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Veröffentlicht am 22.07.2018

Kampf hessischer Don Quichotes gegen Windmühlen, ähm, Windräder!

Wer Wind sät (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 5)
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"Wer Wind sät": eine weitere Perle in der Taunus-Reihe der unnachahmlichen Nele Neuhaus. Die Serie um die Kommissarin Pia Kirchhoff und ihren Chef Oliver von Bodenstein hat mit herkömmlichen deutschen ...

"Wer Wind sät": eine weitere Perle in der Taunus-Reihe der unnachahmlichen Nele Neuhaus. Die Serie um die Kommissarin Pia Kirchhoff und ihren Chef Oliver von Bodenstein hat mit herkömmlichen deutschen Regionalkrimis à la Manfred Bomm und Regine Kölpin nichts zu tun und kann mit den skandinavischen Krimiserien von Autorinnen wie Helene Tursten und Anne Holt sowie mit angelsächischen Vorbildern wie Marcia Muller locker konkurrieren - der neue Band reiht sich vielversprechend in diese Serie ein, auch wenn er nicht ganz mit den Glanzlichtern der Serie "Tiefe Wunden" und "Schneewittchen muss sterben" mithalten kann.

Gleich mehrere Erzählstränge verwirren den geneigten Leser zunächst - es gibt einen toten Nachtwächter in einer Firma, einen schießwütigen Waldfreund und eine Gruppe von tierlieben Umweltaktivisten, die gegen einen im Taunus geplanten Windpark kämpft - fügen sich dann jedoch schlüssig und auf absolut unerwartete Weise ineinander. Rund um die eigentliche Krimihandlung rankt sich natürlich wie gewohnt das Wohl und Wehe der Ermittlertruppe um Bodenstein, die an sich schon für genug Spannung und Vielschichtigkeit sorgt. Nele Neuhaus schreibt packend und fesselnd und verliert sich nur gelegentlich zu sehr in der Rahmenhandlung. Diese kleinen Beeinträchtigungen nimmt der Leser des mitreißenden Taunus-Krimis jedoch gerne in Kauf. Weniges ist, wie es scheint - es tun sich wahre Abgründe auf und die seltsamsten Verbindungen wer

Diese Serie ist ein absolutes Muss für alle Freunde und vor allem Freundinnen hochkarätigerdeutscher Krimis mit Spannungsgarantie wie der Reihe um den auch in räumlicher Nähe - nämlich in Frankfurt - angesiedelten Hauptkommissar Marthaler von Jan Seghers. Man kann ihn "Wer Wind sät" sicher isoliert von den anderen Krimis dieser Reihe lesen, doch wird es nur wenige geben, die sich nach dem Genuss dieser Lektüre nicht auch die vorherigen Bände gönnen möchten.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Stilvoll geht die (heile) Welt zugrunde...

Tod im Schärengarten
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...aber nicht ohne einen ordentlichen Drink!

Thomas und seine Kollegin Margit - dem geneigten Leser der eher leichteren schwedischen Krimiliteratur bereits aus "Tödlicher Mittsommer bekannt - ermitteln ...

...aber nicht ohne einen ordentlichen Drink!

Thomas und seine Kollegin Margit - dem geneigten Leser der eher leichteren schwedischen Krimiliteratur bereits aus "Tödlicher Mittsommer bekannt - ermitteln diesmal unter der Haute Volee von Sandhamn. In diesem schwedischen Urlaubsparadies ein Kriminalfall den nächsten: nach den Mittsommermorden trifft es nun ein gestandenes Mitglied der Königlich Schwedischen Seglergesellschaft, ihren ersten Vizevorsitzenden, den Rechtsanwalt Oscar Juliander, einen nicht allzu sympathischen Zeitgenossen, der die bevorstehende Hochseeregatta gewinnen will - komme, was wolle. Doch parallel zu deren Startschuss wird seinem Leben ein Ende gesetzt.

Juliander war ein Unsympath und ist von vielen anderen Unsympathen umgeben - die Reichen von Sandhamn und auch andere Akteure in diesem Umfeld haben es faustdick hinter den Ohren! Jeder verfolgt eigene Interessen, was in der Regel nicht ohne ordentlichen Alkoholkonsum vonstatten geht. Wer es jedoch so weit getrieben hat, dass es zu den Mordfällen kam - der an Juliander bleibt nicht der einzige - das bleibt ein Geheimnis. Zumindest für den größten Teil des Krimis - im letzten Drittel zeichnet sich die Lösung doch ein wenig zu offensichtlich ab.

Doch nicht nur die Krimihandlung vermag zu fesseln: Auch von Nora, die der Leser bereits in Viveca Stens Erstling "Tödlicher Mittsommer" kennen- und liebengelernt hat, gibt es Neues. Der Kommissar und die Juristin sind Kindheitsfreunde, die einen großen Teil ihres Lebens auf der beschaulichen Schäreninsel Sandhamn vor Stockholm verbracht haben und immer noch verbringen. Wieder gibt es Einblicke in Noras Privatleben, an das man sich aus dem ersten Band als einen mit zahlreichen Komplikationen behafteten Fall erinnern mag, was vor allem an ihrer schwierigen Ehe mit Henrik liegt. Wie geht es hier weiter? Aufgrund der Wiederaufnahme dieses Themenstrangs kann eine vorangehende Lektüre von "Tödlicher Mittsommer" nicht schaden, wenngleich sie für den eigentlichen Kriminalfall nicht von Bedeutung ist.

Zu all diesen Ränken und Windungen zwischenmenschlichen Miteinanders kommen Beschreibungen einer wunderschönen nordischen Landschaft - einfach toll!

Kleine Abstriche gibt es durch die etwas durchsichtige Entwicklung des Kriminalfalls sowie dem etwas unlogischen Fallenlassen einiger Erzählstränge - doch Fans von eher gemütlicher skandinavischer Krimiliteratur können erwartungsvoll einem erneuten Lesevergnügen entgegenblicken! Eine ideale Lektüre zum Entspannen - sowohl an einem ruhigen Wochenende als auch im Urlaub.

Veröffentlicht am 22.07.2018

Originelles Ermittlerpaar

Der Ruf des Kuckucks
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Wie auch der erste "Danach"-Roman von Joanne K. Rowling hat mich dieser Krimi wieder voll begeistert: die Frau hat es einfach drauf, unabhängig vom Genre.
Mich faszinieren atmosphärische Schilderungen ...

Wie auch der erste "Danach"-Roman von Joanne K. Rowling hat mich dieser Krimi wieder voll begeistert: die Frau hat es einfach drauf, unabhängig vom Genre.
Mich faszinieren atmosphärische Schilderungen und Personenbeschreibungen, die die jeweiligen Orte und Figuren gleichsam mit wenigen Pinselstrichen umreißen.

Genau wie man in den Harry-Potter-Büchern wie auch im "Ganz normalen Todesfall" rasch ein Bild vom Setting und den Charakteren hatten, gelingt es auch im "Kuckuck", sich den Afghanistan-Veteranen und Privatermittler Cormoran Strike, den unehelichen Sohn eines berühmten Rocksängers sowie Robin, seine Assistentin für kurze Zeit vorzustellen, wie auch Lula, das Opfer, ihre Angehörigen und Freunde.

Ein tolles Buch, das ich mit viel Freude gelesen habe! Ich hoffe sehr, dass Frau Rowling - warum nur hat man ihr Pseudonym auffliegen lassen, auch so wäre der Krimi der absolute Hit geworden - wieder eine Serie daraus macht. Ich würde mit Sicherheit am Ball bleiben und diesem sowohl sehr englischen als auch überaus originellen Team von Fall zu Fall entgegenfiebern!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Ein Sprung zurück ins Glück

Zurück auf Gestern
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soll die Freundinnen Claire und Lulu retten, beziehungsweise verhängnisvolle Verhaltensweise, die sich in den letzten Stunden ereignet haben - ob eigene oder die anderer - korrigieren. Wie das ...

soll die Freundinnen Claire und Lulu retten, beziehungsweise verhängnisvolle Verhaltensweise, die sich in den letzten Stunden ereignet haben - ob eigene oder die anderer - korrigieren. Wie das geht? Mithilfe eines ganz besonderen Gegenstandes, den Claire von ihrer Oma geerbt hat.

Keine neue Idee, aber eine, die selten so pragmatisch umgesetzt wurde wie in diesem Roman - dank ihr können sich Claire und Lulu gleich mehrmals aus brenzligen Situationen herauskatapultieren. Aber leider auch hinein, wie es sich mit der Zeit zeigt, denn nicht immer folgen alle dem Plan, den sich die beiden zurechtgelegt haben.

Na gut, zugegebenermaßen gibt es auch nicht immer einen - und das erweist sich dann als ganz besonders verhängnisvoll! Wobei - die beiden kratzen so oft am Abgrund, wie es eigentlich Teenagern nicht zuzumuten ist. Sie sind aber auch in eine ganz besonders zickige Umgebung bzw. Klasse hineingeraten und ehrlich gesagt, sind auch sie selbst nicht gerade frei von Zickereien. Auch, wenn sie es niemals zugeben würden!

Und da man mit Claire und Lulu viel erleben kann - sogar in einen echten Kriminalfall geraten die beiden - verzeiht man ihnen dieses "Getue" wirklich gerne. Nur eines kann ich nicht verstehen: nämlich den Romantitel. Zurück nach gestern kehren die beiden nämlich höchst selten - die Wirksamkeit für diese Möglichkeit beläuft sich nämlich auf 12 Stunden. Und meist erfolgt die Korrektur in einem sehr viel früheren Zeitraum.

Insgesamt eine launige und unterhaltsame Teenagergeschichte - lesenswert auch für die, deren Jugendjahre schon mehrere Jahrzehnte zurückliegen!

Veröffentlicht am 21.07.2018

Eine Frau nach Maß

Das Rosie-Projekt
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sucht Don Tillman und der etwas eigenartige Typ mit klar autistischen Zügen hat ganz genaue Vorstellungen. Und als Wissenschaftler weiß er auch, wie er vorzugehen hat, nämlich mit Vorlage eines Fragebogens, ...

sucht Don Tillman und der etwas eigenartige Typ mit klar autistischen Zügen hat ganz genaue Vorstellungen. Und als Wissenschaftler weiß er auch, wie er vorzugehen hat, nämlich mit Vorlage eines Fragebogens, den die pontentielle Auserkorene auszufüllen hat. Dann trifft er auf Rosie, die keine seiner Kriterien erfüllt - aber trotzdem empfindet er nur bei ihr das gewisse Etwas...

Der originellste Unterhaltungsroman, den ich seit langem gelesen habe! Der Autor Graeme Simsion versteht es derart wortgewandt, warmherzig und humorvoll aus der Sicht seines Helden, des autistischen Wissenschaftlers Don Tillman zu erzählen, das man nicht genug davon bekommen kann. So viele originelle Ideen und liebenswerte Charaktere hat man selten in einem einzigen Buch versammelt. Auch ein Don Tillman hat nämlich Freunde - und was für welche! Da gibt es den Weiberhelden Gene, seinen Kollegen und Rosies Doktorvater, das New Yorker Pärchen Dean und Sonia ... und einen neuen Freund: Dons Vermieter George, seines Zeichens Schlagzeuger bei den "Dead Kings" und das seit über 40 Jahren - er bringt auf seine very britishe Art frischen Wind in die Handlung.

Wer was ganz Neues lesen, wer lachen, weinen, fassungslos den Kopf schütteln und das Buch erst aus der Hand legen will, wenn wirklich die allerletzte Zeile gelesen wurde - der sollte dieses wunderbare Buch lesen. Ein Gute-Laune-Buch der besonderen Art zum Verschenken, aber vor allem zum Selberlesen!