade der unerwartete und krasse Schluss polarisieren kann.

„…und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“


Ja, doch. Mir gefiel „Cascadia“ wegen dem Schluss richtig, richtig gut und ich hoffe sehr auf weiteren Stoff dieser ungewöhnlichen Autorin!

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