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Veröffentlicht am 26.07.2020

Gelungene Fortsetzung

Cyber Trips
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»Cyber Trips« ist Band 2 der Trilogie von Marie Graßhoff, deren erster Teil »Neon Birds« 2019 erschienen ist und die mit »Beta Hearts« im September 2020 ihren Abschluss finden wird.

Wieder gut 400 Seiten ...

»Cyber Trips« ist Band 2 der Trilogie von Marie Graßhoff, deren erster Teil »Neon Birds« 2019 erschienen ist und die mit »Beta Hearts« im September 2020 ihren Abschluss finden wird.

Wieder gut 400 Seiten lang setzt der Roman nahtlos die Geschichte fort: KAMI hat in der Inkarnation von Luke Bibles Zwillingsschwester Shiva ein Bewusstsein entwickelt und ist immer noch bestrebt, die gesamte Menschheit zu infizieren, was sie als Fortschritt und Weiterentwicklung sieht, um der Welt Frieden zu bringen. Was der künstlichen Intelligenz weiterhin fehlt sind Emotionen. So macht sie sich auf den Weg, sämtliche Sperrzonen zu öffnen und die freien Städte zu erobern, was ihr durch ihren neusten Evolutionsschritt zunehmend leichter fällt. Die Menschen haben den Moja kaum etwas entgegen zu setzen. Andra Yun versucht in dieser Situation, mit KAMI Kontakt aufzunehmen und mit ihr zu kommunizieren. Gleichzeitig taucht eine neue, scheinbar effektive Waffe gegen die Moja auf, Luke und der infizierte Flover Nakamura flüchten sich zu DVM und Okijen Van Dire sieht sich gezwungen, wieder in den aktiven Dienst zu wechseln.

Wie schon im ersten Band wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei neben Luke, Flover, Okijen und Andra im letzten Drittel noch Byth als POV-Charakter dazu kommt. Anders als in »Neon Birds« startet der Roman eher gemächlich, aber nicht weniger spannend, und die Action setzt erst in der zweiten Hälfte richtig ein. Hinzu kommt eine sich entwickelnde Romanze, die schon in Teil 1 angedeutet wurde. Stück für Stück werden weitere Informationen über die Protagonisten enthüllt, wobei die Autorin ihre Figuren konsequent weiterentwickelt. Wie schon im ersten Band werden zwischen einzelnen Kapiteln Auszüge aus Militärakten eingestreut, um komprimierte Hintergrundinformationen zu liefern. Insgesamt ist die Stimmung düster. Der Schreibstil ist frisch und flüssig zu lesen, so dass das Buch ungemein fesselnd ist. Am Ende steht dann ein atemraubender Cliffhanger, der die Wartezeit auf »Beta Hearts« nicht gerade leichter macht.

»Cyber Trips« ist ein höchst gelungener Mittelband, der ähnlich gut ist wie »Neon Birds«, und nicht nur eine schwächere Überleitung zum Finale. Als eigenständiger Roman ist er allerdings trotz der Inhaltszusammenfassung am Anfang des Buches kaum lesbar, da man die Vorkenntnisse aus Teil 1 einfach braucht.

Ich kann den Roman uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Magisches Abenteuer

Sturmwächter 1. Das Geheimnis von Arranmore
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Was ist „The Storm Keeper‘s Island”? Ein phantastischer Jugendroman? Ja, aber die vielschichtige Geschichte überwindet problemlos Altersgrenzen und spricht auch Erwachsene an. Urban Fantasy? Irgendwie ...

Was ist „The Storm Keeper‘s Island”? Ein phantastischer Jugendroman? Ja, aber die vielschichtige Geschichte überwindet problemlos Altersgrenzen und spricht auch Erwachsene an. Urban Fantasy? Irgendwie schon, außer dass die Handlung nicht in einer Großstadt, sondern auf einer entlegenen irische Insel spielt. Eine Coming-of-Age Geschichte? Ja, aber es geht auch um einen Großvater mit Alzheimer und geschwisterliche Beziehungen, um schmerzhafte Verluste und Depressionen, das Überwinden von Ängsten.

Der Roman war bei der britischen Buchhandelskette Waterstone das Buch des Monats im Juli 2018. Zurecht!

Der 11jährige Fionn Boyle fährt in den Sommerferien mit seiner drei Jahre älteren Schwester Tara nach Arranmore, die Heimatinsel seiner Mutter, die wegen Depressionen behandelt werden muss. Er hat seinen Vater nie kennen gelernt, da dieser vor seiner Geburt dort als Seenotretter ertrunken ist. Bereits bei seiner Ankunft spürt er, dass die Insel auf ihn in magischer Weise reagiert. Doch er weiß bisher fast nichts über seine Familengeschichte. Nach und nach erfährt er, dass sein Großvater Malachy der Storm Keeper von Arranmore ist, welcher die Insel vor Unwettern schützen kann und die Welt vor einer dunklen Zauberin, die dort seit Jahrhunderten begraben liegt, und nun sucht die Insel einen Nachfolger. Aber es gibt jemanden, der dieses Amt unbedingt will, doch es zu seinem eigenen Vorteil nutzen will, und jemanden, der die böse Macht wiedererwecken will. Ein spannendes Abenteuer beginnt.

Sprachgewaltig und ohne unnötige Längen erzählt, hat dieses Buch das Potential ein moderner Klassiker zu werden. Eine Fortsetzung ist für den Sommer 2019 geplant. Man darf freudig gespannt sein.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Fesselnde Dystopie

Scythe – Die Hüter des Todes
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Wie kontrolliert man das Bevölkerungswachstum in einer scheinbar vollkommenen Welt mit endlichen Ressourcen, wenn niemand mehr sterben muss, weil es keine Krankheiten mehr gibt, jeder sich nach Belieben ...

Wie kontrolliert man das Bevölkerungswachstum in einer scheinbar vollkommenen Welt mit endlichen Ressourcen, wenn niemand mehr sterben muss, weil es keine Krankheiten mehr gibt, jeder sich nach Belieben verjüngen kann und der Tod in der Regel umkehrbar ist?

Diese Frage ist der Ausgangspunkt von „Scythe”. Die Antwort, die der Roman gibt, ist eine elitäre, letztlich abseits der Gesellschaft lebende Kaste von sanktionierten Mördern, den sogenannten Scythes (also Sensen), welche die Aufgabe haben, jedes Jahr eine bestimmte Anzahl Menschen permanent zu töten, euphemistisch Nachlese genannt, wobei jedes Mitglied selbst darüber entscheiden kann, wen und wie er umbringt, solange es ohne Vorurteil und unter höchsten moralischen Ansprüchen geschieht.

Das Buch verfolgt den Weg von Citra Terranova und Rowen Damish, zwei Teenagern, die vom ehrenwerten Scythe Farraday als Lehrlinge ausgewählt werden. Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass nicht alle Scythes gegen die Versuchungen gefeit sind, die ihre einzigartige Machtposition ausübt, und die beiden Hauptpersonen geraten zwischen die gegensätzlichen Lager aus den Bewahrern der Tradition und denen, die nach einer neuen Ordnung streben. Repräsentiert werden diese Positionen durch Scythe Farraday, einem bescheidenen, nachdenklichen Mann mit höchsten moralischen und philosphischen Standards, sowie auf der Gegenseite Scythe Goddard, einem eitlen und blutdürstigen Killer, der das Töten genießt und für Massennachlesen bekannt ist.

Der Roman ist spannend geschrieben, die Grundidee faszinierend und die beschriebene Welt vielschichtig. Das Konzept potientieller Unsterblichkeit, ein Traum vieler Menschen, wird mit Licht und Schatten geschildert. Wie geht man mit seinem Leben um, wenn jedermanns Wohlergehen von der Gesellschaft, in der man lebt, garantiert wird, alles mehr oder weniger risikofrei ist und man quasi endlos Zeit hat? In der Welt von „Scythe“ bedeutet es unter anderem den weitgehenden Untergang von Religion, denn wer unsterblich ist, braucht keine Götter mehr, die ein Leben nach dem Tod versprechen. Manche suchen den letzten möglichen Nervenkitzel, indem sie sich selbst umbringen, nur um wiederbelebt zu werden.

Der Autor beschreibt aber auch eine – zwar friedliche – Welt der totalen Überwachung durch eine künstliche Intelligenz, die jeden Aspekt wohlwollend, logisch und neutral regelt, nachdem die Menschheit ihr die absolute Kontrolle übertragen hat. Lediglich in die Belange der Scythes mischt sich der sogenannte Thunderhead grundsätzlich nicht ein. Befinden wir uns mit Alexa, Siri & Co. auf dem Weg dorthin?

Ein höchst lesenswerter Roman, auf dessen Fortsetzung man gespannt sein darf.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Wer die Fernsehserie mag, wird die Comics lieben

Preacher
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Dieser Sammelband enthält die Kapitel #1-9 der Vertigo-Originalserie: Im Himmel ist Genesis entkommen, ein Kind das ein Engel mit einem Dämon gezeugt hat und daher Gut und Böse in sich vereint und über ...

Dieser Sammelband enthält die Kapitel #1-9 der Vertigo-Originalserie: Im Himmel ist Genesis entkommen, ein Kind das ein Engel mit einem Dämon gezeugt hat und daher Gut und Böse in sich vereint und über ungeahnte Kräfte verfügt. Im Angesicht dieses neuen Konzepts hat sich Gott kurzerhand verabschiedet, während Genesis sich während einer Messe mit der Seele des texanischen Predigers Jesse Custer vereinigt, dabei die versammelte Gemeinde tötet und Jesse erstaunliche Fähigkeiten verleiht. Daraufhin macht sich der Preacher zusammen mit seiner Ex-Freundin Tulip, einer Auftragsmörderin, und dem irischen Vampir Cassidy auf die Suche nach Gott, um ihn zur Rede zu stellen.

Dies ist die Grundprämisse für eine wilde 66-teilige Serie (plus 5 einteilige Specials und einem 4-teiligen Spin off), welche Elemente aus Western, Roadmovie, Urban Fantasy, Gangsterkrimi, Splatter und Satire in bester Quentin-Tarantino-Tradition à la "From Dusk Till Dawn" in sich vereint. Brutale und perverse Rednecks spielen darin genauso eine Rolle wie gefallene Engel, der Saint of Killers, ein unglücklicher Junge mit dem Spitznamen Arseface, ein Serienmörder und diverse Gangster. Die dargestellte Gewalt ist teilweise so plakativ, dass sie selbst die Macher der "Saw"-Filme schockieren dürfte, und die lästernde Sprache Nils Ruf die Schamesröte ins Gesicht treibt.

Die skurrilen Gestalten und Geschichten, die dem (Anti-)Helden auf seinem Weg begegnen und widerfahren sind höchst unterhaltsam und haben durchaus Tiefgang. Denn bei aller Brutalität, Sex und Gotteslästerung ist die Serie zutiefst moralisch. Sind doch Jesse Custer und seine Gefährten immer wieder aufs Neue überrascht, erzürnt und angewidert über die Tatsache, wie tief Menschen sinken können. Fast alles, was Jesse unternimmt, ist nobel und motiviert durch Gefühle wie Liebe, Freundschaft und Selbstlosigkeit. Das macht ihn zu einer zutiefst romantischen Figur. Und die physische Suche nach Gott ist auch eine spirituelle: Jesse packt die Wut über das erkannte Wesen Gottes und sieht letztlich in ihm einen eitlen Heuchler, der die Welt und die Menschen nur erschaffen hat, um sie leiden zu lassen, und trotzdem erwartet, dass sie seinen Namen preisen, ohne auch nur einen Finger zu rühren, um ihnen zu helfen. Darin stecken zynische Gesellschaftsanalyse und harsche Religionskritik.

Auch grafisch kann ich nichts aussetzen. Die Erzählung hat fast filmischen Charakter und verzichtet weitgehend auf erzählende Kästchen, sondern setzt vor allem auf Dialoge. Die düsteren Ideen des Autors werden zeichnerisch angemessen realistisch umgesetzt. Die Farben sind eher gedeckt. Die Hauptfiguren haben einen hohen Wiedererkennungscharakter: Jesse wirkt wie James Morrison in einer Sutane. Dadurch, dass ein einziger Zeichner die Serie realisiert hat, wurde das Konzept konsequent fortgeführt.

Die komplette Serie wird in den neun Bänden gesammelt, von denen dies der erste ist. Einer der besten Erwachsenen-Comics, die ich kenne.

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Veröffentlicht am 15.07.2020

Unterhaltsame Biografie

Ich
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Diese in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Alexis Petritis als Ghostwirter verfasste Autobiografie erzählt auf unterhaltsame Weise Elton Johns Leben von seiner Kindheit als Reginald Kenneth Dwight bis ...

Diese in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Alexis Petritis als Ghostwirter verfasste Autobiografie erzählt auf unterhaltsame Weise Elton Johns Leben von seiner Kindheit als Reginald Kenneth Dwight bis heute. Sich für seine Lieblingsanekdote daraus zu entscheiden, dürfte einem ähnlich schwer fallen, wie sich seinen einzigen Lieblingssong aus seinem umfangreichen musikalischen Schaffen auszuwählen. Mit viel Humor und Eigenironie erzählt der Künstler, ohne sich selbst zu schonen, von seinen Anfangstagen, dem Leben als gefeierter, aber drogensüchtiger Rockstar bis hin zum konservativeren, verheiraten Familienvater und Elder Statesman der Popmusik. Dabei begegnet er immer wieder den Größen der Musikbranche.

Wer den Spielfilm "Rocketman" gesehen hat, wird die eine oder andere Episode daraus wiedererkennen, auch wenn sich der Film die einer oder andere Freiheit genommen hat.

Während andere Prominente sich bei einer solchen Gelegenheit mit Klatsch über andere Berühmtheiten eher vornehm zurückhalten, berichtet Elton John frisch und frei über seine Erlebnisse mit John Lennon (beispielsweise wie die beiden Andy Warhol nicht die Tür geöffnet hatten, damit er keine Fotos von ihnen mit Kokainspuren an der Nase machen konnte), Bob Dylan (schlechter bei Charade) oder Richard Gere (die beiden gerieten bei einem Bankett beinahe in Streit über Prinzessin Diana).

Für Fans ein Muss.

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