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Veröffentlicht am 09.01.2024

Religion, Thriller und Action

VERSCHWÖRUNG
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Der Fanatiker Morten DeLanier plant die Zerstörung der drei Weltreligionen und damit den Beginn eines neuen Zeitalters. Durch einen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten in der nahen Seniorenresidenz beginnt ...

Der Fanatiker Morten DeLanier plant die Zerstörung der drei Weltreligionen und damit den Beginn eines neuen Zeitalters. Durch einen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten in der nahen Seniorenresidenz beginnt Gregor Hanig nachzuforschen, doch er und seine Freundin Lena verschwinden und so beginnt seine Nichte, Dr, Helen Schumann, mit der Suche nach ihnen und dem Geheimnis, das Gregor entdeckt zu haben schien. Unterstützt wird sie dabei von Chris Lucas, nichtsahnend. dass er ein Ex-Geheimagent ist und bereits mit Morten DeLanier zu tun hatte. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, bevor es Mengen von Toten geben wird....

Der Autor Frank Eldering legt mit "Verschwörung" den dritten Teil der atemberaubenden Trilogie um den Geheimbund "Fraternitas Confluentis" vor, der allerdings hier nicht mehr so präsent im Vordergrund steht, sondern in dem der Autor eine neue Geschichte um den Kampf für und gegen die Religionen spinnt. Den Leser erwarten aus den ersten Teilen vertraute Figuren (wie Helen, Chris, Gregor und Lena) und Schauplätze, doch auch Neueinsteiger werden sich problemlos zurechtfinden.

Nach einem etwas geruhsameren Auftakt, in dem zunächst einige Grundlagen geklärt werden, steigt die Spannungskurve nach dem ersten Drittel steil an, bis es schließlich zu einem gewaltigen Showdown kommt. Verbunden mit dem angenehmen Schreibstil Elderings vermochte ich das Buch dann nicht mehr aus der Hand zu legen. Die abwechselnden Blickwinkel in der Erzählung und die Hintergrundinformationen veranlassen den Leser, nicht nur mitzufiebern, sondern auch mitzurätseln und ich verzeihe gerne, dass zugunsten eines Happy Ends die Krisen allesamt gut bewältigt werden können.

Die Figuren sind mehrdimensional angelegt, genau und bildhaft beschrieben und ich sah alle vor meinem geistigen Auge, während ich mit ihnen litt oder sie scheitern sah. Schmunzeln musste ich, dass auch in der Gegenwart wieder ein Assassine seine blutrünstige Rolle spielte. Der Schwerpunkt der Handlung liegt in Deutschland, aber es gibt viele Schauplatzwechsel zwischen dem Deutschen Eck in Koblenz und Zürich.

Sehr viele Details der Handlung erinnern nur zu deutlich an unsere reale Gegenwart; so könnten die beschriebenen Waffensysteme F16 Kampfjet, so wie Marschflugkörper des Typs Storm Shadow und Taurus, die gegenwärtig im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen, die Religionskritik sowie das Verhalten der Kirche, Fanatismus und Geheimdienste, Verkehrstote und Pflegedienste durchaus eine Triggerwarnung für sensible Leser gebrauchen.

Die kleinen Ausflüge in das Schachspiel haben mir sehr gefallen; die Kampfszenen und militärischen Bezüge haben mich zwar weniger gefesselt, waren aber sicher nötig für den Aufbau der Geschichte. Auch, wenn die Trilogie nun abgeschlossen ist, bleibt das Ende in einigen Punkten offen, so dass eine Fortsetzung denkbar wäre.

Die Mischung aus Thriller und Action hat mir überaus unterhaltsame Lesestunden bereitet und ich empfehle diese Trilogie gerne weiter; am besten gefallen hat mir jedoch der erste Band.

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Veröffentlicht am 09.01.2024

Leiser Roman über zwei starke Frauen

Aufs Meer hinaus
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Bertha Torgersen, die schon früh ihre Mutter verloren hat, verbringt mit ihrer Stieffamilie eine harte, dabei aber für die Zeit nicht unnormale Kindheit in Südnorwegen. Schon früh wird ihr klar, dass sie ...

Bertha Torgersen, die schon früh ihre Mutter verloren hat, verbringt mit ihrer Stieffamilie eine harte, dabei aber für die Zeit nicht unnormale Kindheit in Südnorwegen. Schon früh wird ihr klar, dass sie sich nicht in der Rolle der Hausfrau und Mutter sieht, und nimmt stattdessen eine Stellung als Ladenmädchen in der entfernten modernen Bergarbeiterstadt Karmoy an. Dort trifft sie schon bald Hanna Brummenaes wieder, die sich kleidet und verhält wie ein Mann. Die beiden Frauen finden nicht nur privat zueinander, sondern übernehmen den Laden, bringen neue geschäftliche Ideen ein und entwickeln sich und ihre Firma immer weiter hin zur ersten von Frauen geführten Reederei ....

Die Journalistin und Autorin Cecile Enger hat mit "Aufs Meer hinaus" einen sehr leisen Roman über zwei außergewöhnliche Frauen geschrieben. Genau beobachtet bringt sie die Zeit- und Lebensumstände der Menschen genauestens ihren Lesern näher. Ihr Schreibstil dabei ist präzise und durchaus anspruchsvoll, bleibt dabei aber doch recht distanziert.

Gerne hätte ich noch mehr über die Gefühle der beiden sehr spannenden Frauen im allgemeinen und füreinander gelesen; doch durch den genauen Blick von außen blieben diese mir fremd und ich hatte immer wieder neue Fragen im Kopf. Insbesondere zu Hanna konnte ich keinen Zugang finden.

Wenngleich mir die unaufgeregte Erzählweise durchaus zusagte, fehlte dennoch ein Spannungsbogen, und das Geschehen, das mich durchaus nicht kalt ließ, plätscherte eher dahin, als dass es mich fesselte. Die Liebe der beiden Hauptfiguren zueinander in einer Zeit, in der Homosexualität geächtet war, halten die Frauen vor der Außenwelt verborgen - aber leider auch vor ihren Leser*Innen; sie ist mehr zu erahnen, als dass diese Thematik vertieft werden würde.

Anhand des Klappentextes hatte ich eigentlich auch andere Erwartungen an das Buch: Dass Bertha und Hanna die ersten Reederinnen Europas werden, wird eher am Rande erzählt. Dieses Detail verschwindet nahezu in der ausführlichen Beschreibung fast ihrer ganzen Leben.

Anhand der Quellenangaben am Ende des Buches wird noch einmal deutlich, dass die Geschichte der zwei Frauen auf historischen Grundlagen beruht, die genau von der Autorin recherchiert wurden; ich vermisse aber ein Nachwort von Cecile Enger mit einer Abgrenzung zu fiktiven Elementen.

Da ich Bücher über starke Frauen der Geschichte sehr schätze, hat mir diese ruhige Erzählung durchaus gefallen; ich hätte mir jedoch noch etwas intensivere Beschäftigung mit den Hintergründen gewünscht.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Nervenzerreißend mit Mängeln

Ausgelöscht
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Zwei entführte Frauen tauchen nach drei Wochen wieder auf - und obwohl ein Fall in Wien, der andere in Berlin angesiedelt ist. haben beide völlig gleiche Erinnerungen. Die Erinnerungsforscherin Lea Goldberg ...

Zwei entführte Frauen tauchen nach drei Wochen wieder auf - und obwohl ein Fall in Wien, der andere in Berlin angesiedelt ist. haben beide völlig gleiche Erinnerungen. Die Erinnerungsforscherin Lea Goldberg wird von der Polizei zu den Ermittlungen hinzugezogen; zum einen wegen ihres Forschungsgebietes, zum anderen wird sie immer mehr persönlich hineingezogen....

Die österreichische Autorin und Regisseurin Theresa Prammer legt mit "Ausgelöscht" einen atemberaubenden Thriller vor, der durch seinen angenehmen Schreibstil verbunden mit einem mitreißenden Tempo besticht. Das Setting liegt nicht nur in der Heimat der Auorin, Wien, sondern auch in Berlin und Südfrankreich.

In ihrem Thriller thematisiert Prammer die aktuelle Erinnerungsforschung und die Beeinflussbarkeit und Unzuverlässigkeit der menschlichen Erinnerungen und gibt spannende Einblicke. Ich finde diese Fragestellungen äußerst interessant, habe mich damit bereits intensiv auseinandergesetzt und habe mich darum sehr gefreut, in einem fiktiven Roman darüber zu lesen.

Die Figuren sind mehrdimensional angelegt und gerade die Hauptfigur Lea Goldberg war mir sympathisch, während ihr direkter Gegenspieler, ein Staatsanwalt in Berlin abstoßend agierte.

Der auktoriale Erzählstil wechselt zwischen dem "Jetzt" und einem "Damals", in dem die Geschichte und Motivation der Kriminellen aufgearbeitet wird; das "Damals" wird im Laufe der Handlung immer dominanter, bevor sich alles immer mehr zu einer komplexen Geschichte verbindet. Insgesamt führt die Autorin ihre Leser*Innen immer wieder auf falsche Spuren und erdenkt spannende Wendungen - und es bleibt bis zum Ende absolut mitreißend. Auf den Showdown folgt allerdings noch ein Cliffhanger, der auf eine Fortsetzung hindeutet (eine Tatsache, die ich nicht an Büchern mag).

Mein Kritikpunkt an der Handlung ist jedoch, dass diese mir ab der Mitte des Buches zu konstruiert wirkte und ich einige Aktionen der Hauptfiguren nicht nachvollziehen konnte. Dies trübte den Genuss des ansonsten großartigen Thrillers leider doch.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Der Traum von Tanz und Freiheit

Lindy Girls
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Die Choreografin Wally, begeistert vom Swing aus den USA, gründet eine Tanzgruppe, mit der sie - entgegen den marionettenhaften Revuegirls - neue Wege gehen will. Ihre Tänzerinnen findet sie mit Berliner ...

Die Choreografin Wally, begeistert vom Swing aus den USA, gründet eine Tanzgruppe, mit der sie - entgegen den marionettenhaften Revuegirls - neue Wege gehen will. Ihre Tänzerinnen findet sie mit Berliner Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten. Doch die "Lindy Girls" drohen zu scheitern, weil die Männer die Frauen nicht ernst nehmen.

Die Berliner Roman-Autorin Anne Stern hat wieder einmal hervorragend recherchiert und präsentiert ihren Leser*Innen einen Roman, der die goldenen 20er Jahre aufleben lässt. Durch die geschickt gewählten Figuren aus allen Gesellschaftsschichten zeichnet Anne Stern ein lebendiges und einprägsames Bild der Zeit, die geprägt war durch die Nachwirkungen des Erstes Weltkrieges , harter Arbeit und viel Elend, dem Aufkommen der Nazis, und viel Brutalität, aber auch den kleinen und großen Fluchten in Alkohol und Tanz und wilden Feiern. Ein besonderes Augenmerk legt die Autorin auch hier wieder auf die Frauenschicksale. die von den Männern dominiert wurden und denen es nahezu unmöglich war, ihren eigenen selbstbestimmten Weg zu gehen und unabhängig zu bleiben; und so ist der Ruf nach Freiheit ein zentrales Thema.

Dass auch das Thema "Liebe" eine Rolle spielt, macht diesen Roman keinesfalls kitschig, sondern verdeutlich dagegen das soziale Umfeld und die Machtverhältnisse.

Die Figuren - in den Hauptrollen fast ausschließlich weiblich und starke Frauen - sind großartig charakterisiert; mehrdimensional und viel Liebe und Intensität von der Autorin angelegt. Die ständigen Perspektivwechsel ergaben ein stimmiges Gesamtbild, dessen Vielfalt durch den Tanz geeint wurde.

Besonders hervorzuheben ist der ausdrucksstarke Schreibstil von Anne Stern. Flüssig, leicht und dabei intensiv, mit wunderschöner Sprache ist es dieser Roman wieder ein Lesegenuss, der mitten hinein in diese spannende Zeit in Berlin führt - und genauso temporeich wie die wilden 1920er scheint.

Dass Stern sich in Berlin gut auskennt, wird ebenfalls deutlich; wir begleiten ihre Figuren zu zahlreichen bekannten Orten und lernen das historische Berlin kennen.

Eine Playlist darf bei diesem temporeichen Roman über den modernen Swing und den Lindy Hop natürlich nicht fehlen.

Mir sind Wally, Alice, Thea und Gila schnell ans Herz gewachsen und ich durfte mit ihnen träumen und leiden, leben und lieben.
Mehr davon!

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Veröffentlicht am 17.12.2023

(Nicht nur) die Geschichte des Heroins

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen (Hafenärztin 4)
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Hamburg 1911. Nach dem Niederbrennen ihrer Praxis ist die Ärztin Anne van der Zwaan unterwegs zu ihren zahlreichen Patientinnen. Immer mehr spielt der Heroinmissbrauch eine Rolle, an dessen Folgen Frauen ...

Hamburg 1911. Nach dem Niederbrennen ihrer Praxis ist die Ärztin Anne van der Zwaan unterwegs zu ihren zahlreichen Patientinnen. Immer mehr spielt der Heroinmissbrauch eine Rolle, an dessen Folgen Frauen sterben. Doch woher stammt das Heroin - aus der Asservatenkammer der Polizei, den Geschäften der Triaden oder aus den kriminellen Geschäften ihres Vaters, gegen den Anne auch noch vor Gericht aussagen soll. Der ermittelnde Kommissar Berthold Rheydt hat allerdings private Probleme, denn offenbar lebt seine erste Ehefrau - die Selbstmord begangen haben sollte - doch noch, was die Heirat mit Helene Curtius platzen lässt.....

Mit "Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen" legt die Bestsellerautorin und frühere Drehbuchautorin Henrike Engel bereits den vierten Band ihrer großen Reihe um die Hamburger Hafenärztin Anne van der Zwaan vor. Obwohl ich die ersten drei Bände nicht kannte, hatte ich keinerlei Verständnisprobleme; da sich die durchaus komplexen Beziehungen jedoch stetig entwickeln, ist es sicher ein großer Genuss, die Serie am Stück zu lesen.

Der Schreibstil von Henrike Engel ist flüssig, bildgewaltig und höchst unterhaltsam; mühelos flog ich durch die 456 Seiten.

Dass Hamburg die heimliche Liebe der Autorin ist, wird sehr deutlich in den anschaulichen Beschreibungen der Handlungsschauplätze in der Hafenstadt Hamburg, die für so viele Deutsche zu den Lieblingsstädten zählt.

Neben einer packenden Handlung ist ein ganz wichtiges Thema für Engel - dem ich mich unbedingt anschließe - die Frauenrechte. In nahezu allen Sequenzen des Romans spielen diese Frauenrechte - oder eben das Fehler derselben - eine große Rolle. So ist Anne als weibliche Ärztin noch immer nicht anerkannt bei vielen, Helenes Studium hängt am seidenen Faden wenn sie heiratet, ihre Freundin Paulina wird für die Karriere ihres Vaters verheiratet und schließlich vom Ehemann verprügelt, Frauenwahlrecht, Frauenarbeit und Selbstbestimmung sind wiederholt wichtige Themen. So findet sich ein umfangreiches Sittengemälde zur Kaiserzeit. Gerade auch von den Anfängen der Psychoanalyse und Sigmund Freud hätte ich noch viel mehr lesen können, doch das hätte den Rahmen dieses Bandes gesprengt.

Weiterhin kommt in diesem vierten Band, neben allgemeinen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen, ein spannendes Kernthema hinzu: Süchte und Abhängige. Auch hier hat die Autorin gut recherchiert und webt spannende Informationen und die wahre Geschichte harmonisch in ihren Roman ein. Denn während Heroin Kindern noch als Hustenstiller verabreicht wird und als Therapie zur Alkoholentwöhnung eingesetzt wurde, erkennt die Hafenärztin in dem Rauschgift die Todesursache bei ihren Patientinnen und verfolgt die Aufklärung über die hohen Risiken. Viele der im Buch geschilderten Ansichten aus der Kaiserzeit ließen mich wieder einmal nur den Kopf schütteln.

Die Handlung lebt von einer ganzen Reihe von hervorragend beschriebenen Figuren, die in ihrer Unterschiedlichkeit dennoch miteinander verwoben sind; trotz der Komplexität fiel es mir leicht, der Erzählung zu folgen und die Beziehungen nachzuvollziehen. Die mehrdimensionalen Figuren wirkten authentisch und gaben einen guten geschichtlichen Einblick und gerade Anne, Helene und Paulina waren mir sehr sympathisch.

Spannende Unterhaltung mit viel Geschichtswissen - diese Reihe kann ich definitiv empfehlen!


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