Profilbild von Tintenwelten

Tintenwelten

Lesejury Star
offline

Tintenwelten ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tintenwelten über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2017

Menschenwelt trifft auf kleines Volk, Phantastik mit einigen Schwächen

Der Prinz der Elfen
0

Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold , einer Stadt, die an das Elfenreich grenzt. Seit langer Zeit befindet sich dort ein gläserner Sarg, in dem ein schlafender Elfenprinz liegt. Egal, was man ...

Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold , einer Stadt, die an das Elfenreich grenzt. Seit langer Zeit befindet sich dort ein gläserner Sarg, in dem ein schlafender Elfenprinz liegt. Egal, was man tut, man kann ihn nicht erwecken. Daher ist er zu einer Sehenswürdigkeit geworden und wird sowohl von den Touristen als auch von den Menschen der Stadt misstrauisch beäugt. Die Geschwister sind beide fasziniert von dem schönen jungen Mann hinter dem Glas und vertrauen ihm ihre tiefsten Geheimnisse an. Doch eines Morgens wird der Sarg leer vor gefunden. Die beiden begeben sich auf die Suche nach dem Prinzen und werden dabei in einen Machtkampf der magischen Wesen gezogen. Sie müssen sich für eine Seite entscheiden, doch welche ist die richtige?

Besonders mit der Protagonistin Hazel bin ich nicht richtig warm geworden. Sie sucht Ablenkung und Zerstreuung in den Armen vieler Jungs und hinterlässt dabei eine Spur von gebrochenen Herzen. Dies ist nicht ihre einzige egoistische Handlung, die der Leser in diesem Buch beobachten kann. So hat sie auch bereits in ihrer Kindheit vermeintlich uneigennützig eine große Dummheit begangen, die sie heute wieder einholt und ihr Leben auf den Kopf stellt. Allerdings stellt sich heraus, dass sie es letztendlich doch nur für sich selber getan hat. Generell handelt sie eher unüberlegt, ohne manchmal selber zu wissen, was sie da eigentlich grade tut.

Ben hingegen ist homosexuell und hat sich schon immer zu dem Prinzen hingezogen gefühlt und hofft ihm nun näher zu kommen. Zudem besitzt er eine Gabe: Er ist sehr musikalisch und ist durch seine Musik in der Lage Elfen in seinen Bann zu ziehen. Dies hat ihm vor allem in der Kindheit geholfen, als er und Hazel sich auf die Jagd nach Elfen gemacht haben. Denn Elfen sind nicht die schillernden Wesen aus den Kinderbüchern. Nein, sie können hinterhältig und gemein sein und sind stets auf ihren eigenen Vorteil aus. Dabei schrecken sie auch nicht vor Gräueltaten zurück. Deshalb ist ein Handel mit ihnen auch so gefährlich. Dies haben die Kinder damals erkannt und wollten den Elfen eine Lektion erteilen. Für mich klingt das doch eher unrealistisch. Welches Kind rennt denn durch den Wald und schlachtet ohne jede Konsequenz andere Lebewesen ab? Wären die Elfen so schrecklich wie beschrieben, hätte das doch sicher Folgen?

Der Prinz, der ja eigentlich eine zentrale Rolle im Buch spielt, bleibt doch eher blass. Ich konnte mich nicht wirklich in ihn und seine Beweggründe und Emotionen hinein fühlen. Es ranken sich einige Geheimnisse um seine Person. Wo kommt er her? Wieso wurde er im Sarg eingesperrt? Wer trachtet nach seinem Leben und warum? Er selber tritt bei der Aufklärung dieser Fragen eher weniger in Aktion, was ich schade fand.

Das Buch lässt sich sehr gut und schnell lesen. Es hat einen flüssigen Schreibstil. Die Zeitsprünge und Einschübe von Hazels Träumen haben die Spannung aufrecht erhalten. Obwohl einiges anfangs verwirrend war, haben sich doch die meisten Fragen zum Ende hin geklärt. Die phantastischen Elemente waren spannend und gut umgesetzt. Ich mochte die Vorstellung einer magischen Welt, welche direkt an die menschliche grenzt. Die Liebesgeschichte empfand ich als durchaus süß und glaubhaft sowie authentisch dargestellt.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Für Katzenliebhaber, Krimi-Fans und Verfallene von Paris eine absolute Leseempfehlung

Die Katzen von Montmartre
0

Ein Kriminalroman geschrieben aus der Sicht einer Vielzahl von verschiedenen Katzen: Bonnard, der auf dem Friedhof lebt und den Menschen Trost spendet. Suzanne sorgt sich sehr um die melancholische Patissiere, ...

Ein Kriminalroman geschrieben aus der Sicht einer Vielzahl von verschiedenen Katzen: Bonnard, der auf dem Friedhof lebt und den Menschen Trost spendet. Suzanne sorgt sich sehr um die melancholische Patissiere, die für sie die Dosen öffnet. Grisette, die allen Katern den Kopf verdreht. Degas, der mysteriöse und kluge Einzelgänger. Matisse, der großes Interesse an einem Straßenjungen zeigt.

Eines Tages verschwindet Grisette ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Was ist mit ihr geschehen, befindet sie sich etwa in Gefahr? Doch nicht nur in der Katzenwelt gibt es Anlass zur Sorge. Auf dem Friedhof wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Hier gilt es einen Mord aufzuklären.

Neben den tierischen Charakteren, spielen natürlich auch deren Menschen eine große Rolle. Es zeigt sich jedoch schnell wie viel ausgeprägter die Sinne einer Katze sind. Allein durch ihren Geruchssinn fällt ihr bedeutend mehr auf als den Ermittlern im Mordfall. Humorvoll beschrieben wurde auch die Sicht der Katzen auf den Menschen, die oft ein wenig hochnäsig, aber dennoch liebenswürdig ist. Katzen wissen einfach, wie sie die Menschen um die Pfote wickeln müssen, um ihren Willen zu bekommen. Als Katzen-Mama konnte ich einige Parallelen zu meinen Fellnasen erkennen.

Jede Katze hat ihren eigenen detailliert ausgearbeiteten Charakter mit besonderen Eigenarten und Denkweisen. Man bemerkt teilweise sogar am Schreibstil, dass die Perspektive gewechselt hat. Dies hat einen lockeren, leichten und abwechslungsreichen Lesefluss garantiert.

Im Buch werden allerdings nicht nur die aktuellen Ereignisse thematisiert, auch in der Vergangenheit sind schlimme Dinge passiert, welche die Protagonisten jetzt wieder einholen. Es verweben sich viele Schicksalsfäden zu einem großen Kunstwerk, von denen jeder einzelne einiges an Spannung und teilweise auch Schrecken birgt.

Dadurch, dass die Handlung im Pariser Künstlerviertels spielt, ist es natürlich eine wahre Liebeserklärung an eben jene Stadt. Alles ist sehr authentisch und atmosphärisch dargestellt und versprüht den typischen Pariser Charme.

Für Katzenliebhaber, Krimi-Fans und Verfallene von Paris eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Leider für mich too much

Green net
0

Nach einem einschneidenden Ereignis in der Kindheit, spricht Mario mit Pflanzen. Er ist ein Außenseiter, der sich von Kindern in seinem Alter distanziert. Deshalb bringt seine Mutter ihn zu einem Psychologen. ...

Nach einem einschneidenden Ereignis in der Kindheit, spricht Mario mit Pflanzen. Er ist ein Außenseiter, der sich von Kindern in seinem Alter distanziert. Deshalb bringt seine Mutter ihn zu einem Psychologen. Doch zu der Sitzung kommt es nicht, da sie von einem mysteriösen Mann angegriffen werden. Die Erwachsenen fallen ins Koma.

Rado, die Tochter des Psychologen, setzt sich für die Umwelt ein und ist auch gegen Tierversuche. Sie ist sehr klug und wissbegierig und ist nicht auf den Mund gefallen. Zusammen mit Mario versucht sie das Geheimnis der scheinbar unerklärlichen Krankheit der Eltern zu lösen.

Derweil plant die Pflanzenwelt Rache an der Menschheit. Alles, was die Menschen den Pflanzen in der Vergangenheit angetan haben (abholzen, schreddern, verbrennen, sie als Nahrungsmittel zu nutzen etc) sollen sie jetzt am eigenen Leib zu spüren bekommen. Alle Pflanzen sind über das sogenannte “Green Net” miteinander verbunden, welches man sich tatsächlich wie unser Internet vorstellen kann.

Das Buch lässt sich schwer in ein Genre einordnen, ein Oberbegriff wäre allerdings das Jugendbuch. Hier werden Zeitreisen, Science-Fiction und Fantasy gemischt.

Es gibt eine Vielzahl recht liebenswerter, vor allem aber skurriler Charaktere. Leider kommen diese eher oberflächlich daher. Besonders Mario und Rado empfand ich emotional eher nicht authentisch.
Das Buch war zwar durch den Schreibstil schnell zu lesen, allerdings war dieser auch eher holprig und leider nicht so flüssig. Es gab sehr viele Kapitel und dadurch eine Menge Perspektiven- und Ortswechsel, die zusätzlich Unruhe ins Buch bringen.

Das Buch behandelt aktuelle Themen wie Terrorismus, Umweltverschmutzung sowie die Ausbeutung der Natur. Es zeigt dem Leser das Szenario “Was wäre, wenn...” und hält vor Augen, wie sehr der Mensch von der Natur abhängig ist.

Mich hat die Idee und Intention hinter dem Buch sehr interessiert und fasziniert. Da es aber so viele Themen und Genres beinhaltet, war es für mich ein bisschen zu verrückt und einfach “too much”. An Ideen mangelt es dem Autoren auf jeden Fall nicht.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Für Katzenliebhaber eine absolute Empfehlung!

Sorgenkätzchen
0

Die Autorin ist Tierärztin und auf Verhaltenstherapie spezialisiert. Mit ihrer mobilen Praxis besucht sie ihre tierischen Klienten und deren Dosenöffner zuhause, erhebt Anamnesen und begibt sich auf Spurensuche ...

Die Autorin ist Tierärztin und auf Verhaltenstherapie spezialisiert. Mit ihrer mobilen Praxis besucht sie ihre tierischen Klienten und deren Dosenöffner zuhause, erhebt Anamnesen und begibt sich auf Spurensuche nach den Gründen für die Verhaltensauffälligkeiten bei den Samtpfoten.

In diesem Buch finden wir 18 Kurzgeschichten, welche ihre Arbeit beschreiben. Dabei merkt man deutlich, wie sehr ihr die Vierbeiner am Herzen liegen. Liebevoll und kurzweilig bringt sie uns ausgewählte “Problemfällen” näher. Hierbei ist es besonders faszinierend, wie sehr Katzen einen beobachten und sich an ihre Menschen anpassen. Es zeigt sich, wie intelligent sie sind, da sie mit kleinen oder auch großen Gesten versuchen auf Missstände hinzuweisen. Besonders sind hier jedoch nicht nur die Fellnasen, auch die dazugehörigen Menschen geben oft Rätsel auf.

Einige Storys waren eher traurig und bewegend, andere lassen den Leser schmunzeln oder ihm auch mal die Haare zu Berge stehen. Doch jedes der Schicksale geht direkt ins Herz. Für Katzenliebhaber eine absolute Empfehlung!

Veröffentlicht am 15.04.2017

Gute Idee, die aber zu viele Fragen offen lässt

Smoke
0

England im 19. Jahrhundert. Es gibt das Phänomen, dass sich jeder böse Gedanke, jede Lüge, jede Sünde in Rauch manifestiert, der von der betreffenden Person abgesondert wird. Besonders in der oberen Gesellschaftsschicht ...

England im 19. Jahrhundert. Es gibt das Phänomen, dass sich jeder böse Gedanke, jede Lüge, jede Sünde in Rauch manifestiert, der von der betreffenden Person abgesondert wird. Besonders in der oberen Gesellschaftsschicht ist das sogenannte "rauchen" verpönt. Deshalb werden Jugendliche auf spezielle Schulen geschickt, in denen ihnen ein gesellschaftsfähiges Denken und Handeln und somit die Kontrolle über den Rauch gelehrt wird. Thomas und Charlie sind Schüler eines solchen Internats. Sie werden streng überwacht, jedes rauchen zieht eine Strafe nach sich. Als sie die Ferien zusammen bei Verwandten verbringen, erfahren sie einige Dinge über den Rauch und die Gesellschaft, die sie ihr bisheriges Weltbild hinterfragen lässt.

Doch die beiden sind nicht die einzigen Charaktere, die man im Buch kennen lernt. Es gibt eine Vielzahl an Personen, über die ein allwissender Erzähler berichtet. Dies erlaubt einen spannenden Rundumblick. Es gibt in diesem Buch auch eine weibliche Protagonistin. Ebenso wie natürlich auch eine Liebesgeschichte vorhanden ist. Zwei junge Männer, ein Mädchen - wie könnte es da keine Dreiecksbeziehung geben? Leider war diese für mich nicht wirklich authentisch. Auch das Ende in Bezug auf diesen Teil der Geschichte fand ich nicht zufriedenstellend.

Generell wirft das Ende mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das Phänomen wird in keinster Weise aufgeklärt. Auch nach über 600 Seiten, erfährt man weder was der Rauch ist, was es damit auf sich hat, woher er kommt, seit wann es ihn gibt. Am Ende treffen die Protagonisten eine große und folgenschwere Entscheidung, die ich erstens überhaupt nicht nach vollziehen kann und zweitens fehlen mir dort einfach die Auswirkungen, die diese Aktion schlussendlich hatte. Deshalb hoffe ich sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Die Idee und das Szenario waren sehr interessant. Es war erschreckend, was der Rauch mit den Menschen macht. Wo es auf dem Land noch recht einfach ist, den Rauch zu unterdrücken, kann man sich in Großstädten wie London überhaupt nicht vor dessen Einfluss schützen. Die Stadt verschwindet förmlich im Rauch. Das Böse und die Zwietracht nehmen hier Gestalt an. Man merkt, wie der Rauch einen verändert. Er sät dunkle Gedanken, macht nervös und aggressiv und reduziert die Hemmschwelle.

Der Autor schreibt sehr ausschweifend und detailreich, was leider auch zu einigen Längen führt. Dies kommt auch daher, dass es derart viele Charaktere gibt, die aber nicht alle unbedingt für den Verlauf der Handlung wichtig wären.

Das Buch birgt zwar einige Fantasy-Elemente, es ist aber auch eine Art Metapher, die existenzielle Fragen nach Macht und Moral, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse thematisiert.