Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
offline

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2024

Die Herbstzeitlose – eine allzu giftige Pflanze

Verdorbene Saat (Thriller)
0

Giftpflanzen gibt es so einige in unseren Gärten, die Herbstzeitlose gehört dazu. Ihre Blüten sind rosa- bis lilafarben, sie ist leicht mit dem Krokus, dessen Blüten jedoch kräftigere Farben aufweisen ...

Giftpflanzen gibt es so einige in unseren Gärten, die Herbstzeitlose gehört dazu. Ihre Blüten sind rosa- bis lilafarben, sie ist leicht mit dem Krokus, dessen Blüten jedoch kräftigere Farben aufweisen oder auch mit dem Bärlauch zu verwechseln.

Martina Siekers Leiche wurde im Garten vor ihrem Haus von ihrem Hund ausgebuddelt, der Ehemann hat daraufhin die Polizei verständigt. Schon der Prolog ist heftig, die Beschreibung direkt gruselig.

Katharina Winkler, kurz Kat genannt, übernimmt den Fall, ihr zur Seite wird der als sehr pedantisch geltende Sebastian Fischer gestellt. Die beiden sind nicht unbedingt ein Dreamteam. Und doch müssen sie zusammenarbeiten, sich auf den anderen verlassen können, was nach anfänglichen Schwierigkeiten dann ganz gut klappt. Kats Eigenart, direkt am Ort des Geschehens Zeichnungen anzufertigen, ist schon oft zugute gekommen. Sie konzentriert sich vollends, versetzt sich in die Täterfigur, um sich den möglichen Vorgang filmisch vor Augen zu führen. Je mehr ich diese beiden Ermittler beobachte, desto näher sind sie mir. Kat sowieso, aber auch Sebastian entpuppt sich als durchaus cooler Typ.

Bei der einen Toten bleibt es nicht, die nächste wird wiederum in einen Privatgarten gefunden. Dem Opfer wurde der Kiefer ausgerenkt, um für die Herbstzeitlose, die aus ihrem Mund zu wachsen scheint, Platz zu schaffen. Ihr Körper ist mit Schnitten übersät, darin finden sie Samen – welcher Sadist ist hier zugange?

Es ist durchaus plausibel, dass sie den Täter im botanischen Bereich suchen und so wie es aussieht, haben sie es mit einem Serientäter zu tun. Auch stellt sich die Frage, wie lange er schon mordet. Das nähere Umfeld der Opfer wird durchleuchtet, was durchaus Sinn macht. Gunnar Schwarz geht dabei raffiniert vor, man wähnt die Ermittler des Öfteren kurz vor dem Durchbruch. Dabei legt er geschickt Fährten aus, die dann doch eher im Sande verlaufen. Die Spannung lässt nie nach, auch sind Kat und Sebastian näher dran, als es für sie gut ist. Was sich ihnen letztendlich präsentiert, hätte ich nicht für möglich gehalten und doch ist das ganze Ausmaß dessen, was alles ans Licht kommt, in sich schlüssig.

Die „Verdorbene Saat“ hat es in sich, es ist ein fesselnder Thriller, wie nicht anders von Gunnar Schwarz zu erwarten. Und nun – am Ende angelangt - hoffe ich, dass ich noch mehr von diesem tollen Ermittlerduo lesen werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.11.2024

Ein Psychothriller vom Feinsten

Minus 22 Grad
0

Schneller, noch schneller – Lauras Puls steigt. Der Asphalt schimmert durch die Schneedecke – dreimal die Woche fährt sie diese Strecke, sie spürt jeden Muskel, sie braucht das, sie fühlt sich frei. Es ...

Schneller, noch schneller – Lauras Puls steigt. Der Asphalt schimmert durch die Schneedecke – dreimal die Woche fährt sie diese Strecke, sie spürt jeden Muskel, sie braucht das, sie fühlt sich frei. Es geht auf Mitternacht zu, außer ihr und ihrem Trekkingrad ist keiner unterwegs. Und da – Scheinwerfer. Ein Auto nähert sich ihr von hinten, wird langsamer, holt auf. Der Aufprall reißt sie aus dem Sattel. Dunkelheit hüllt sie ein. Als sie aufwacht, spiegelt sich ihr Gesicht in einem Glas. Wo ist sie? Was ist geschehen? Und warum ist sie hier? Gefangen in einem Käfig?

Im nächsten Kapitel ist es Ariane, die es sich vor dem Fenster gemütlich gemacht hat, das Fernglas in der Hand. Sie beobachtet auf dem nahen See einen ziemlich unbeholfenen Schlittschuhläufer. Was macht der hier, mitten in der Nacht? Das Eis bricht, er geht unter. Ariane schnappt sich noch schnell ihren Gürtel, für mehr ist keine Zeit.

Im Wechsel lese ich von Laura und dem Kommissar, der nach ihr sucht und von Ariane und dem Mann, den sie aus dem Eis gerettet hat. Was haben diese beiden Erzählstränge miteinander zu tun? Lange tappe ich im Dunkeln, auch Lauras Entführer bleibt nebulös. Als ihre Mutter, eine einflussreiche Kommunalpolitikerin, eine Botschaft mit ihrem Todeszeitpunkt bekommt, ist Kommissar Lukas Johannsen klar, dass Lauras Zeit bald abläuft.

Johannsen durchleuchtet auch Lauras Leben, kommt aber dabei keinen Schritt vorwärts. „Lukas, du darfst dich nicht zu sehr in Kleinigkeiten verlieren. Das große Ganze zeigt sich manchmal erst, wenn du ein paar Schritte zurücktrittst.“ Der Kommissar erinnert sich an die Worte seiner Mutter. Also – nochmal alles neu durchdenken.

Quentin Peck versteht es, Spannung zu erzeugen, er kommt dabei ohne reißerische und blutige Elemente aus. Die frostige Atmosphäre zieht sich durchs Buch, es ist nicht nur draußen eisig. Jede einzelne Person ist umhüllt von Geheimnissen. Ich bin hin- und hergerissen, sehe sie wohlwollend, um im nächsten Augenblick an allem und allen zu zweifeln. Das Buch ist durchgehend fesselnd, ein Weglegen war für mich keine Option. Die losen Fäden lassen sich nicht verknüpfen und als ob es nicht genug wäre, lese ich zwischendurch von Tonaufzeichnungen, die erst gegen Ende einen Sinn ergeben. Wenngleich das Ende dann nochmal so richtig überrascht.

„Minus 22 Grad“ ist ein Psychothriller vom Feinsten, beste Unterhaltung ab der ersten Zeile bis zum dann doch sehr stimmigen Schluss. Ein absolut mitreißender, spannungsgeladener Thriller, der mich vollends begeistert hat. Mein Tipp: Lesen, lesen, lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2024

Madeira Anfang des 20. Jahrhunderts

Der Ruf des schwimmenden Gartens
0

Madeira ist für mich der Inbegriff einer Blumeninsel, ihren Ruf als schwimmender Garten im Atlantik verdankt sie einer botanikverliebten Engländerin, wie ich nun weiß. Tara Haigh hat mich mit ihrem Roman, ...

Madeira ist für mich der Inbegriff einer Blumeninsel, ihren Ruf als schwimmender Garten im Atlantik verdankt sie einer botanikverliebten Engländerin, wie ich nun weiß. Tara Haigh hat mich mit ihrem Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, gedanklich auf diese zauberhafte Insel des ewigen Frühlings gelockt.

Zunächst sind wir in Bremen, wir schreiben das Jahr 1914. Die junge Sofie ist im dortigen Krankenhaus aus Ärztin tätig. Als Frau und auch als Verfechterin von Hygienestandards ist sie ihren männlichen Kollegen ein Dorn im Auge. Über ihren Vater, einem Anwalt, erfährt sie von einem Krankenhaus mit Sanatorium auf Madeira, das kurz vor der Eröffnung steht. Das Angebot, dort die Tuberkulose-Station zu leiten, kommt genau richtig und da Richard Hauenstein, Vaters Kontakt, der sich um das Investment kümmert, zurück auf die Insel muss, schließt Sofie sich ihm an.

Kaum angekommen, beobachtet Sofie eine unschöne Szene mit dem kleinen Camilo, einem Waisenjungen, der vom Kloster weggelaufen ist. Sie mischt sich ein, verspricht dem Jungen, dass sie ihn bald besuchen kommt, was sich aber als gar nicht so einfach erweist, denn das Kloster wird mit strenger Hand geführt. Im Verlauf der Geschichte machen wir auch Bekanntschaft mit mehreren Nonnen und mit Schwester Regine, die dem Kloster vorsteht.

Nun, Sofie kommt bei der Familie Hauenstein unter. Auf dem Gutshof leben Vater und Sohn – Fritz und Richard - bestens versorgt von Rosa, ihrer Haushälterin. Da Fritz Geburtstag ansteht, wird neben vielen anderen Gästen auch Ludwig, der jüngere Sohn, erwartet. Der Globetrotter und Schriftsteller lebt überwiegend in London und wie sich bald abzeichnet, können die beiden Brüder so überhaupt nicht miteinander.

Charmant und liebenswert sind die einen, aber auch ganz schön fies, intrigant und hinterhältig erweist sich so manch andere Figur.

Allesamt sind sie charakterlich gut und lebensnah gezeichnet.
Neben der fiktiven Familiengeschichte ist es der reale Bau des Krankenhauses, der von einer deutschen Aktiengesellschaft geplant und in die Tat umgesetzt wurde. Die Investoren hatten auch anderes im Sinn, was den Madeirern nicht gefiel. Rund um den Bau des Krankenhauses werden kriminelle Energien freigesetzt, in dessen Strudel auch Sofie gerät. Und nicht nur hier, auch im Kloster geht nicht alles mit rechten Dingen zu. Das teilweise von den Deutschen gebaute Hospital dos Marmeleiros in Funchal existiert noch heute, wie ich im sehr informativen Nachwort erfahre.

Es war ein spannender, ein kurzweiliger Aufenthalt auf dieser zauberhaften Insel, den ich sehr genossen habe, in der es auch um Rivalität, um Intrigen und um die Liebe geht - angereichert mit Beschreibungen der Insel, die nicht nur von den Engländern dank ihres ausgeglichenen Klimas als angenehmer Kurort geschätzt wurde und auch heute noch geschätzt wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2024

Spannend, unterhaltsam, lesenswert

Moment des Aufbruchs
0

„Momente des Aufbruchs“ ist das sechste Buch der Kinder der Hansens-Reihe. Nachdem mich schon die Hansen-Saga begeistert hat, ist auch die neue Generation mit viel Herzblut dabei, die Familie Hansen in ...

„Momente des Aufbruchs“ ist das sechste Buch der Kinder der Hansens-Reihe. Nachdem mich schon die Hansen-Saga begeistert hat, ist auch die neue Generation mit viel Herzblut dabei, die Familie Hansen in die Zukunft zu führen.

Amala, Auguste und Eduard haben große Pläne. Das alte, nicht mehr genutzte Kontor wollen sie zu neuem Leben erwecken, in dessen Gemäuer nicht nur Restaurants ihren Platz finden werden, auch Theater und Kino soll es beherbergen. Das Hansens nimmt Gestalt an, es gibt auch hier genug Hindernisse, die das Projekt gefährden könnten. Aber „Menschen mit so viel Leidenschaft und Mut können gar nicht scheitern“ ist sich Georg sicher, der sich zurückgezogen hat, der jungen Generation aber dennoch zur Seite steht. Vor dem politischen Hintergrund jener Zeit lesen wir von Liebe und so mancher Eifersüchtelei, von Trennung und Versöhnung, von krummen Geschäften, aber auch von Freundschaft und Zusammenhalt.

Wir sind in Hamburg im Jahre 1927, der erste Tonfilm „The Jazz Singers“ revolutioniert die Kinowelt, bei der Eröffnung des Hansens wird ein anderer Film gezeigt, es ist „Das Geheimnis der der Abbé X“. Im Nachwort weiß die Autorin mehr darüber zu berichten.

Neben Hamburg sind es auch München und Wien, die wir gedanklich ansteuern, auch werfen wir einen Blick über den großen Teich zu Amalas Bruder Robert, der den Ku-Klux-Klan kritisch beleuchtet. In München bangt Thereses Tochter Helene um ihren Lebensgefährten Bernhard, dem die Todesstrafe droht. Sein Anwalt ist von seiner Unschuld überzeugt, er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um ihn doch noch zu retten. Auch hier möchte ich das Nachwort nochmal erwähnen, denn diesem Erzählstrang liegen echte Fälle zugrunde.

In Wien treffen wir auf Thereses Sohn Franz mitsamt Familie, der eines Tages in die Fußstapfen von Florentinus Loising, Thereses Bruder, treten soll. Auch Florentinus kämpft für Bernhards Freilassung und fährt dafür nach München, derweilen kümmert sich Franz um Florentinus Firma.

Es ist die Zeit, in der die Nationalsozialisten immer mehr Zulauf bekamen, die Ausländerfeindlichkeit und der Rassenhass wurden von oben herab geschürt. Auch Amalas Verlobter gerät in diesen Strudel des Hasses, ihm wird als Arzt eine Trennung von Amala nahegelegt, deren Äußeres den strammen NSDAP-Anhängern so gar nicht passt.

Ellin Carsta versteht es, die historischen Fakten mit den Geschichten um die Familie Hansen geschickt zu verknüpfen und damit ihre Leser bestens zu unterhalten. So ab und an wirft sie einen Blick zurück, sodass das Vergangene ganz schnell wieder präsent ist. Ihre Charaktere haben für mich schon lange ein Gesicht, sie sind mir sehr sympathisch, wenngleich es einige wenige gibt, deren Art mir nicht ganz so angenehm ist. Bei den Hansens geht es eben zu wie im richtigen Leben, die Familie stützt sich gegenseitig, auch wenn so mancher quertreibt. Leider ist die Zeit mit ihnen wieder mal zu schnell vergangen und nun heißt es warten auf Band sieben, ich freu mich drauf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2024

Einfach großartig

Die Henkerstochter und das Vermächtnis des Henkers (Die Henkerstochter-Saga 10)
1

Der ehemalige Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl hat von seinem früheren Weggefährten Nepomuk einen Brief erhalten, in dem er ihn bittet, dringend nach Passau zu kommen. Es geht um einen Schatz, den ...

Der ehemalige Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl hat von seinem früheren Weggefährten Nepomuk einen Brief erhalten, in dem er ihn bittet, dringend nach Passau zu kommen. Es geht um einen Schatz, den er mit Jakobs Hilfe bergen will. Dies kommt Jakob soweit gelegen, da er seiner Familie das sehr teure Bürgerrecht kaufen will, also macht er sich auf gen Passau. Sofia, seine 12jährige Enkelin, folgt ihm, was ihm zunächst so gar nicht recht ist. Wie sich jedoch später herausstellt, ist sie ihm eine große Hilfe. In Passau angekommen, muss er zu seinem Entsetzten feststellen, dass Nepomuk getötet wurde und er nicht der einzige ist, der nach Passau gelockt wurde.

Derweilen sind Sofias Eltern Magdalena und Simon bei Hofe unentbehrlich. Die Kaiserin erwartet jeden Augenblick ihr nächstes Kind, Magdalena weicht nicht von ihrer Seite und Simon ist für die Gesundheit des Kaisers mitsamt seinem Gefolge zuständig. Kein leichtes Unterfangen, denn die Türken belagern Wien, auch Magdalena und Simons Söhne Peter und Paul sind involviert. Peter als Feldarzt, Pauls Schicksal indes ist ungeklärt. Keiner weiß, wo er sich aufhält oder ob er überhaupt noch am Leben ist.

Das Hörbuch wird von Johannes Steck vorgetragen, er ist geradezu prädestiniert für die Henkerstochter-Saga. Er gibt jeder Figur seinen individuellen Charakter, wobei alle männlichen Rollen perfekt gesprochen sind und sie stimmlich gekonnt variieren, so gelingt dies bei den Frauenrollen nicht ganz so gut, was aber angesichts der brillanten Lesung vernachlässigbar ist. Es waren großartige, es waren kurzweilige Hörstunden, die viel zu schnell vorüber waren, trotzdem die gekürzte Version, die ich gehört habe, über 16 Stunden und 18 Minuten geht (das ungekürzte Hörbuch hat eine Spieldauer von knapp 18 Stunden).

Der Autor, Oliver Pötzsch, hat einmal mehr bewiesen, dass er zur ersten Riege der historischen Erzähler gehört. Nicht nur seine Bücher um den Schongauer Henker und seiner Familie lasse ich mir nicht entgehen, auch seine anderen historischen Bücher sind für mich Pflichtlektüre. Wird es weitergehen? Wird er, der Nachfahr der Henkersfamilie, weiterhin über seine Vorfahren schreiben? Jakob Kuisl ist nicht mehr der Jüngste, gesundheitlich ist er auch ziemlich angeschlagen, aber er ist zäh und noch immer schmeckt so manches Mohnpfeifchen. Gerne würde ich noch mehr über ihn und die Seinen erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere