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Veröffentlicht am 07.10.2024

Trauerbewältigung und ein Neubeginn

Mein drittes Leben
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In dem Buch „Mein drittes Leben“ geht es um Trauerverarbeitung nach dem Verlust eines Kindes.
Lindas 17jährige Tochter Sonja stirbt nach einem Fahrradunfall. Linda stürzt in ein tiefes Loch, sie sieht ...

In dem Buch „Mein drittes Leben“ geht es um Trauerverarbeitung nach dem Verlust eines Kindes.
Lindas 17jährige Tochter Sonja stirbt nach einem Fahrradunfall. Linda stürzt in ein tiefes Loch, sie sieht keinen Sinn mehr im Leben. In der Leipziger Wohnung erinnert sie alles an Sonja, sie zieht auf einen Bauernhof auf dem Land und kündigt ihren Job als Kuratorin.
Auf dem Land findet sie allmählich wieder zurück ins Leben. Sie kümmert sich um Hündin Kaja, die ihr mit dem Bauernhof überlassen wurde und lernt Dorfbewohner und Nachbarn kennen. Mit Natascha, der Mutter eines jungen behinderten Mädchens, freundet sie sich an.
Ihr Mann Richard ist in Leipzig geblieben, er besucht Linda regelmäßig, auch nachdem er eine Beziehung mit der Schriftstellerin Brida Lichtblau eingeht. Dann geschieht etwas, das dazu führt, dass sich Richard zwischen Brida und Linda entscheiden muss.
Was ich nicht verstehen konnte, war die Beziehung zwischen Linda und ihrer Mutter. Linda nahm ihrer Mutter übel, dass sie kurz nach der Wende mit ihrer 12jährigen Tochter zu ihrem späteren Mann in den Westen Deutschlands gezogen ist. Sie habe große Eingewöhnungsschwierigkeiten am neuen Wohnort gehabt und keine neuen Freundschaften schließen können, was jedoch nicht an ihrem Stiefvater lag, der sie gut behandelt und gemocht hatte. Ich konnte die Entscheidung der Mutter nachvollziehen, die nicht nur für sich, sondern auch für Linda ein besseres Leben wollte.
Trotz des schwierigen Themas hat mich das Buch nicht traurig, sondern hoffnungsvoll zurückgelassen. Lindas Gedanken und Handlungen kreisen nicht mehr ausschließlich um sie selbst, sie hilft anderen, und ihr Leben hat dank der Unterstützung, die sie Natascha und Nine, Klaus und Bruni, Frau Engel und Richard zukommen lässt, wieder einen Sinn. Von mir eine große Leseempfehlung für diesen berührenden Roman, den ich nicht so bald wieder vergessen werde.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Das Wirken eines Mediums zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Das Wohlbefinden
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Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1908, 1967 und 2020. Im Mittelpunkt steht die Schriftstellerin Johanna Schellmann und das Medium Anna Brenner.
Im Jahr 2020 findet Vanessa Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter ...

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen: 1908, 1967 und 2020. Im Mittelpunkt steht die Schriftstellerin Johanna Schellmann und das Medium Anna Brenner.
Im Jahr 2020 findet Vanessa Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter Johanna, in denen diese ihre Empfindungen und Erlebnisse aus der Zeit aufgeschrieben hatte, in der das Medium Anna Brenner bei ihr und ihrer Familie gewohnt hatte.
Johanna ist mit dem Arzt Clemens verheiratet. Clemens forscht an der Wirkung von Schimmelpilz und bewirbt sich um eine Stelle bei den Beelitz Heilstätten. Er schlägt Johanna vor, ein Buch über die Heilstätten zu schreiben. Johanna greift seinen Vorschlag auf und erkundet Beelitz in Begleitung des Direktors, Herrn Dr. Blomberg. Dieser ist seiner Zeit weit voraus und hat erkannt, dass Körper und Seele auf dem Weg zur Heilung zusammenhängen. „Die zentrale Therapie in unseren Heilstätten ist das Wohlbefinden, da uns ein Wirkstoff gegen die Tuberkulose fehlt. … Doch was ist das tiefste Prinzip des Wohlbefindens? Ich wage zu behaupten, es ist die Seele.“ (S. 203)
Auf dem Gelände lernt Johanna Anna Brenner kennen, eine Frau, die von den anderen Patientinnen verehrt und/oder gefürchtet wird, da sie in Verbindung mit dem Jenseits steht. „Ich habe meinen eigenen Willen aufgegeben und ergebe mich vollständig dem Willen Gottes.“ (S. 153). Blomberg schickt Anna nach München, wo der angesehene Spiritismusexperte, Baron Schrenck-Notzing, bestätigen soll, dass Anna ein echtes Medium ist.
Johanna fühlt sich magisch von Anna angezogen. Gegen den Willen ihres Mannes bietet sie ihr ein Gästezimmer in ihrem Haus an. Anna hilft Johanna beim Schreiben ihres Buches, das sehr erfolgreich wird. Während Annas Aufenthalt bei den Schellmanns entfernt sich Clemens immer mehr von seiner Frau, er ist kaum noch zuhause und verbringt seine Tage in seinem Labor im Garten oder macht Überstunden im Krankenhaus.
Bis zur Hälfte hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Charaktere Johanna, Anna und Vanessa fand ich interessant, insbesondere Anna mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten. Sie konnte Kontakt zu Toten herstellen und sah sich als ein Werkzeug Gottes. Johanna fand ich unsympathisch, sie hatte eine hohe Meinung von sich, da sie aus einem reichen Elternhaus kam und bereits ein Buch geschrieben hatte über ihre Bosporus-Reisen. Sie empfand wenig Liebe und Zuneigung für ihren Mann und ihre Kinder, auch die Beziehung zu ihrer Schwester und ihrer kürzlich verstorbenen Mutter war nicht gut. Im Jahr 1967 ist sie sehr alt und hat beginnende Demenz, sie wird ehrenamtlich von einem jungen Mann versorgt, der mit ihr über ihre Zeit mit Anna spricht. Damals ist etwas vorgefallen, das bei Johanna lebenslange Schuldgefühle verursacht hatte.
Am wenigsten interessant fand ich die Passagen über Johannas Urenkelin Vanessa. Diese benimmt sich seltsam und ist infolgedessen die perfekte Nachfahrin von Johanna.
Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr, besonders gut hat mir die erste Hälfte gefallen. Die Beschreibungen der Séancen und Geistererscheinungen fand ich interessant. Das Wohlbefinden ist ein außergewöhnliches Buch, das ich gern weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Eine deutsche Familie im Zeitraum zwischen 1912 und 2007

Woher wir kamen
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Woher wir kamen von Ulrike Schweikert ist ein spannender historischer Roman auf mehreren Zeitebenen und an teilweise exotischen Handlungsorten: Berlin, Cape Cod, New York, Konstantinopel, Bagdad und Aleppo. ...

Woher wir kamen von Ulrike Schweikert ist ein spannender historischer Roman auf mehreren Zeitebenen und an teilweise exotischen Handlungsorten: Berlin, Cape Cod, New York, Konstantinopel, Bagdad und Aleppo.
2007: Jane erbt das Haus ihrer Großeltern auf Cape Cod. Sie ist Sanitäterin bei der Navy und war einige Jahre im Irakkrieg eingesetzt. Die Erlebnisse im Nahen Osten haben sie traumatisiert, sie überlegt, ihren Dienst zu quittieren und ein neues Leben auf Cape Cod anzufangen. In dem Haus findet sie Aufzeichnungen ihrer Großeltern, die 1930 aus Berlin nach Amerika ausgewandert sind.
Berlin, 1912: Die 12jährige Emilia lebt bei ihrer Mutter und ihrem Großvater. Dieser ist Hausmeister des Admiralpalasts, in dem erfolgreiche Revuen aufgeführt werden. Emilia träumt davon, Tänzerin zu werden. Sie wird von dem berühmten Paul Lincke entdeckt und gefördert.
Benno ist ein Findelkind ohne Nachnamen. Er ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und ergreift die nächstbeste Gelegenheit, um zu fliehen. Als er im Admiralspalast unterschlüpft lernt er zuerst Emilia und dann ihren Großvater kennen. Als der Krieg ausbricht, verschlägt es ihn in den Nahen Osten. Er wird er von einem ranghohen Militär gefördert und beschützt und fährt mit ihm mit dem Orientexpress nach Konstantinopel.
Seine Erlebnisse im Osmanischen Reich sind geprägt von dem Völkermord an Armeniern. Entsetzt muss er mit ansehen, wie Armenier systematisch ermordet werden, und die Welt schaut zu – „Wir sind auf einer diplomatischen Mission, und die strikte Anweisung des Auswärtigen Amtes lautet, die Beziehungen zu unseren türkischen Verbündeten zu pflegen und zu stärken.“ (S. 185)
Die ersten getöteten Armenier sieht er in Aleppo. Von dort werden Armenier zu Todesmärschen in die mesopotamische Wüste getrieben. Einige werden von deutschen Firmen beim Bau einer Eisenbahnlinie von Bagdad aus beschäftigt. Benno erfährt einiges darüber, warum die Deutschen dabei helfen, eine Bahnstrecke durch den Orient zu verlegen. „Es ging um die deutsche Wirtschaft und ums Geld. Alleine die Lieferung der Schienen und Züge hatte deutschen Firmen einen enormen Auftragsschub bereitet.“ (S. 242)
Jane beschließt in das Land ihrer Vorfahren zu fliegen. Ihre Nachbarin Eve Rosenberg befürwortet das Vorhaben, denn: „Ich bin schon lange davon überzeugt, dass wir viel mehr sind als das Produkt unserer Gene und der Erziehung unserer Eltern. Der Grund, wie und wer wir sind, reicht viel weiter zurück, über Generationen, Weltmeere und Zeiten hinweg.“ (S. 477)
Mir hat das 500 Seiten starke Familienepos sehr gut gefallen. Besonders interessant und spannend fand ich Emilias und Bennos Geschichte in der Zeit von 1915 bis zur ihrer Auswanderung nach Amerika. Von dem Völkermord an Armeniern habe ich zum ersten Mal erfahren. Es ist der Autorin hervorragend gelungen, fiktive und reale Personen und Ereignisse zu verbinden. Ich freue mich, Ulrike Schweikert entdeckt zu haben und werde sehr gern weitere Bücher von ihr lesen.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Prophetische Träume in einem Haus im Wald

Der längste Schlaf
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Nach „Die Kunst des Verschwindens“ ist es das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. „Der längste Schlaf“ konnte mich genauso begeistern.
Mara, eine Deutsche, die seit Jahren in London lebt, ...

Nach „Die Kunst des Verschwindens“ ist es das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. „Der längste Schlaf“ konnte mich genauso begeistern.
Mara, eine Deutsche, die seit Jahren in London lebt, ist Schlafforscherin. Sie hat selbst große Schlafprobleme, da sie sich gegen den Tiefschlaf wehrt, nachdem mehrmals eingetreten ist, wovon sie geträumt hatte. So hat sie als Kind vom tödlichen Unfall ihrer Eltern in der Nacht zuvor geträumt. Nach dem Tod der Eltern ist sie bei Pflegeeltern aufgewachsen. Aus dieser Zeit kennt sie ihre beste Freundin Roxi, die ebenfalls ein Pflegekind war. Die beiden sich immer noch eng befreundet, und Roxi ist eine der wenigen Personen, die von Maras prophetischen Träumen wissen.
Eines Tages bekommt Mara ein Schreiben, in dem ihr die Schenkung eines Herrenhauses in der deutschen Provinz angekündigt wird. Den Schenker kennt sie nicht, sie hat noch nie von ihm gehört. Nach reiflicher Überlegung beschließt sie, den Notar zu kontaktieren und sich das Haus anzuschauen.
Das Haus übt einen magischen Sog auf sie aus, besonders ein Raum beschert ihr Glücksgefühle und weckt schöne Erinnerungen an ihre Kindheit. Doch irgendwann wendet sich das Haus gegen sie, Tassen, Teller und Bücher fliegen durch die Luft, das Licht geht an und aus, Waldtiere stürmen ins Haus.
Im Haus träumt Mara von einem kleinen Mädchen, welches ihr nicht nur im Traum, sondern auch tagsüber im wachen Zustand erscheint. Dann sieht sie ein Plakat mit dem Foto des Mädchens, es wird vermisst.
Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, bis auf einige eingeschobene Kapitel, in denen ein Mädchen verzweifelt auf der Suche nach Hilfe für ihren Bruder ist, der im Wald in einen Brunnenschacht gefallen ist.
Der Schreibstil ist flüssig und authentisch, zeitweise habe ich mich gegruselt. Die paranormalen und mystischen Phänomene, die prophetischen Träume, das Haus am Waldrand, das sich in ein Geisterhaus verwandelt – bei all dem lief mir ein Schauer über den Rücken. Die Autorin weiß, wie man gute Thriller schreibt.
Die Auflösung der Frage, woher der großzügige Schenker Mara kennt, hat sehr gut gepasst. Die Liebesgeschichte am Rande hat mir auch gut gefallen. Von mir eine große Leseempfehlung für diesen spannenden Roman mit mystischen Elementen.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Drei Schwestern in drei Metropolen trauern um die Vierte im Bunde

Blue Sisters
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Blue Sisters von Coco Mellors ist das zweite Buch der Autorin. Bereits ihren Debütroman Cleopatra und Frankenstein habe ich sehr gern gelesen, ihr zweites Werk konnte mich noch mehr begeistern.
Die Handlung ...

Blue Sisters von Coco Mellors ist das zweite Buch der Autorin. Bereits ihren Debütroman Cleopatra und Frankenstein habe ich sehr gern gelesen, ihr zweites Werk konnte mich noch mehr begeistern.
Die Handlung dreht sich um die vier Schwestern Avery, Bonnie, Nicky und Lucky. Avery, 33, ist die Älteste und Lucky, 26, die Jüngste. Nicky ist an einer Schmerzmittelüberdosis gestorben. Obwohl bereits ein Jahr seit ihrem Tod vergangen ist, sind ihre drei Schwestern nach wie vor in tiefer Trauer. Hinzu kommen Schuldgefühle, da sich alle drei vorwerfen, Nicky nicht rechtzeitig geholfen zu haben.
Avery ist Anwältin und lebt mit ihrer Frau Citi in London. Citi möchte ein Kind, Avery nicht. Bonnie, 31, war Profi-Boxerin. Nach Nickys Tod hat sie ihre erste Niederlage bei einem Boxkampf erlitten, seitdem hat sie ihre Profikarriere aufgegeben und arbeitet als Türsteherin in Los Angeles.
Lucky, 26, ist Model, sie ist flatterhaft, alkohol- und drogensüchtig. Sie leidet am meisten unter dem Verlust ihrer Schwester, da die beiden Jüngsten sich besonders nahestanden.
Die drei Schwestern werden vor ihrer Mutter informiert, dass diese beabsichtigt, die Wohnung, in der Nicky in New York gelebt hatte, zu verkaufen. Vorher sollen die Schwestern die Wohnung leerräumen.
Während der Wohnungsauflösung geraten die drei aneinander, sie überhäufen sich gegenseitig mit Vorwürfen, der Streit eskaliert.
Den Schreibstil der Autorin mit wenigen Beschreibungen und vielen Dialogen mag ich sehr. Die Protagonistinnen sind authentisch und gut charakterisiert, so dass ich ihre Beweggründe und Gedankengänge gut nachvollziehen konnte. Sie waren mir alle drei nicht sympathisch, Nicky war die einzige „normale“ Schwester. Ich finde es furchtbar traurig und tragisch, dass ihr nicht geholfen und sie von Schmerzmitteln abhängig wurde.
Besonders hervorheben möchte ich die tollen Schauplätze des Romans: New York, Los Angeles und London. Gerne empfehle ich das Buch allen Leser*Innen von Familien- und Frauenromanen.

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