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Veröffentlicht am 08.08.2021

Anstrengender Schreibstil und nur wenig Spannung

Die Seherin von Troja
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Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, ...

Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, es gibt zugegebenermaßen schönere Cover, aber ich finde trotzdem, dass es gut zum Inhalt passt und trotz der Person darauf nicht zu aufdringlich ist. Es ist auf Anhieb als historischer Roman erkennbar, und der Lorbeerkranz aus Metall, den die Person als Kopfschmuck trägt, erinnert einen sofort an das antike Rom und man weiß, in welche Epoche man das Buch einordnen muss.
„Die Seherin von Troja“ ist zwar kein besonders einfallsreicher Titel (da finde ich den Originaltitel „Black Ships“ ein bisschen spannender), aber er passt ebenfalls gut zum Inhalt und man weiß, was einen erwartet.

Meine Meinung:
Ich kann leider schon von Anfang an sagen, dass ich für den Inhalt leider ähnlich wenig Begeisterung aufbringe. Das finde ich ganz besonders ärgerlich, da ich eigentlich ein großer Fan griechischer Mythologie und auch von Erzählungen rund um den trojanischen Krieg bin. Die Idee, Vergils Aeneis hier aus Pythias Sicht zu erzählen, finde ich spitze und dementsprechend habe ich mich auf das Buch gefreut.

Direkt im ersten Kapitel habe ich dann aber schon gemerkt, dass das Buch meinen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Das liegt hauptsächlich am Schreibstil, der wirklich sehr anstrengend zu lesen ist. Ich würde von mir behaupten, dass ich angesichts der Tatsache, dass ich einige historische Romane lese und auch viel High Fantasy, die beide ja eher für komplexere Schreibstile bekannt sind, mich in der Regel gut auf anspruchsvollere Schreibstile und auch solche, die eher „altertümlich“ anmuten sollen, einlassen kann.
Die Umsetzung Grahams fand ich hier allerdings recht unelegant. Zwar bedient sie sich durchaus „antiker“ Sprache (wenn man mal von der Verwendung von dem Wort „Baby“ absieht), aber auf mich wirkte das sehr gezwungen, so als wollte sie unbedingt, dass ihr Buch „alt“ klingt, ohne dass ihr das auf natürliche Weise gelingen will. Dadurch liest sich das Buch sehr stockend und man kann sich gar nicht gut auf die Geschichte einlassen. Manche Passagen musste ich sogar mehrfach lesen, damit ich sie verstehen konnte. Da lässt sich das lateinische Original der Aeneis tatsächlich leichter lesen!

Dass ich einige Abschnitte daraus im Lateinunterricht in der Schule übersetzt habe, hat mir hier beim Lesen sehr geholfen. So wusste ich ungefähr, was ich zu erwarten habe, und konnte mich auch hier darauf einstellen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand, der die Aeneis nicht kennt, große Schwierigkeiten haben wird, der Handlung zu folgen, eben wegen des komplizierten Schreibstils.


Wenig hilfreich ist dabei auch, dass vor allem in der ersten Hälfte überhaupt keine Spannung aufkommt. Zwar passiert den Protagonisten hier bereits einiges, aber das Ganze liest sich eher wie ein trockener Bericht, in dem man von einem Geschehen zum anderen kommt. Man kann sich nicht in die Szenen hineinversetzen und muss sich teilweise überwinden, weiterzulesen, weil man so wenig gefesselt ist.
Erst ab der Hälfte des Buches wird es zwischendurch durchaus mal spannender und das Lesen macht wieder ein bisschen Spaß (wenn man den Schreibstil außer Acht lässt).


Ebenso wenig konnte ich mit Möwe/ Pythia und auch den anderen Figuren anfangen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich an fehlender Charakterisierung liegt, oder ob mir auch in diesem Aspekt der Schreibstil das Leben schwergemacht hat, aber tatsächlich war für mich keine der Figuren auch nur ansatzweise greifbar, geschweige denn sympathisch. Ich hatte stets eine gewisse Distanz zur Protagonistin und zu allen, denen sie begegnet. Das hat dann vermutlich auch noch dazu beigetragen, dass „Die Seherin von Troja“ mich nicht so sehr fesseln konnte.


Fazit:
„Die Seherin von Troja“ hätte wirklich interessant werden können! In der Schule hatte ich bei der Übersetzung einzelner Passagen der Aeneis viel Spaß, dementsprechend habe ich mich natürlich sehr gefreut, Aeneas´ Reisen einmal aus Pythias Sicht zu lesen.
Während die erste Hälfte des Buches allerdings noch sehr langweilig ist, kommt in der zweiten Hälfte dann aber durchaus Spannung auf. Leider konnte auch das meine anfängliche Begeisterung für das Buch nicht wieder zurückbringen, da Jo Grahams Schreibstil wirklich anstrengend ist – ein anderes Wort gibt es dafür gar nicht. Obwohl ich das Original kenne, konnte ich der Handlung aufgrund des Schreibstils nur sehr schwer folgen, manche Textstellen musste ich sogar mehrfach lesen, um sie zu verstehen. Auch die Distanz zu den Figuren konnte ich dadurch nicht überbrücken.
Wegen der tollen Idee, die durchaus hätte interessant werden können, und der paar mitreißenden Stellen in der zweiten Hälfte des Buches kann ich also der „Seherin von Troja“ noch 2,5/5 Lesehasen geben, aber ein großes Lesevergnügen war es vor allem wegen des Schreibstils insgesamt nicht.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Überraschung des Monats

Im Schatten des Sonnenkönigs – Die Gabe
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Vielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Zugegebenermaßen ...

Vielen lieben Dank an den cbt-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Zugegebenermaßen weiß ich immer noch nicht so recht, ob mir das Cover nun gefällt oder nicht, aber das liegt nicht mal unbedingt an der Gestaltung an sich, sondern an der grünlichen Farbgebung. Ich bin einfach kein Grünfan - das ist aber natürlich sehr subjektiv, also kann ich es dem Buch nicht wirklich übelnehmen. :D
Die Aufmachung an sich mit der angedeuteten, verschwommenen Frau im Hintergrund und den goldenen Farbtupfern gefällt mir nämlich ganz gut, vor allem, weil die Tupfer genauso aussehen, wie die Magie im Buch beschrieben wird. Es passt also zum Inhalt!
Ebenso passend sind sowohl Titel („Im Schatten des Sonnenkönigs“) als auch Untertitel („Die Gabe“), aus offensichtlichen Gründen, die sich schon aus dem Klappentext ergeben.

Meine Meinung:
Meine Meinung zu „Im Schatten des Sonnenkönigs“ lässt sich ganz gut mit folgenden Worten zusammenfassen: Überraschung des Monats!
Ich hätte nie erwartet, dass mir das Buch so gut gefallen würde. Zwar hat es mich angesichts dessen, dass es Historische Fantasy ist, durchaus sehr interessiert, aber aufgrund der eher mäßigen Begeisterung im Netz habe ich meine Erwartungen niedrig gehalten. Wer hätte das also gedacht!

Das Buch beginnt nämlich gleich sehr vielversprechend. Man wird an der Stelle, an der Henriette den Bruder von König Louis XIV., Philippe, heiraten muss, in die Geschehnisse am französischen Hof eingeführt.
Dabei fällt vor allem der Schreibstil Castellans sofort positiv auf: Er ist zwar sprachlich an die Epoche angepasst und dementsprechend „gestochener“, aber dabei nicht kompliziert oder Ähnliches. Man kann sich gleich sehr gut darauf einlassen und wird problemlos in die Handlung gezogen.
Weil das Buch in Frankreich spielt, gibt es hier natürlich auch einige französische Begriffe, wie magicien oder chateaux, auch sind die Zaubersprüche alle auf Französisch gehalten. Das bleibt aber alles sehr unkompliziert oder es werden Begriffe verwendet, die man auch im deutschen Sprachgebrauch als Fremdwörter kennt (chateaux zum Beispiel), von daher stört es selbst dann nicht, wenn man, so wie ich, kein Französisch spricht. Im Gegenteil trägt es eher zur Authentizität bei! :D

Die anfängliche Begeisterung schlägt sich dann im Laufe des ersten Drittels des Buches tatsächlich eher ein wenig in Ernüchterung um, denn dann verwendet die Autorin erst einmal eine lange Zeit auf einen doch recht langatmigen Aufbau. Natürlich muss erst einmal die Gepflogenheiten des Hofes und auch das Magiesystem erklärt werden und der Leser muss das Ganze auch nachvollziehen können, aber meiner Meinung nach hätte das Buch ruhig um einiges Überflüssiges gekürzt werden können.
Nachdem Henriette geheiratet hat, passiert inhaltlich also erstmal nicht viel. Das ist, auch wenn das jetzt so klingen mag, gar nicht unbedingt langweilig (dafür sind vor allem die Figuren viel zu interessant, dazu gleich), aber es ist eben auch nicht allzu fesselnd. Man braucht schon ein bisschen Geduld, bis es dann spannend wird.

Irgendwann kommt dieser Wendepunkt nämlich, ab dem man sich nicht mehr vom Buch lösen kann! Zwar bleibt das Erzähltempo das gesamte Buch über relativ ruhig, aber trotzdem findet man in den anderen beiden Dritteln von „Im Schatten des Sonnenkönigs“ Spannung pur.

Das liegt zum einen am Magiesystem. Die Idee, dass es zwei Personen – dem magicien bzw. der magicienne und der Quelle – bedarf, um Magie zu wirken, wobei in der Regel beide Personen gleichermaßen daran beteiligt sind und nicht etwa einer die Oberhand hat, ist originell und hat mir sehr gut gefallen. Zudem sind die Fähigkeiten der Begabten großartig ausbalanciert. Zwar gibt es natürlich Personen, die stärker sind als andere, aber trotzdem ist niemand overpowered. Die Verwendung von Magie hat hier sowohl Vor- als auch Nachteile, und wer sich starker oder gar verbotener Zaubersprüche bedient, muss die Konsequenzen tragen. Das spricht für ein ausgeklügeltes, „realistisches“ Magiesystem.

Zum hat Castellan in „Im Schatten des Sonnenkönigs“ auch auf brillante Weise Hofintrigen in ihre Handlung mit eingesponnen – und zwar so geschickt, dass man gar nicht einschätzen kann, wer zu den „Guten“ und wer zu den „Bösen“ gehört. Man stellt seine eigenen Theorien auf und vermutet im Prinzip hinter jeder Figur einen Verräter. Trotz aller Wirre schafft es die Autorin dabei, dass man den Überblick sowohl über die Intrigen selbst als auch über die Personen, die jeweils dahinterstecken, behält. Natürlich ist das ein bisschen kompliziert und sehr politisch – wer also an solchen höfischen Ränken kein Spaß hat, der wird sich hier wohl schnell langweilen. Ich mag diese Art von Fantasy allerdings sehr gerne!

Zuletzt – und dieser Punkt hat mir in Bezug auf den Inhalt am besten gefallen – fügt die Autorin auf äußerst geschickte Weise magische Elemente in die Historik ein. Das schafft sie auf so natürliche Art, dass man die Existenz von Magie am französischen Hof des 17. Jahrhunderts gar nicht infrage stellt. Wie sonst sollte der Spiegelsaal in Versailles denn entstanden sein?
Diese Idee ist nicht nur originell, die Umsetzung ist der Autorin also auch wunderbar gelungen.


Abschließend möchte ich auch noch kurz auf die Figuren eingehen. Da gibt es eigentlich gar nicht so viel zu sagen außer, dass ausnahmslos jede einzelne Figur beispielhaft stark ausgearbeitet ist.
Vor allem die Protagonistin Henriette, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, hinterlässt einen außerordentlich positiven Eindruck. Sie ist stark, selbstbewusst und steht für sich ein. Zudem ist sie für ihr Alter (17) bemerkenswert reif, ohne dass es unglaubwürdig wird. Erwähnenswert bei ihr ist vielleicht noch, dass sie offenbar unter Asthma oder einer anderen Lungenkrankheit leidet, diese sie jedoch nicht daran hindert, eine beeindruckende Heldin zu sein, in die man sich gerne hineinversetzt.
Auch die anderen Figuren, vor allem Philippe (der mir sehr ans Herz gewachsen ist), Louis, Moreau und Fouqet sind hervorragend konstruiert. So weiß man bis zum Ende nicht, wer nun wirklich hinter den Morden steckt und wem man trauen kann – vor allem Louis´ Absichten sind undurchsichtig und schwer einzuschätzen.
Sobald dann der wahre Bösewicht entlarvt wird, ertappt man sich dabei, wie man seinen Ausführungen und Erklärungen zustimmt – jedenfalls in Teilen bringt er gute Argumente vor und man kann seine Handlungen nachvollziehen. Wenn nicht nur die Helden moralisch grau handeln, sondern auch der Bösewicht gute Eigenschaften hat, dann sind die Figuren in meinen Augen absolut gelungen, weil sie dreidimensional, lebensecht und greifbar werden.


Fazit:
„Im Schatten des Sonnenkönigs“ ist, wie eingangs geschrieben, meine Überraschung des Monats. Zwar gab es im Handlungsaufbau im ersten Drittel des Buches eine längere Durststrecke, während der man durchaus ein bisschen Geduld aufbringen muss.
Trotzdem muss ich für „Im Schatten des Sonnenkönigs“ eine Leseempfehlung aussprechen – insbesondere an diejenigen unter euch, die gerne historische und politische Fantasy lesen, royale Geschichten inklusive der Hofintrigen lieben, auf der Suche nach einem Buch mit einem originellen, ausgeklügelten Magiesystem sind und deren Herz für eine junge, starke Protagonistin sowie dreidimensionale Figuren, undurchschaubare Helden sowie nachvollziehbare Bösewichte schlägt. Denn all das findet man hier, und da lohnt es sich auch allemal, den etwas langwierigen Aufbau auszusitzen.
Das beste: Es wird einen zweiten Teil rund um Henriette und die königliche Familie geben (der auch hoffentlich vom Verlag übersetzt wird)! „Im Schatten des Sonnenkönigs“ endet aber glücklicherweise nicht mit einem fiesen Cliffhanger. :D
4,5/ 5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Wohlfühlbuch, bei dem bloß die Protagonisten nicht so überzeugen

Liebe braucht nur zwei Herzen
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Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Penguin-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut! Vor allem bei Romance bin ich ein großer Fan von Pastellcovern, und da stört es mich auch gar nicht, wenn es nicht wirklich viel mit dem Inhalt zu tun hat – was will man dabei auch groß auf dem Cover abbilden? Da reicht es mir schon, wenn es hübsch ist. Das ist hier der Fall, was natürlich nicht nur am Glitzer liegt (wobei das schon ausgereicht hätte, wenn wir ehrlich sind xD), aber auch an dem stilisierten Umriss des Herzchens und der generellen Farbkombination des Pastellrosa/ -orange mit dem goldenen Glitzer und dem Dunkelblau, das alles sehr gut miteinander harmoniert. Ein Hingucker!

Meine Meinung:
Von „Liebe braucht nur zwei Herzen“ habe ich mir eine leichte, süße Liebesgeschichte erwartet, also ein Wohlfühlbuch für zwischendurch. Die Erwartungen konnte es annähernd voll erfüllen.

Am besten hat mir an dem Buch wohl Wilms´ wunderbarer Schreibstil gefallen: Er ist leicht, ungezwungen und lässt sich schnell und flüssig lesen, was ganz automatisch dazu führt, dass der Leser in die Geschichte gezogen wird.
Man hat keine Probleme, der Handlung zu folgen und kann auch mal gut eine längere Sitzung einlegen. Vor allem zum Entspannen nach dem Lernen oder vor dem Schlafengehen ist „Liebe braucht nur zwei Herzen“ ideal.

Inhaltlich ist es ähnlich leicht: Man hat hier nicht viel Drama und nur relativ wenige traurige Momente, was das Buch perfekt zum Abschalten macht. Zwar sind einige Szenen, die wie Rückblenden anmuten, durchaus sehr emotional geschrieben und behandeln auch ein recht schweres Thema, aber insgesamt nicht in so intensiver Weise, als dass es einen beim Lesen allzu sehr belastet. Nichtsdestotrotz wird mit der Thematik in angemessen sensibler Weise umgegangen, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Protagonistin Liv ist Ordnungsfee und Minimalistin – beides spielt in der Handlung des Buches eine wesentliche Rolle, sodass man einen guten Einblick in ihren Lebensstil bekommt. Das hat mir insofern sehr gut gefallen, als dass man auch unabhängig vom Buch angefangen hat, darüber nachzudenken, wie viele Dinge man selber besitzt und welche davon man eigentlich gar nicht bräuchte. Ich habe zum Beispiel auch überlegt, welcher meiner Gegenstände mein „Unscheinbarer“ ist – entsprechend Livs Theorie ist mir da auch sofort einer eingefallen – und bin auch motiviert, mal wieder meine Schränke auszumisten. Nicht nur aus dem Grund, dass das Buch so eine interessante, originelle Note und Liv Persönlichkeit bekommt, sondern auch, weil man losgelöst vom Inhalt so etwas aus „Liebe braucht nur zwei Herzen“ mitnimmt, hat mir dieser Aspekt sehr gut gefallen.

„Liebe die Menschen, benutze die Dinge. Umgekehrt funktioniert es nicht.“ (S. 223)

Der einzige Grund, aus dem ich dem Buch am Ende doch einen Punkt abziehen muss, sind die beiden Protagonisten Liv und Flo.
Vor allem Liv konnte ich oft nicht nachvollziehen. Sowohl was ihre Lebensweise angeht – da war ich eigentlich immer auf der Seite ihres Vaters – als auch ihre Art, mit Konflikten umzugehen – nämlich gar nicht –, bin ich offenbar ein ganz anderer Typ als sie. Natürlich finde ich es gut, wenn Protagonisten nicht immer gleich aufgebaut sind, aber ein bisschen muss ich ihre Entscheidungen ja dennoch nachempfinden können, und das war hier eher selten der Fall; ich konnte mich einfach nicht in sie hineinversetzen.

Mit Flo erging es mir da ähnlich. Für den Leser ist von Anfang an klar, was da zwischen ihm und Saskia läuft, oder eher nicht läuft, und mich hat es schon einige Nerven gekostet, mitzuerleben, wie Flo in die meiste Zeit inkonsequent handelt. Sein Verhalten seiner Familie und gleichzeitig auch Liv gegenüber ist für mich nicht vertretbar. Zwischendurch war er durchaus mal ganz cute, insbesondere im Umgang mit seiner kleinen Tochter, aber das hat trotzdem nicht dazu geführt, dass er mir sympathisch wurde.

Weil ich also sowohl mit Liv als auch mit Flo nicht warmwerden konnte, konnte ich logischerweise auch ihre Beziehung zueinander nicht so gut nachfühlen. Der Aufbau der Slow Burn-Romance an sich hat mir zwar super gefallen – wären es andere Protagonisten gewesen, wäre ich vermutlich richtig invested gewesen –, aber insgesamt hält sich meine Begeisterung wegen der beiden dann doch in Grenzen.


Fazit:
„Liebe braucht nur zwei Herzen“ ist ein schönes Wohlfühlbuch, das insbesondere mit dem ungezwungenen Schreibstil der Autorin punktet, der es einem leichtmacht, mit dem Buch für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen.
Der Aspekt mit dem Minimalismus und Aufräumen hat mir insofern gut gefallen, als dass man losgelöst von der Handlung des Buches auch für sein eigenes Leben ein bisschen etwas mitnehmen kann. Die Slow Burn-Romance zwischen Liv und Flo hätte dazu führen können, dass ich das Buch sogar in einer Sitzung verschlungen hätte, wenn ich mich ein bisschen besser in die beiden hätte hineinversetzen können. Letztlich konnte ich weder mit Liv noch mit Flo jedoch wirklich warmwerden, sodass ich insgesamt ihre Beziehung nicht so gut nachvollziehen konnte.
Aus diesem Grund ziehe ich einen Punkt ab und gebe dem Buch gute 4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Grandioses Magiesystem und Worldbuilding, aber das Ende ist eher so... meh...

Knochenblumen welken nicht
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Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe den Knaur-Verlag alleine schon ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe den Knaur-Verlag alleine schon wegen der Cover, jedes einzelne ist einfach jedes Mal ein Hingucker, so auch dieses. Man sieht einen Schädel, aus dem Blumen wachsen – also quasi „Knochenblumen“. Das und auch der Titel passen wirklich gut zum Inhalt, was man beim Lesen bemerkt. Ich kann dazu eigentlich auch gar nicht viel mehr schreiben.

Meine Meinung:
Inhaltlich macht es mir „Knochenblumen welken nicht“ leider nicht ganz so leicht. Bevor ich das Buch begonnen hatte und selbst noch beim Lesen hätte ich allerdings nicht gedacht, dass ich das anschließend über das Buch sagen würde.

Der Beginn ist nämlich wirklich sehr vielversprechend. Es setzt dort ein, als Aurelia festgenommen wird, weil sie bei einer Leiche gefunden wird. Man wird direkt in die Handlung geworfen und da bereits mit dem Magiesystem konfrontiert.
Auch wenn man zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viel versteht, weil es sehr kompliziert ist, merkt man doch sofort, dass sich die Autorin hier wahnsinnig viele Gedanken gemacht hat.
Zusammen mit Aurelia lernt man über die Handlung hinweg immer mehr dazu und kann nach und nach die Puzzleteile zusammensetzen. Das Magiesystem ist nicht nur äußerst originell und vielfältig, sondern vor allem auch toll aufgebaut und verständlich erklärt, sodass es sich einem – trotz seiner Komplexität – gut erschließt. Das schafft nicht jeder Autorin!

Ähnlich ist es auch mit dem Worldbuilding. Anfangs weiß man noch nicht, wie Vhindona bzw. Radbod aufgebaut und politisch sowie gesellschaftlich strukturiert sind. Im Laufe der Handlung kommt dabei aber immer mehr ans Licht und man lernt Schritt für Schritt dazu.
Dadurch, dass man als Leserin so langsam an diese neue Welt und ihre Regeln herangeführt wird, nimmt sie Gestalt an und man kann sie sehr leicht greifen.
Positiv aufgefallen ist mir, dass man alles gemeinsam mit Aurelia entdeckt – sie weiß anfangs auch so gut wie nichts über die Magie und die Stadt, aber während der Geschehnisse sammelt sie Erfahrungen.

Das hilft einem dann wiederum dabei, sich in Aurelia hineinzuversetzen, da man im Grunde genauso schlau ist wie sie und sich daher gut vorstellen kann, wie es ihr ergehen muss. Aber auch unabhängig davon habe ich sie gleich in mein Herz geschlossen. Die Erwachsenen in ihrem Leben haben es ihr bisher nicht leichtgemacht, aber das hält sie nicht davon ab, raffinierte Fragen zu stellen und zu lernen. Sie hat mich immer wieder aufs Neue mit ihrem Scharfsinn und ihrem Selbstbewusstsein überrascht.

„Kompromisse, die die eigene Integrität und die Würde aller vernunftbegabten Wesen untergraben, sind keine Kompromisse, die es wert sind, eingegangen zu werden.“ (S. 237)

Auch Marius hatte auf Anhieb bei mir einen Stein im Brett. Zum einen wegen seiner Beziehung zu Aurelia, die wirklich unglaublich niedlich und einfach nur wholesome ist. Es ist herrlich, wie er nach außen hin den Griesgram gibt, aber man doch merkt, wie sie ihm immer wichtiger wird und wie er sie beschützen möchte. Vor allem anfangs habe ich mich auch angesichts seines sehr trockenen Humors gut amüsiert.

„Ich möchte nur, dass es dir bewusst ist. Und wenn das Leben mich eines gelehrt hat, dann ist es die Gewissheit, dass auf Regen immer Sonnenschein folgt. Das sagt man hier so, nicht? Und wir alle benötigen in unseren schlimmsten Tagen helfende Hände.“ Er zögerte erneut. „Was ich damit sagen möchte, ist, dass du dich jederzeit an mich wenden kannst. Es spielt keine Rolle, zu welchem Thema. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich dann in allen Fällen sonderlich hilfreich sein werde, aber es … es liegt die schlimmste Gefahr meiner Erfahrung nach darin, sich allein zu fühlen.“ (S. 94)

Dies nimmt jedoch im Laufe der Handlung leider stark ab. Natürlich macht es Sinn, dass die Stimmung ernster wird, je gefährlicher die Situation ist, aber den Humor, der mir zu Beginn so viel Spaß gemacht hat, findet man irgendwann fast gar nicht mehr, und das hat mich dann doch etwas enttäuscht.

Auf ähnliche Weise nimmt dann auch der Spannungsbogen ab. Während man anfangs und auch im Mittelteil noch Feuer und Flamme für die Handlung ist und kaum das Finale abwarten kann, ist dann, wenn man diesen Punkt erreicht, die Luft raus. Man wartet die ganze Zeit auf ein großes Etwas, das einen völlig aus den Socken haut, aber dieses große Etwas bleibt aus. Natürlich gibt es zum Ende hin einen Showdown, aber der konnte mich nicht so überraschen und mitreißen, wie ich es mir erhofft hatte. Ich hatte trotzdem immer noch das Gefühl, dass da eigentlich noch irgendetwas Großes kommen müsste, aber dem war nicht so.
Wäre „Knochenblumen welken nicht“ ein Reihenauftakt, würde ich hier jetzt schreiben, dass das hoffentlich im Folgeband kommt, allerdings handelt es sich bei dem Buch um ein Einzelband. So, wie es endet, ist es also überhaupt nicht zufriedenstellend, und man geht mit einer eher gemäßigten Begeisterung aus der Geschichte heraus.
Angesichts des großen Potenzials, das sich zu Beginn abzeichnete, ist das natürlich sehr schade.


Fazit:
Vor allem das Magiesystem und das Worldbuilding sind grandios, mehr brauche ich dazu gar nicht sagen. In dieser Hinsicht werden High Fantasy-Fans auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, ich lese nicht oft Bücher mit einer so komplexen Welt, der man aber trotzdem noch gut folgen kann, und die einfach Sinn ergibt. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass Leser
innen, die eher Low oder Urban Fantasy gewöhnt sind, vielleicht Probleme haben werden, der Handlung zu folgen.
Auch die Protagonisten, insbesondere Marius mit seinem trockenen Humor sind sehr sympathisch und es fällt einem leicht, mit ihnen mitzufiebern.
Einzig das Ende hat mich enttäuscht. Das hohe Niveau, das „Knochenblumen welken nicht“ zu Beginn und im Mittelteil aufweist, kann im letzten Part des Buches nicht gehalten werden. Vor allem die Auflösung zum Schluss fühlt sich nicht wie der große Knall an, auf den man die ganze Zeit wartet, sondern eher so, als würde man langsam die Luft aus einem Ballon entweichen lassen. Im Vergleich zum Rest des Buches ist es nicht zufriedenstellend, eher underwhelming, weshalb ich trotz meiner anfänglichen Begeisterung leider nur 3,5/5 Lesehasen vergeben kann.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Own Voice, divers und auch sonst ein Highlight

Blackout
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Vielen lieben Dank an den Cbj-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover. ...

Vielen lieben Dank an den Cbj-Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe das Cover. Die einzelnen Buchstaben von „Blackout“ bilden jeweils das Dach eines Wolkenkratzers, unten im Hintergrund erkennt man eine Karte von New York City und oben sieht man den Sternenhimmel. Der Titel ist in Regenbogenfarben gehalten und bildet als einziges Farbelement einen starken Kontrast zum ansonsten schwarzen bzw. dunkelblauen Hintergrund.
All das passt wunderbar zum Inhalt und ist noch dazu ein Hingucker.


Meine Meinung:
„Blackout – Liebe leuchtet auch im Dunkeln“ ist eine Anthologie, also eine Sammlung von sechs verschiedenen Kurzgeschichten, über Schwarze Teenager während eines Stromausfalls (Blackouts) in New York City.

Normalerweise fällt es mir immer etwas schwerer, Anthologien zu bewerten, da in der Regel ja jede Geschichte völlig eigenständig ist, und sie sich nicht bloß inhaltlich, sondern auch stilistisch mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden, bspw. im Schreibstil.
Zum anderen setze ich mich als Leser im Normalfall mit Kurzgeschichten nicht so intensiv auseinander, wie mit einem ganzen Roman, der über mehrere Hundert Seiten geht, da ich mit einer Kurzgeschichte ja logischerweise schneller „fertig“ bin, als mit einem ganzen Buch, und ich dementsprechend auch nicht so eine intensive Beziehung zu den einzelnen Figuren aufbauen kann.
Auf „Blackout“ trifft das alles jedoch nicht zu.

„Ausgerechnet du mit deinem Elefantenhirn kannst nicht zwei und zwei zusammenzählen und weißt nicht, wie sehr ich dich liebe? Dass von Anfang an du die eine warst?“ (S. 185)

Zwar ist es auch hier so, dass die einzelnen Kurzgeschichten alle durchaus relativ kurzweilig sind – das haben Kurzgeschichten nun eben einfach so an sich (duh, sie sind halt „kurz“). Anders als in anderen Anthologien, die ich bereits gelesen habe, sind diese sechs Geschichten jedoch nicht bloß für sich alle in sich abgeschlossen und schön zu lesen, sie – und auch ihre Autorinnen! – harmonieren auch miteinander allesamt wunderbar.

Jede der sechs Geschichten hat eine unterschiedliche Thematik, setzt einen anderen Fokus und bedient sich verschiedener Stilmittel, die Protagonisten sind jeweils alle auf ihre Art einzigartig, greifbar und echt. Die Autorinnen haben also Kurzgeschichten geschaffen, die unabhängig voneinander selbstständig bestehen und mitreißen können.

„Was ich meine, ist, dass du dich auch für dich entscheiden könntest, statt dich für einen von ihnen zu entscheiden. Niemand sagt, dass du in einer Beziehung sein musst.“ (S. 233)

Was „Blackout“ jedoch ausmacht, und was mir sehr gut gefallen hat: Sie sind trotzdem miteinander verbunden. Nicht nur, weil die Ausgangssituation – der Blackout in NYC – die gleiche ist, sondern weil die Protagonisten über wenige oder mehrere Ecken miteinander verwandt oder befreundet sind, sich dadurch also zum Teil untereinander kennen und deshalb auch in anderen Geschichten Erwähnung finden, und weil alle sechs Paare das gleiche Ziel haben, nämlich eine Blockparty in Brooklyn.

Das ist eine sehr subtile und für die jeweiligen Plots nicht weiter relevante Verbindung, aber so erhält das Buch, das aus prinzipiell eigenständigen Kurzgeschichten besteht, einen roten Faden, der die Geschichten miteinander verknüpft und „Blackout“ so abrundet.
Zwar ist es teilweise nicht unbedingt leicht, den Überblick darüber zu behalten, wer mit wem befreundet ist, und wer von wem der Onkel oder die Großmutter ist, aber das stört beim Lesen auch nicht weiter.

Auch die Echtheit der einzelnen Kurzgeschichten macht „Blackout“ zu einem besonderen Buch. Obwohl die sechs Geschichten jeweils einen anderen Fokus haben, ist ihnen allen gemeinsam, dass sie und ihre Protagonisten mit ihren Konflikten einfach nur ehrlich, aus dem Leben gegriffen und dadurch schon fast auf magische Weise berührend sind. Man kann sich so gut in die einzelnen Situationen hineinversetzen und die Emotionen der Gefühle nachvollziehen, weil das, was ihnen passiert, schlicht und einfach echt ist.

„Wenn ich mich selbst nicht so lieben und akzeptieren kann, wie ich bin, wie soll ich dann erwarten, dass andere es tun?“ (S. 53)

Dazu kommt noch, dass die Anthologie aus sechs Own Voice-Geschichten Schwarzer Autorinnen besteht, die auch hinsichtlich LGBTQ+-Repräsentation ein absolutes Positivbeispiel sind.

Mein einziger Kritikpunkt: „Der lange Weg“, die einzige Kurzgeschichte, die in fünf Akte aufgesplittet wurde, findet in meinen Augen keine völlig zufriedenstellende Aufklärung. Es wird die ganze Zeit auf einen Konflikt hingearbeitet, über den am Ende ein wenig hinweggegangen wird, wodurch es ein wenig unspektakulär wirkt. Nichtsdestotrotz hat mir auch diese Geschichte im Ganzen sehr gut gefallen, und zusammengenommen mit dem ganzen Rest reicht dieser Punkt keinesfalls aus, um einen halben Punktabzug zu rechtfertigen!


Fazit:
„Blackout“ ist eine Anthologie aus sechs tollen Kurzgeschichten, die gut für sich alleine stehen könnten, durch eine sehr subtile Verbindung jedoch auch wunderbar miteinander harmonieren. Auch wenn es sich um sechs verschiedene Geschehnisse mit der gleichen Ausgangssituation handelt, wirkt das Buch rund und in sich abgeschlossen.
Man muss sich zwar (bis auf die eine Ausnahme) immer wieder recht schnell von den Protagonisten verabschieden, aber dadurch fühlt man nicht weniger mit ihnen mit. Zudem kann man auch als Leser*in unheimlich viel aus den Geschichten mitnehmen.
„Blackout“ ist ehrlich, zuckersüß, #ownvoice, ein Positivbeispiel von LGBTQ+-Repräsentation und insgesamt einfach ein Highlight. Auch die eine, etwas unspektakulär endende Geschichte ändert daher nichts an meiner absoluten Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

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