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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2024

Das intensivste Buch in diesem Jahr

Das Lied des Propheten
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Ich habe schon gewusst, auf was ich mich einlasse, aber dieses Buch hat mich an meine Grenzen gebracht. Dieses Mal waren es nicht die furchtbaren Dinge aus der Vergangenheit, sondern ich hatte ständig ...

Ich habe schon gewusst, auf was ich mich einlasse, aber dieses Buch hat mich an meine Grenzen gebracht. Dieses Mal waren es nicht die furchtbaren Dinge aus der Vergangenheit, sondern ich hatte ständig im Kopf, dass es so oder so ähnlich in der nahen Zukunft passieren könnte.

Denn als Ort des Geschehens hat David Lynch keinen fiktiven Ort gewählt, wie es ja häufig in Dystopien der Fall ist. Nein, Schauplatz ist Dublin und das ist verdammt nah. Dort begegne ich der Wissenschaftlerin und vierfachen Mutter Eilish Stack, die zuerst ihren Mann an das neue System verliert und das ist erst der Anfang von vielen mysteriösen Dingen, die ihr Leben immer mehr in den Abgrund stürzen.

An den Schreibstil musste ich mich zunächst gewöhnen. Denn Paul Lynch schreibt endlose Sätze ohne Absätze und auch die direkte Rede sucht man hier vergeblich. Durch dieses Stilmittel hatte ich oft das Gefühl, durch die Zeilen zu rennen, weil mich eben keine Absätze stoppen, um mal kurz zu verschnaufen und Luft zu holen. Denn das, was da auf mich einprasselt, hat mich erstarren lassen und ich habe vergessen zu atmen. Zu ungeheuerlich sind die Szenarien, zu nah und zu realistisch. Im Unterbewusstsein frage ich mich die ganze Zeit, wie ich gehandelt hätte. Meine Heimat, mein Leben einfach so verlassen, um eben jenes zu retten? Und dann der Gedanke: Aber vielleicht wird ja doch alles gut, der Schrecken ist ja nur vorübergehend. Wie lange würde ich warten, bis ich den endgültigen Schritt gehe.

Ich begleite Eilish und ihre Familie, teile ihre Sorgen und Ängste. Lynchs Sprache ist treibend und fordernd und gleichzeitig so unfassbar poetisch. Aber genau diese wunderschönen Worte zwischendurch haben den Schrecken für mich etwas erträglicher gemacht.

Paul Lynchs Roman ist etwas Besonderes … in jeder Hinsicht … und dennoch war ich froh, als es zu Ende war. Denn vieles konnte ich kaum aushalten und bete, dass es in meinem Land und Leben niemals so weit kommen wird!

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Düster und spannend

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
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Ich mag es, Geschichten zu lesen, die in Orten angesiedelt sind, die ich kenne. So geht es mir mit Veere, in das ich mich schon vor einiger Zeit während eines Zeeland Urlaubs verliebt habe. Aber von dem ...

Ich mag es, Geschichten zu lesen, die in Orten angesiedelt sind, die ich kenne. So geht es mir mit Veere, in das ich mich schon vor einiger Zeit während eines Zeeland Urlaubs verliebt habe. Aber von dem beschaulichen Örtchen bleibt in dem Kriminalroman „Die Toten von Veere“ nicht viel übrig. Denn es wird richtig düster und spannend. Ich tappe zusammen mit der Ermittlerin Liv de Vries ziemlich lange im Dunkeln. Es bleibt spannend bis zum Schluss! Der Krimi wird sehr vielschichtig erzählt. Besonders gut gefallen haben mir die Rückblenden in die Vergangenheit. Ich erfahre einiges über Zeelands Geschichte zum Ende des Zweiten Weltkrieges hin und auch das sorgte für einige Gänsehautmomente.

Liv de Vries mochte ich von Anfang an! Sie ist taff und trotz einiger Leichen im Keller eine gute Ermittlerin mit Ecken und Kanten, ganz so wie ich das mag.

Die Atmosphäre in Veere wurde so gut und authentisch eingefangen. Sogar mein Lieblingscafe durfte ich kurz mit Liv besuchen. Aber ich konnte gar nicht so intensiv in Urlaubserinnerungen schwelgen, dafür war der Spannungsbogen einfach zu hoch! Es passiert sehr viel Unvorhergesehenes und das macht einen guten Krimi aus. Ich konnte mich teilweise gar nicht los reißen. Und am Ende … ja da gibt es einen fiesen Cliffhanger und das verspricht mir einen weiteren spannenden Krimi mit Liv de Vries!

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Es gibt keine Frauen in Vietnam

Die Frauen jenseits des Flusses
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Ich weiß nicht viel über den Vietnam Krieg, also nichts, was über das Übliche hinausgeht. Nach diesem Buch hat sich das geändert und ich war selten so betroffen und erschüttert nach einer Lektüre. Das ...

Ich weiß nicht viel über den Vietnam Krieg, also nichts, was über das Übliche hinausgeht. Nach diesem Buch hat sich das geändert und ich war selten so betroffen und erschüttert nach einer Lektüre. Das Buch hat mich tatsächlich an meine Grenzen gebracht, ich weiß gar nicht, wie oft ich den Kopf geschüttelt und „oh nein, bitte nicht“ ausgerufen habe.

Ich begleite Frances Frankie McGrath nach Vietnam, wo sie als Feldkrankenschwester arbeitet. Sie erlebt Schlimmes, ist ständiger Gefahr ausgesetzt. Aber sie erlebt auch Kameradschaft, wahre Freundschaft und lernt die Liebe kennen. Das macht die schlimmen Sachen, die ich mit ihr erlebe, etwas erträglicher. Kristin Hannah schildert das alles sehr fesselnd und eindringlich und ich habe die ganze Zeit im Hinterkopf, dass es so oder so ähnlich tatsächlich passiert ist.

Noch schlimmer aber habe ich die Zeit nach dem Einsatz in Vietnam empfunden. Denn der Einsatz der Frauen wurde verleugnet: „Es gibt keine Frauen in Vietnam“ muss ich immer und immer wieder lesen. Was für ein Schlag ins Gesicht dieser Heldinnen. Das ist ganz schwer auszuhalten. Ich begleite Frankie noch viele Jahre nachdem sie nach Hause gekommen ist und gehe mit ihr durch Höhen und Tiefen. Kristin Hannah schreibt so, dass ich mich der Geschichte nicht entziehen kann. Frankies Schicksal, das für viele Frauenschicksale steht, geht mir unfassbar nahe!

Ich glaube, das ist eins der wichtigsten und auch emotionalsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Intensiv mit Tiefgang

In den Farben des Dunkels
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Wenn man mich heute fragen würde, welcher Figur aus einem Roman ich gerne begegnen würde, dann wäre es definitiv Joseph Macauley. Er wird von allen Patch genannt, weil er mit nur einem Auge auf die Welt ...

Wenn man mich heute fragen würde, welcher Figur aus einem Roman ich gerne begegnen würde, dann wäre es definitiv Joseph Macauley. Er wird von allen Patch genannt, weil er mit nur einem Auge auf die Welt gekommen ist und viele Augenklappen besitzt. Natürlich ist er ein großer Fan von Piraten. Aber viel wichtiger ist, dass er sehr mutig ist, das Beste aus allem macht und nicht aufgibt. In der Außenseiterin Saint findet er eine Freundin fürs Leben und mit Misty, deren Leben er so mutig rettet, bleibt er immer verbunden. Aber sein Herz gehört Grace, das Mädchen, das ihm durch die Dunkelheit geholfen hat und dass er nach seiner Befreiung verzweifelt sucht. Sie wird seine Passion, seine Lebensaufgabe.

Ich begleite Patch und Saint über 30 Jahre, verfolge ihre Entwicklungen und Höhen und Tiefen. Ich bin den Beiden so nah, ich leide mit ihnen und ich freue mich mit ihnen. Ich gehe den langen holprigen Weg mit ihnen und ich mag beide immer mehr.

Chris Whitaker schreibt sehr eindringlich und intensiv. Obwohl die Kapitel sehr kurz sind, lese ich langsam. Ich kann einfach nicht durch die Seiten fliegen, sondern muss die Worte genießen. Denn das Lesen ist für mich ein Genuß, obwohl viel Traurigkeit zwischen den Zeilen liegt, aber auch immer wieder Hoffnung aufkeimt. Patch und Saint entwickeln sich zu interessanten und auch starken Persönlichkeiten.

Chris Whitaker hat einen großartigen emotionalen Gesellschaftsroman geschrieben mit einigen Thriller Elementen, die wie das Salz in der Suppe sind, aber sich nicht in den Vordergrund drängen.

Ich erlebe eine ganze Palette von Gefühlen beim Lesen und am Ende kullern noch mal Tränen verbunden mit einer glücklichen Gänsehaut!

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Ein bisschen skurril, aber sooo süß!

Wolke Sieben ganz nah
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Was passiert, wenn wir sterben? Wie sieht es im Jenseits aus? Ich hätte nie damit gerechnet, dass die erste Station ein Waschsalon sein wird. Aber genau da landet Delphi, nachdem sie sich an einem Mikrowellen ...

Was passiert, wenn wir sterben? Wie sieht es im Jenseits aus? Ich hätte nie damit gerechnet, dass die erste Station ein Waschsalon sein wird. Aber genau da landet Delphi, nachdem sie sich an einem Mikrowellen verschluckt hat und erstickt ist. Ich habe mich beim Lesen auch ein paar mal verschluckt … an meinem Lachen. Denn Delphi ist schon sehr exzentrisch und mit einem sehr schwarzen Humor gesegnet. Das gefällt mir an dieser Geschichte am besten, denn ich liebe den britischen Humor.

Der Titel verspricht ja einen Liebesroman und den bekomme ich auch. Aber einen, der es wirklich in sich hat mit Spannung und vielen Höhen und Tiefen und natürlich auch vielen lustigen Szenen. Die Anfangssequenz mit dem Burger ist nur der Anfang von vielen Momenten, in denen ich wirklich lachen muss. Delphi ist so so cool. Mir ist es immer wichtig, dass ich die Hauptperson und das war hier so gar kein Problem. Delphi ist sofort in mein Herz marschiert.

Genau so oft, wie Delphi mich zum Lachen bringt, macht sie mich auch sehr nachdenklich und lässt ein paar Tränchen kullern. Denn es ist nicht nur eine romantische und lustige Liebesgeschichte, sondern es werden auch ernste Themen wir Mobbing und eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung angesprochen. Genau das macht den Reiz von „Wolke sieben ganz nah“ aus.

Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt, der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen. Und aus der Liebesgeschichte wurde für mich am Ende eine Hommage an das Leben!

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