Ruhiger, aber trotzdem spannender Auftakt eines Spionage-Spinoffs
Die SaphirkroneVielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Das ...
Vielen lieben Dank an den Piper-Verlag und NetGalley für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Das Cover ist einfach nur schön. Liebe das Saphirblau, die Krone, den Glitzer und den geschwungenen Titel im Fokus. Optisch passt es dabei sehr gut zur Haupttrilogie um Evie, sodass sofort deutlich wird, dass diese Bücher zusammengehören müssen, hebt sich dabei aber genug von der „Splitterkrone“-Reihe ab, dass man sich denken kann, dass es sich hierbei um einen Spin-Off handelt.
Der Titel „Die Saphirkrone“ macht dabei durchaus Sinn, allerdings hätte ich es hier schöner gefunden, wenn, wie auch bei der Haupttrilogie, der Originaltitel „Capture the Crown“ übernommen worden wäre. Der passt natürlich noch viel besser zum Inhalt und hat noch dazu eine doppelte Bedeutung, die einem erst beim Lesen auffällt.
Meine Meinung:
Ich fand die „Splitterkrone“-Trilogie rund um Evie und Lucas schon toll, umso mehr habe ich mich dann darüber gefreut, dass Gemma auch ihre Geschichte bekommt! War also schon früh klar, dass ich das Buch lesen würde, und im Nachhinein bin ich natürlich auch sehr froh darüber.
Gemma hatte in der Haupttrilogie nämlich schon viel Potenzial, als sie noch ein Kind war, auch wenn man da noch nicht viel über sie weiß. Aber man bekommt mit, dass sie einen Gargoyle als besten Freund hat, eine starke Mentalmagierin ist und sich über dieser Magie mit dem Prinzen des verfeindeten Königreichs Morta, Leonidas, unterhält.
Bereits da lässt sich also schon erahnen, dass die Autorin vielleicht noch etwas mit ihr vorhat, insofern war es keine allzu große Überraschung für mich, als Gemmas Trilogie angekündigt wurde.
In „Die Saphirkrone“ lernen wir Gemma dann als Erwachsene kennen, die auf mich ehrlicherweise aber viel jünger als 29 wirkte, eher wie Anfang oder höchstens Mitte zwanzig. Sie hat ihr Trauma vom Sieben-Türme-Massaker noch lange nicht verarbeitet, hat Schwierigkeiten, ihre Magie zu kontrollieren und muss noch viel lernen. Sie hat sich selbst noch nicht gefunden und auf diesem Weg dahin begleiten wir sie.
Abgesehen davon unterscheidet sie sich von Evie allerdings nicht zu stark, wobei Evie noch ein bisschen mehr badass ist als Gemma. Das hat mich zwar beim Lesen nicht so sehr gestört, weil ich Gemma trotzdem genauso gerne mochte und man hier natürlich nicht den direkten Vergleich mit Evie hat. Angesichts dessen, dass Gemma viel von ihrer Tante Evie gelernt hat und sie bewundert, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie ihr nacheifert. Dass sich zwei Protagonistinnen aus dem gleichen Universum allerdings charakterlich so stark ähneln, ist natürlich ein bisschen schade; man verliert zwischendurch ein bisschen aus den Augen, dass man, auch wenn es sich hierbei um ein Spin-Off handelt, ja trotzdem zwei verschiedene Reihen handelt. Da hätte ich mir gewünscht, dass sich die Bücher in dieser Hinsicht etwas stärker voneinander unterscheiden.
Denn auch Leonidas hat mich zwischendurch sehr stark an Lucas erinnert, wobei das nicht daran gelegen hat, dass sie sich charakterlich unbedingt ähneln – das ist eher nicht der Fall –, sondern vielmehr, dass beide ähnlich oberflächlich ausgestaltet sind. Leo ist zwar trotzdem ein seeehr interessanter Love Interest hehe, aber mehr Persönlichkeit, als dass er ebenfalls ein mächtiger Mentalmagier, der Prinz von Morta und damit Gemmas Erzfeind und irgendwie geheimnisvoll ist, hat er leider nicht.
Trotzdem mochte ich ihn sehr gerne! Die Spannung zwischen ihm und Gemma ist praktisch mit Händen greifbar und in so manchen Situationen mit ihm bin ich fast geschmolzen.
„Mein gesamter Körper kribbelte vor Erwartung. Doch Leonidas kam nicht näher. Stattdessen hob er meine Hand und drückte mir einen sanften Kuss auf die Fingerknöchel. Die zarte, werbende Berührung war so flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, doch sie jagte Feuerzungen durch meinen Körper. Eine davon traf mein Herz wie ein Pfeil und entzündete es.“ (66 % – Pos. 3986)
Dennoch glaube ich, ihm und auch dem Buch hätte es tatsächlich sehr gutgetan, wenn wir auch ein paar Kapitel aus seiner Sicht hätten lesen können. Dann hätte man seine Motive und Handlungen besser durchschauen und vor allem nachvollziehen können – manches passt hier rückblickend nämlich nicht sooo gut zusammen –, und auch inhaltlich wäre „Die Saphirkrone“ etwas gefüllter gewesen.
Zwar wird ziemlich schnell deutlich, dass das Spin-Off eher eine Spionagegeschichte ist, während es in „Die Splitterkrone“ ganz nach der Bellonier-Tradition der Gladiatorenkämpfe viel um offene und kriegerische Auseinandersetzungen ging. Hier liegt der Fokus auf politische Ränkeschmiedereien, Intrigen und Hinterhalt. Dass es da ruhiger zugeht, ist also offensichtlich, und da ich sowieso ein großer Fan von cleverer politischer Fantasy bin, was die Autorin hier auch durchaus gut hinbekommen hat, hat mich das ruhigere Erzähltempo nicht gestört. Denn spannend ist es aufgrund der vielen Geheimnisse, dass man nicht weiß, wem man wirklich trauen kann und was hinter dem Diebstahl des Zährensteins tatsächlich steckt, sowie der guten Mischung aus zwischendurch doch mal der einen oder anderen Actionszene oder prickelnder, sexueller Spannung zwischen Leo und Gemma durchaus! Trotzdem habe ich zwischendurch etwas vermisst, das die Story hier und da etwas aufgelockert hätte – entweder ein interessanter Subplot oder eben Kapitel aus der Perspektive einer anderen Figur, bspw. Leonidas, seine Schwester Delmira oder meinetwegen auch Abschnitte über Grimleys oder Lyras Abenteuer.
Das fehlt hier leider gänzlich, was nicht nur der Grund dafür ist, dass man einen nicht so ganz zufriedenstellenden Eindruck der Geschichte bekommt, sondern auch dafür, dass die Nebenfiguren, wie eben bei Leo schon angeschnitten, nicht sehr ausgebaut ist.
Das Ende geht dann dafür, dass die Handlung zwischendurch so lange aufgebaut wird, relativ schnell vonstatten und auch hier fehlt mir etwas, sodass ich nicht wirklich begeistert aus der Geschichte herausgehe. Als Fan der „Splitterkrone“-Trilogie hätte ich mir darüber hinaus auch einige Easter Eggs zur Haupttrilogie gewünscht, die sich hier jedoch in wenigen Erwähnungen am Rande von „Tante Evie“, „Onkel Lucas“ oder „Lady Xenia, berühmte Spionin“ erschöpfen. Das hätte jetzt zwar nicht unbedingt etwas zur Handlung beigetragen, aber gefreut hätte ich mich natürlich trotzdem.
Nichtsdestotrotz schließt das Buch mit einem vielversprechenden Ausblick auf die Fortsetzung, die dann vermutlich mehr in Andvari spielen wird (und vielleicht bekommen wir da ja die Easter Eggs?). „Die Saphirkrone“ findet nämlich hauptsächlich in Morta statt, wobei ich von diesem Land nun einen ähnlich fundierten Eindruck bekommen habe, wie von seinem Prinzen. Es hat eine düstere Ästhetik, aber mehr, insbesondere über die Landschaft kann ich euch leider auch nicht sagen.
Aber ich habe Hoffnung, dass man darauf und auch auf die vielen unbeantworteten Fragen aus dem Auftakt im Folgeband Antworten erhält! Ich freue mich schon darauf, mehr von Gemma und Leonidas zu lesen.
Fazit:
Nachdem mir die „Splitterkrone“-Trilogie um Evie so gut gefallen hat, habe ich mich natürlich riesig über das Spin-Off aus Gemmas Sicht gefreut!
„Die Saphirkrone“ ist dabei als Spionagegeschichte etwas ruhiger als die Haupttrilogie, aber dafür nicht weniger spannend! Ein paar Ungereimtheiten und Fragen bleiben offen, und ein Perspektivenwechsel oÄ hätte dem Buch zwischendurch sicherlich auch gutgetan, und dass man relativ wenig über Morta erfährt, obwohl das Buch größtenteils in diesem Land spielt, ist etwas schade. Aber ich freue mich trotzdem riesig auf die Fortsetzung!
4/5 Lesehasen.