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Veröffentlicht am 15.07.2024

Trauerverarbeitung in einem irischen Küstenort

Mitternachtsschwimmer
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Ein wunderschöner Roman über Liebe, Freundschaft, Familie, Verlust und die Bewältigung und Verarbeitung von Trauer.
Grace lebt zurückgezogen in Ballybrady, einem kleinen irischen Küstenort. Ihren Lebensunterhalt ...

Ein wunderschöner Roman über Liebe, Freundschaft, Familie, Verlust und die Bewältigung und Verarbeitung von Trauer.
Grace lebt zurückgezogen in Ballybrady, einem kleinen irischen Küstenort. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Vermietung eines Cottages und der Herstellung von Quilt Decken. Sie geht oft angeln und kehrt gelegentlich im örtlichen Pub ein. Ihre Nichte Abbie kommt regelmäßig zu Besuch, um mit Grace angeln zu gehen und ihr beim Online-Verkauf zu helfen.
Evans Frau Lorna braucht Abstand von ihm, er mietet Grace‘ Cottage, wo er eine Woche verbringen will. Seine und ihre Gedanken werden vom Verlust ihrer kleinen Tochter beherrscht. Statt miteinander zu reden, stürzen sie sich in Arbeit. Kurz vorm Burnout kommt Evan in Ballybrady an.
Lebensmittel kauft er im Dorfladen bei Becky ein, die ihm von dem Virus erzählt, das sich in der Welt ausbreitet. Aufgrund des Lockdowns bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Aufenthalt am Meer zu verlängern. Im Dorfladen und im Pub, wo er drei Stunden täglich das Wlan nutzen darf, freundet er sich mit einigen Dorfbewohnern an.
Ich habe etwas gebraucht, um in das Buch reinzukommen. Die Geschichte nimmt meiner Meinung nach erst richtig Fahrt auf, als Luca ins Spiel kommt, Evans Sohn. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist nicht gut, Luca hängt mehr an seiner Mutter und fühlt sich vom Vater nicht akzeptiert. Die ganze Familie quält sich mit Schuldgefühlen.
Grace gegenüber habe ich zwiespältige Gefühle. Ich mochte es nicht, dass sie nur so mit Schimpfwörtern und Flüchen um sich warf. Ihr Hund hat keinen Namen und wird von ihr bzw. der Autorin meist nur als „hässliche Töle“ bezeichnet. Andererseits liebt sie Tiere über alles, hilft einem verletzten Kormoran und hat auch den Hund aus einem Dachsbau befreit und gerettet. In ihrer Jugend hatte sie ein schlimmes Erlebnis, das sie geprägt hatte.
Teil 1 fand ich etwas langatmig, doch Teil 2 und 3 habe ich verschlungen. Abbie und Luka brachten Schwung in die Handlung, mit der Ankunft der beiden überstürzten sich die Ereignisse. Den ruhigen, melancholischen, atmosphärischen und tiefsinnigen Roman über Liebe und Verlust empfehle ich sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Eine Liebe über den Tod hinaus

Bleib
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Ein Buch, das polarisiert. Eine Frau, die mehrere Tage mit der Leiche ihres Geliebten verbringt, diese wäscht, zärtlich berührt, im Auto mitnimmt.
Die Leser*Innen erfahren weder den Namen der Ich-Erzählerin ...

Ein Buch, das polarisiert. Eine Frau, die mehrere Tage mit der Leiche ihres Geliebten verbringt, diese wäscht, zärtlich berührt, im Auto mitnimmt.
Die Leser*Innen erfahren weder den Namen der Ich-Erzählerin noch den des toten Geliebten, sie ist S., er ist M. Der Roman besteht aus zwei langen Briefen, die S. an die Frau ihres Geliebten schreibt. Sie erzählt ihr aus ihrem Leben, von der Beziehung zu M., der Liebe ihres Lebens, aber auch von ihren früheren Beziehungen, auch von der fast erwachsenen Tochter, wenn auch nur am Rande.
Die alleinerziehende S. hat seit acht Jahren ein Verhältnis mit M. Sie hat sich damit abgefunden, dass sie sich selten sehen und freut sich auf die wenigen Wochenenden, die sie hin und wieder in einem Chalet in den französischen Alpen verbringen, das ihrem Ex-Mann gehört. M. kommt eines Morgens nicht von seinem morgendlichen Schwimmgang zurück, sie findet ihn tot im See. Statt die Polizei zu rufen oder jemanden zu informieren, holt sie ihn raus, wäscht ihn und schläft neben ihm. Am nächsten Tag fährt sie mit ihm im Auto zu einer Heilerin, die seltsame Rituale vollzieht.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Obwohl ich S.‘ Verhalten seltsam, ja sogar paranoid fand, konnte ich doch nachvollziehen, dass sie es nicht geschafft hatte, sich von ihrem Geliebten zu trennen. Zu den wenigen anderen Männern in ihrem Leben hatte sie keine so intensive Beziehung wie zu M. Sie war glücklich als die heimliche Geliebte, da sie viel Zeit für sich selbst brauchte und gerne allein war.
Gerne hätte ich erfahren, wie die betrogene Ehefrau auf die Briefe reagiert, wusste sie von dem Verhältnis? Das Ende passte gut zur Geschichte. Eine außergewöhnliche Geschichte, die sicherlich nicht jedem gefällt. Für mich war sie etwas zu makaber, der Ton etwas deprimierend, doch aufgrund des sehr angenehmen Schreibstils und der außergewöhnlichen Geschichte vergebe ich 4 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Eine polnische Wirtin in Bayern

Die Jukebox meiner Mutter
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Die Jukebox meiner Mutter ist an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt, die Figuren und die Handlung sind jedoch frei erfunden.
Tosca ist Lehrbeauftragte an einer Berliner Universität. Als sie ...

Die Jukebox meiner Mutter ist an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt, die Figuren und die Handlung sind jedoch frei erfunden.
Tosca ist Lehrbeauftragte an einer Berliner Universität. Als sie die Nachricht vom plötzlichen Tod ihrer Mutter bekommt, reist sie in ihre Heimat nach Bayern. Zeitgleich wird ihr Vater ins Krankenhaus eingeliefert und liegt im Koma.
Die Kapitel wechseln sich ab zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Toscas Mutter, Ella Novak, kam in den 1960er aus Polen in einen kleinen bayrischen Ort. Ihr Mann ist bald wieder nach Polen zurückgegangen, er ließ Ella mit den drei gemeinsamen Söhnen zurück.
Ella ließ sich nicht unterkriegen, sie pachtete eine Gastwirtschaft und wurde zur „polnischen Wirtin“. Ade Schierlinger, zehn Jahre jünger als Ella, verliebte sich auf den ersten Blick in sie und heiratete sie trotz großen Widerstand seitens seiner Familie. Ade und Ella bekamen eine Tochter, die sie Tosca nannten – wie Ella auf den Namen gekommen ist, ist umstritten. Die Ehe wurde nach fast zwanzig Jahren geschieden, was für Tosca nicht überraschend war. Sie fand schon immer, dass es keine anderen zwei Menschen gibt, die weniger gut zueinander passten als ihre Eltern.
Als Tosca gemeinsam mit ihrem neuen Freund Ron in dem bayrischen Ort ankommt, kehren sie in der Wirtschaft ein, die Ella früher gehört hatte. Seit einigen Jahren wird sie von Sepp, Ellas ältestem Sohn, geführt. Sepps Brüder Willy und Ted kommen auch zur großen Lagebesprechung. Viel zu erben gibt es nicht, Ellas Schmuck ist unauffindbar, einer ihrer Verflossenen behauptet, dass Ella für ihn einen Batzen Geld aufbewahrt habe. Das Wertvollste, sowohl in materieller als auch in ideeller Hinsicht, ist die Jukebox, mit der die Gäste jahrzehntelang in der Wirtschaft unterhalten wurden. In Toscas Fantasie haben sich die Eltern zu den Klängen aus der Jukebox verliebt.
So unterschiedlich Polen und Bayern sind, so unterschiedlich sind Ella Novak und Ade Schierlinger. Zwei Welten prallen aufeinander.
Bei den Gesprächen zwischen Tosca und ihren Brüdern habe ich mich köstlich amüsiert. Die drei Brüder sind sehr speziell und echte Bayern wie aus dem Bilderbuch. Ted, eigentlich Tadeusz, ist Musiker und hat seine neue blutjunge Freundin namens Sophia mitgebracht. Sophia versteht sich bestens mit Ellas Enkel Jan und dessen Freund Malik, die drei haben viel Spaß bei der Wohnungsauflösung, bei der Tosca beim Anblick von vielen Bildern, Kleidern und Haushaltsgegenständen in Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Kindheit und Jugend schwelgt.
Ich fand Die Jukebox meiner Mutter sehr unterhaltsam, den Schreibstil angenehm, ich habe viel gelacht und mich gut amüsiert. Es ist ein kurzweiliger, teils komischer, teils tragikomischer Roman. Gerne empfehle ich das Buch weiter, nicht nur an Leser*Innen mit polnischen oder bayerischen Wurzeln.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Neubeginn nach einer Trennung

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Nachdem mir „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, „Die einsame Buchhändlerin von Tokio“ zu lesen. In beiden Büchern geht es um eine Buchhändlerin bzw. Bibliothekarin, ...

Nachdem mir „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich darauf gefreut, „Die einsame Buchhändlerin von Tokio“ zu lesen. In beiden Büchern geht es um eine Buchhändlerin bzw. Bibliothekarin, die Bücher empfiehlt. Der Unterschied ist, dass Frau Komachi in den einzelnen Geschichten nur am Rande auftaucht, während die Autorin Nanako im Mittelpunkt ihres Buches steht.
Nanako, Anfang 30, trennt sich von ihrem Mann, in der ersten Zeit nach der Trennung fühlt sie sich einsam und verloren. Sie hat keine Freunde und die Arbeit bei einer großen Buchhandlungskette macht ihr keinen Spaß. Da stößt sie auf die App ThirtyMinutes, keine gewöhnliche Dating-App, sondern eine App, um seinen Bekanntenkreis zu erweitern. Man meldet sich zu einem „Talk“ oder stellt selber einen ein mit Angabe von Ort und Zeitpunkt des Treffens.
Die ersten Männer, die sie kennenlernt, sind eher an einem One Night Stand als an einer neuen Bekanntschaft interessiert. Je mehr Menschen sie trifft, desto mehr Selbstvertrauen gewinnt sie. Bald wird das Empfehlen von Büchern zu ihrem Markenzeichen. Sie bekommt viele gute Rezensionen und steigt in die Top Ten des Rankings in der App auf.
Doch irgendwann reicht es ihr, sie hat viele interessante Menschen kennenlernt, gute und weniger gute Erfahrungen gemacht, sie löscht die App und konzentriert sich darauf, einen neuen Job in der Buchbranche zu finden.
Nanako empfiehlt fast ausschließlich japanische Literatur und nur wenige Werke ausländischer Autoren wie „Bonjour Tristesse“ von Françoise Sagan oder „Unterwegs“ von Jack Kerouac.
Der Großteil des Buches besteht aus den Verabredungen über ThirtyMinutes, die Begegnungen sind amüsant und unterhaltsam beschrieben. Der Einfluss, den Nanakos neue Bekanntschaften, auf ihr Leben und ihr Selbstvertrauen haben, ist bemerkenswert und sicherlich nachahmenswert für alle, die ihr Leben ereignisreicher und spannender gestalten wollen. Die Sprecherin Melanie Fouché hat eine angenehme Vorlesestimme, die ich gerne gehört habe. Der autofiktionale Roman hat mir gut gefallen und ich empfehle ihn gern weiter, vor allem an die, die sich für Japans Kultur und japanische Literatur interessieren.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Actionreicher Thriller

Gefährliches Komplott
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Gefährliches Komplott ist der erste Roman, den ich von dem Autor gelesen habe. Ein rasanter Actionthriller, bei dem die Spannungskurve allerdings recht flach verläuft.
Mickey Gibson arbeitet für ProEye, ...

Gefährliches Komplott ist der erste Roman, den ich von dem Autor gelesen habe. Ein rasanter Actionthriller, bei dem die Spannungskurve allerdings recht flach verläuft.
Mickey Gibson arbeitet für ProEye, eine Firma, die verstecke Vermögenswerte digital aufspürt. Den Job macht sie, seit sie alleinerziehend ist, davor war sie Polizistin.
Als sie eines Morgens von einer ihr unbekannten Frau angerufen und beauftragt wird, eine Villa, die in der Nähe ihres Wohnorts liegt, auf ihren Wert hin zu begutachten, nimmt sie den Auftrag trotz komischen Bauchgefühls an.
In der Villa findet sie die Leiche eines Mannes. Sie ruft die Polizei, die sich über Gibsons Anwesenheit in der Villa sehr wundert. Zunächst einmal gilt sie als Verdächtige. Schon bald nimmt die Unbekannte wieder Kontakt zu ihr auf. Anfänglich ist Gibson sehr misstrauisch, doch bald hilft sie dabei, die Identität des ermordeten Mannes aufzudecken, wobei sie sowohl mit der Polizei als auch mit der mysteriösen Anruferin zusammenarbeitet.
Als die Vergangenheit des Toten bekannt wird, wird die Suche nach seinem Mörder durch die Suche nach den beträchtlichen Vermögenswerten ausgeweitet, die er versteckt hatte.
Es geht um Mafia-Aktivitäten, Wirtschaftskriminalität, Bitcoins, Prostitution, Pädophilie. Am Ende kommt es zum großen Finale wie in einem Actionfilm. Baldaccis Schreibstil mag ich sehr, er versteht es, subtil Spannung aufzubauen und schafft interessante Charaktere. Liebhaber*Innen actionreicher Thriller werden das Buch lieben.

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