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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2024

Nur die Sehnsucht bleibt

Lichte Tage
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Ellis fühlt sich den musischen Künsten verbunden und zeigt dafür eine gewisse Begabung, was seine Mutter freut, seinen Vater allerdings wütend zur Kenntnis nimmt. Im Alter von zwölf Jahren begegnet Ellis ...

Ellis fühlt sich den musischen Künsten verbunden und zeigt dafür eine gewisse Begabung, was seine Mutter freut, seinen Vater allerdings wütend zur Kenntnis nimmt. Im Alter von zwölf Jahren begegnet Ellis Michael. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, eine Zuneigung, die von beiden als innige Liebe, als Erfüllung ihrer Sehnsüchte gesehen wird. Doch die Zeit ist noch nicht reif, die Akzeptanz der Gesellschaft für eine Beziehung zwischen zwei Männern noch nicht vorhanden. Ellis fügt sich dem Willen seines Vaters bei der Wahl der Berufsausbildung und bleibt dieser Tätigkeit ein Leben lang treu. Nur einmal noch gibt es Tage der Unbeschwertheit, des Lichtes gemeinsam mit Michael.
Sarah Winman lässt ihre beiden Protagonisten aus jeweils ihrer Sicht ihre Geschichte erzählen. Sie ist geprägt von unendlicher Liebe, von Trauer, von verpassten Gelegenheiten, Mutlosigkeit, von einem Leben, dass angepasst gelebt wurde und Sehnsüchte nach lichten Tagen nur tief im Inneren zugelassen hat. Es ist ein stiller Roman voll Poesie, den ich sehr gern gelesen habe und den ich sehr gern weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Die Kunst der Performance

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Juno ist Performancekünstlerin, um die fünfzig Jahre alt und hangelt sich mit kleineren Jobs und finanziellen Unterstützungen durchs Leben. Gemeinsam mit ihrem schwerkranken Mann Jupiter, der an den Rollstuhl ...

Juno ist Performancekünstlerin, um die fünfzig Jahre alt und hangelt sich mit kleineren Jobs und finanziellen Unterstützungen durchs Leben. Gemeinsam mit ihrem schwerkranken Mann Jupiter, der an den Rollstuhl gefesselt ist, immer mehr auf ihre Hilfe angewiesen ist, lebt sie in Leipzig, in einer Wohnung, die nicht den Vorzug einer behindertengerechten Einrichtung besitzt. Es fehlen die finanziellen Mittel, das zu verändern. Jupiter schreibt, kann Auszeichnungen und Preise vorweisen. Doch diese Gelder können auch nicht die immer wiederkehrende Flaute im Geldbeutel verhindern, sind jedoch erstaunlicherweise ausreichend, um durch kleine Dinge, Freude ins Herz und ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
In den schlaflosen Nächten ist Juno auf den Portalen der sozialen Medien unterwegs, bevorzugt in der Love-Scammer-Community. Wobei sie nicht ihre wahre Identität preisgibt, selbst geblockt wird, bis sie eines Tages auf Benu aus Nicaragua trifft. Sie begeben sich auf eine vertraute, fast freundschaftliche Ebene, tauschen sich intensiv aus.
Martina Hefter schreibt eher reduziert als ausschweifend. Klar und akzentuiert formuliert sie ihre Gedanken, denen ich sehr gern gefolgt bin. Die angerissene Themenvielfalt lässt Freiräume für eigene Überlegungen zur Auseinandersetzung mit Aussagen zur Liebe, zum Alltagsleben am Rande der Gesellschaft, zu Rassismus. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin es, die kleine Welt Junos zu skizzieren.
Sie steht auf der Short-Liste für den Deutschen Buchpreis 2024.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Rasante Reise durch Raum und Zeit

Hasenprosa
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Maren Kames präsentiert uns mit 'Hasenprosa' ein Buch der anderen Art, vielleicht der besonderen Art. Es düst durch Themen wie Familie, Politik, Musik und Literatur, ohne im eigentlichen Sinne eine Geschichte ...

Maren Kames präsentiert uns mit 'Hasenprosa' ein Buch der anderen Art, vielleicht der besonderen Art. Es düst durch Themen wie Familie, Politik, Musik und Literatur, ohne im eigentlichen Sinne eine Geschichte zu erzählen. Die Ich-Erzählerin rast gemeinsam mit einem Hasen durch Raum und Zeit, berichtet bruchstückhaft über Sequenzen aus ihrem Leben, um sogleich wieder atemlos weitereilend ihre Gedanken einem anderen Thema zu widmen.
Der Schreibstil ist unkonventionell, nicht so leicht lesbar. Ich musste mich sehr konzentrieren, um einen Lesefluss zu bekommen. Wortschöpfungen sind sehr ausgeprägt. Das Buch steht auf der Short-Liste des Deutschen Buchpreises 2024.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Trügerische Idylle

Von Norden rollt ein Donner
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Trügerisch gibt sie sich die niedersächsische Heidelandschaft, über die Jannes, der neunzehnjährige Schäfer aus dessen Perspektive erzählt wird, tagein tagaus die Schafherde führt. Das vermeintliche Idyll ...

Trügerisch gibt sie sich die niedersächsische Heidelandschaft, über die Jannes, der neunzehnjährige Schäfer aus dessen Perspektive erzählt wird, tagein tagaus die Schafherde führt. Das vermeintliche Idyll im Naturschutzgebiet zeigt sich in einem eher kargen Braun, in dem der Wolf sein Unwesen treibt und Schaden im Tierbestand anrichtet. Die Politik sieht hier keinen Konflikt und hält sich raus aus den lebhaften, düsteren Diskussionen der Ortsansässigen.
Seit Generationen ist Jannes' Familie verbunden mit dieser Gegend, in dem sie traditionsreich das Geschäft der Schäferei betreiben und zusammen ihren Hof bewirtschaften. Meinungsverschiedenheiten werden offen ausgetragen, belasten den Alltag, der durch harte Arbeit und Einsamkeit bestimmt ist.
Marcus Thielemann wählt in seinem Roman 'Von Norden rollt ein Donner' eine sehr einfache, reduzierte Sprache bei den Unterhaltungen der Dorfbewohner, die stark vom ansässigen Dialekt gefärbt ist und damit eine Beschränkung auf das Wesentliche zum Ausdruck bringt. Uraltes Wissen, wird nicht breitgetragen und steckt doch tief im Bewusstsein, macht sich breit im täglichen Handeln. Hier lässt der Autor Freiraum für eigene Gedanken durch gesetzte Metapher, die unmittelbaren aktuellen Bezug erlauben.
Das Buch steht auf der Short-List des Deutschen Buchpreises 2024.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Verlust, Trauer und Neubeginn

Für immer und ein Jahr
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Jan ist Tischler. Er steht mitten im Leben und arbeitet in einem Beruf, der ihn mit Leib und Seele ausfüllt. Seine kleine Familie Tochter Lina, Sohn Finn und seine Frau Maya geben ihm Halt, lassen die ...

Jan ist Tischler. Er steht mitten im Leben und arbeitet in einem Beruf, der ihn mit Leib und Seele ausfüllt. Seine kleine Familie Tochter Lina, Sohn Finn und seine Frau Maya geben ihm Halt, lassen die gemeinsame Zeit unbeschwert erscheinen. Bis eines Tages die Diagnose Krebs alles verändert. Maya verliert den Kampf gegen diese unbarmherzige Krankheit und lässt ihre Lieblingsmenschen trauernd und sehr unglückliche zurück. Doch in den letzten Wochen ihres Lebens trifft sie bestmöglich so manche Vorbereitung, um das weitere Leben, insbesondere das von Jan in Bahnen zu lenken, die ihm Halt und Stütze gegen sollen. Sie kennt ihren Mann sehr gut und weiß, dass er grundlegende Veränderungen in seiner Einstellung zum Leben im Allgemeinen und im Besonderen vornehmen muss zur Überwindung der auf ihn zukommenden Krise. Ein Geburtstagskalender, mit dem keine leichten Aufgaben verbunden sind, steht dabei im Mittelpunkt.
Stefanie Hansen erzählt in ihrem wunderschönen, zu Herzen gehenden Roman 'Für immer und ein Jahr' aus der Sicht des Protagonisten Jan eine Geschichte, die wahre Begebenheiten mit Fiktion verknüpft. Trotz der Schwere so ernster Themen wie Verlust und Trauer schafft die Autorin es, nicht zuletzt auch durch schräge Charaktere und hoffnungsvolle Ausblicke, das Geschehen aufzulockern, die Tränen zu trocknen. Ihr Schreibstil lässt den Leser mit viel Vergnügen über die Seiten gleiten. Ich konnte tief eintauchen in die Erzählung, fühlte mich als Begleiter im Setting.
Ich gebe diesem Buch sehr gern meine Leseempfehlung.

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