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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2019

Ein typischer Thommie Bayer

Eine kurze Geschichte vom Glück
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Robert Allmann gewinnt 6,2 Millionen im Lotto. Das ist für ihn der Start in ein neues altes Leben.

Durch einen Lesetipp von Christine Westermann bin ich das erste Mal auf Thommie Bayer gestoßen, war ...

Robert Allmann gewinnt 6,2 Millionen im Lotto. Das ist für ihn der Start in ein neues altes Leben.

Durch einen Lesetipp von Christine Westermann bin ich das erste Mal auf Thommie Bayer gestoßen, war begeistert und lese mich seitdem in regelmäßigen Abständen durch seine Romane. Jedes Mal bin ich auf andere Weise berührt. Hier geht es vor allem um die Frage, die wir uns alle doch schon gestellt haben: Was mache ich, wenn ich im Lotto gewinne? Wem erzähle ich von meinem neuen Reichtum, was kaufe ich mir als Erstes, wer bekommt einen Teil ab? Robert Allmann stellt sich auch diese Fragen und reagiert, wie wohl jeder reagieren würde. Er kauft sich ein Auto und investiert zunächst mal in Dinge, die sonst nicht, oder zumindest nicht in diesem Maße möglich waren. Aber dann ändert sich sein Privatleben und plötzlich steht er vor einem völligen Neuanfang.

Robert ist ein Träumer; im Laufe des Romans lernt er dazu, was wirklich im Leben zählt und so ist sein letzter Satz im Roman, Programm: Auf die Frage, was er denn jetzt vorhat, antwortet er schlicht mit "Weiterleben." Das bewahrheitet sich doch die alte Weisheit: Geld macht nicht glücklich, aber es gibt Sicherheit. Am Ende entlasse ich den Daggl (lesen, dann verstehen!) in eine nicht zu erahnende Zukunft. Vielleicht treffe ich ihn in einem anderen Roman von Thommie Bayer wieder...würde mich sehr freuen.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Nicht zu durchschauen

Schatten der Schuld
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Im Aachener Stadtwald wird eine erschlagene Frau gefunden. Hat der Axtmörder wieder zugeschlagen?

Ein Krimi, der in meiner Heimatstadt spielt; da war ich sehr gespannt und bin nicht enttäuscht worden. ...

Im Aachener Stadtwald wird eine erschlagene Frau gefunden. Hat der Axtmörder wieder zugeschlagen?

Ein Krimi, der in meiner Heimatstadt spielt; da war ich sehr gespannt und bin nicht enttäuscht worden. Bis kurz vor Schluß wurden die Spuren zum Täter immer wieder verwischt, so daß der Hauptverdächtige von Kapitel zu Kapitel wechselt. Nur eins konnte ich mir denken: So einfach, wie zu Anfang alles scheint, kann es nicht gewesen sein. Die Ermittler sind allesamt sympathisch; nicht perfekt, sondern menschlich. Ein kleiner Fehler ist der Autorin allerdings unterlaufen: Auch wenn sie in der Danksagung feststellt, daß der Roman kein Reiseführer für die Aachener Region ist, ist es für den Spannungsbogen nicht nötig gewesen, Aachen einen falschen Studiengang unterzuschieben, denn Jura kann man hier nicht studieren. Apropos Spannungsbogen, im letzten Drittel leidet der ein wenig ob der Ausführlichkeit. Da gerät der Krimi leider etwas geschwätzig. Das ist aber der einzige kleine Kritikpunkt. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Charly, Mick und Benny.

Kurz: uneingeschränkte Leseempfehlung für Krimifans

Veröffentlicht am 03.02.2019

Will zuviel

Bitter Wash Road
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Constable Paul Hirschhausen, genannt Hirsch, gerät in Tiverton, einer Kleinstadt in Australiens Nirgendwo zwischen alle Fronten.

Der Constable kann einem schon leid tun; überall wo er auftaucht, begegnen ...

Constable Paul Hirschhausen, genannt Hirsch, gerät in Tiverton, einer Kleinstadt in Australiens Nirgendwo zwischen alle Fronten.

Der Constable kann einem schon leid tun; überall wo er auftaucht, begegnen ihm seine korrupten Polizeikollegen. Diese Thema zieht sich durch den ganzen Krimi, so daß der eigentliche Kriminalfall, der im Klappentext anklingt, fast auch schon im Nirgendwo verendet. Das ist für mich die große Schwäche des Krimis. Garry Disher will einfach zuviel. Ich habe mich zum Schluss gefragt, ob alle Polizisten so korrupt sind...aber nein, da gibt es ja den tapferen Hirsch, der sich nicht beirren lässt, und am Ende auch noch eine kleine romantische Begegnung hat. Wie gesagt, von allem ein bißchen zuviel, nur von den eigentlichen Ermittlungen erfährt man nicht viel. Dabei ist das Ganze noch nicht mal schlecht geschrieben, das Nirgendwo wird deutlich, die Beschreibungen der Natur fand ich sehr gut, darum auch noch drei Sterne. Vielleicht ist es auch einfach nicht der richtige Krimi für mich, denn immerhin war er 2017 der dritte Platz beim Deutschen Krimipreis International.

Ich kann den Krimi nicht wirklich weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Charmanter Start

Todesklang und Chorgesang
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Bee Merryweather ist eine pensionierte Handarbeitslehrerin und lebt in dem beschaulichen South Pendrick. Als sie über eine Leiche stolpert, macht sie sich in Miss Marple-Manier auf Spurensuche und gerät ...

Bee Merryweather ist eine pensionierte Handarbeitslehrerin und lebt in dem beschaulichen South Pendrick. Als sie über eine Leiche stolpert, macht sie sich in Miss Marple-Manier auf Spurensuche und gerät dabei selber in Gefahr.

Entweder man mag diese Art von Krimi oder man macht einen großen Bogen um sie; ich mag sie sehr. Unblutig, das Personal ist herrlich witzig und sympathisch (einen Pfarrer, der Giftpflanzen in seinem Gartenbeet pflegt, kannte ich bisher noch nicht!), der Spannungsbogen nicht unbedingt zum Nägelkauen, aber trotzdem spannend und gut gemacht. Und wenn man im letzten Drittel meint, man weiß schon, wozu man hier geladen wurde, dann wird man von der Autorin doch noch überrascht. Zugegeben, das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber das muss ja auch nicht sein. Ich würde mich sehr freuen, wenn es noch weitere Fälle für Bee Merryweather geben würde.

Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die Cozy Krimis mögen.

Veröffentlicht am 29.01.2019

Wie man den Leser vorführt

Der Ball spielende Hund
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"Der Ball spielende Hund" ist sicherlich nicht das bekannteste Werk von Agatha Christie, aber für mich gehört es zu den Besten!

Hercule Poirot ermittelt zusammen mit Captain Hastings in einem Fall, der ...

"Der Ball spielende Hund" ist sicherlich nicht das bekannteste Werk von Agatha Christie, aber für mich gehört es zu den Besten!

Hercule Poirot ermittelt zusammen mit Captain Hastings in einem Fall, der zunächst gar nicht wie ein Fall aussieht. Der vermeintlich natürliche Tod erweist sich, wie nicht anders zu erwarten als raffinierter Mord, und Lady Agatha lässt ihre Leser einmal mehr fassungslos zurück. Fassungslos darüber, daß die Autorin wieder mal mit ihren Lesern gespielt hat. Für mich ist Hercule Poirot das Alter Ego der Autorin, während Captain Hastings stellvertretend für den Leser steht. Poirot spielt mit Hastings, wie die Autorin mit dem Leser, mit der ganz klaren Botschaft: Strengt Euch nur an, ihr werdet doch eh nie dahinter kommen, wie alles zusammenhängt. Ich bin euch doch immer einen Schritt voraus. Wie in fast allen Krimis von Agatha Christie kann man mit etwas Glück vielleicht den Täter richtig raten, wie der Mord in allen Details zustande kam, bleibt aber unmöglich zu recherchieren. Dabei hat die Autorin die Kunst perfektioniert, daß bis zum Ende alle verdächtig sind.

Hier liegt einer der humorvollsten Krimis von Agatha Christie vor, die Figuren sind teils herrlich verschroben, teils ziemlich einfältig und teils ihrer Zeit weit voraus. Man darf halt auch nie vergessen, wie alt die Krimis schon sind. "Der Ball spielende Hund" erschien erstmals 1937, entfaltet seinen Charme aber vielleicht heute mehr denn je. Ich habe mich erneut sehr gut unterhalten gefühlt, mehr noch, ich habe manches Mal laut gelacht.