Wie ein Wiedersehen mit alten Freunden
Die Abende in der Buchhandlung MorisakiDrei Jahre ist es bereits her, seit Takako sich mit großem Liebeskummer im antiquarischen Buchladen ihres Onkels einquartierte. Inzwischen hat sie sowohl einen neuen Job, als auch einen Freund, besucht ...
Drei Jahre ist es bereits her, seit Takako sich mit großem Liebeskummer im antiquarischen Buchladen ihres Onkels einquartierte. Inzwischen hat sie sowohl einen neuen Job, als auch einen Freund, besucht aber weiterhin regelmäßig Onkel Satoru und Tante Momoko im Tokioter Bücherviertel Jimbō-chō. Doch dann erhält sie die Nachricht, dass Momokos Krankheit wieder ausgebrochen ist und außerdem machen sich erste Zweifel an ihrer Beziehung zu Wada-san breit. Und so kehrt Takako für unbestimmte Zeit in die Buchhandlung Morisaki zurück, um auszuhelfen und vielleicht auch ihre Gefühle zu sortieren.
„Die Abende in der Buchhandlung Morisaki“ von Satoshi Yagisawa ist der zweite Band um das kleine Antiquariat in Jimbō-chō und schließt an die Ereignisse des ersten an. Die deutsche Übersetzung stammt dieses Mal von Charlotte Scheurer. Wer in diesem Roman viel Action erwartet, wird sicherlich enttäuscht, denn – wie schon im ersten Band – besteht er hauptsächlich aus Alltagsschilderungen Takakos in der Ich- und Vergangenheitsform. Für mich macht ihn das zur perfekten Herbstlektüre, zumal die Handlung auch im Oktober beginnt.
Zentral sind im Buch zwei Themen: die Krankheit von Tante Momoko und die Beziehung zu Wada-san. Besonders Satoru wird von dem erneuten Ausbruch der Krankheit seiner Frau aus der Bahn geworfen. Zwar versucht er, sich nichts anmerken zu lassen, aber schon bald verliert er den Bezug zum eigenen Laden und den Stammkunden. Takakos Liebe zu Wada-san hingegen wirkt aus westlicher Perspektive betrachtet sehr seltsam. Lange Zeit nennt sie ihn noch bei seinem Nachnamen, die beiden sehen einander selten und Zuneigung wird kaum offen gezeigt. So fragt sich Takako auch bald, was genau ihr Partner eigentlich an ihr findet.
„Die Abende in der Buchhandlung Morisaki“ ist wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, in dem man auf den neusten Stand gebracht wird. Die Handlung ist sicherlich nicht spannend, aber das vollgestopfte Antiquariat schafft eine ganz eigene Wohlfühlatmosphäre. Einzig Takako ist zu anderen manchmal unnötig schroff, macht aber auch im Laufe des Romans eine gewisse Entwicklung durch.